9. Y/N POV

Ich rutschte neben ihn und bettetemeinen Kopf auf seine Schulter. Er ließ es ohne Murren zu. Ich zogdie Beine mit auf's Sofa, vor meine Brust und atmete einmal tief einund aus.

Ich fühlte mich plötzlich soschwer...

„Weißt du...", begann ich, „MeineSozialkompetenz ist nicht gerade die Beste. Ich hab immer nur wenigeFreunde gehabt und bin nie wirklich ausgegangen. Es fällt mir schwerneue Leute kennen zu lernen. Immer still und angepasst." Unbewusstentfuhr mir ein lauter Seufzer. „Ich bleibe eigentlich lieber fürmich. Aber ganz ohne jemand ist es echt... scheiße!"

Ich spürte, wie er den Arm um michlegte.

„Meine Ma und ich haben ein gutesVerhältnis. Aber wenn sie mich am Telefon fragt, ob es mir gut geht,kann ich es einfach nicht über mich bringen, ihr die Wahrheit zusagen! Sie würde sich endlos Sorgen machen und das soll sie nicht!"


Seine Hand rieb mir streichelnd über den Oberarm, aber er sagte nichts.

„Ich bin hier her gekommen, weil ichdachte, der Job würde mich weiterbringen. Aber es ist das kompletteGegenteil! Und meine Überstunden stapeln sich genauso wie die Aktenauf meinem Schreibtisch. Er ist immer so voll, dass ich nicht malmeine Kollegin am anderen Tisch vor mir sehen kann! Ich bin nur nochim Büro, weil ich es sonst gar nicht schaffe. Wenn ich in meineWohnung komme, bin ich einfach nur noch platt! Das ist doch keinLeben mehr!" Endlich sprudelten mal alle Sorgen aus mir heraus.

Er hörte bis hierher still zu. Dannfing er langsam an: „Mancher Weg ist steinig, aber harte Arbeitwird immer belohnt!"

„Ich weiß nicht, wie lange ich dasnoch aushalte!" Ich ließ meinen Kopf an seine Schulter sinken.

„Du musst schon darauf achten, wieweit du es körperlich und psychisch schaffst. Und wenn es zu vielwird, nimm dir eine Auszeit. Vielleicht Urlaub!"

„Mhmm...", gab ich nur überlegendvon mir.

„Du schaffst das schon!",versuchte er mich zu ermutigen.

Doch plötzlich waren meine Gedankenabgelenkt! Ich dachte nämlich über Papagaien nach. Ich hattenämlich seine Stimme wie ein Echo gehört. Und als die letzten Wortein meinem Kopf nachhallten wie eine hängede Schallplatte, stellteich mir ein zweites Ich vor, das neben uns stand und das Echo sprach.

Und dann prustete ich los! Brach inein Lachen aus, was meine Bauchdecke hüpfen ließ. Ich warf mich andie Rückenlehne und hielt mir meinen Bauch, während mein Lachanfalllaut an den Wänden abprallte. Und doppelt in meinem inneren Ohr zuhören war, was noch lustiger klang, als in Realität.

Seinen verdutzten Blick bemerkte ichnicht.

Die Dualität von der einen Sekundetief traurig zu lauthals lachend war ihm wohl ein Rätsel. Erbeobachtete mich einen Moment, bevor er intervinierte. Er hielt michan den Oberarmen fest und rüttelte mich etwas, um meineAufmerksamkeit auf sich zu lenken: „Hey, hey, sch...! Es ist mittenin der Nacht! Bitte beruhige dich! Meine Nachbarn sind schonangefressen und du willst bestimmt keine Bullen hier, oder!"

Ich verstummte auf der Stelle undschüttelte heftig den Kopf.

„Gut! Danke dir!"

Ich schluckte. Seine ernsten Augenhatten mich regelrecht festgepinnt. Mit ihm durfte ich es mir nichtverscherzen! Er sah aus, als könnte er einen mit Leichtigkeitauseinander nehmen, wenn man ihm blöd kam!

Für einen Moment hatte ich wohl starrda gesessen.
Er ließ die Hände wieder von mir gleiten, hocktevor mir und beobachtete mich, unsicher wie er mit mir umgehen sollte.

„Glaubst du die werden michfestnehmen?", hörte ich mich meinen Gedanken doch lautaussprechen.

„Die würden dich wohl eher insKrankenhaus bringen, wenn sie merken, dass du Drogen intus hast! Unddanach mich dafür verantwortlich machen!"

Das alles klang unlogisch für mich.Wieso sollte man ihn verantwortlich machen. Er half mir doch! Jedochnahm ich nicht wahr, dass er mir das vom Gesicht ablesen konnte.

Dann wandte er sich plötzlich ab:„Ich brauche eine Zigarette!"

Am Küchentisch nestelte er eine davonaus der Packung und steckte sie sich zwischen die Lippen, bevor er zumir rüber sah. Ich saß immer noch auf der Couch.

„Willst du mitkommen?", fragte er.

„Wohin gehst du?"

„Vor die Eingangstür. Ich darf inder Wohnung nicht rauchen."

„Okay, ich komme mit!"

Barfuß stieg ich neben ihm dasTreppenhaus hinab. Ich war froh mich an ihm fest halten zu können,denn ich sah nicht wirklich das Ende der einzelnen Stufen.

Als er die Tür öffnete, wehte einkalter Wind um meine Beine und ich fröstelte sofort.

Ein paar Meter vor derHaustüredrückte er mich auf einen abgesägten Baumstamm und blieb vor mirstehen. Zündete sich hinter vorgehaltener Hand seine Zigarette anund zog anschließend ein paar Mal daran, bevor er mit hochgezogenerAugenbraue den Rauch in die Luft ausstieß und zu mir herab sah.

Die Arme vor meiner Brust verschränktund die Beine zusammen gepresst, fühlte sich die kalte Nachtluft anwie Eis. Dabei war es eine Sommernacht!

„Was mach ich bloß mit dir?",fragte er wohl eher sich selbst und dennoch anwortete ich: „Ichweiß nicht!", und zuckte mit den Schultern.

Ich beobachtete, wie er erneut an derZigarette zog.

Es sah faszinierend aus, wie dasOrange aufglühte, wenn er daran zog. Wie das wohl schmeckte?

„Ich mag auch mal!", hüpfte ichauf meine Füße und kam ihm bis auf wenige Zentimeter nahe.

Trotz Verblüffung hielt er mir nachkurzer Überlegung die Zigarette entgegen. „Du wirst es bereuen!"

Hatte er das nicht schon einmal zu mirgesagt? Wann war das gleich gewesen?

Aber ich streckte mich und legte meineLippen um das Ende der Kippe. Ich nahm einen großen Atemzug undhatte im selben Augenblick das Gefühl zu ersticken. Ich husteteallen Qualm aus und konnte nicht aufhören. Es hatte bitter undtrocken geschmeckt.

Vorn übergebeugt rang ich nachfrischer Atemluft.

Lachend schlug er mir auf den Rücken:„Siehst du! Hab ich's dir doch gesagt! Du willst einfach nicht aufmich hören!"

Belustigt steckte er sich denGlimmstängel wieder in den Mund und nahm nun beide Hände, um mirauf den Rücken zu klopfen, bis ich mich wieder eingekriegt hatte.

„Ihh, das ist ja voll eklig! Wiekannst du sowas mögen?!" Angewidert versuchte ich mir vegeblichden Geschmack mit meinen Händen von der Zunge zu kratzen.

Er schüttelte nur schmunzelnd denKopf.

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