Kapitel 5. Das wahre Gesicht
Besorgt wegen dieser neuen Situation sah ich mich genau um. Hier war überall Sand und eine unheilvolle Aura erfüllte die Luft. ,,Schwester?!", rief ich panisch. ,,Bist du hier?"
Doch sie schien mich nicht zu hören, falls sie hier war. Zumindest hatte sie nicht geantwortet. Doch plötzlich stand Nil wieder bei mir ich brachte instinktiv etwas Abstand zwischen uns. ,,Deiner Schwester geht es gut, keine Sorge.", sagte er lächelnd. ,,Ich brauch sie schließlich noch um das Siegel auf dem letzten Armring zu lösen. Und wenn sie sich weigert, kann sie gern zusehen, wie jeder ihrer Kameraden hier einer nach dem anderen fallen. Auch du, ihre geliebte kleine Schwester. Sie wird gewiss kooperieren, wenn sie dann außerdem weiß, dass sie fünf andere Leben auf dem Gewissen hat." Vor Schreck weiteten sich meine Augen. Er sprach von den vier Winden und Nel! Aber wieso tat er das? Das war doch einfach nur gemein. ,,Aber wieso Nil? Du opferst deine Schwester und deine Untergebenen für... wofür eigentlich?", fragte ich. Er schloss die Augen und einige Zeit war es still zwischen uns. ,,Damit ich endlich beweisen kann, dass ich kein Fehlschlag bin! Ich habe Kraft und ich bin stark. Niemand wird mich je wieder als Fehlschlag bezeichnen können und endlich kann ich meine Macht demonstrieren. Ich bin ein Kind des Dämonendrachen Sombron, endlich kann ich das mit Stolz sagen.", erklärte er, doch seine Stimme war jetzt viel tiefer und sein Blick, als er die Augen öffnete, war viel schärfer als bisher zuvor. Es war fast, als stünde eine andere Person vor mir. ,,Aber gern gebe ich dir noch eine Chance mit dem Leben davon zu kommen. Bitte du die Göttliche darum das Siegel zu lösen. Für ihre kleine Schwester tut sie das doch sicher gern. Immerhin will sie sicher nicht, dass dir was passiert. Wer will schon, dass seinen Liebsten Unheil geschieht?" Und wieder! Ein weiteres Mal wechselte die Persönlichkeit sich um 180 Grad ebenso die Tonlage, in der er sprach. ,,Wir können uns das hier alles sparen, wenn sie so lieb ist. Ich will wirklich nur ungern kämpfen." Einerseits verstand ich ihn sehr gut. Ich wollte auch nicht gegen ihn kämpfen und sein Grund klang auch sehr plausibel, aber er merkte gar nicht mehr, was hier vor sich ging, wie mir schien. Die Welt ist bereits gestorben, es gab niemanden mehr, der ihn als Fehlschlag sehen könnte und Nel tat dies mit Sicherheit auch nicht. Wenn sie ihn so sah, hätte sie ihn niemals bei ihrer Flucht mitgenommen. Auch, wenn sie ihn nur beschützen wollte und das nur konnte, wenn sie zusammen waren, war das schon ein weiterer Grund ihn nicht zurück zu lassen, der meiner Meinung nach mehr zählte, als alles andere. Es war ein Beweis, dass sie ihn liebte und nicht wollte, dass ihm etwas geschah, dafür tat sie offenbar alles und das hätte ich ihr nie zugetraut, nachdem sie ihre Liebe zum Wyrmgott dieser Welt auf diese Weise ausdrückte, die sie uns noch vor kurzer Zeit demonstrierte. Doch jeder liebte anders. ,,Nil, du musst das nicht tun.", sagte ich ruhig. ,,Sombron ist tot, du musst ihm nicht beweisen, dass du kein Fehlschlag bist. Reicht es nicht, dass die, die dir nahe stehen um deine Macht wissen?" Er hatte mich mehrfach gerettet und mir geholfen und es war inzwischen klar, dass er für all das hier verantwortlich war. Jemand der Verzerrte erschaffen konnte, die in einer sterbenden Welt nicht wussten, dass sie schon tot waren und Embleme wecken konnte war auf keinen Fall ein Fehlschlag. Nur warum sah er das nicht ein? ,,Nein! Das reicht keinesfalls. Nur, wenn Vater sieht, zu was ich in der Lage bin, habe ich es geschafft zu beweisen, dass ich kein Fehlschlag bin. Und was dich betrifft, rede nicht so, als würdest du mich verstehen.", sagte er und wandte den Blick ab. Dabei... waren wir doch in der selben Situation. Auch ich war ein Kind Sombrons und auch ich wurde nicht mit einer besonderen Kraft gesegnet. Falls doch, fand ich sie bisher zumindest nicht. Aber wie würde er das einsehen? Ich hatte wohl keine Möglichkeit ihn davon zu überzeugen. Ein Seufzen entfuhr mir und ich sah mich um. Es war keine Spur von meiner Schwester oder den anderen. Um mich zu beruhigen atmete ich erst einmal tief durch und schloss kurz die Augen, ehe ich ihm direkt in die Augen sah. ,,Ich werde meine Schwester nicht dazu überreden, dir zu helfen, Nil. Dieses Mal stehen wir wohl auf unterschiedlichen Seiten." Seine Mimik änderte sich und sein Blick wurde mit einem Mal sehr viel härter, war das möglicherweise doch ein Fehler, abzulehnen? ,,Zu schade. Ich bin sicher, wir hätten uns blendend verstanden, wenn du lange genug überlebt hättest "Göttliche". Meine Verzerrten werden Spaß daran haben, Euch in Stücke zu reißen." Ich hörte das Schlagen von Flügeln hinter mir und sah dorthin. Prinzessin Hortensia...? Sie wurde also auch erwischt. ,,Du weißt, was du zu tun hast! Tu was man dir aufgetragen hat, Verzerrte Prinzessin Hortensia.", sprach der weißhaarige und die junge Prinzessin hob einen Zauberstab in die Luft, nocheinmal drehte ich mich zu Nil. ,,Was hast du-" Noch bevor ich aussprechen konnte fand ich mich ein weiteres Mal an einem anderen Ort wieder. Er war nicht sonderlich groß und wurde von Miasma geradezu überflutet. Noch dazu fanden sich weitere Verzerrte in diesem Raum ein und anders als ich hatten sie nur Vorteile durch das Miasma. Glücklicherweise hatte ich den Armring Emblem Sorens bei mir- natürlich aus unserer Welt- aber das hieß noch lange nicht, dass ich gewinnen würde, auch nicht, wenn hinter mir ein Feld voller Emblemenergie war.
Nur kurz darauf war ein gewaltiges Brüllen zu hören und es klang, als wäre etwas eingestürzt. Der Tempel wurde dadurch gänzlich erschüttert, wie mir schien nur leider nicht gut genug um meine Gegnermaßen zu dezimieren. Und es kam noch dazu, dass man von weitem auf mich schoss und von hinter mir hörte ich einiges Hufgetrappel, was es eilig zu haben schien. Ich saß wirklich in der Klemme.
Nach einer Weile war der Kampf völlig im Gange und ich musste mich mit den Verzerrten herumschlagen. Selbst mit der Fähigkeit Schein von Emblem Soren mit der ich mich regenerieren konnte, war es aber nicht unbedingt leichter und die Zeit, die ich im Bündnis hatte wurde auch immer kürzer. Um genau zu sein endete sie gerade und während die Verzerrten mich unentwegt angriffen konnte ich mich nicht aufladen. Das Miasma konnte ich leider auch nicht wirklich entfernen durch den Kataklysmus von Soren, ich hatte wirklich langsam Probleme und wurde etwas nervös, plötzlich allein hier zu sein. Zwar konnte ich mich wehren, aber... dennoch machten mir die Verzerrten immernoch irgendwie Angst.
Langsam aber sicher wurde der Kampf immer heftiger und ein zweites Mal hatte ich mich bereits ins Bündnis gesetzt. Jetzt war das mit der Regenerierung erst recht ein Problem und ein weiteres Mal blieb mir wohl nur mich so gut ich konnte zu wehren. Die Verzerrten nahmen einfach kein Ende. Jedoch hatte ich wohl doch Glück gehabt, denn noch bevor es so weit kam fielen die Verzerrten vor mir zu Boden und ein weißes Pferd kam in den Raum geritten. Und dieses Pferd kannte ich mehr als nur gut! Ich ging ein Stück zur Seite um es nicht zu verschrecken und um zu prüfen, ob ich recht hatte, mit meinem Gedanken, wen ich hier traf. ,,Alfred!", rief ich froh ihn zu sehen. ,,Seid Ihr in Ordnung, Göttliche? Keine Sorge, um die Verzerrten haben wir uns weitgehend gekümmert. Wir kommen hier jetzt also relativ gut raus." Er hielt mir die Hand entgegen und zog mich auf sein Pferd, als ich diese ergriff. Gemeinsam kehrten wir dann zu der Gruppe die er mitgebracht hatte zurück, wo ich mich von Clanne heilen ließ. Tatsächlich waren aber auch die brodianischen Prinzen mitgekommen, wie ich sah und Alcryst schien wahrlich froh, mich unversehrt zu sehen. ,,Wo ist Eure Schwester? Geht es ihr gut? Und was ist mit den Geschwistern aus dieser Welt?", fragte er mich, woraufhin ich die Situation kurz schilderte, so gut ich sie eben kannte. ,,Nel jedoch hat außerdem Emblem Tiki bei sich, ich denke, sie werden eine Weile klar kommen, allerdings brauchen sie wohl trotzdem Hilfe. Wir sollten uns beeilen. Nil hat vor, meine Schwester zu töten, sobald er mit Nel fertig ist. Außerdem hat er Unterstützung von zwei weiteren Verzerrten Adeligen wenn ich das richtig gesehen habe. Dennoch sollte ein Heiler hier bleiben um meine Schwester zu heilen, wenn sie verletzt ist. Seit einer Weile höre ich sie durchaus in der Nähe." Daraufhin erhielt ich ein Nicken der Gruppe und begann das Kommando zu übernehmen. Gemeinsam kämpften wir uns dann durch die Menge an Phantomwölfen und das Miasma, und dennoch war es wirklich schwierig und einige von uns kamen wirklich nur mit Mühe und Not bis ans Ende des Tempels da einige dieser Gegner wie bereits in Schloss Firene Statuseffekte verliehen, die unsere Angriffe auf uns zurück warfen oder im Falle des Verzerrten Prinz Fogados weitere Feinde beschworen, die uns am Vorankommen hinderten. Am schlimmsten jedoch war die Verzerrte Prinzessin Hortensia, die einen extra Schutz hatte und zudem noch Emblem Hector, welcher die Verteidigung massiv erhöhte und es nahezu unmöglich machte, seinen Träger zu besiegen, wenn man es nicht möglichst tat, bevor seine Fähigkeit aktiviert wurde.
Am Ende jedoch kamen wir schließlich bis zu dem Raum, indem ich mich zuvor mit Nil unterhalten hatte. Und tatsächlich hatte er sich mit Nel angelegt, wie ich es zuvor schon erwähnte. Er meinte ja selbst, dass er dies vorhatte. Scheinbar jedoch brauchte sie keine Hilfe, sie war in Drachenform von Emblem Tiki und hatte zum letzten Schlag angesetzt um ihn so zu besiegen. Daraufhin hörte man ein Klirren und ein seltsamer Energiestrahl hinter Nel zersprang tatsächlich war meine Schwester auch genau dort hinter. Das erklärte natürlich, warum ich sie ab und zu gehört hatte als sie dem verzerrten Wyvern und den Magiekanonieren auswich. Ich war auf jeden Fall froh, dass sie noch halbwegs fit war. Währenddessen unterhielt sich Nel mit ihrem Bruder. Sie glaubte noch immer daran, dass er ihren Wunsch erhören und all das hier beenden würde. Und genau das war ja auch der Grund dafür, dass wir hierher gerufen wurden. Weil Nel sich wünschte, jemand würde ihren Zwilling erretten vor dem enormen Druck und diesem nahezu zwanghaften Versuch, zu beweisen, wie nützlich er sein könnte. Für sie war er eben nie ein Fehlschlag, er war ihr geliebter Zwillingsbruder.
Nach nur einer kurzen Wiedersehensfreude jedoch mussten wir schnell den Tempel verlassen. Die Erschütterung die ich vor der Schlacht spürte kam nicht nur von Nels Drachenform die durch die Wand brach an sich, sondern schien noch einen anderen Auslöser zu haben, der die Decke einstürzen ließ und damit das Gewicht eben dieser für die Mauern untragbar machte, was dazu führte, dass der Tempel einstürzte.
Wir kamen glücklicherweise unbeschadet heraus und trafen draußen auf drei der vier Winde, die uns erklärten was passiert war. Wir hatten Nil mit raus genommen und hofften, er hätte es eingesehen, dass sein Plan irrsinnig war, aber da hofften wir vergebens. ,,Tut mir leid, die Wiedersehensfreude zu unterbrechen.", kam es von ihm. ,,Aber wir haben immernoch etwas zu tun, Göttliche, Nel." Und nur kurz darauf war er mit Nel und meiner Schwester verschwunden. Sein Ziel hatte er noch immer nicht vergessen.
--Soooo, hier hätten wir das nächste Kapitel dieser Geschichte. Und ja, es ist länger als die bisherigen, aber immerhin geht sie auf ihren Höhepunkt zu. Meint ihr, Alear hilft Nil? Meint ihr, sie bekämpfen sich? Mich interessiert, wie ihr darüber denkt also lasst gerne Kommentare da.^^
Außerdem stelle ich euch noch die beiden Verzerrten vor, die hier im Kapitel aufgetaucht sind.
Prinz Fogado:
Und Prinzessin Hortensia:
Bis zum nächsten Kapitel, wir lesen uns.
LG
Alluka39 ^^--
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