Kapitel 7

Nienná POV

Leonies Hand war angenehm warm auf meiner Stirn. Sie bewegte leicht die Lippen und dann drückte etwas von innen gegen meinen Schädel. Sofort schrie ich auf vor Schmerz. Augenblicklich ließ Leonie ihre Hand sinken. Ein Keuchen entwich mir und Schweißperlen flossen meine Stirn hinab. „Wie ich es mir dachte", seufzte Leonie. Was meinte sie damit? „Was wollt Ihr damit sagen?", meldete sich Gandalf zu Wort. „Was habt Ihr herausgefunden, Leonie?" Die Angesprochene holte tief Luft. „In Niennás Kopf wurde etwas eingesperrt. Kein Relikt der Angmarin-Priester, wie ich erst angenommen habe, sondern eine ... Schriftrolle." Mein Herz setzte für einen Schlag aus. Gandalf runzelte leicht die Stirn. „Kann diese Rolle schmerzlos entfernt werden?", wollte ich wissen. „Eher nicht und ich weiß auch nicht, ob ich die nötige Kraft dazu habe, sie aus Euch zu holen, Nienná", entgegnete Leonie. „Warum sollte jemand eine Schriftrolle in ihrem Kopf verstecken?", erkundigte Gandalf sich. „So kommt niemand leicht an sie heran und ich vermute, dass die Rolle für irgendein Ritual gebraucht wird. Leider weiß ich nicht, wer sie dort platziert hat." Meine Hände zitterten. „Fehlt ihr sonst noch etwas?", forschte mein Mann nach einer Weile nach. „Hm, die Gedächtnislücke sollte bald wieder weg sein und dann kann Nienná uns mehr erzählen. Immerhin werdet Ihr jetzt keine Schmerzen mehr erleiden, wenn Ihr Euch erinnern wollt", erklärte Leonie mir. Eine gute Nachricht. „Vielen Dank, Leonie", flüsterte ich. Die Frau winkte ab. „Keine Ursache, Nienná. Ruht Euch einfach aus. Meine Schwestern und ich stehen jederzeit zur Verfügung." „Was ist mit Eurem Mann? Ist er ebenfalls hier?", hakte ich nach. „Nein, aber es geht ihm gut. Macht Euch um mich und meine Familie keine Sorgen, Nienná. Im Moment zählt nur, dass Ihr wieder gesund werdet. Alles andere kann warten." Mit diesen Worten stand die junge Frau auf und verließ das Zimmer. Nachdem die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, herrschte einen Augenblick lang Stille. Gandalf nahm wieder auf meinem Bett Platz. „Gandalf, ich habe Angst", gestand ich und streckte meine Hände nach seinen aus. Er nahm sie. „Diese Schriftrolle ... Der Gedanke allein, dass sich etwas in meinem Kopf befindet, ist ... furchtbar. Was, wenn mich das umbringt? Was dann?" „Sch, sch, Liebling", machte Gandalf und drückte sanft meine Hände. „Die Schriftrolle wird dich nicht töten und du hast Leonie doch gehört. Außerdem fehlt dir körperlich so gut wie nichts. Du bist etwas erschöpft, aber das ist alles. Schlaf in Ruhe und ich verspreche dir, dass wir einen Weg finden, wie wir dich von dieser Rolle befreien können. Darauf hast du mein Wort. Ich könnte nicht damit leben, wenn ich dich verlieren würde." Wie um seine Worte zu unterstreichen, streichelte er sanft meine Wange. „Gandalf, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll", erwiderte ich und beugte mich etwas nach vorne. „Du bist viel zu gütig und gut für mich." Der weiße Zauberer schüttelte daraufhin leicht den Kopf. „Das stimmt nicht, Nienná. Du hast keine Ahnung, wie groß deine Güte ist und wie groß deine Geduld. Es wird mir immer ein Rätsel sein, wie du mich auswählen konntest unter allen anderen Elben, Menschen und Zwerge." Davon musste ich leicht lachen. „Möglicherweise klingt das jetzt etwas oberflächlich, aber die meisten Zwerge, die ich kennengelernt habe, sind zu starrköpfig und ... nicht tiefgründig genug." Seine Lippen huschten ebenfalls nach oben. „Es freut mich, dass du wieder lachst, Nienná, mein Herz." Meine Stirn traf auf seine und wenig später hatten unsere Lippen wieder zueinander gefunden.


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