Kapitel 18
Nienná POV
Ein Seufzer entwich mir und ich rieb meine schmerzende Schulter. Der Sprung hatte nicht geklappt. Wir waren der körperlosen Stimmen voll und ganz ausgeliefert. „Was machen wir denn jetzt?", forschte Eowyn nach. „Wir können nur warten, bis wir diese Halle verlassen dürfen", erklärte Arwen. „Mehr Optionen haben wir vorerst nicht." „Müssen wir mit noch jemanden rechnen oder reichen wir vier?", wollte Legolas wissen. Eowyn zuckte die Achseln. „Eine kluge Frage, Legolas", kommentierte die Stimme. „Es wird Euch freuen zu hören, dass Ihr nun diese Halle verlassen könnt. Jedoch, sobald Ihr das getan habt, gibt es kein Zurück mehr. Meine Diener sind bereit für das Ritual. Wir warten jetzt nur noch auf Euch." Wir vier tauschten einen schnellen Blick. Mein Herz schlug etwas schneller und ich spürte wie ich leicht mit den Zähnen klapperte. „Ihr werdet uns früher oder später dazu zwingen, aus dieser Halle zu gehen. Ihr braucht uns für das Ritual und wenn wir uns weigern von hier zu verschwinden, könnt Ihr es nicht vollziehen." „Nienná, provoziere sie besser nicht", warnte Arwen mich. „Wir haben keine Ahnung, wozu sie in der Lage ist." Sie hatte ja recht. Dennoch. Die Logik war zwingend. „Da gebe ich dir voll und ganz recht, Nienná", bestätige die Stimme. „Du vergisst jedoch, dass ich ..." Die Halle veränderte sich. Die Springbrunnen verschwanden. Es wurde kälter und dann standen wir in einer der Beschwörungskammern, die die Angmarin-Priester benutzten. Oh, Elbereth. Wie sollten wir es schaffen von hier zu entkommen? „... die volle Kontrolle hierüber habe", vollendete die Stimme ihren Satz. „Ihr seid mir hilflos ausgeliefert. Vergesst das nicht." Plötzlich erzitterte der Boden unter meinen Füßen. Reflexartig stützte ich mich an der Wand ab. „Was ist hier los?", raunte Arwen. Der Anflug von Panik war aus ihrem Unterton zu hören. Auf ihre Frage schüttelte ich nur den Kopf. Keinen blassen Schimmer, was das auf einmal sollte. Der Boden beruhigte sich wieder. „Geht es Euch gut?", wollte ich von Arwen wissen. Die Elbenmaid nickte. „Ja, Nienná. Dir?" „Ebenfalls. Legolas, Eowyn, ist bei Euch alles in Ordnung?" Der blonde Elb lächelte leicht und Ewoyn streckte sich kurz. Rasch unterzog ich sie einer kurzen Musterung. Keine Kratzer, Schrammen, Beulen oder sonst etwas. Sehr gut. In diesem Moment öffnete sich die Tür und sechs Angmarin-Priester traten ein. Drei männlich, drei weiblich. Eine der Frauen war neben der üblichen Robe noch mit einem goldenen Helm ausgestattet. Das musste demnach die Anführerin sein. „Ha, es ist wunderbar, dass mein Plan aufgegangen ist", bemerkte sie und ich zuckte bei dem Klang ihrer Stimme kurz zusammen. Es handelte sich um jene, die all die Zeit zu uns gesprochen hatte. „Nach dem heutigen Tag wird nichts mehr in Mittelerde sein wie es war." Die Priester bildeten einen Kreis. „Nienná, sei so nett und stell dich in die Mitte", bat die Priesterin mit dem Helm mich. Ein Lachen entwich meiner Kehle, ehe ich es verhindern konnte. „Das könnt Euch so passen!" Die Priesterin hob die Augenbrauen. „Es würde mir wirklich gefallen, wenn ich dich nicht dazu zwingen müsste, aber du lässt mir keine Wahl." Damit hob sie ihre linke Hand und richtete sie auf meine Stirn. Flammender Schmerz breitete sich in meinem Körper aus und dann wurde ich nach vorne in die Mitte des Kreises gezogen. Mit aller Kraft wehrte ich mich dagegen. Zwecklos. Genauso gut hätte ich gegen eine Mauer ankämpfen können. „Wunderbar", bemerkte die Priesterin. „Du solltest dich geehrt fühlen, Nienná. Immerhin wurdest du auserwählt. Ist es nicht schön, wenn man in seinem Leben etwas Sinnvolles erreicht?" Legolas spuckte auf den Boden.
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