Kapitel 31

Leonie POV

Der Wind strich sanft über meine Arme, während ich mich unter den weißen Baum Gondors setzte. Hoffentlich verstanden Aragorn und Gandalf, dass ich mich zurückgezogen hatte. Dieser Einsatz war anstrengend und das nicht nur aufgrund der aktuellen Lage. Auf meine Worte zu achten, fiel mir auch immer schwerer. Normalerweise konnte ich diese Schwierigkeit mühelos umgehen, doch dieses Mal ... Seufzend verjagte ich diese Gedanken und starte zur Mauer. Ein bläulich schimmernder Mantel bedeckte den Himmel jenseits der Mauer. Jojos Schutzschild. Sie hatte geübt, seit sie ihn in meiner Heimat-Diegese genutzt hatte. Das lag auch schon mehrere Jahre zurück. Wie es meinem Mann gerade wohl ging? Zu gerne hätte ich ihn jetzt bei mir. Obi Wan konnte mich immer trösten oder mir Kraft spenden. Da waren Schritte zu hören. Gandalfs Stimme wurde lauter in meinem Kopf. „Soll ich gehen?", forschte er nach und blieb vor mir stehen. „Nein, Gandalf. Eure Sorge geht vor", meinte ich und rückte auf der Bank ein wenig zur Seite, damit er Platz nehmen konnte. „Ihr könnt Euch nicht mit allem belasten, Leonie. Ihr seid nicht für mein Schicksal verantwortlich", erklärte er und da brach etwas in mir zusammen. Die Tränen verließen ihre Drüsen, bevor ich sie aufhalten konnte. Schluchzend verbarg ich mein Gesicht in meinen Händen. Eine warme Hand berührte meine Schulter und instinktiv lehnte ich mich an die Person, zu der sie gehörte. Gandalf sprach kein Wort. Er wartete einfach darauf, dass ich mich wieder beruhigte. Schließlich kamen keine Tränen mehr. „Hannon le, Gandalf", wisperte ich und schniefte. „Das muss Euch doch merkwürdig erscheinen. Eure Frau wird bedroht. Eine mächtige Gegnerin will Sauron beschwören und dennoch seid Ihr derjenige, der mich tröstet. Mir, einer Sterblichen, die nicht einmal aus dieser Welt stammt." „Ihr hattet schon immer viel Mitleid mit den Leuten um Euch herum, Leonie. Außerdem sucht Ihr ohne Unterlass nach einer Lösung, wie wir Animara besiegen können. Ein solches Gewicht kann den stärksten Mann niederdrücken und ich weiß, dass Ihr mit vielem zurecht kommt. Grämt Euch also nicht für Eure Tränen, denn nicht alle Tränen ..." „... sind von Übel", vollendete ich seinen Satz. Er runzelte leicht die Stirn. „Wie habt Ihr erfahren, dass ich das sagen wollte?" Daraufhin tippte ich leicht an meine Schläfen. „Ich kann Eure Gedanken lesen, wie Ihr Euch vielleicht noch erinnert." „Oh, das war mir tatsächlich entfallen. Kann ich Euch irgendwie helfen, Leonie?" „Leider nicht, Gandalf, so sehr ich Eure Hilfe zu schätzen weiß." Der Maiar nickte. „Vielleicht hätte ich mit den anderen Ringträgern damals nach Valinor segeln sollen", murmelte er da. Fast wäre ich aufgesprungen vor Schreck. „Wie bei den Valar kommt Ihr denn jetzt auf den Gedanken?", hakte ich nach und konnte nicht verhindern, dass ich etwas heftiger klang. „Nienná wäre am Boden zerstört gewesen. Gandalf, dass kann nicht Euer Ernst sein. Es hätte Euch vermutlich auch nicht glücklich gemacht, wenn Ihr sie verlassen hättet." „Da mögt Ihr Recht haben, aber dann wäre sie jetzt nicht in Gefahr. Niemand würde ihr Leben bedrohen und sie könnte glücklich alle Zeitalter in Mittelerde verbringen. Keiner würde versuchen Sauron zu beschwören, nur weil ich der Person im Weg stehe", argumentierte er. „Gandalf, Ihr tragt keinerlei Schuld daran, dass Animara sich jetzt hier aufhält. Sie ... Ihr wisst nie, wann diese Menschen in Mittelerde auftauchen. Genauso wenig wie Ihr mit Sicherheit voraussagen könnt, wann meine Geschwister und ich hier sind." Der Zauberer schwieg kurz. „Ihr darf nichts zustoßen", raunte er mit belegter Stimme. „Dafür liebe ich sie zu sehr."


Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top