Stufe 3; Optimist

Seufzend ließ ich meinen Oberkörper zurück in das weiche, kühle, dunkelgrüne Gras sinken und beobachtete den klaren Sternenhimmel. Meine Arme verschränkte ich locker hinter meinem Kopf und mein linkes Bein winkelte ich leicht an. Die Grillen zirpten ihr nächtliches Konzert und irgendwo war eine Nachteule mit ihrem Essen beschäftigt. Irgendwann wanderten meine Gedanken zu dem Gespräch zwischen meinem ehemaligen besten Freund und mir. Es war Jahre her.

"Hey", hatte er gesagt.

"Hey. Wie geht es dir?", hatte ich gefragt. Ich hatte als Erster mitbekommen, was passiert war.

"Besser. Ehrlich." Er hatte es ernst gemeint. Seine Stimme war fest und doch voller Lust und Laune.

"Wie kannst du nur so glücklich sein? Ihr Tod ist noch nicht mal ne Woche her und-", er schnitt mir das Wort ab.

"Das Leben muss weitergehen. Ich versuche das Positive zu sehen. Natürlich vermisse ich sie. Ich war bei ihr und sie hat mir ihre letzten Worte geschenkt. Selbst in dieser Situation war sie noch eine Optimistin und hat mich zum Lachen gebracht. Sie hatte gesagt, ich solle weiterleben und nicht trauern. Mein Leben leben. Sie wäre immer bei mir. Sie ist mein Grund, weshalb ich mich auf die schönen Dinge im Leben konzentriere.", erklärte er. Ich hatte genickt. Dann mussten wir beide los.

Jahre später hatten wir uns auseinander gelebt. Ich hatte über seine Worte nachgedacht und mir wurde klar, die Menschheit sieht immer nur die schlechten Dinge im Leben. Die guten werden einfach ignoriert. Warum nur? Das Leben wäre so viel schöner.

Dann sah ich ihn nach Jahren wieder und er saß im Rollstuhl. Doch er hatte wie immer sein aufrechtes Lächeln im Gesicht. Ich fragte ihn was passiert sei und er sagte, er kam durch einen Autounfall in den Rollstuhl.

"Aber so schlimm ist das gar nicht", sagte er.

"Aber du kannst nie wieder stehen. Nie wieder rennen, schwimmen, all solche Sachen", meinte ich.

"Dann bin ich vielleicht ein kleines Stück verhindert so viele Möglichkeiten testen zu können, aber immer wenn sich eine alte Tür schließt, öffnet sich eine neue", sagte er. Selbst nach seinem Unfall war er ein- und derselbe Optimist, der er seit damals war. Wie schaffte er dies nur?

"Als ich ins Krankenhaus gebracht wurde, dachten die Ärzte ich würde nicht überleben. Sie sahen keine Hoffnung auf Rettung. Ich hatte gesagt, noch lebe ich, also sollten Sie mich auch wie einen lebenden Menschen operieren und nicht wie einen toten", sagte er und ich nickte.

"Du bist immer noch derselbe Optimist, der du vor Jahren warst, als du sie verloren hast", stellte ich fest.

"Ich weiß. Sie war mein Vorbild. Ich bin noch nicht mal ansatzweise wie sie. So eine Optimistin lerne ich nie wieder kennen", schwärmte er.

"Man sollte niemals nie sagen.", sagte ich grinsend.


"Nominieren" tue ich KleeneJuliet mit dem Wort "Augenweide" und Stufe 3.


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An dieser Stelle eine herzliche Entschuldigung an buechermaedchen13. Scheinbar hast du mir den Text schon vor einem halben Monat geschickt, aber obwohl ich mehrmals täglich online bin, habe ich deine Nachrichten gerade eben erst als neue PN angezeigt bekommen und war ganz schockiert, als da "vor 2 Wochen" stand, weshalb ich extra nochmal schnell meinen Laptop hochgefahren habe. Es tut mir leid, aber Wattpad hats irgendwie verbockt...

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