¤°• graveyard •°¤

Kleine Regentropfen finden ihren Weg über die Fensterscheibe des Zuges zum Boden. Die Landschaft verschwimmt, verschwindet unter den Regenmassen schon fast. Der Zug indem June und ich sitzen muss langsamer, wegen den nassen Gleisen, fahren. Als ob es nicht schon schlimm genug wäre. Ich lehne mich gegen die kühle Scheibe und schaue raus. Wir sind nicht mehr weit weg, nur noch 2 Stationen. 

,,Ich hab Angst!" sage ich leise und schaue zu June die mir gegenüber sitzt. ,,Kann ich mir vorstellen!" ,,Ist es richtig das zu tun?" ,,Ich glaube schon!" ,,Ich komme mir so schlecht vor, sie sind schon so lange Tod und ich war nie an ihrem Grab!" ,,Du wusstest nie wo es ist!" ,,Eben. Ich bin so ein schlechter Sohn!" 

Der Zug hällt und wir steigen aus. Noch immer prasselt das Wasser erbarmungslos auf die Erde und ein Ende scheint ebenfalls noch nicht in Sicht zu sein. ,,Sonst gehst du immer als wärst du auf der Flucht und jetzt bewegst du dich fast gar nicht vom Platz weg!" sagt June und kichert leise. Sie versucht mich aufzuheitern, wofür ich ihr sehr dankbar bin doch leider klappt es nicht. Nur wenige Menschen steigen hier aus, die meisten sind bereits in Berlin ausgestiegen. ,,Ich frage mich wieso sie hier begraben worden sind und nicht in unserer Heimat!" ,,Frau Otello sagte das es der letzte Wunsch meiner Mutter war wieder in ihrem ursprünglichen Geburtsort begraben zu werden und um beide nicht zu trennen wurde mein Vater ebenfalls hier begraben!"

Ich fürchte mich, verspüre dennoch den Drang durch den Regen zu laufen um so schnell wie möglich am Friedhof anzukommen. ,,Wir sollten warten bis der Regen aufhört!" ,,Wie lange willst du denn noch hier stehen?" frage ich und schaue zu June. Wir beide stehen zusammen mit anderen am Eingang des Bahnhofes und hoffen das der Regen irgendwann nachgeben wird. ,,Ich hab literally nur ein T-Shirt an und das ist auch noch weiß. Wenn ich da raus gehe sieht man in kürze meinen Bh!" ,,Ich würde halt auch einfach so raus gehen!" meine ich und zieh mir meine Jacke, die zum Glück eine Kapuze hat, an. Ich schaue zu June die wieder einmal ihr Handy gezückt hat und das wenig ,,draußen" welches man sehen kann, fotografiert. ,,Wieso machst du Fotos?" frage ich und sie sagt: ,,Für meine Familie!"

,,Eigentlich müsstest du dich in den Regen stellen und ich mach dann ein Foto von dir!" begeistert nickt sie und gibt mir ihr IPhone vor sie wirklich raus in den Regen geht. Ich mache einige Fotos von ihr und dann kommt sie wieder in Gebäude. ,,Jetzt können wir halt auch wirklich raus gehen!" ,,Ja!" gibt sie lachend von sich und wir wagen uns hinaus in die kälte. 

Kaum ein Mensch ist auf den Straßen unterwegs, immer wieder schaue ich mich um und betrachte fasziniert die herumstehenden Gebäude. Ob meine Mutter hier auch früher mit ihren Freundinnen lang gegangen ist? Oder vielleicht sogar mit meinem Vater? 

Die dicken Gewitterwolken sind mittlerweile weiter gezogen und nur noch vereinzelt erreichen Regentropfen die Erde. Die Wolkendecke bricht langsam auf und der blaue Himmel kommt zum Vorschein. 

Vor dem Friedhof bleiben wir stehen. Eine weile schaue ich auf das wunderschöne Tor und die grüne Landschaft dahinter. ,,Weißt du ungefähr wo sie liegen?" Ich nicke und setze dann den ersten Schritt in den Friedhof. 

Eine Zeitlang streifen wir umher und gucken uns wahllos Gräber an. Einige von den Menschen die hier lagen wurden über 100 Jahre alt, andere hingegen wurden nur wenige Jahre alt. Ein Friedhof wird als ruhiger, friedlicher Ort beschrieben, ein Ort der stille, der Trauer. 

Wir gingen durch das Schicksalstor in das Reich des Jenseits. Ein Ort fernab von Raum und Zeit. Ein Ort an dem wohlmöglich mehr Generationen auf einander treffen, wenn auch nur physisch. Die Baumalleen führen uns zu einen Ort der einer kleinen Wiese gleicht. Die Reihen der Gräber sind hier gelichteter, übersichtlicher. 

Ich bleibe vor einem Grab stehen dessen Stein aussieht wie eine Wiege. In großen Buchstaben steht Theo drauf. Der Junge wäre heute genauso alt wie ich, doch er starb. ,,Nach kurzer, langer Krankheit erlöst!" lese ich leise vor. Anscheinend war er schwer krank und verbrachte seine kurzen Lebensjahre nicht gerade angenehm. Für ihn war der Tod vielleicht eine Erlösung. 

,,Jungkook!" sagt June leise und ich schaue zu ihr. Sie steht einige Reihen von mir weg und starrt auf einen breiteren Grabstein. Schwer schluckend gehe ich zu ihr und bleibe neben ihr stehen. Erste Tränen bilden sich in meinen Augen und ich muss schluchzen. 

In goldenen, schwungvollen Lettern steht der Namen Jeon dort. 
June nimmt mich in den Arm und stumm schauen wir darauf. ,,I-Ich weiß gar nicht was ich in diesem Moment fühlen soll!" sage ich leise. ,,Das weiß bestimmt niemand der in dieser Situation ist!" ,,Wieso tut es so weh. Ich dachte ich wäre darüber hinweg gekommen!" ,,Niemand wird jemals über so etwas hinwegkommen. Weißt du, nichts geht jemals vorbei, bis es uns gelehrt hat, was wir wissen müssen. So ist es auch mit dem Schmerz. Er kommt immer und immer wieder, ist in den verschiedenstem Situationen da, doch nicht etwa um dir noch mehr weh zu tun sondern um dir zu zeigen das du dein Leben nicht wegwerfen darfst. Der Schmerz ist da um deinen Körper dazu zu bringen nicht aufzugeben!" ,,Wahre Worte!" flüstere ich und löse mich von ihr. 

,,Kannst du mich kurz alleine lassen?" ,,Klar!" gibt sie lächelnd von sich und geht dann zu einer etwas weiter entfernten Bank. Mit Tränen in den Augen aber lächelnd drehe ich mich wieder zu dem Grab meiner Eltern. ,,Hallo Mama, hallo Papa. Ich weiß ihr seid immer bei mir und wahrscheinlich seht ihr auch alles was ich mache. Ich hoffe ihr seid all zu enttäuscht von mir und vorallem von meinem Handeln nicht. Ich versuche immer mein bestes zugeben. Ich liebe euch!" 

Nicht lange nach diesem Gefühlausbruch sitzen wir wieder im Zug und sind auf dem Weg nach Hause. ,,Was hatte Taehyung eigentlich am Strand zu dir gesagt gehabt als du Tränenüberströmt zu uns gerannt bist!" ,,Es war noch nicht mal das was er gesagt hat, mehr war es der Fakt das er mich einfach so geküsst hat!" ,,Er hat dich geküsst?" gebe ich leicht geschockt von  mir und sie nickt. ,,Ist das nicht ein Grund zur Freude?" Sie schüttelt mit den Kopf. ,,Jetzt schon doch zu dem Zeitpunkt dachte ich einfach das er mir das mit Rachel versauen will. Ich hab gerade aufgehört für ihn zu schwärmen und dann gesteht er mir seine Liebe. Ich war einfach überfordert!" ,,Wär ich an deiner Stelle aber auch gewesen!" 

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