Kapitel 10
Gandalf POV
Sofort fuhr ich herum. Ein recht junger Mann stand dort. Seine braunen Augen dürften etwa die gleiche Farbe besitzen wie Christinas Augen. „Hallo, Gandalf", begrüßte er mich in der gemeinsamen Sprache. Kein Akzent wie bei Johanna, Christina und Leonie. „Hallo", erwiderte ich den Gruß. „Wer seid Ihr?" Ein Lächeln huschte über die Lippen des jungen Mannes. „Ihr habt schon längst die richtige Richtung eingeschlagen, Gandalf. Keine Sorge, ich gehöre nicht zur OFZ und wenn Ihr Euch zu Recht fragt, woher Ihr wisst, dass ich die Wahrheit sage, so kann ich es Euch beweisen." Mit diesen Worten krempelte den rechten Ärmel seines Hemds hoch. Auf der Innenseite des Handgelenks war das Tattoo eines aufgeschlagenen Buches zu erkennen. Das Zeichen der Agentur, zu der Leonie, Christina und Johanna gehörten. „Dann seid Ihr also der Bruder", hauchte ich. „Völlig richtig, Gandalf. Ihr dürft mich Michael nennen", stellte mein Gegenüber sich vor. Michael. Ein ungewöhnlicher Name in meinen Ohren. „Eure Schwestern erwarten Euch bereits. Wenn Ihr mir folgen wollt, ich bin sowieso auf dem Weg zu ihnen." Michael nickte. „Das hört sich gut an. Vielen Dank, Gandalf." Zu zweit verließen wir die Bibliothek und machten uns auf dem Rückweg zu dem Zimmer, in dem sich Johanna, Christina und Leonie aufhielten. Michael klopfte. „Herein!", rief Christinas Stimme und wir traten ein. „Michael, hallo, lange nicht mehr gesehen", begrüßte Leonie ihren Bruder und rannte auf ihn zu. Der Angesprochene lächelte kurz und klopfte ihr kurz auf den Rücken. Erst da fiel mir auf, dass Michael größer als Leonie war. „Wie geht es dir?", wollte er von ihr wissen. „Ach, ziemlich gut. Hélen kann schon laufen und sprechen", entgegnete seine älteste Schwester. „Gandalf, Ihr könnt mir das Buch geben", meldete sich da Christina zu Wort, die auf dem Boden saß. Rasch reichte ich es ihr. „Ich hoffe, Ihr habt dieses gemeint, Christina." „Das ist perfekt. Vielen Dank, Gandalf." Daraufhin verbeugte ich mich leicht. „Kann ich sonst noch etwas für Euch tun?" Christina warf ihrer Schwester Johanna einen Blick zu. Diese runzelte leicht die Stirn und Christina nickte. „Momentan nicht, Gandalf. Wir rühren uns, sobald wir etwas brauchen. Darauf könnt Ihr Euch verlassen." „In Ordnung. Dann werde ich noch mal nach Nienná sehen." Kaum hatten diese Worte meinen Mund verlassen, als ich auch schon aus dem Zimmer lief und mich zu Niennás begab. Erneut fragte ich mich, warum jemand eine Schriftrolle in ihrem Verstand platziert hatte. Wie ging ein solcher Vorgang überhaupt vonstatten? Zu schade, dass ich nichts darüber wusste. Aragorn stand neben Niennás Bett, als ich über die Schwelle trat. Er drehte sich zu mir um. „Mein König", sprach ich und deutete eine Verbeugung an. Mein Freund hob die rechte Hand. „Bitte, Gandalf. Du brauchst dich nicht um Formalitäten zu kümmern, wenn wir unter uns sind. Wie fühlst du dich?" „Was weißt du über ihren Zustand?", erkundigte ich mich. „Nicht besonders viel. Christina hat mir vorhin erzählt, dass jemand eine Schriftrolle in ihren Verstand gesperrt hat. Körperlich scheint sie ganz gesund zu sein", teilte er mir mit. „Das ist wahr. Kannst du etwas tun?" Ein klägliches Lächeln umspielte Aragorns Lippen und in diesem Moment sah er so viel älter aus als er war. „Leider nicht, mein lieber Freund. Auch wenn ich mir wünschte, es wäre anders. Sie hat im Schlaf vorhin geredet." „Was hast du gehört?", forschte ich nach und setzte mich zu meiner Frau auf das Bett. „Deinen Namen. Immer wieder. Es klang beinahe so, als ob ..." Ein Klopfen unterbrach uns. Die Tür wurde geöffnet und ein Diener schaute herein. „Majestät, Ihr müsst sofort kommen. Eurer Frau geht es nicht gut", berichtete er.
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