Kapitel 10: Erste Berührung (1.331)
*vier Monate später*
Taehyung:
„Was denn? Du hast dich immer noch nicht mit ihm anfreunden können? Verdammt, Taehyung! Du arbeitest seit bereits einem halben Jahr da!" „Wow, was wirst du denn jetzt so ausfällig, Hyung? Jungkook ist eben verdammt misstrauisch, seit er entführt wurde. Bei ihm dauert das Ganze eben lange. Es war verdammt schwer, überhaupt mit ihm über private Sachen reden zu können, ohne auffällig zu wirken. Offiziell ist er schließlich immer noch mein Chef."
„Jaja, hast ja Recht. Hast du vielleicht über Recherchen wenigstens noch irgendwas herausfinden können?"
„Ja, ich habe innerhalb der letzten Zeit mitbekommen, wie stark die Sejin Group versucht die Kingdom Group zu ruinieren. Ihnen scheinen alle Mittel recht und deshalb habe ich mal bei den Konkurrenten nachgeforscht. Der Sohn der Gründer der Sejin Group war früher mit Jungkook in einer Klasse. Nach vielen, vielen schlaflosen Nächten und Recherchen habe ich herausgefunden, dass dieser Nachfolger schon immer einen Groll gegen Jungkook hegte. Schon bevor Jungkook entführt wurde war er neidisch auf ihn. Jungkook war wohl damals ein sehr guter Schüler. Fast nur Einsen. Zudem war er auch noch sehr beliebt. Nicht nur in seiner Klasse, sondern auch in der ganzen Schule. Jungkook war vor der ganzen Entführung anscheinend echt eine komplett andere Person. Jedenfalls hat der Nachfolger der Sejin Group die Klasse wiederholen müssen, genau wie Jungkook, weil ihm ja ein Jahr fehlte und in diesem Jahr hat er Jungkook immer runter gemacht. Er hat wohl immer wieder gesagt, dass es besser gewesen wäre, wenn man Jungkook entweder gar nicht oder wenigstens tot gefunden hätte."
Wie sehr ich mich aufgeregt habe, als ich das in Erfahrung gebracht habe, kann ich gar nicht in Worte fassen. Jungkook hatte schon genug während seiner Gefangenschaft erleben müssen, da bin ich mir absolut sicher, und kaum war er wieder frei, wurde ihm das Leben erneut beziehungsweise weiterhin schwer gemacht.
„Also nimmst du ihn jetzt auch in den Verdächtigen-Kreis mit auf?" „Ja. Also hätten wir jetzt vier Verdächtige. Hast du eigentlich irgendwelche DNA-Spuren auf den Umschlägen oder Zetteln feststellen können, die ich dir gegeben habe?"
Ich habe, seit Jungkook diesen Umschlag in lavendel bekommen hat, alle folgenden abgefangen, bevor sie Jungkook lesen konnte. Er geht wohl jetzt davon aus, dass er nicht mehr gestalkt wird, doch da irrt er sich leider gewaltig. Mindestens einmal pro Woche trudelt ein solcher Brief noch ein, doch es gab bisher immer noch keine Hinweise, wer denn dahinter stecken könnte. Als ich diesen Job angenommen habe, habe ich ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass das Ganze SO schwer wird. Dass es schwerer wird, als die Aufträge, die mir mein Bruder zuvor gegeben hat, war von Anfang an klar, jedoch ist er schwerer als ich erwartet habe.
„Ja, wir konnten ein Haar sicherstellen, doch dummerweise hat unser schusseliger Neuanfänger das Beweisstück verlegt und findet es jetzt nicht mehr wieder." „Aish, Minho! Warum lässt du denn einen Anfänger das machen? Ich dachte du bist wenigstens so schlau und scannst den Beweis zuerst, damit ein solches Problem gar nicht erst entstehen kann." entgegne ich ein wenig wütend über diese schusselige Tatsache, während ich mir eine Facepalm gebe. „Ja, das hatte ich auch vor. Ich hatte das Haar bereits im Labor und es nur für einen kurzen Moment aus den Augen gelassen und in eben diesem dachte sich unser Neuankömmling, dass er ja bestimmt mal damit üben kann und hat es dabei verlegt." „Na wunderbar. Und was machen wir jetzt? Warten bis unserem mysteriösen Stalker erneut ein solcher Fehler unterläuft?"
„Naja, so wirklich eine andere Wahl haben wir ja nicht. Aber ich kann dir sagen, dass die Haarfarbe der Person, die diese Zettel verfasst haben muss, blond oder braun ist. Also kannst du alle, die keine solche Haarfarbe aktuell besitzen, aus dem Verdächtigen-Kreis entnehmen."
„Wow, das hilft auch wirklich weiter, Hyung. Alle, die im Verdächtigen-Kreis sind, haben oder können eine solche Haarfarbe haben. Ich weiß ja noch nicht mal, ob Jungkook nun eine Geliebte hatte oder nicht und wer der Entführer war, der fliehen konnte. Das kann ich alles nur durch Jungkook erfahren und so weit, dass er über seine Entführung mit mir spricht, sind wir nicht. Wir haben ja erst vor kurzem gerade mal angefangen uns zu duzen und alleine das war schon ein mächtiger Schritt für Jungkook. Jedenfalls muss ich mich jetzt verabschieden. Ich muss zur Arbeit. Ich komme heute Abend nochmal vorbei, wenn nichts dazwischen kommt."
„Ja, ist okay, TaeTae. Und entschuldige bitte nochmal, dass uns dieser verdammte Schusselfehler unterlaufen ist, aber ich werde alles versuchen, um das Haar wiederzufinden, doch sollte es nicht mehr auftauchen, bleibt uns dummerweise keine andere Wahl als darauf zu hoffen, dass unserem Stalker erneut ein solcher Fehler unterläuft."
„Taehyung, wann habe ich meine nächsten Meetings?" fragt mich Jungkook, kaum dass er den Vorraum zum Büro der Geschäftsführung, also mein Büro, betreten hat. Ich krame den Terminplaner hervor und beantworte die Frage meines Chefs: „Ähm, laut deinem Zeitplan erst morgen Nachmittag um drei wieder." „Aah, okay. Danke. Es ist schon spät. Du solltest Schluss machen, Taehyung. Es ist schon dunkel draußen." Diese Worte nicke ich lediglich lächelnd ab.
Ich bin echt begeistert von dem Fortschritt, den ich innerhalb des letzten halben Jahres bei Jungkook erreicht habe. Ich konnte ihn besser kennenlernen und konnte feststellen, dass er eigentlich nicht so ein Kotzbrocken ist.
Zusammen mit Jungkook will ich gerade das Büro verlassen, als uns plötzlich komplette Dunkelheit umhüllt.
„Was ist los?" vernehme ich sofort die panische Stimme von Jungkook. Es dauert auch nicht lange bis ich höre, wie seine Atmung schwerfälliger wird. „Hey, ganz ruhig. Das ist nur ein Stromausfall, Jungkook." „Ja und es ist dunkel!" sagt er noch panischer als zuvor und ich kann im Dunkeln seine Umrisse erkennen und dabei feststellen, wie er schwankt und fast auf den Boden fällt.
Ich versuche ihn zu beruhigen, indem ich meine Hände auf seine Schultern lege und sage: „Das wird bestimmt gleich geregelt und so lange musst du versuchen wieder ruhig zu atmen. Tief ein- und ausatmen, Jungkook." Während ich das sage, scheint er genau das zu tun. „Ich habe Angst, Taehyung." sagt er ruhiger zwischen seinen Atemzügen. „Du brauchst keine Angst zu haben, dir wird nichts passieren." entgegne ich beruhigend, während ich sachte seine Schultern entlang streiche.
Direkt als ich zu Ende gesprochen habe, geht das Licht wieder an und Jungkook und ich sehen dann hoch zur Deckenleuchte. Als sich unsere Blicke wieder treffen, kann ich in dem seinen Verwirrung erkennen. „Was ist?" frage ich deshalb und direkt darauf wandert sein Blick abwechselnd von seiner einen Schulter zu seiner anderen, weshalb ich sofort erschrocken meine Hände von seinen Schultern nehme und ein „Entschuldige." von mir gebe.
Doch kaum habe ich meine Arme wieder schlaff neben meinem Körper hängen, greift Jungkook verwirrt nach meiner Hand und ich sehe ihn deshalb überrascht an. „Was ist das? Warum fühlen sich deine Berührungen nicht so wie die anderer an?" fragt er leise und wohl eher an sich selbst gerichtet, während sein Blick unentwegt auf unsere Hände gerichtet ist, deren Finger Jungkook verwirrt miteinander verschränkt hat.
Ich selbst bin viel zu überrascht über diese Aktion von Jungkook, als dass ich irgendwas dagegen unternehmen kann. Zudem geht durch meinen Körper ohne Vorwarnung ein eigenartiges, aber doch auch angenehmes, Kribbeln.
Als Jungkook realisiert, was er da gerade macht, weiten sich augenblicklich seine Augen und er lässt meine Hand ruckartig los. „Aish, entschuldige. Ich sollte jetzt gehen. Einen schönen Feierabend wünsche ich dir." sagt er lächelnd und verbeugt sich kurz vor mir, ehe er mit einem kochend roten Gesicht das Büro verlässt.
Ein kurzes Schmunzeln kann ich mir nach diesem Anblick, der sich mir da bot, nicht verkneifen. Mir war ja gar nicht klar, wie niedlich er sein kann.
Nein, Taehyung! Du darfst sowas nicht denken! Das sind die falschen Gedanken! Ganz böse Gedanken sind das!
Das hat Jung Hoseok damals also gemeint, als er mich im Café darum gebeten hat dafür zu sorgen, dass es bei Jungkook immer hell ist.
Er hat Angst vor der Dunkelheit.
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