Kapitel 8: Berührungen (967)
Jungkook:
„Du kannst dir ja gar nicht vorstellen, wie dankbar ich dir bin, Jimin. Die ganze Hotel-Lobby ist voll. Mal wieder würde dein Organisationstalent einen Preis verdienen. Danke, dass du das Alles innerhalb einer Woche auf die Beine stellen konntest." „Für dich doch immer, Jungkookie. Kommt Hobi eigentlich auch?" „Ja, das ist geplant. Er muss nur noch einiges in seinem Café, für die Zeit seiner Abwesenheit, klarstellen."
„Herr Jeon, wünschen Sie eventuell etwas zu trinken?" spricht mich dann plötzlich Taehyung mit seinem Lächeln an. „Sehr gerne, Taehyung. Und nennen Sie mich ruhig beim Vornamen. Ich bin schließlich jünger als Sie, außerdem habe ich Sie ja auch einfach beim Vornamen angesprochen." „Wenn Sie das wünschen, Jungkook." entgegnet er dann noch und sein Lächeln wird, wenn überhaupt möglich, noch etwas breiter und er verbeugt sich kurz höflich vor mir, ehe er auf dem Absatz kehrt macht und den Tisch mit den verschiedensten Getränken ansteuert.
Sein Lächeln hat irgendwas. Es strahlt Wärme aus und zeigt, dass er eine liebevolle Person sein muss. Zumindest habe ich das so im Gefühl. Doch mein Gefühl hat mich schon einmal getäuscht. Ich sollte mich nicht darauf einlassen, doch ich kann nicht anders. Jedes Mal, wenn mir mein Assistent ein Lächeln schenkt, kann ich nicht anders, als es zu erwidern. Irgendwas löst es in mir aus.
„Hey, Kookie. Wer ist denn das gewesen?" fragt mich mein bester Freund dann, als Taehyung außer Hörweite ist. „Oh Ja, richtig. Du hast ihn bisher ja noch nicht kennenlernen können. Choi Jongho hat vor knapp sechs Wochen gekündigt, also brauchte ich einen neuen Assistenten und das ist Kim Taehyung geworden. Er ist jetzt schon sechs Wochen bei mir. Er hat den Rekord gebrochen, Jiminie." beantworte ich lächelnd seine Frage.
Taehyung ist der bisher mit Abstand beste Assistent und er hat noch immer nicht gekündigt und das, obwohl ich ihn nie wirklich gut behandelt habe. Das ist genau so ein Grund, wie sein Lächeln, weshalb ich plötzlich anfing ihn mit Vornamen anzusprechen. Er scheint sehr ehrgeizig. Ehrgeiziger als Jongho. Und die Tatsache, dass er noch immer bei mir arbeitet, bestärkt meinen Verdacht bezüglich seines Ehrgeizes nur noch.
„Hier." „Vielen Dank, Taehyung." bedanke ich mich dann bei meinem Assistenten, als er mir ein Glas reicht.
Gerade als ich zum Trinken ansetzen will, halte ich inne, denn mir geht plötzlich wieder durch den Kopf, dass ich ihn ja eigentlich gar nicht kenne.
Kann ich ihm denn wirklich vertrauen?
Ich werfe einen flüchtigen Seitenblick zu meinem Assistenten, welcher mir direkt wieder ein Lächeln schenkt. Mal wieder kann ich nicht anders, als sein Lächeln ebenfalls, wenn auch nur kurz, zu erwidern.
Ich atme nochmal kurz tief durch, ehe ich mir, warum auch immer, 'Scheiß drauf' denke und einen Schluck trinke und zu meiner doch ziemlich großen Überraschung scheint alles okay zu sein. Nichts im Getränk. Zumindest nichts, was schnell wirkt.
Aish, hör auf damit, Jungkook! Hör auf zu glauben, dass dir alle Menschen nur was schlechtes wollen! Nicht alle Menschen sind gleich. Hör auf immer alle in einen Topf zu werfen!
Seit sieben Jahren hast du jetzt schon keinen Menschen mehr an dich rangelassen. Das ist auch einer der vielen Gründe, warum du so einsam wärst, wenn Jimin und Hoseok nicht existieren würden, doch ich kann mich ja nicht ewig auf die Beiden verlassen.
Sie sind erwachsen und haben bestimmt auch eigene Pläne. Sie werden nicht immer bei mir bleiben.
Hoseok schwärmt schon die ganze Zeit von einer Weltreise, für die er spart und auch Jimin wird bestimmt nicht auf Ewig bei mir bleiben können. Auch wenn Jimin immer sagt, dass er und Hobi mich nie im Stich lassen, weiß ich, dass sie es sehr wohl irgendwann tun werden. Nichts hält ewig. Jeder Glücksmoment ist nur für eine kurze Zeit.
Zumindest rede ich mir das immer ein.
Und wenn du nicht einsam enden willst, Jeon Jungkook, musst du wieder anfangen andere Menschen in dein Leben zu lassen.
Einsam zu sein ist eines der schlimmsten Gefühle, die es gibt und ich spreche da aus Erfahrung.
Ich war ein Jahr lang einsam. Ich hatte niemanden, der mir helfen oder mich beschützen konnte. Ich war ganz alleine mit meinen Entführern.
Ein Wunder, dass ich damals nicht durchgedreht bin, was aber nicht heißt, dass ich mich nicht verändert habe. Der Aufenthalt dort hat zwar keine sichtbaren Narben hinterlassen, aber dafür unsäglich viele unsichtbare. Unsäglich viele Narben befinden sich seitdem auf meiner Seele und ich weiß nicht ob und wenn ja, wie ich diese Narben heilen kann.
Ich will so aber nicht mehr weiter leben. Das habe ich bereits sieben Jahre lang. Seit sieben Jahren lebe ich ohne jegliche Berührungen. Immer wenn ich spazieren gehe und Menschen sehe, die Hand in Hand oder Arm in Arm laufen, weckt es in mir wieder diese Erinnerungen, weshalb ich keine Berührungen mehr zu ließ.
Doch sie fehlen mir.
Mir fehlt es zu spüren, wie es ist von seinen Freunden und seiner Familie umarmt zu werden.
Mir fehlt es zu spüren, wie es ist aufrichtig für das geliebt zu werden, was ich bin.
Mit Berührungen sagen Menschen so viel und ich halte es einfach nicht mehr aus, dass ich damit nichts sagen oder spüren kann.
Ich will endlich mein Leben zurück.
Doch wie um alles in der Welt soll ich das anstellen?
Ich habe immer noch zu sehr Angst davor und die ganzen Therapien, die ich besucht habe, haben meine Abneigung gegenüber Berührungen nur noch verstärkt, anstatt sie zu lindern.
Wie kann ich mein Leben wieder zurückbekommen?
„Hey, Freunde." reißt mich dann plötzlich Hoseok's Stimme aus meinen Gedanken. „Hey, Hobi." begrüße ich meinen Freund einfach, während Jimin und Hobi sich mit ihrem typischen Handschlag begrüßen.
Ich bin so neidisch auf sie. Ich schaffe es nicht mal wenigstens einen High Five mit ihnen durchzuführen, während sie einfach einen kompletten und gemeinsamen Handschlag haben.
—————————————————————————————————
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top