Kapitel 43
Nienná POV
Die vollkommene Stille behagte mir nicht. Eine Gänsehaut fuhr meinen Rücken hinunter, während ich mich immer wieder umschaute. Hinter jedem umgestürzten Balken konnte Gefahr lauern. Vielleicht ein Nachtalb oder schlimmere Wesen. Wenig später passierte ich einen Marktplatz mit einem Brunnen. „Nicht trinken", sagte ich mir. „Wer weiß, was diese Animara damit gemacht hat." Also setzte ich meinen Weg fort. Eine Kreuzung. Na, super! Rechts, links oder geradeaus? Auf gut Glück bog ich links ab. Immer noch diese absolute Stille, die mich beinahe erdrückte. Plötzlich stürmte ein Heer Orks auf mich zu. Mist! Warum hatte ich nicht an eine Waffe gedacht. „Warte, vielleicht ist das ein Trick", dachte ich und holte den Edelstein heraus. Rasch strich ich darüber. Die Orks zerbröselten zu Staub. Sehr gut. Eine Treppe geriet in mein Blickfeld. Ziemlich schmal. In den Minen Morias hatte ich damals mit den Gefährten eine ähnliche überquert, kurz bevor ... Mit einem Kopfschütteln verdrängte ich diese Erinnerungen. Das brachte mich nicht weiter. Da vernahmen meine Ohren endlich leise Stimmen. Das war die gemeinsame Sprache. Sehr gut. Ich beschleunigte ein wenig und blieb dennoch auf der Hut. „Nienná? Was machst du denn hier?", erklang da Gandalfs Stimme. Als ich den Kopf hob, sah ich das Ende der Treppe. Der weiße Zauberer war aufgestanden. Aragorn und Leonie saßen bei ihm in der Nähe. Der Saphir bewies mir, dass ich sie wirklich gefunden hatte. „Gandalf, ihr braucht die Schriftrolle, um von hier zu entkommen. Ohne sie werdet ihr nicht zu Animara gelangen können", berichtete ich. Mein Mann machte einen Schritt auf mich zu, doch dann kniff er die Augen zusammen. „Nein, du bist nicht wirklich hier. Das ist ein weiterer Trick seitens unserer Feindin. Sie will mich ablenken." „Nein, Gandalf. So ist es nicht", erklärte Leonie und erhob sich. „Wenn Nienná nicht wirklich hier wäre, könnte ich ihre Gedanken nicht lesen." Der Zauberer schenkte ihr einen Blick. Langsam streckte er eine Hand nach mir aus. „Ist das wirklich real?", murmelte er. „Kann dies wahr sein?" Eine Träne floss meine Wange hinunter. „Ja, Gandalf, ich bin wirklich und wahrhaftig hier", bestätigte ich und ergriff seine Hand. Er drückte sie und dann zog er mich in seine Arme. Nun gab es für meine Tränen kein Halten mehr. Der weiße Zauberer strich immer wieder über meinen Rücken und wisperte dabei Wörter auf Sindarin. „Nienná, woher wusstet Ihr, dass wir keine Halluzination sind?", meldete sich da Michael zu Wort und lief zu meinem Gemahl und mir hinüber. Er ließ mich los. „Eure Schwester hat mir einen magischen Saphir mitgegeben. Dieser zeigt an, wann etwas eine Illusion ist und wann nicht", ließ ich Michael wissen. „Dann ist es wirklich von Vorteil, dass Ihr jetzt bei uns seid", lächelte er. „Gut. Wir laufen weiter. Dieselbe Formation wie vorhin", wies er die anderen an. „Nienná, vielleicht gebt Ihr mir die Schriftrolle." Kurz zögerte ich, dann löste ich sie von meinem Gürtel und reichte sie ihm. Michael nickte kurz und kehrte zu zwei Soldaten Gondors zurück. Alle standen auf. Leonie und Aragorn gesellten sich zu uns. „Was auch immer geschieht, Nienná, ich bleibe bei dir", versprach Gandalf mir und drückte einen Kuss auf meine Stirn. Da musste ich beinahe wieder weinen. „Außer Animara setzt ihren Namen ein. Hoffen wir, dass es nicht dazu kommt", seufzte Leonie. „Wieso sollte sie Gandalf aus einem bestimmten Bereich bannen?", erkundigte Aragorn sich, während wir wieder los marschierten. „Aus dem einfachen Grund, dass er der einzige ist, der Sauron töten kann, sobald dieser beschworen wurde", stellte ich klar.
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