Kapitel 22: Jung Yoonoh (1.570)

Taehyung's Sicht:

Mittlerweile sind, seitdem Jungkook mir gesagt hat, dass er während seiner Gefangenschaft vergewaltigt wurde, zwei Wochen vergangen, doch glauben kann ich es immer noch nicht.

Wie konnte Jung Jaehyun einem so wundervollen Menschen, wie Jungkook es ist, nur so etwas antun und ihm solche Schmerzen zufügen?

Jungkook hat das absolut nicht verdient.

Jedenfalls bin ich gerade auf dem Weg zu Minho's Firma, um ihm über die Sachen, die ich vor zwei Wochen in Erfahrung bringen konnte, zu informieren. Seitdem habe ich mich wieder nicht bei ihm gemeldet. Ich habe Jungkook jeden Tag zu sich nachhause begleitet mit der Ausrede, meine Wohnung würde auch in dieser Richtung liegen, dabei ist das absolut gelogen gewesen.

Meine Wohnung liegt eigentlich in genau der anderen Richtung, aber wegen der Nachricht unseres Stalkers von vor zwei Wochen, war mir einfach nicht wohl dabei, Jungkook alleine nachhause gehen zu lassen. Seit diesem Zettel blieb ich immer bei ihm, wenn auch so, dass er es nicht mitbekommen haben dürfte.

Jungkook's Stalker jedoch, der ja rein theoretisch auch immer in seinem Schatten sein müsste, habe ich nicht gesehen, jedoch dürfte dieser Stalker, wenn er aufmerksam war, jetzt wissen, wer die Zettel immer abgefangen hat. Nämlich ich. Und da ich mich, im Gegensatz zum Stalker, nicht verstecken kann, bin nun auch ich eigentlich in Gefahr, jedoch ist mir das egal.

Alles, was für mich zählt ist Jungkook und seine Sicherheit.

Immer, wenn ich ihn nachhause begleitet habe, habe ich in Entfernung gewartet, ob er seine Wohnung nochmal verlässt und bin ihm dann hinterher gegangen. Selbstverständlich mit genug Abstand. Ich glaube nicht, dass er bisher gemerkt hat, dass ich ihm folge. Als er dann wieder zuhause war, habe ich die Nacht draußen vor seiner Wohnung verbracht, um herauszufinden, um wie viel Uhr er etwa seine Wohnung verlässt, um zum Hotel zu gehen.

Als er einmal in den vergangen vierzehn Tagen wieder gearbeitet hat, bis es dunkel draußen war, habe ich ihn zu sich nachhause begleitet und vor seiner Wohnung gewartet, bis es überall dunkel war und nur noch das kleine Lichtchen an war, mit dem er aufgrund seiner Angst vor der Dunkelheit immer schläft. Erst dann bin ich nachhause gegangen. Am nächsten Morgen bin ich dann früh genug aufgestanden, um pünktlich vor seiner Wohnung zu erscheinen und als Ausrede zu benutzen, dass ich ganz zufällig auch jetzt zum Hotel will.

Also an sich müsste Jungkook mittlerweile gemerkt haben, dass ich ihm seit kurzem ziemlich an den Fersen hänge, doch er hat bisher nichts gesagt, sondern mich einfach jeden Morgen mit einem Lächeln begrüßt und ist anschließend mit mir zum Hotel gegangen.

Auch heute war mal wieder so ein Tag, an dem Jungkook gearbeitet hat, bis es dunkel wurde. Ich habe ihn begleitet und gewartet bis nur noch sein Nachtlicht an war. Anschließend bin ich, wie ja schon erwähnt, auf dem Weg zum KCM. Aufgrund der Tatsache, dass ich ja nun nicht weiß, ob der Stalker jetzt vielleicht auch mich verfolgt, um herausfinden zu können, wer da zwischen seiner Liebe zu Jungkook steht, gehe ich unendlich viele Umwege auf dem Weg zur Firma und steige in eine U-Bahn ein, nur um mit der Nächsten wieder in die andere Richtung zu fahren. Das Alles in der Hoffnung, dass der Stalker mich vielleicht aus den Augen verliert.

Allgemein habe ich allerdings irgendwie nie jemanden in Jungkook's Nähe gesehen, der als Stalker in Frage kommen würde.

Nach unendlich vielen und unnötigen U-Bahn-Fahrten bin ich schließlich beim KCM angekommen. Also meine Geldbörse hat nun ganz schön darunter gelitten.

Jedenfalls sehe ich mich nochmal um, ob ich eventuell eine Gestalt erblicke und schlage schließlich die Richtung ein, in der die Firma meines Bruders liegt, nachdem ich keine solche festgestellt habe.

„Na sowas. Dass du mal wieder hier auftauchst ist..." „Bitte nicht, Hyung. Ich bin zu müde um mich mit dir zu streiten." unterbreche ich meinen Bruder, als er auf mich zukommt. „Ja, das sieht man dir an. Herr Gott, du siehst überhaupt nicht gut aus, Brüderchen. Du hast echt fette Augenringe, weißt du das eigentlich?" „Ja, vielen Dank, Hyung. Hier. Die zwei Briefe aus den letzten beiden Wochen. Im ersten steht, wie sehr dieser Stalker Jungkook liebt und wie schön er wieder aussah. Außerdem entschuldigt er sich für die Zettel, die in den vergangenen Wochen wegen mir nicht angekommen sind. Auch im zweiten steht nur wieder, dass er Jungkook noch immer liebt." entgegne ich, während ich ihm die zwei Umschläge reiche. Dann hole ich einen weiteren Umschlag aus meiner Tasche und sage: „Den habe ich heute abgefangen, aber noch nicht gelesen."

Direkt öffnet Minho den Umschlag von heute und liest ihn sich durch, ehe er ihn mir mit einem: „Hier. Lies." reicht. Während ich beginne den Zettel zu lesen, beginnt Minho damit die anderen beiden nach DNA-Spuren zu untersuchen.

In dem Zettel von heute steht geschrieben:

So, du hast dich also dagegen entschieden, Jungkook die Zettel zukommen zu lassen. Ich weiß zwar nicht wer du bist, aber wenn ich es rausfinde, bist du dran. Doch zuerst kümmere ich mich darum, dass mein Liebster von meiner Liebe zu ihm auf anderen Wege erfährt.

Direkt stockt wieder mein Atem, doch ich versuche es vor Minho irgendwie zu überspielen, indem ich frage: „Hast du auf den Briefen was gefunden?" „Nein. Dummerweise nicht. Gib mir mal den anderen." beantwortet er meine Frage und sofort tue ich, was er mir befohlen hat. Nervös und mit einem viel zu schnellen Herzschlag schaue ich Minho über die Schulter. „Hör auf mir so auf die Pelle zu rücken. Ich kann mich nicht konzentrieren, Tae." Sofort gehe ich auf Abstand und laufe im Raum nun auf und ab, während ich mir nervös auf meinen Fingernägeln rum kaue und dabei versuche nachzudenken.

„Nein, auf den dreien ist auch nichts zu finden. Unser Stalker scheint sich echt gut mit DNS-Spuren auszukennen. Nicht die kleinste Kleinigkeit ist auf diesen Briefen." sagt mein Bruder, während ich noch immer nachdenke. „Tae, hast du gehört, was ich gesagt habe?" fragt er dann und augenblicklich kommt mir selbst eine Frage in den Sinn, weshalb ich ohne zu antworten das Labor verlasse und in Minho's Büro gehe. „Hey. Was hast du vor? Das ist mein Büro!" sagt er aufgebracht, als er mir hinterher läuft und sieht, wie ich durch seine Bürotür gehe.

Auch hier erwidere ich nichts auf seine Worte und setze mich direkt auf seinen Bürostuhl um nun an seinem Laptop zu recherchieren. „Hey! Gib ja nicht das Passwort ein!" Doch auch hier reagiere ich nicht und beginne auf seiner Tastatur sein Standardpasswort einzugeben. „Taehyung!" sagt er noch, als er meine Hand zu fassen bekommt, doch zu spät, denn direkt kommt sein Hintergrundbild zum Vorschein, bei dem er wohl nicht wollte, dass ich es sehe.

Ich sehe ihn an und frage dabei schmunzelnd: „Dein Ernst?" Nach meiner Frage kratzt sich mein Bruder verlegen am Hinterkopf, ehe er mit nur einer Taste sein Hintergrundbild wechselt. Muss er wohl irgendwie so programmiert haben, falls jemand seinen Laptop benutzen muss. „Du bist unverbesserlich, Hyung." sage ich dann noch lächelnd. „Jaja, jetzt mach schon. Recherchiere nach dem, nach dem du recherchieren willst." erwidert er nur.

„Hier. Schau mal. Ich habe total vergessen danach zu recherchieren. Jung Jaehyun ist untergetaucht, nachdem Jungkook gefunden wurde und hat den Namen Jung Yoonoh angenommen. Das ist alles erst letztes Jahr rausgekommen, als er in einem Autounfall verwickelt war und er so sehr dabei hingerichtet wurde, dass niemand sein Gesicht identifizieren konnte. Erst später hat man dann in seiner Wohnung seinen gefälschten Personalausweis mit dem Namen Jung Yoonoh gefunden, nachdem Fingerabdrücke genommen wurden und er als Jung Jaehyun identifiziert wurde."

„Wow. Also ist der Komplize auch schon verstorben. Wie viele und wer genau sind denn dann jetzt noch im Verdächtigen-Kreis?" „Das ist eine gute Frage. Ich habe herausbekommen, dass damals wohl viele in Jungkook verknallt waren. Es könnte sein, dass davon eventuell auch jemand in Frage kommen könnte." beantworte ich die Frage meines Bruders, ehe ich weiter rede:

„Aber mir ist vorhin etwas anderes eingefallen. In dem Brief, den ich heute abfangen konnte, steht drinne, dass er nicht weiß, wer ich bin. Ich habe darüber nachgedacht und an sich ist das ganz schön unlogisch. Seit zwei Wochen, also seit ich diesen Brief erhalten habe, bin ich fast vierundzwanzig sieben bei Jungkook, um auf ihn aufpassen zu können, ganz nach dem Wunsch von Jung Hoseok. Wenn unser Stalker Jungkook wirklich rund um die Uhr beobachtet, wie kann er dann nicht mitbekommen haben, dass ich seitdem dieser Brief angekommen ist, fast pausenlos an ihm klebe? An sich müsste er wissen, dass ich derjenige bin, der die Briefe immer abgefangen hat, also kann er Jungkook nicht rund um die Uhr beobachten. Er muss wohl eher ein passiver Stalker sein."

„Da könnte tatsächlich etwas dran sein." entgegnet mein Bruder, ehe plötzlich der Bildschirmschoner seines Laptops angeht und, wie auch sein Hintergrundbild, verschiedenste Girl Groups zeigt. Schnell schaltet er den Bildschirmschoner aus und kratzt sich erneut verlegen am Hinterkopf, während ich nun wieder ein Lachen von mir gebe.

Dann stehe ich von seinem Stuhl auf und schlage ihm kurz brüderlich auf seine Schulter, während ich sage: „Es ist doch nichts dabei, wenn man ein Fan von Girl Groups ist. Vor allem nicht, wenn man so wie du total auf Frauen abfährt, Hyung." zwinkere ich und verlasse nun schließlich sein Büro, um wenigstens noch ein bisschen Schlaf zu bekommen, bevor ich morgen, oder besser gesagt heute, ins Hotel muss.




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