epilog
Ein Jahr später
Ich spiele nervös mit meinen Händen, während ich auf die kleine Bühne vor mir blicke. Zahlreiche Exemplare des Gedichtbandes „You Belong With Me" sind auf einem kleinen Tisch aufgestapelt. Es ist praktisch die upgedatete Version von dem Notizbuch, welches ich Romere vor genau einem Jahr gegeben habe. Als mir gesagt wurde, dass ich das genaue Datum der Veröffentlichung ausnahmsweise selbst bestimmen darf, weil die Veröffentlichung um mindestens einen Monat vertagt werden musste, ist mir sofort klargeworden, welchen Tag ich wählen würde. Romeres und meine Geschichte hat so viele Daten, aber keines ist so wichtig für mich wie der Tag, an welchem wir endlich wieder zueinander gefunden haben, als wir endlich begonnen haben, in dieselbe Richtung zu gehen, für dasselbe zu kämpfen und für dieselben Dinge einzustehen.
„Bist du bereit?", fragt mich Page leise, während sie meine Haare glattstreicht. Brexon, sie und ihr Sohn, Ambrose, haben es gerade noch so geschafft, pünktlich zu erscheinen. Sie hat mir gemeldet, dass es am Flughafen Schwierigkeiten gegeben hätte, aber glücklicherweise hat sich das alles aussortiert und die glückliche, kleine Familie ist erschienen.
„So bereit wie noch nie", entgegne ich stolz, während ich meine Schultern durchstrecke, was in meinem Kleid gar nicht so einfach ist.
„Okay. Dann mal los. Und Audrey?", hält sie mich zurück, als ich einen Schritt auf die Bühne zumache.
„Ja?"
„Du hast es verdient. All die glücklichen und schönen Momente, von welchen du so lange geträumt und für welche du so lange gekämpft hast. Ich bin so unendlich stolz auf dich", sagt Page, was mir mein Herz erwärmt. Meine beste Freundin weiß immer, was sie zu sagen hat, um mich aufzumuntern, wie sie meine Laune retten soll und was sie tun muss, damit ich mich besser fühle. Sie hat mich schon so oft mit diesen kleinen Gesten gerettet und sie hat mir schon so oft geholfen, dass ich gar nicht anders kann, als sie in meine Arme zu schließen. Über ihre Schulter hinweg sehe ich meinen Bruder, welcher sich um den neugeborenen Sohn kümmert und ihn ansieht, als wäre er der größte Schatz, den es auf dieser Erde gibt.
„Du aber auch, Page. Du hast mindestens genauso lange gekämpft wie ich. Nur vielleicht auf eine andere Art und Weise."
Ich spüre schon jetzt, dass mir langsam die Tränen kommen, weil das alles so eine große Sache für mich ist und mich die Situation emotional macht, also löse ich mich von Page. Gerade rechtzeitig, denn Esme zupft an meinem Kleid und deutet mit leuchtenden Augen auf die Bühne.
„Da hat es so viele Exemplare von deinem Buch, Mommy!", bemerkt sie erfreut, was mir mein Herz erwärmt. Seit sechs Monaten sind wir alle in eine neue, ein wenig größere Wohnung gezogen, damit es genug Platz für Romere, Esme und mich hat. Auch wenn ich ihr anfangs nicht zu nahetreten oder gar ein Lückenfüller sein wollte, hat sich die Situation so ergeben, dass ich eine Mutterrolle für sie übernommen habe. Offiziell werde ich das aber erst tun, wenn Romere und ich heiraten und die nötigen Papiere ausfüllen, um alles rechtlich zu regeln. Ich werfe einen kurzen Blick auf den Ring, welcher sich in Form eines Astes mit Kirsch- und Pfirsichblüten um meinen Finger schlängelt. Er wirft mich jedes Mal in die Cherry und Peach Tart Zeit von Romere und mir zurück, was mein Herz augenblicklich schneller schlagen lässt. Aber er gibt mir auch die nötige Kraft und Stärke, um mein Kinn zu heben und Page einen entschlossenen Blick zuzuwerfen.
„Ich bin sowas von bereit", stelle ich fest. „Esme, du kannst mit Tante Page zu Daddy gehen und dann zusehen, wie ich über dieses Buch spreche, okay?"
Esmes Augen leuchten auf, ehe sie nickt und nach Pages Hand greift, was dieser wiederrum ein Lächeln entlockt.
„Geht das lange?", will der kleine Rotschopf wissen. Ich schüttle den Kopf. „Nein. Zumindest nicht allzu lange. Danach werden wir auf jeden Fall Pfannkuchen essen gehen, ja? Dann kannst du auch endlich wieder etwas Zeit mit Ambrose verbringen", bemerke ich, worüber sie sich nur freuen kann.
Page wirft mir einen letzten aufmunternden Blick zu, ehe sie sich an ihren Platz setzt und Esme zu Romere bringt. Als wäre es darauf abgestimmt, verstummen die Gespräche im Raum plötzlich und ich nehme mir die Freiheit, auf die Bühne zu gehen. In dem kleinen Raum sind zwei Journalisten, Freunde, Familie und auch Menschen, die ich nicht kenne.
Mein Herz kribbelt, während ich langsam zu dem Mikrofon gehe, welches in der Mitte der Bühne steht. Mit dieser Rede entlasse ich diese Gedichte endlich in die Öffentlichkeit. Aber noch bevor ich zu sprechen beginne, suche ich erst nach dem Gesicht meines Bruders, um ihm dankbar zuzunicken und dann nach dem Gesicht von Romere. Meinem liebsten Gesicht dieser ganzen Welt. Ich sehe ihm in die Augen und muss an Pages Worte denken, dass ich viel gekämpft habe. Aber ich bin nicht die einzige, welche so viel für mich und mein Glück gekämpft hat. Romere hat mir dabei mindestens genauso sehr geholfen wie ich ihm. Wir haben schon so lange gekämpft. Zusammen. Ich werfe Romere ein liebevolles Lächeln zu und forme ein „Ich liebe dich" mit meinen Lippen. Seine Lippen formen ein „Ich liebe dich, Audrey. Für den Rest meines Lebens werde ich dich lieben.". Ich atme tief durch, während sich mein Körper mit Zufriedenheit und Glück füllt. Und als ich in seine grünen Augen blicke, welche mich aufmunternd und stolz betrachten, merke ich, dass sich das Kämpfen gelohnt hat. Für uns beide.
Ich räuspere mich und beginne zu spreche. Über Gedichte, die von uns handeln, welche für immer mit Tinte auf Papier gedruckt bleiben werden. Über Gedichte, welche Romeres und meine Geschichte umrahmen und all unsere Höhen und Tiefen beschreiben, wie ich sie erlebt habe. Es ist eine Reise, mit welcher ich niemals aufhören werde. Romeres und mein Weg ist einer, welchen ich immer und immer wählen würde. Mit ihm zusammen. Mit unserer kleinen, glücklichen Familie. Für immer.
ENDE
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