Kapitel 3

Nienná POV

Wirklich ausgeruht fühlte ich mich nicht, als ich wieder erwachte. Wie viel Zeit war eigentlich vergangen? Der Gang, der zu meiner Zelle führte, wurde weiterhin von Fackeln beleuchtet, die grün brannten. Giftgrün. Hier war nichts, woran ich die Zeit messen konnte. War eine Stunde verstrichen, zwei, drei, vier? Vielleicht auch acht oder neun. Unmöglich, es zu sagen. Wieder Schritte. Vorsichtig rutschte ich in eine aufrechtere Position. Tatsächlich. Dieselbe Person, die mich gestern schon besucht hatte. Was konnte sie denn jetzt von mir wollen? Anstatt jedoch vor meiner Zelle Halt zu machen, lief sie einfach weiter. Hm. „Das wird nicht funktionieren", zischte da eine Stimme. Sie schien ganz nah zu sein. Viel zu nah. Sofort schaute ich mich um, doch da war niemand. Bildete ich mir jetzt schon Stimmen ein? Wie hatte es überhaupt so weit kommen können? „Oh, Elbereth, was geschieht nun?", murmelte ich. Meine Finger spielten mit dem Ring an meinem rechten Ringfinger. Wieso trug ich denn einen Ring? Ich nahm ihn ab und betrachtete ihn. Inspizierte ihn von allen Seiten. Silber. Schlichtes Silber mit einem Saphir. Keine Gravuren oder etwas anderes. Hm. So weit ich mich erinnerte, trug ich nicht gerne Schmuck. Sicher, ich hatte ein paar hübsche Ketten oder Ringe besessen, doch diese hatte ich nur zu besonderen Anlässen getragen. Ergo musste mir dieser Ring etwas bedeuten. Nur was? „Gandalf", hauchte ich. Schweiß rann meinen Rücken hinab, als die Erinnerung wieder hervorkam. Ein Bild trat in meinen Kopf. Gandalf und ich. Wir standen beide vor Aragorn, der uns traute. Der silberne Ring mit dem Saphir war mein Ehering. Wie hatte mir das nur entfallen können? Sachte erhob ich mich. Alles drehte sich vor meinen Augen. Also atmete ich tief durch, bis sich der Schwindel gelegt hatte. Der Gang vor meiner Zelle wirkte unauffällig. Pflasterstein. Nichts Besonderes. Irgendein Grund musste doch dafür existieren, dass ich beinahe vergessen hätte, dass ich mit dem wundervollen Zauberer verheiratet war. Blieb die Frage welcher. Irgendetwas musste ich doch tun können. Unbekannte Priester liefen hier herum und wollten mich für sich gewinnen. Sie vertraten auch die Meinung, dass meine Macht ihnen nützen würde. Meine Macht. Welche Macht denn? Gandalf war doch viel mächtiger als ich. Diese Wesen hatten es geschafft mich von ihm, Legolas und Gimli zu trennen. Mit Sicherheit waren sie in der Lage, meinen Mann gefangen zu nehmen, wenn sie wollten. Daraus ließ sich schlussfolgern, dass sie wirklich mich brauchten. Inwiefern oder in welchem Bereich war meine Macht größer als Gandalfs? Er gehörte zu den Maiar. Daneben schaute ich als Waldelbin ganz klein aus, auch wenn ich manches bewirken konnte. Plötzlich stieß jemand ein Messer in meinen Bauch. Ein Schrei entwich mir und ich sank zu Boden. Der Schmerz wandelte sich zu einem Brennen. Flammen fraßen sich von meinem Bauch nach oben zu meiner Kehle. Wieder schrie ich auf. Niemand kam, um mir zu helfen. Wäre ja auch zu schön gewesen. Das Feuer wütete weiter. Kurz vor meiner Kehle kam es zum Stillstand. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Schlucken konnte ich nicht. Ganz plötzlich verschwand das Feuer. „So leicht kommst du mir nicht davon!", prophezeite jemand. Als ich mich umdrehte, erblickte ich einen Angmarin-Priester. Er kniete vor meiner Zelle und grinste höhnisch. „Es war die richtige Entscheidung von Animara. Das sehe ich jetzt ein. Ein Glück, dass sie nicht auf mich gehört und ihn gewählt hat. So ist das viel interessanter." Mit diesen Worten schritt er davon. Animara. Zumindest kannte ich nun einen Namen. Mal sehen, wie weit mich dieser bringen würde.


Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top