Kapitel 36

Nienná POV

„Wer bist du?" „Du bist mein Licht in der Nacht, mein Trost in meiner Ratlosigkeit, mein Halt, wenn ich falle und deine Stimme gleicht einem Windspiel. Ich liebe dich, Nienná." „Unterschätze deine Weisheit nicht, Nienná, meine Liebe. Du kannst mehr helfen und bewirken als du denkst." „Gandalfs Tod war nicht vergeblich. Es fällt dir schwer, das einzusehen, ich weiß, aber gib die Hoffnung nicht auf. Wir werden in seinem Angedenken diesen Krieg gewinnen." Die geflüsterten Stimmen begleiteten mich seit geraumer Zeit nun schon. Der Korridor wollte kein Ende nehmen. Rechts und links von mir entdeckte ich Türen. Sie alle bestanden auch Buchenholz, doch keine davon ließ sich öffnen. Endlich erreichte ich eine Treppe. Oben angelangt, verschwanden die Stimmen ganz plötzlich. Stattdessen summte etwas. Merkwürdig. Was war das jetzt? „Du bist fast bei der Schriftrolle, Nienná", erklang meine Stimme. Was würde eigentlich passieren, sobald ich sie gefunden hatte? Kam ich dann von hier weg? Hoffentlich. Mir fiel nicht ein, wie ich meine Freunde sonst wissen lassen sollte, dass ich meine Aufgabe erfüllt hatte. Das war jetzt zweitrangig. Erst die Rolle, dann ein Ausweg. So sahen meine Prioritäten aus. Das Summen wurde lauter und ich erblickte am Horizont einen Altar, auf dem sich etwas befand. Meine Schritte wurden ein wenig schneller. Ja. Die Schriftrolle. Vorsichtig nahm ich sie in meine Hand. Ein Blitz schlug in den Altar ein. Sofort sprang ich zurück. Der Stein des Altars lag unberührt da. Seltsam. Ich rollte die Schriftrolle auf und stutzte. Die Sprache verstand ich nicht, aber das, was ich hier vor mir hatte, erinnerte mich stark an eine Zutatenliste für einen Trank. Jetzt brauchte ich nur noch dafür zu sorgen, dass ich die Schriftrolle mit in die Gegenwart nehmen konnte, sobald ich hier rauskam. Die Frage war nur, wie ich das anstellte. „Wie komme ich hier raus?", hakte ich laut nach. „Du wirst dich noch etwas gedulden müssen. In drei Stunden kannst du diesen Ort verlassen", erklärte meine Stimme. „Geht es doch auch etwas schneller? Meine Freunde brauchen meine Hilfe und ich habe die Rolle." Führte ich jetzt schon Diskussionen mit mir selbst? Sah so aus. „Natürlich besteht noch eine andere Möglichkeit. Finde dich selbst, Nienná. Doch ich muss dich warnen, der Weg dorthin wird nicht einfach sein." „Nicht einfach? Meinen Mann musste ich bereits töten, einen Ringgeist küssen und hilflos zusehen wie alle, die ich liebe, abgeschlachtet werden. Was kann mich denn erwarten, dass dies übertrifft?" „Drei der sieben Prüfungen hast du bestanden. Vier erwarten dich noch. Erst, wenn du sie gemeistert hast, gelangst du zu dir selbst. Doch auch nach den vier Prüfungen gilt es noch einen letzten Gegner zu überwinden." „Welchen?", wollte ich wissen und wickelte die Schriftrolle wieder auf. „Dich", antwortete meine Stimme. Mich? „Wie gelange ich zu den anderen Prüfungen?" „Folge einfach dem Korridor. Er wird vier Türen haben. Hinter jeder wartet eine Prüfung auf dich. Die Reihenfolge ist nicht festgelegt. Du kannst dir frei aussuchen, womit du beginnen möchtest. Manche werden dir schwerer fallen als andere." Hörte sich nicht schwer an. Meine Augen suchten den Raum nach etwas ob, womit ich die Schriftrolle auf meinem Rücken befestigen konnte. Ah. Ein Gürtel. Schnell schnallte ich die Rolle darin und band ihn um meine Taille. Erneut eine Treppe, dieses Mal nach unten und sie war merkwürdig gewunden. Tatsächlich entdeckte ich vier Türen. Zwei rechts, zwei links. Womit fing ich nur an? Meine Entscheidung fiel auf die erste links.


Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top