Kapitel 5

Nienná POV

„Du bist ziemlich hübsch", bemerkte der Priester. Er leckte sich leicht die Lippen. „Zu schade, dass ich mich nicht mit dir vergnügen kann. Wobei ... Wenn ich so recht darüber nachdenke ..." Er hob die Hand und die Tür meiner Zelle schwang auf. „... kann ich das doch", vollendete er seinen Satz. „Ihr werdet mich nicht anrühren!", stellte ich klar. Meine Stimme machte mir wieder einen Strich durch die Rechnung. „Ach ja? Versuch doch mich daran zu hindern", sprach der Priester und betrat die Zelle. Adrenalin schoss in meine Adern und ich sprang auf die Füße. Er kam näher. Ich murmelte ein paar elbische Wörter und schon hielt ich einen Feuerball in der Hand. „Niedlich. Damit könnt Ihr mich nicht aufhalten", versicherte der Priester mir und hob seinen Stab. Der Feuerball erlosch. Mist. Schnell wich ich nach rechts. Der Priester folgte mir. Er ließ seinen Stab in seiner rechten Hand kreisen. „Wo fange ich nur an? Du machst es mir wirklich schwer, meine Hübsche", säuselte er. Mistkerl! „Ihr werdet es bereuen, wenn Ihr auch nur die Hand an mich legt", keifte ich und endlich hatte ich meine Stimme wieder etwas unter Kontrolle. „Oh! Was sind denn das auf einmal für Töne?! Doch nicht so schwach und zerbrechlich. Beeindruckend, Nienná. Höchst beeindruckend sogar. Das wird mich allerdings nicht von meinem Vergnügen abhalten können." Er machte noch einen Schritt auf mich zu. „Gandalfs Zorn wird schrecklich sein. Er wird Euch bestrafen, wenn Ihr mich nicht gehen lasst." „Jetzt habe ich aber Angst. Sag mir, wo ist der gute Gandalf eigentlich? Mich wundert es ehrlich gesagt etwas, dass er nicht schon längst versucht hat dich zu befreien. Bedeutest du ihm etwa doch nichts? Warst du für ihn nur eine hübsche kleine Elbenfrau, die er sich mal genommen hat, um etwas Spaß zu haben?" „Ihr wisst nichts über ihn!", entgegnete ich. „Eure Worte könnten nicht weniger Wahrheit beinhalten." Da ertönten Schreie von unten. Das Rasseln von Schwertern und Pfeile, die durch die Luft sausten. Ein Kampf. Gandalf, Legolas und Gimli holten mich. Der Priester warf einen Blick auf den Gang zu meiner Zelle, dann zu mir und wieder zurück. „Verflucht sollst du sein, tückisches Elbenweib!", grollte er. Im Anschluss rannte er nach unten. Die Geräusche wurden lauter. Sie kamen näher. Konnten sie es wirklich zu mir schaffen? Hatten sie die Personen hier etwa überrascht? War dies möglich? Konnte ich so viel Glück haben? Ein Schatten war zu sehen und wenig später die Person, zu der er gehörte. Mein Herz zog sich schmerzvoll zusammen für einen Atemzug. Der weiße Zauberer stand dort. Glamdrim fest in der linken Hand, seinen Stab in der rechten. Seine blauen Augen suchten die Umgebung ab, bis er mich schließlich fand. Seine Lippen formten meinen Namen und ich konnte nicht anders als ihn anzustrahlen. „Gandalf!", rief ich und eilte auf ihn zu. Plötzlich schlug mich etwas in den Magen, so dass ich auf die Knie sank. Verwirrt blinzelte ich und richtete mich wieder auf. Mein Mann stand nun direkt vor meiner offenen Zelle. Hinter ihm entdeckte ich Legolas, Gimli, Johanna und Christina sowie Leonie. „Nienná, beweg dich nicht", riet Johanna mir, während sie neben meinen Mann trat. Anschließend legte sie eine Hand auf die Gitterstäbe meiner Zelle. „Diese Zelle ist befreit von jeglichen Zaubern, Flüchen oder Verwünschungen", hauchte sie auf Sindarin. Seit wann beherrschte sie meine Muttersprache denn so gut und was war das für ein Akzent? Nichts geschah. „Gandalf, betretet die Zelle", wies Leonie meinen Mann an. „Keine Sorge. Ihr seid weiterhin unter Johannas und meinem Schutzschild. Euch kann nichts geschehen." Gandalf machte einen zögerlichen Schritt in die Zelle. Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich den Atem angehalten hatte, bis ich wieder ausatmete. Nichts passierte. Mit letzter Kraft richtete ich mich auf und stürzte in seine Arme. Er hielt mich gut fest. Er presste mich an sich und ich wollte ihn nie mehr loslassen. Nie mehr. „Nienná", wisperte er an meinem Ohr. „Nienná." Mehr nicht. Nur meinen Namen. Ein Räuspern erklang hinter uns. „Gandalf, ich will euch nicht stören, aber solange du mit Nienná noch in der Zelle steckst, können wir sie nicht in Sicherheit bringen", erklärte Christina. Widerwillig ließ ich meinen Mann los, auch wenn ich seine Hand festhielt. Er führte mich aus der Zelle, doch kaum, dass wir draußen standen, knickten meine Beine ein. Undeutlich vernahm ich noch ein hellblaues Licht, dass ganz plötzlich zu sehen war. Dann umarmte mich die Schwärze.


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