Kapitel 1

Nienná POV

Der Druck um meine Kehle verstärkte sich immer mehr. Mein Herz schlug schneller. Schweiß floss meine Stirn hinab. „Ruhig", sagte ich mir. „Atme einfach. Tief durchatmen, Nienná." Nur mit Mühe gelang es mir, meinem eigenen Ratschlag zu folgen. Meine Augen huschten zur Tür meine Zelle. Verschlossen wie die ganze Zeit schon. Kraftlos sank ich an der Wand hinab und kauerte mich zusammen. Wo steckte ich nur? Mein Gehirn suchte nach irgendwelchen Informationen, die mit denen, die es in den letzten fünf Tagen bekommen hatte, abgleichen konnte, doch da war nichts. „Also schön, wo haben wir uns schon alles aufgehalten, Nienná?", wisperte ich. „Ist das hier Dol Guldûr? Aber warum solltest du hier sein? Die Nachtalben ... ah!" Ein Schrei entwich mir und ich spürte Galle meinen Hals nach oben steigen. Nein. Auf keinen Fall würde ich mich jetzt übergeben. Wieso wurde mir denn schlecht? Als Elbin wurde ich nicht schnell krank. Jedoch konnte man mich ohne weiteres vergiften. Wer hatte das nur getan? „Komm schon. Woran erinnerst du dich?", flüsterte ich und schloss die Augen. Gandalf und ich waren mit Gimli und Legolas zu Aragorn gereist. Er hatte erfahren, dass in der alten Festung von Dol Guldûr etwas sein Unwesen triebe und wir sollten nun herausfinden, was sich dort abspielte. Wir hatten es heil hinein geschafft. Danach eine Stimme. Eine ... weibliche, wenn ich mich richtig erinnerte. Sie hatte uns willkommen geheißen und im Anschluss waren Nachtalben aufgetaucht. Erneut rollte eine Welle Schmerz über meinen Körper und dieses Mal konnte ich die Galle nicht zurückhalten. Keuchend rückte ich ein wenig zur Seite. Was war mit den anderen passiert? Lebten sie noch? Bitte, bitte. Sie mussten es geschafft haben. Plötzlich waren Schritte zu vernehmen. Mir fehlte die Kraft, um mich aufzurichten, aber ich wappnete mich. Eine Gestalt geriet in mein Blickfeld. Diese rote Robe hatte ich früher bei den Angmarin-Priestern gesehen. „Ah, Ihr seid endlich erwacht", begrüßte sie mich und kniete sich vor meine Zelle. „Hat länger gedauert als ich angenommen habe. Scheint, als wärt Ihr doch nicht so stark wie es mir beschrieben wurde. Vielleicht wart Ihr auch einfach nur überrascht und ich konnte Euch deshalb überwinden, wer weiß das schon?" Diese Stimme. Sie kam mir bekannt vor. „Was wollt Ihr von mir?", raunte ich. Die Gestalt lächelte. „Ganz offen: Es wäre mir eine große Ehre, wenn Ihr Euch mir anschließen würdet. Ihr seid mächtig, Nienná. Mächtiger als Ihr es selbst wisst. Solches Talent darf nicht vergeudet werden." „Niemals", entgegnete ich, doch meine Stimme klang nicht einmal ansatzweise so fest wie ich es gerne gehabt hätte. „Wir werden sehen", grinste die Gestalt und erhob sich anschließend. Danach lief sie wieder los und ließ mich allein. Warum wollte sie, dass ich ihre Reihen verstärkte? Wofür konnte sie meine Hilfe gebrauchen? Hatte ich richtig gehandelt, als ich mich ihr verweigert hatte? Mein Instinkt bejahte diese Frage, aber ein Teil von mir zweifelte deshalb. Meine Lider wurden schwer und ich legte mich auf den kalten Boden. Vielleicht würde es mir besser gehen, wenn ich etwas geschlafen hatte. Mit diesen Gedanken schloss ich die Augen und überließ mich dem süßen Schlaf.


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