Kapitel 5
Als die Sonne aufging, hatten die Schüler bereits ihre Sachen gepackt. Die Lehrerin stellte mit großem Entsetzen die dunklen Augenringe und die blassen Gesichter der Schüler fest. Die Jungs hatten schon die Taschen von Allen draußen hingestellt und saßen mit gesenktem Kopf auf den Baumstämmen. Die Mädchen saßen in der Zeit vor dem Bett des jungen Mädchens auf dem Holzboden. Gerade als Amelia das nasse Tuch auf der Stirn des Rotschopfs wechselte und neu bewässerte, trat die Lehrerin herein und man erklärte ihr die Situation. Sofort rief sie einen Krankenwagen, worauf die Kleine von den Notärzten mitgenommen wurde.
In der Zeit verfrachteten die James und Ethan die Taschen von Allen ins Auto der Lehrerin, während Amelia mit den Notärzten besprach, wohin Shiro geliefert werden sollte. Erst als alles geklärt wurde, konnten alle sich ins Auto begeben und nach Hause fahren. Frau Ay sah in die trüben Gesichter ihrer Schüler und anstatt sie am Schulhof abzusetzen, brachte sie jeden von ihnen einzeln Zuhause ab. Es war Ethan, der als letztes Zuhause ankam.
»Was war es, das du zu ihr sagtest, damit sie wieder zur Besinnung kam?«
Er sah aus dem Fenster, zu seinem Haus, in dessen Hof sie gerade einparkte.
»Sie .. sollte ihr Leben nicht wegschmeißen. Schließlich ist es ein Geschenk.«
»Ein Geschenk?«, fragte die Lehrerin schon beinahe verwundert und zog die Handbremse ein. »Woher kennst du diesen Spruch?«
»Ich ... bin mir nicht mehr sicher.«
»Mach dir nicht allzu große Gedanken. Ruhe dich erst einmal aus, in Ordnung?«
Ethan nickte, verabschiedete und bedankte sich bei seiner Lehrerin, bevor er ausstieg.
Das Klimpern der Schlüssel war zu hören, als Ethan die Tür öffnete. Leise trat er herein und zog seine Schuhe im Flur aus. Er trottete die Treppen hoch zu seinem Zimmer, doch er stoppte, als er schleifende Schritte in der Küche wahrnahm. Im nächsten Moment hörte er etwas zu Boden krachen und schlagartig eilte er die Treppe wieder hinunter, in die Küche.
Eine ältere Frau im langen, blauen Schlafkleid und lockerem Dutt saß am Boden und sammelte Scherben ein. Der Bursche ließ seine Tasche zu Boden fallen und eilte zu ihr.
»Mam', du sollst doch nicht vom Bett aufstehen, wenn es dir schlecht geht«, sagte er und noch bevor sie etwas darauf erwidern konnte, sammelte er die Scherben der zerbrochenen Tasse ein und sprach weiter.
»Konntest du wieder nicht so gut schlafen? Wenn es dir nicht so gut ging, hättest du mir vorher Bescheid sagen sollen. Ich wäre dann Zuhause geblieben.«
»Ach, mein lieber Ethan...«, sprach sie im ruhigen Ton und strich das hellbraune Haar des Jungen. »Du sollst nicht wegen mir ständig Zuhause bleiben. Ich bin mir sicher, du hast sehr viel in dieser Fahrt gelernt und mit deinen Freunden Spaß hattest.«
Ethan schwieg eine Weile, ehe er nickte.
»Lass uns ein anderes Mal darüber reden. Ich bin sehr müde und du solltest dich auch wieder hinlegen, Mama.«
Er schüttelte die Scherben in den Mülleimer, ehe er sich zu seiner Mutter hinunter beugte und sie vorsichtig unterm Arm nahm. Sie bedankte und entschuldigte sich gleichzeitig, als sie ihm die Treppen hoch half und ins Zimmer brachte. Er musterte die leere Betthälfte.
»Paps' ist wieder zum Training aufgebrochen, oder?«
»Du weißt doch; Fußballtraining beginnt mit dem Aufgang der Sonne.«
»Mhm. Schlaf gut.«
Mit diesen Worten verschwand er in sein Zimmer und sobald er sich auf sein Bett warf, fiel er auch schon in den Schlaf.
Als er wieder aufwachte, sich im Badezimmer wusch und frisch gekleidet in die Küche kam, fand er seine Mutter erneut vor. Dieses Mal stand sie da und machte sich einen Latte Machiato. Er setzte sich ans Tisch, wo seine Mutter schon etwas Toast warm gemacht und Gemüse geschnitten hatte. Der Junge machte sich sein Sandwich zurecht und seine Mutter setzte sich gegenüber von ihm.
»Warum seid ihr eigentlich schon so früh zurückgekommen? Ich dachte, Abreise war erst um 11 Uhr«, fragte ihn seine Mutter.
»Es ist uns etwas dazwischengekommen, deshalb mussten wir schon so früh zurück.«
»Etwas dazwischen gekommen?«
Doch noch bevor der Sohn es weiter erklären konnte, klingelte es schon an der Tür.
»Ich mach schon!«
Sofort sprang der Bursche mit vollem Mund auf und eilte zur Tür.
Es war sein bester Freund, der vor der Tür erschien. Mit einem gelassenen Grinsen hielt er ihm einige Briefumschläge vor die Nase.
»Sir, Ihre Briefe?«
»Bist du jetzt Postbote geworden, oder was?«, erwiderte Ethan darauf und hob eine Braue an.
»Natürlich nicht. Max hat mich gesehen und als er erfuhr, dass ich auf dem Weg zu dir war, hat er mir direkt deine Brief gegeben. Hier, nimm sie jetzt an«, erklärte ihm James, ehe er ihn die Briefe gegen die Schulter schlug. Ethan nahm die Briefe an und schaute wieder verwirrt zu ihm auf.
»Und warum bist du schon so früh hier?«
»Ich muss mit dir über Etwas sprechen.«
Der plötzlich ernste Blick seines Freundes erschrak ihn beinahe.
»Ethan, wer ist an der Tür?«, lugte die Mutter in den Flur zur Tür hinein. James tat es ihr gleich und winkte ihr mit einem charmanten Lächeln entgegen.
»Guten Morgen Miss! Dürfte ich mir Ihren Sohn ausborgen?«
»Aber er hat noch nicht fertig gefrühstückt. Möchtest du vielleicht mit uns essen, James?«
»Vielen Dank, aber leider habe ich bereits gefrühstückt.«
»Ist schon in Ordnung, Mam'. Ich habe eh keinen großen Hunger.«
»Nimm dir wenigstens ein Sandwich für den Weg mit.«
Der Sohn gab nach, faltete sich ein zweites Sandwich zusammen, ehe er damit hinaus ging.
»Also«, fing er an und schloss die Tür. »Was ist los?«
Er biss in sein Sandwich und sah James abwartend an.
»Nicht hier. Komm und nimm einen Ball mit.«
Erneut schaute er seinen Freund irritiert an, doch aufgrund der Anspannung in seinem Ton, hörte er darauf. Er nahm sich einen Fußball aus dem Vorgarten, ehe sie durch das Tor gingen und am Bürgersteig entlang liefen.
Am Ende erreichten sie einen Park und je tiefer sie hineingingen, desto weniger Menschen waren zu sehen. Als sie dann einen Menschenleeren Platz erreichten, blieben sie stehen.
»Pass.«
Ethan ließ den Ball fallen und schoss den Ball dem Schwarzhaarigen entgegen. Dieser ging einige Schritte zurück, nahm den Ball an und passte zurück.
»Warum ist es hier so leer? Um diese Zeit kommen zumindest die Grundschulkinder zum spielen.«
»Ich habe von meinem Onkel erfahren, dass hier gestern Kinder entführt worden sind.
Sie sind noch nicht aufgetaucht.«
In dieser Sekunde glitt der Ball an Ethans Füßen vorbei. Sie rührten sich nicht und mit geweiteten Augen sah er zu seinem Freund. James sah ihn nur ausdruckslos an. Dann drehte sich Ethan um, um den Ball zurückzuholen.
»Was ist mit der Polizei?«, fragte er ihn, als er sich hinkniete, um den Ball aufzuheben.
»Sie meinten, dass es erst als Entführung gelte, wenn drei Tage vergangen sind. Es könne schließlich auch sein, dass die Kinder sich nur einen Streich erlauben oder ein Missverständnis vorliegt.«
»Seit wann?!-« »Seit einer Woche gibt es diese Regel. Du weißt genauso gut wie ich, dass solche Streiche von Jugendlichen gerne unternommen werden. Kinder sind davon nicht ausgeschlossen.«
Ein Schweigen lag in der Luft. Ethans Hände zitterten und sein Atem lag ihm schwer auf der Brust, obwohl es nicht kalt war. Er umklammerte mit angespannten Händen den Ball und drehte sich zu seinem Freund um. James musterte ihn.
»Ich weiß was du gerade denkst: Diese Taugenichtse nehmen niemanden mehr ernst. Wohin schwindet das Vertrauen unter uns? - Nicht wahr?«
Ethan sah von seinem Freund ab und blickte zum Ball. Er biss sich die Zähne zusammen, ließ den Ball fallen und schoss ihn mit enormer Kraft in die entgegengesetzte Richtung.
»Was noch?«, fragte Ethan nun ruhiger.
»Das war nicht die einzige Sache, die du mir mitteilen wolltest, oder?«
»Ich fand das alles sehr merkwürdig, was heute Nacht geschehen ist. Ich bin also heute morgen direkt zur Verbindungsbrücke gegangen, wo mein Onkel arbeitet. Jedenfalls hat er dort alle Informationen. Egal, ob es Concha oder Lapiz betrifft. Als er mir von den Entführungen erzählte und kurz hinaus musste, war ich alleine in seinem Büro. Und genau da empfing er ein Telegramm«, erzählte James und holte einen Zettel aus seiner Hosentasche heraus. Ethan sah seinen Freund empört an, als dieser den Zettel ausfaltete und Morsezeichen zu sehen waren.
»Du hast es geklaut?!«
»Nicht geklaut, ausgeliehen. Ich werde es wieder zurücklegen. Nachdem ich herausgefunden habe, was es zu bedeuten hat.«
»Wie willst du es zurücklegen? Die Falten sind doch total auffällig.«
»Ich kriege das schon hin. Viel wichtiger ist es, dass wir herausfinden, was es bedeutet.«
Die beiden Jungs sahen sich den Zettel mit den Morsezeichen eine Weile an, bevor sie seufzten. Keiner von ihnen konnte es lesen.
»Es scheint etwas sehr Wichtiges und Geheimes zu sein, wenn es unleserlich geschickt wird. Aber warum kriegt dein Onkel so etwas?«
»Woher soll ich das wissen? Ich wusste gar nicht, dass er dort so eine hohe Position hat.«
Sie schwiegen eine Weile.
»Glaubst du...«, fing Ethan nach einer Weile nachdenklich an.
»... dass Frau Ay uns dabei helfen könnte?«
»Sie ist Geschichtslehrerin, Ethan-«
»Ich weiß, aber sie ist schon in dieser Sache hinein verwickelt und wir brauchen nun mal eine Autoritätsperson auf unserer Seite. Vielleicht könnte diese Nachricht uns wegen Shiro weiterhelfen. Und selbst wenn nicht ... ich wüsste gerne mehr über die Dinge, die man uns geheim hält.«
James sah seinen Freund verwundert an, ehe ein breites Grinsen sich auf sein Gesicht schlich.
»Nun gut, dass ich ihre Adresse kenne!«
»Du kennst - was?«
»Sie wohnt an der Bismarckerstraße.«
»Woher weiß du das?!«
»Ihre Adresse stand auf dem Brief drauf, Ethan. Du solltest dir echt mal alle Sachen bis zum Schluss durchlesen.«
Und da erinnerte sich Ethan. Als sie vor drei Monaten den Brief von Frau Ay erhalten haben, worin sie den Vorschlag gemacht hatte, mit ihr auf diese Studienfahrt zu gehen, anstelle des Nachsitzens.
»Dann lass uns los«, meinte Ethan, als sich gerade aufmachen wollte, um den Weg aus dem Park zu folgen.
»Und der Ball?«
»Davon haben wir doch Hunderte.«
Beide Jungs zuckten nur mit den Schultern und folgten den Pfad wieder zur Straße.
Nach einigen Abbiegungen und Straßenüberquerungen, erreichten sie die Gegend, in der ihre Geschichtslehrerin lebte. Sie hatten die Hausnummer zwar längst nicht mehr im Kopf, doch den Volkswagen hätte James niemals vergessen können. Seine Augen leuchteten schon beinahe auf, als er mit offenen Armen dem Wagen entgegen kam. Ethan fasste sich nur seufzend an die Stirn, als sein Freund den Volkswagen freundlicher entgegen kam, als alles andere.
Schließlich ging er die drei breiten Stufen aus Marmor hoch zur Haustür, auf der ein Löwenkopf aus Stein angebracht war. Er nahm den Griff des Türklopfers, der in der Schnauze der Bestie lag, und schlug sachte damit drei Mal gegen die Tür. Der junge Mann trat dann auch einen Schritt zurück, als man Schritte zur Tür hörte. Da öffnete sie sich und eine Frau mit einem nach hinten gebundenem Kopftuch kam hervor.
»Verzeiht die Störung, Frau Ay«, entschuldigte sich Ethan sofort.
»Sind Sie gerade beschäftigt?«
Die Lehrerin sah ihn etwas verwundert an, lächelte dann aber freundlich.
»Natürlich nicht, Ethan«, sie sah herüber zu James, worauf ihr Lächeln nur weicher wurde.
»Wie ich sehe, will er um die Hand meines Autos anhalten?«
James schaute mit einem charmantem Grinsen vom Auto ab.
»Wenn ich das Geld und die Fahrlizenz dafür hätte, dann würde ich das sicherlich tun.«
Ethan seufzte nur bei diesen Worten.
»Wir sind nicht wegen dem Auto hier.«
»Ach, wirklich nicht?«
Doch der amüsierte Blick von der Frau sorgte nur dafür, dass der Bursche sich beleidigt zu James umdrehte. Dieser lachte nur beim Anblick seines Freundes, ehe er zur Tür schritt.
»Reden wir über das Auto ein anderes Mal. Wir bräuchten dringend ihren Rat, Frau Ay.«
»Dann kommt doch bitte herein. Ich war nämlich gerade dabei Pide zu machen.«
»Pide?«
»Das ist typisches Brot aus Maradah«, erklärte ihm James und widmete sich wieder ihr zu.
»Haben Sie denn auch Schwarztee?«
»Ich könnte mich doch schlecht als Maradahrin bezeichnen, wenn ich keins hätte, nicht wahr?«
»Dann verzeiht unser unangemeldetes Eintreten«, kam es gelassen von James, während er sich die Schuhe auszog. Ethan machte es ihm nach.
Frau Ay schloss hinter ihnen die Tür, als sie das Haus betraten.
Ein weinroter Teppich mit komplizierten Mustern verdeckte fast den ganzen Boden im Wohnbereich. Sie gab den Beiden Hausschuhe, die sie dankend annahmen. Doch Ethan konnte nicht anders, als noch immer erstaunt die Einrichtung zu mustern. An den Wänden hingen Spiegel, die der Form eines Gebäudes ähnelten und Gemälde, die mit einer unglaublichen Kalligraphie verziert waren. Die Couch besaß bunte, runde Kissen und auf dem runden, kurzbeinigen Tisch befand sie ein Tablett aus Silber und eine durchsichtige Vase darauf, die mit Muscheln und weißen Steinen gefüllt war. Sie deutete die Beiden darauf hin, platz zu nehmen, worauf sie sich auf der Couch niederließen. Ethan stellte bewundernd fest, wie komfortabel dieser Platz war. Auch wenn er das erste Mal dort war, fühlte er sich auf Anhieb wohl.
»Ihr wollt sicherlich Zucker in eurem Tee, oder?«, hörte man sie aus der Küche rufen.
»Ja, bitte«, antwortete James, noch bevor Ethan etwas sagen konnte.
»Aber ich trinke normalerweise keinen Zucker in meinem Tee«, meinte er neben sich, worauf James nickte.
»Glaub mir, bei diesem Tee wirst du Zucker brauchen.«
Nach einer Weile kam Frau Ay mit einem weiterem Silbertablett ins Wohnzimmer. Darauf befand sich ebenso zwei silberne Teekannen, die aufeinander gestapelt waren und drei kleine Teegläser, die eine ungewöhnliche Wölbung in der Mitte besaßen. Sie schenkten ihnen zuerst bis zur Hälfte von der oberen, kleines Kanne ein. Der Tee darin war sehr dunkel und darin erkannte man kleine schwarze Kräuter herumschwimmen. Dann nahm sie die größere Kanne, aus der dampfendes Wasser herausfloss und so die Gläser füllte. Der dunkle Tee wurde nun heller, behielt aber seine schöne, rotbraune Farbe. Die Jungs bedankten sich und zogen die Teegläser näher an sich. Während James einen Zuckerwürfel hereinwarf, tat die Frau keins herein. Ethan musterte wie ein verwirrtes Kind seinen Tee, bevor er ebenso nur einen Zuckerwürfel herein tat, pustete und daraus trank. Sofort verzog er sein Gesicht.
»Ich sagte es doch« lachte James. »Du brauchst sicher drei Zuckerwürfel. Jasmine nimmt auch immer drei.«
Ethan ignorierte den Kommentar und warf zwei weitere Würfel hinein, bevor er es erneut probierte. Dieses Mal lächelte er zufrieden.
»Der Tee ist sehr lecker.«
»Dankeschön. Das freut mich sehr zu hören«, erwiderte Frau Ay darauf und trank ebenso aus ihrem Tee.
»So ...«, setzte sie wieder zum Sprechen an und stellte ihr Glas hin.
»Was verschafft mir die Ehre für euren Besuch?«
»Wir haben da etwas gefunden, wobei Sie uns vielleicht weiterhelfen könnte«, fing Ethan an, worauf James den Zettel aus seiner Tasche herausholte.
»Ich kann Ihnen nicht genau erklären, woher ich es habe oder woher es kommt, aber-«
»Er hat es von seinem Onkel geklaut«, unterbrach ihn Ethan.
»Geliehen!«
»Dann halt geliehen ... jedenfalls würden wir gerne wissen, was darauf steht. Wir dachten, dass Sie uns vielleicht weiterhelfen könnten.«
»Warum kommt ihr auf die Idee, dass ausgerechnet ich euch helfen könnte?«
»Weil Sie sich wirklich vom Herzen für die Geschichte unserer Länder interessieren, Frau Ay. Wir haben mit Ihnen in den letzten drei Tagen einiges gesehen, aber keine Antwort bekommen«, erklärte ihr James, als er ihr den Zettel überreichte.
Sie blickte die Zwei etwas perplex an und musterte nur den Zettel in James Händen. Doch sie rührte sich nicht, als hätte sie keine Ahnung von dem, was die Schüler ihr versuchten zu sagen.
»Mit anderen Worten, wir vertrauen Ihnen«, fügte Ethan hinzu.
Bei diesen Worten sah sie mit großen Augen vom Blatt ab. Sie blickte in ihre Gesichter und Ethan bemerkte, wie ihre Augen das erste Mal Emotionen zeigten. Es war zu schwer sie zu deuten, denn es dauerte nicht lang, bis sie dies wieder unter Kontrolle zu haben schien und ihre übliche Haltung bewahrte.
Sie nahm den Zettel an und ließ ihre Augen durch die Zeilen laufen.
»Das sind Morsecodes ...«, murmelte sie. Doch dann weiteten sich ihre Augen.
»... Dein Onkel arbeitet doch bei der Verbindungsbrücke, nicht wahr?«
»Ja ... können Sie es etwa lesen?«
Frau Ay schwieg eine Weile, bevor sie den Zettel zusammenfaltete.
»Nein, tut mir sehr leid.«
Sie überreichte es ihm wieder und trank erneut aus ihrem Tee.
Ethan sah zu James, dieser still den Zettel musterte. Ein seufzen entfloh ihm, als er realisierte, dass sie keinen Schritt weiter kamen. Der ganze Mittag schien dahin.
»Aber, ich hätte da eine Idee«, kam es plötzlich von Frau Ay und im nächsten Moment verschwand sie in ein anderes Zimmer. Die Beiden sahen verwundert auf und sahen sich fragend an. Als sie dann zurückkehrte, hielt sie eine Karte in der Hand.
»Ihr kennt sicherlich die alte Stadtbibliothek, in der kaum einer mehr hingeht. Nimmt das und zeigt es an der Rezeption und fragt, ob ihr in den gesperrten Abteil dürft. Dort findet ihr sicher etwas.«
Ethan musterte ihren Lehrerausweis, welches sie ihnen hinhielt. Doch noch bevor die zweifelnde Stimme in seinem Kopf ihn fragen konnte, warum sie ausgerechnet so einen Vorschlag machte, nahm James schon den Ausweis an.
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