Kapitel 11
Nienná POV
Verdutzt starte ich an die Stelle, wo ich Gandalf zuletzt gesehen hatte. „Gandalf?", rief ich. „Wo bist du?" Ein hämisches Lachen antwortete mir. Es hallte von den Wänden wider. Instinktiv machte ich einige Schritte rückwärts. „Dachtest du wirklich, dass ich dich so einfach gehen lasse, Nienná?", erklang eine Stimme. Sie kam mir vertraut vor. Weiblich, hämisch und arrogant. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Sie hatte uns in Dol Goldûr begrüßt. „Was wollt Ihr von mir?", hakte ich nach und blieb stehen. „Nun, du bist ja dummerweise aus deiner Zelle entkommen. Das ist ziemlich ärgerlich, muss ich ganz ehrlich gestehen. Dennoch ändert es nichts daran, dass ich dich für das Ritual benutzen werde." „Welches Ritual und weshalb braucht Ihr dafür ausgerechnet mich?" Wieder das Lachen. „Die Entfernung zu mir hat dir nicht gut getan, wie ich am Klang deiner Stimme feststelle. Sei es drum. Du wirst früh genug erfahren, was ich mit dem Ritual bezwecke und aus welchem Grund du ausgewählt wurdest. Du kannst dich nicht dagegen wehren. Du bist der Schlüssel, Nienná. Mit dir steht und fällt die Zeremonie." Es wurde Zeit für mich aufzuwachen. Ich kniff mir in den Arm, gab mir eine Ohrfeige. Nichts geschah. Die Halle lag unverändert da. „Du kommst hier nicht raus", erklärte die Stimme mir. „Ohne meine Erlaubnis wirst du hier bleiben müssen." Das konnte nicht sein. Unmöglich. Niemand besaß eine solche Macht. „Was ist, wenn meinem Körper etwas zustößt?", konterte ich und ging zu einem der Springbrunnen hinüber. Sein Plätschern schenkte mir etwas Trost und ich brauchte etwas, woran ich mich festhalten konnte. „Werde ich dann nicht erwachen?" „Kluger Gedanke, meine Liebe. Allerdings glaube ich nicht, dass Aragorn oder Gandalf es über sich bringen würden, deinen hübschen Körper zu verletzen. Trotzdem, netter Versuch." So leicht würde ich nicht aufgeben. Plötzlich wurde die Halle in ein hellblaues Licht getaucht und wenig später kniete Arwen neben mir auf dem Boden. Was machte sie hier? Moment mal. War sie wirklich da oder träumte ich gerade nur von ihr? Langsam ließ ich mich neben ihr zu Boden gleiten und legte eine Hand auf ihre Schultern. „Herrin, wie geht es Euch?", flüsterte ich. Arwen sah auf. „Nienná? Wo bin ich? Was ist das hier?", wollte sie wissen. Ihre Fragen sprachen dafür, dass mein Unterbewusstsein sie nicht hierher geholt hatte. „Beruhigt Euch. Wir sind in einer Halle gelandet, die der Halle des Feuers Eurer Heimat gleicht", erklärte ich. Arwen ließ den Blick herum wandern. „Es sieht wirklich vertraut aus", bemerkte sie und kam auf die Füße. „Warum bin ich hier? Habt Ihr mich zu Euch gerufen?" Mein Kopfschütteln zauberte eine tiefe Falte auf ihre ebenmäßige Stirn. „Das ist merkwürdig. Können wir wieder zurück? Aragorn macht sich bestimmt schon Sorgen um mich und Gandalf sicherlich um Euch." „Es gibt keinen Ausweg!", verkündete die körperlose Stimme von vorhin. „Gewöhnt Euch schon einmal an diese Halle, denn Ihr werdet für recht lange Zeit hier verweilen. Seid jedoch unbesorgt, Ihr werdet nicht sterben. Nun, vorerst und Ihr werdet schon bald noch mehr Gesellschaft bekommen." Wie bitte? Noch mehr Leute sollten hier auftauchen? Warum das denn? Wozu benötigte diese Stimme uns alle? Meine Rolle war mittlerweile recht klar, aber Arwens? „Herrin, was ist das letzte, woran Ihr Euch erinnert, ehe Ihr hierher gekommen seid?", erkundigte ich mich und griff nach Arwens Händen. Die Königin schloss leicht die Augen. „Mein Sohn und ich haben zusammen etwas gespielt und danach erschien eine Dienerin. Sie überreichte mir ein Schmuckkästchen. „Mit den besten Wünschen aus den weiten Tälern des Anduin", sprach sie und öffnete es. Darin befand sich eine wunderschöne Kette. Sie reflektierte das Licht der Sonne und ich legte sie um. Danach wurde mir schwarz vor Augen und im Anschluss ..." Sie verstummte und schlug die Augen wieder auf. Eine Kette. Das hier wurde immer seltsamer.
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