Kapitel 38

Nienná POV

Johannas Worte ergaben Sinn und sie kannte Animara bestimmt deutlich besser als ich. Trotzdem wollte ich mich nicht von Gandalf trennen. „Dann werde ich hier in Minas Tirith auf eure Rückkehr warten", verkündete ich schließlich. Michael neigte leicht den Kopf vor mir. „Ihr trefft die richtige Entscheidung, Nienná. Keine Sorge, wir sind bald wieder zurück. Außerdem bleibt Christina ebenfalls hier, Ihr seid also nicht allein. Möge Elbereth stets Euren Pfad erleuchten." Mit diesen Worten traten er und seine Schwester aus dem Zimmer. Gandalf zog mich wieder in seine Arme. „Sei wachsam", flehte ich. „Animara ist gerissener als alle anderen Feinde, mit denen wir bisher zu tun hatten. Wenn du stirbst, werde ich das nicht überleben." „Sch, mein Herz", wisperte mein Mann und strich über meinen Rücken. „Unsere Freunde werden alles tun, um mich zu beschützen und ich bin froh, dass du hier in Sicherheit bist. Dich zu verlieren würde mir den größten Schmerz aller Zeiten zufügen." Seine Lippen trafen meine Stirn und ich schloss die Augen. Wenn ich könnte, würde ich die Zeit anhalten. Für immer in diesem Moment leben, doch über diese Macht verfügte ich nicht. Viel zu schnell löste er sich von mir. „Es ist bald vorbei, Nienná. Du bist stark. Stärker als du annimmst. Warte auf mich", hauchte er. „Immer, Gandalf. Du wundervoller, mächtiger, weiser, liebevoller und gütiger Zauberer. Ich liebe dich", raunte ich. Seine Mundwinkel huschten kurz nach oben. „Milin len, Nienná. Für immer." Ein letztes Mal küsste ich ihn und ich versuchte all meine Liebe in diesen Kuss zu legen, da dies alles war, was ich ihm für den Kampf mitgeben konnte. Seufzend trat Gandalf zurück und lief zur Tür. „Du bist mein Licht in der Nacht. Mein Trost in meiner Ratlosigkeit und mein Halt, wenn ich falle", flüsterte er, ehe er die Tür öffnete und mich allein in dem Raum zurückließ. Einen Augenblick lang blieb ich regungslos stehen. Dann eilte ich hinaus und hinauf in den obersten Ring. An der Feste vorbei und blieb keuchend auf dem Steg stehen, von dem man die beste Aussicht hatte. Gandalf, Leonie, Johanna, Michael, Gimli, Aragorn und ein paar Soldaten aus der Stadt gingen so eben zum Stadttor. „Sieh mich", hauchte ich, doch Gandalf hörte mich nicht. Dennoch winkte ich, bis sie außer Sichtweite waren. „Nienná?", erklang eine Stimme hinter mir. Christina. „Mae govannen", begrüßte ich sie. Daraufhin lächelte sie kurz. „Sich von seinen Liebsten zu verabschieden, ist niemals einfach. Egal, wie oft man schon Abschied genommen hat, es fühlt sich jedes Mal gleich an." „Ihr habt Euch schon öfter von Euren Geschwistern getrennt, ohne zu wissen, ob Ihr sie wiedersehen würdet?", hakte ich nach und runzelte leicht die Stirn. Die junge braunhaarige Frau nickte. „Ziemlich oft sogar, aber nicht in dieser Welt. In einer anderen wurden wir vier regelmäßig losgeschickt, um Aufträge zu erfüllen und wir hätten dabei jedes Mal sterben können. Dafür ist die Freude, wenn man sich wiedersieht umso größer." „Da habt Ihr zweifelsohne recht", bestätigte ich und wandte meine Aufmerksamkeit dem weißen Baum zu. „Wieso habt Ihr Arwen, Legolas und Eowyn nicht geweckt?", wollte ich wissen. „Sie können immer noch in die Traumwelt gelangen, wenn sie schlafen. Euch hat die Schriftrolle dorthin geführt, aber nachdem sich diese nicht mehr in Eurem Kopf befindet seid Ihr von Animaras Kontrolle befreit", klärte Christina mich auf. „Verstehe. Für Eure Schwester ist es bestimmt nicht einfach so viel Verantwortung zu tragen." „Nein, ist es wirklich nicht, aber das hält sie nicht davon ab, weiter zu machen. Sie würde sich vermutlich nie selbst als gute Anführerin sehen, aber genau das ist sie."


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