Y/N
Ich öffnete meinen Mund und wollte noch etwas sagen, aber da war Satoru schon weg. Ich schloss meinen Mund wieder und seufzte.
»Ich liebe dich auch«, flüsterte ich traurig.
Das hätte ich ihm am liebsten geantwortet. Ich hatte nämlich verstanden, was er mir sagen wollte, aber ich wollte, dass er mir das richtig sagte und nicht so. Ich schaute auf die Orchidee und beugte mich vor, ich schnupperte an ihr und berührte sie sanft. Die Überraschung war ihm gelungen. Weshalb ich mich auch hinreißen ließ und ihn küsste. Dabei fiel mir auf, wenn ich das Ruder in die Hand nahm, fühlte ich mich wohler. Ich glaube dieser Kontrollverlust, den ich an diesem Abend erfuhr, hatte mir ebenfalls Angst gemacht.
Mein Blick ging auf das Bett.
Gerade als ich auf ihn lag, fühlte ich mich wohl.
Dennoch war ich erleichtert, dass Satoru mir entgegenkam und mich nicht drängen wollte. Ich habe natürlich gemerkt, wie weh ihm das getan hat, als ich offen zeigte, dass ich Angst hatte. Es ist einfach hochgekommen und ich konnte es nicht mehr unterdrücken.
Ich wollte es ihm eigentlich nicht so offen zeigen.
Ich sah wieder die Blumen an und verließ das Zimmer. Auf dem Weg zu Küche kam ich bei Rosell an.
»Rosell, kannst du bitte bei einem Lieferdienst anrufen? Die anderen Bediensteten wurden von Satoru in den Urlaub geschickt«, erklärte ich ihr lachend.
»In den Urlaub?«, fragte sie verwundert. »Ja genau, also, bestell einfach eine Pizza und bring sie uns in den Kinoraum. Und zwei Cola noch«, sagte ich ihr.
Danach ging ich in den Kinosaal. Satoru saß bereits in einen der Sitze und ich blieb vor ihm stehen.
»Rosell bestellt Pizza und bringt sie uns mit zwei Cola. Ähm...«, erzählte ich und zeigte dann zu so einem anderen Sitzplatz, wo man auch sich gemütlich hinlegen konnte und extra für Pärchen. »Hättest du vielleicht Lust, dich dort mit mir hinzulegen?«, fragte ich ihn etwas verlegen.
Ich wollte mit ihm nach der Pizza beim Film gucken kuscheln. Ich glaube, dass gerade solche Momente aktuell wichtig für uns waren.
»Klingt gut. Pizza und Coke«, wiederholte er, schmunzelte und scherzte dann. »Klingt nach so richtigem Teenie Dating Quatsch.« Er sah auf die Bettcouch und dann wieder zu mir, während sein Lächeln verschwand. »Bist du sicher?«
»Nun, ich hatte nie so ein richtiges Teenie Dating Quatsch. Alsoooo...«, sprach ich und zog das Wort in die Länge, dabei wurde ich etwas rot. »... würde ich gerne diesen Quatsch mit meinem Ehemann erleben«, fuhr ich fort. Ich zupfte an meinem lockeren T-Shirt Kleid »Also ... Ich weiß, dass so etwas normalerweise nichts für dich ist... aber also ... Ähm ich dachte... das wäre vielleicht ganz süß und ... ja«, stotterte ich unbeholfen herum.
»Du hast recht, das ist absolut nicht meins und wird es auch nie sein«, seufzte er, stand auf und schüttelte den Kopf. »Fein. Aber nur, weil du es bist. Damit das klar ist«, setzte er an und lächelte mich dann an. »Das wird definitiv nicht zur Gewohnheit.«
Ich sah ihn erst etwas traurig an, bis er dann doch zusagte.
Meine Augen fingen an zu leuchten und ein breites Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus.
»Wenn das so ist, dann werde ich das heute doppelt und dreifach genießen«, antwortete ich und ging dann schon mal zu dem Platz. Während Satoru mit seinen Krücken etwas länger brauchte, holte ich von den anderen Sitzplätzen noch mehr Kissen, um es ihm besonders bequem zu machen. »Tadaaa!«, sagte ich und zeigte mein Meisterwerk. »Mach es dir bequem.«
Er seufzte wieder.
»Du bist wirklich nicht zu stoppen, oder?«
Langsam legte er sich hin und sank in die Kissen. Ein Arm hinter dem Kopf.
»Nö« antwortete ich nur und setzte mich neben ihn hin.
»Miss Y/N«, hörte ich Rosell, weshalb ich nach hinten sah. Sie kam mit einer großen Familienpizza an und zwei Glasflaschen Cola. Als sie neben uns zum Stehen kommt, sah sie zu Satoru. »Lord Gojo«, begrüßte sie ihn respektvoll und stellte dann alles auf den Tisch vor uns ab, der am Ende des Liegeplatzes stand.
»Ich danke dir Rosell, du kannst gehen«, bedankte ich mich lächelnd.
Sie nickte nur und verschwand wieder.
Ich beugte mich vor und öffnete die Pizzapackung, dann reichte ich Satoru ein Stück Pizza, damit er sich nicht zu viel bewegen musste, und nahm selbst ein Stück. Die Cola stellte ich ihm in die Getränkeablage neben ihn rein.
»Also? Welchen Film schauen wir uns an?«, fragte ich und biss in die Pizza.
Satoru starrte mir ein paar Sekunden auf meine Lippen und schien sich ein Kommentar verkneifen zu müssen.
»Ich werde hier sterben«, nuschelte er leise und sah weg. »Such du dir was raus«, sagte er nun an mich gerichtet und gab mir die Fernbedienung vom Kino-System, nachdem er selbst alle Filme aufgerufen hatte. »Nur tu mir den Gefallen und lass es kein Drama oder Liebesfilm sein.«
»Oki«, sagte ich lächelnd und nahm die Fernbedienung. »Was? Kein Liebesfilm?«, fragte ich lachend und gespielt geschockt. Ich sah schon an seinem Blick, dass er das nicht lustig fand. »Ja schon gut«, lenkte ich ein und ging paar Filme durch.
Als ich einen Actionfilm fand, drückte ich auf Play und legte mich neben Satoru hin.
Der Film lief ein paar Minuten, als Satoru mich an sich zog.
»Was ist deine Lieblingsfarbe?«, fragte er auf einmal.
Ich hatte mein Stück Pizza aufgegessen und kuschelte mich an Satoru ran, als wäre er ein Riesen großer Teddybär.
»Ich liebe die Farbe Blau, zum Beispiel Himmelblau oder...«, ich stoppte und wisch seinem Blick aus. »Deine Augen«, flüsterte ich und legte mein Kopf kurz verlegen auf seiner Brust ab. »Hast du eine Lieblingsfarbe? Also machst du dir aus so etwas überhaupt was?«, fragte ich und sah zum Film.
Er strich mir durch die Haare und antwortete: »Schwarz, und nein. Eigentlich nicht. Lieblingsessen?«
»Schwarz?«, fragte ich überrascht und sah zu ihm hoch »Wieso schwarz?«
Er zuckte mit der Schulter. »Wieso nicht? Es betont meine Augen und meine Haare.«
Ich fing an zu lachen.
»Ich hätte mit dieser Antwort rechnen müssen«, sagte ich belustigt und legte mein Kopf wieder auf seiner Brust ab »Also mein Lieblingsessen ist Sushi und deins?«
»Du.« Antwortete er. »Hobbys?«, fragte er weiter, dabei glitt seine Hand meiner Wirbelsäule entlang und er streichelte meinen Rücken.
»Ich?«, fragte ich kurz verwirrt, bis ich begriff, was er damit meinte. Wieder wurde ich rot im Gesicht und sah schnell weg. »So lecker bin ich nun auch wieder nicht«, nuschelte ich verlegen. Ich presste meine Lippen zusammen und brauchte paar Sekunden, bevor ich weiter antworten konnte. »Als ich jünger war, wollte ich immer Balletttänzerin werden. Aber meine Eltern haben es mir nicht erlaubt, weil sie glaubten, dass ich dann keinen richtigen Mann finden würde«, erzählte ich und seufzte »Mir wird gerade bewusst, dass ich wirklich nur fürs Heiraten erzogen wurde«, lachte ich und schüttelte den Kopf. Das war einfach lächerlich. »Aber egal, auf jeden Fall, habe ich deswegen kein wirkliches Hobby, aber ich glaube, ich könnte mir vorstellen, Tennis zu spielen, und wie sieht es bei dir aus und wehe du sagst jetzt Partys machen«, meinte ich grinsend und sah ihn wieder an.
»Ballett? Sieh an. Ich kann mich dir gut im Tütü vorstellen«, ärgerte er mich und kniff mir in die Seite. Er grinste und ließ seine Stimme dunkel klingen. »Nein, Kleines. Mein Hobby wäre dann wohl eher körperlicher Natur. Ich mag ... Training. Ich bin ganz gut im Taekwondo. Das ist eine südkoreanische Kampfsportart. Ich nehme an, das ist mein Hobby. Und natürlich Sex. Hattest du mal Haustiere?«
»Ja, ja«, meinte ich und lachte. Als er mich in die Seite kniff, drückte ich mich automatisch stärker an ihn ran. »Du hast also wirklich Hobbys, interessant«, merkte ich an und strich über seine Muskeln im Brust- und Bauchbereich »Das erklärt einiges«, grinste ich vielsagend. »Ich muss zugeben, dass du in diesen Hobbys wirklich hervorragend bist«, merkte ich grinsend an. Dann überlegte ich. »Ich hatte mal einen Vogel«, erzählte ich und mein Lächeln verschwand. »Aber meine Mutter, fand ihn nervig und hat ihn freigelassen. Ich schätze, er ist tot«, seufzte ich. »Ich habe ihn echt gemocht, aber na ja eine Sache haben wir wirklich gemeinsam, und zwar unsere Eltern zumindest ein Elternteil und hattest du ein Haustier mal?«
Er spannte sich an, als ich anfing, seine Muskeln zu berühren. »Da ich weiß, dass du mich noch nie Taekwondo hast praktizieren sehen, nehme ich an, dass du mit deiner Aussage, ich sei wirklich hervorragend in meinem Hobby, den Sex meinst. Was zwar durchaus stimmt, aber schade ist, denn ich bin auch echt verdammt gut darin, Leute zu verprügeln«, sagte er und legte seine Hand auf meine und stoppte die Berührungen. »Du hörst jetzt besser auf damit, bevor ich mich nicht mehr unter Kontrolle habe. Ich erinnere dich daran, dass hier ein Film läuft. Und nein, aber ich hätte eigentlich wirklich gerne eine Katze«, fuhr er fort und packte mich auf einmal, er schob mit ein Stück höher und küsste meine Stirn, dann meine Nasenspitze und sah wieder zur Leinwand. »Um was geht es in dem Film überhaupt? Ich habe nichts mitbekommen.«
»Vielleicht meinte ich ja auch nur deine Muskeln«, erwiderte ich schmunzelnd und fühlte mich gerade einfach wohl in seiner Nähe. Die kurze Panikattacke vorhin, war schon fast verschwunden. »Machst du auch bei Wettbewerben mit? Dann würde ich gerne zusehen«, fragte ich ihn neugierig. Ich schloss meine Augen, als er seine Küsse auf mir verteilte und spürte keine Angst. Vielleicht fingen langsam meine Wunden an zu heilen »Eine Katze? Du und eine Katz?«, fragte ich und öffnete meine Augen wieder. »Würde bestimmt süß aussehen«, schmunzelte ich. Dann sah ich zur Leinwand. »Ähm, keine Ahnung. Ich hätte ja auch Ariel die kleine Meerjungfrau an machen können, dann hätte ich dir alles bis ins kleinste Detail erzählen können, aber du wolltest ja kein Liebesfilm«, neckte ich ihn.
Dabei sah ich ihn an und spielte mit seinen Haaren.
Er schnurrte, als meine Fingerspitzen seine Kopfhaut berührten.
»Keine Wettkämpfe. Nur ein Privattrainer, der drei Mal die Woche herkommt und mir den Arsch versohlt. Aber wenn du willst«, bot er mir an und drückte einen Kuss auf meine Mundwinkel. »Darfst du gerne zusehen. Aber ich warne dich vor. Meine Muskeln sind beim Training zum Besten gespannt und ich sehe dabei verteufelt sexy aus. Wahrscheinlich wirst du einfach dahinschmelzen oder dich gleich auf mich stürzen. Also ...«, fuhr er fort und küsste mein Kinn. Dann deutete er auf die Leinwand. »Lass uns den Film zu Ende schauen und dann ins Bett gehen. Ich bin ein bisschen müde«, sagte er auf einmal.
Ich musste wieder lachen.
»Ich freue mich jetzt schon darauf«, sagte ich dazu nur und freute mich wirklich, da ich Satoru immer noch attraktiv fand und mir schon denken konnte, wie gut er bei so einem Training aussah. Und bei seinen Sprüchen hat er es wirklich verdient, dass ihm jemand Mal den Arsch versohlt.
Ich legte meinen Kopf wieder auf seiner Brust ab und wir schauten, den Film zu Ende.
Danach gingen wir schlafen und die nächsten 2 Wochen verliefen ziemlich ruhig bei uns.
Satoru erholte sich täglich mehr von seinen Verletzungen und selbst sein Vater ließ ihn in Ruhe. Doch der Sex zwischen uns blieb weiterhin aus. Satoru versuchte es zu meiner Überraschung auch nicht. Ich schätze, er wollte mir den benötigten Freiraum geben und wartete auf ein Zeichen meinerseits. Doch ich hatte die letzten zwei Wochen nicht wirklich den Kopf dazu gehabt.
Einer der Gründe waren, dass seit der Party viel über Satoru, mich und zu meinem Leiden Yuki und Yuji berichtet wurden. Es sind Fotos und Videos von der Party aufgetaucht und die kursierten in den sozialen Medien. Viele schrieben, dass Satoru anscheinend etwas mit Yuki am Laufen hatte und mich betrügen würde. Natürlich wühlten mich solche Beiträge auf. Denn ich wusste ja selbst, was ich an dem Abend gesehen habe, und wusste auch, dass Yuki immer noch auf Satoru stand.
Nur hatte ich eins nicht getan, und zwar mit Satoru darüber gesprochen, was Yuki mir an jenem Abend gesagt hatte. Ich hatte mich bisher einfach nicht getraut, zu groß war die Angst vor der Wahrheit.
Ich scrollte weiter und sah das nächste Video. Es war Satoru drauf, der regungslos auf dem Boden lag, Toji tauchte ebenfalls auf dem Video auf und versuchte Satoru wach zu machen, natürlich war es ziemlich laut und viele Menschen standen um die beiden herum. Dann wurde auch schon gerufen, dass ein Krankenwagen kommen soll. Ich seufzte und scrollte weiter.
Das nächste Bild war das von mir und Yuji, wie er mich ins Taxi einstiegen ließ. Ein Kommentar war, dass ich ja anscheinend selbst einen neuen Lover hatte. Natürlich gab es diesbezüglich viele Hassnachrichten, wieso ich mir gleich zwei der best aussehenden Adligen schnappen muss. Wieso ich nicht mit Satoru zufrieden bin. Wie oft las ich, dass ich eine Schlampe sei, dagegen bekam Satoru fast kaum etwas ab.
Es war doch immer dasselbe, die Frauen waren immer schuld an allem.
Ich schloss meine Augen und legte das Handy auf den Tisch. Wenn es um Gerüchte ging, konnten Menschen echt abscheulich sein.
Ich seufzte und rieb mir die Augen, dann öffnete ich meine Augen wieder und sah nach draußen. In dem Moment stieg mein Gast aus, meine Stylistin, die mich für das heutige Sommerfest vorbereiten würde. Jedes Jahr wurde von einen der hohen Adligen Familien ein Sommerfest veranstaltet. Auf den Sommerfesten der Adligen mussten die Männer Anzüge tragen und Frauen elegante Kleider. Es gab Teepartys, hochwertiges Essen, Musik, Pferderennen und Speed Boote auf dem See. Jedes Jahr wurde auch eine neue Location ausgewählt. Ich war gespannt, wo das Sommerfest dieses Jahr stattfand.
Letztes Jahr hat die Gojo-Familie das Sommerfest veranstaltet und es soll ein wunderschönes Fest gewesen sein. Zumindest habe ich davon gehört, denn als niedrige Adlige wurde ich damals nicht eingeladen. Doch dieses Jahr sah das anders aus, auch meine Familie wurde eingeladen, immerhin war ich nun Lady Gojo und keine niedrige Adlige mehr, dementsprechend musste ich mich heute auch von meiner besten Seite zeigen. Ich wusste nur zu gut, wie die Adligen sein konnten, wenn man aus der Reihe tanzte, gerade als Frau. Doch zu meinem Leid war die Familie, die dieses Jahr das Sommerfest veranstaltete, Yujis Familie, die Familie meines besten Freundes.
Ich hatte ihn nun 5 Wochen nicht mehr gesehen und auf keinen seiner Nachrichten geantwortet. Ich war der Meinung, dass dieser Abstand notwendig war, um über alles nachzudenken. Doch ihn nun heute auf diese Weise wieder zu begegnen unter all den anderen, würde die Hölle werden. Und dass auch Yuki anwesend sein wird, machte es noch schlimmer.
Die Leute werden nur darauf warten, wie wir reagieren oder was wir tun. Sie wissen über alles Bescheid und werden nur auf einen Fehler unsererseits warten. Also musste ich heute wirklich mein Bestes geben, dass alles reibungslos verläuft, kein Patzer, kein Gerücht und keine komische Situation. Ich atmete tief ein und war erleichtert, dass wenigstens auch Riko und Toji da sein würden, dennoch wusste ich, dass heute ein anstrengender Tag werden würde. Es klopfte an meiner Tür und Rosell trat ein.
»Miss Y/N, die Stylisten ist angekommen«, informierte sie mich und ließ kurz darauf die Frau eintreten.
»Lady Gojo, es ist mir eine Ehre, sie für das große Sommerfest vorzubereiten«, begrüßte sie mich mit einem Lächeln und schnipste dann mit dem Finger, es kamen noch ein Typ mit einem Kleidersack hinein und begrüßte mich ebenfalls.
»Dann wollen wir beginnen«, versuchte ich zu lächeln und schluckte meine Sorge hinunter.
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Riko stolzierte hinein, sofort hob sie ihre Hände und wedelte mit ihnen.
»Alle raus, ich übernehme ab hier«, sagte sie und ging zu Kleiderstange, als alle verschwunden waren. Sie zog einen Reißverschluss nach dem andern auf und kommentierte mit »Nein. Nein. Nein. Igitt! Nein« bis sie ein Kleid fand.
»Perfekt.« Sie hob es hoch. »Satoru wird das hier lieben!«
Ich sah mir das Kleid an, es war lang, Gold und schulterfrei. Hinten war es tief ausgeschnitten und mit einer Korsage, die mit schwarzen Fäden durchzogen war. Unterer Rock war mehr Tüll, als Stoff und ein klein wenig durchsichtig. Dann sah ich zu Riko und lächelte.
»Was tust du hier? Geht es dir gut?«, fragte ich und stand auf. Ich stupste ihren Bauch an. Dann sah ich wieder das Kleid an. »Wenn es Satoru gefällt, dann werde ich es tragen.«
»Oh, hat Satoru nichts gesagt? Wir fahren zusammen hin. Seine Eltern und meine und Tojis sind ... befreundet. Er macht sich gerade mit dem Schwachkopf fertig. Und ich dachte mir ... Ich helfe dir. Wenn du es will-«, erklärte sie und wirbelte auf einmal herum, rannte ins Bad und kotzte ins Waschbecken. Dann sah sie mich wieder an. »Sorry. Das geht seit ein paar Wochen schon so. Es ist, wohl das Bab-«, wollte sie wieder erklären und musste noch einmal ins Waschbecken kotzen.
Ich nickte und verzog das Gesicht. »Verstehe ... soll ich dir etwas Wasser bringen lassen?«, fragte ich etwas angeekelt. Dabei versuchte ich meine Gefühle wegen ihrem Baby etwas runter zu schrauben. Dieser Punkt schwirrte mir nämlich auch die letzten Wochen oft im Kopf herum. Ich freute mich für die beiden, wirklich. Aber ich war auch traurig, dass Satoru noch kein Kind wollte. Ich dagegen fühlte mich schon bereit dafür und könnte mir ein kleines Lebewesen an meiner Seite vorstellen.
»Und bitte kotzt das nächste Mal in die Toilette, ich denke, da spreche ich für alle Angestellten in diesem Haus, die das Putzen müssen«, meinte ich nur und grinste sie an.
»Sorry.« Entschuldigte sie sich und richtete sich auf, spülte alles weg, wusch sich und fragte: »Ist alles okay? Du hörst dich etwas gestresst an.
»Kein Problem. Ich hoffe, Toji bringt für dich einen Eimer mit zum Fest«, scherzte ich und schaute wieder auf das Kleid. »Ja, mir gehts super. Heute darf nur nichts schief gehen, verstehst du? Deine Party ist immer noch Gesprächsthema und dem würde ich gerne heute ein Ende setzten«, erklärte ich ihr und zog mich aus. Ich zog das Kleid an und drehte ihr den Rücken zu. »Könntest du das Korsett schließen?«, fragte ich und schob mein Haar zur Seite.
»Klar«, bejahte sie und schnürte und stecket dann alles zusammen. »Du sag mal, ich weiß wir kennen uns nicht richtig und haben bis jetzt nur ein paar Mal gesprochen und getextet, aber ... was ist auf der Party wirklich passiert? Hast du Yuki echt eine verpasst?«
Ich presste meine Lippen zusammen und sah zu Boden.
»Ja, ich kann die Schlampe echt nicht leiden. Sie hat ...«, fing ich an zu sprechen und stoppte. »Sie hat gesagt, dass die beiden zusammen waren, sie und Satoru, stimmt das?«, fragte ich und ließ den Teil, dass Satoru mich zum Sex gezwungen hat aus.
Das musste nun wirklich niemand wissen.
Sie riss die Augen auf, lenkte mich zum Frisiertisch und begann meine Haare hochzustecken.
»Zusammen? Die beiden?«, fragte sie und lachte. »Oh Gott nein! Das wünschte sich die Bitch vielleicht. Nein, Y/N. Satoru ist ... war vor dir, mit niemandem wirklich zusammen. Affären, ja, unzählige, aber eine Beziehung, nein. Hast du sie deswegen geschlagen? Weil sie das behauptet hat?«
Ich sah von meinem Spiegelbild zu Riko, auf einmal musste ich lächeln.
»Das beruhigt mich«, gab ich zu und nickte. »Das war einer der Gründe, ja, aber der größte Grund war, dass ich gesehen habe, wie er total auf Drogen und Alkohol mit ihr getanzt hat und ... und«. Ich seufzte und biss mir auf die Lippe. »Und irgendetwas von ihrem Dekolleté abgelegt hat, das war einfach zu viel für mich. Das war doch schon betrügen, ganz ehrlich«, erzählte ich ihr und war froh, dass ich endlich mal mit jemanden drüber reden konnte.
»Oh«, sagte sie und nickte. Sie kramte ihr Handy raus und suchet ein Bild. »Du meinst das?«, fragte sie und zeigte mir das Bild, das Satoru zeigte, der den Kopf neigte und eine Pille von ihrem Finger lutschte.
»Das war nicht ihr Dekolleté. Ich meine, es ist immer noch scheiße und ich würde Toji seine Eier abschneiden, wenn er sowas machen würde, aber ...«, sprach sie und hielt kurz inne und packte das Gerät weg. Sie frisierte mich weiter. »Ich weiß nicht, ob es dir was bringt, aber ich glaube, Satoru versucht es wirklich. Er gibt sich Mühe. Auf seine sehr fragwürdige Weise, zugegeben. Aber er tut es. Er hat mich sogar gefragt, ob-« erzählte sie und biss sich auf einmal auf die Lippe »Er meint es ernst mit dir. Denke ich.«
Ich starrte auf das Bild und drehte mich dann wieder zum Spiegel.
»Es war ihr Finger«, wiederholte ich und fasste mir an den Kopf. Wochenlang habe ich darüber nachgedacht. »Es war nur ihr verdammter Finger«, sagte ich noch mal und fing an zu lachen. »Ich kann mir das wirklich gut vorstellen, du hast Toji wirklich gut unter Kontrolle. Ich glaube, ich brauch Unterricht von dir«, scherzte ich. »Ich weiß es, also ich merke es und es macht mich auf eine komische Art und Weise glücklich ... aber ... warte, was hat er gefragt?«, erwiderte ich und bekam wieder Herzklopfen, wenn ich nur an Satoru dachte, doch unterbrach ich meine innerliche Schwärmerei für meinen Mann und drehte mich neugierig zu Riko um.
Sie biss sich wieder auf die Lippe. »Wenn ich dir das sage, bringt er mich um.«
Ich fing an zu grinsen, weil ich ein sehr neugieriger Mensch war.
»Du musst es mir jetzt sagen!«, forderte ich.
Sie zupfte an ihrem hellgrauen Kleid rum und seufzte. »Okay! Aber wenn du ihm sagts, dass ich es dir gesagt habe, bekommen wir stress, verstanden?«, stellte sie ernst klar und ging dazu über, mein Make-up aufzutragen. Tiefroten Lippenstift, smoky eyes und dezentes Rouge, zudem dick getuschte Wimpern. Ich blinzelte kurz und nickte stumm. Okay, ich lernte gerade kennen, dass Riko auch anders kann. Aber verstand auch, wieso sie mit ihrem Charakter Toji so gut im Griff hatte.
»Er hat mich gefragt, ob ich mich mit Ballett auskenne und ob ich mir vorstellen könnte, welche Aufführung dir gefallen würde. Ich habe mal ganz klassisch Schwanensee vorgeschlagen und er hat dann Tickets für uns alle gekauft. Er will dich damit überraschen. Ein Doppeldate quasi.«
Ich sah mich im Spiegel an und mein Make-up war unglaublich. Ich wollte gerade fragen, ob das nicht zu viel für das Sommerfest war, als sie mir sagte, was Satoru geplant hat.
Was?!«, fragte ich und sah sie wieder an. »Nicht dein Ernst! Oh mein Gott, wie süß!«, quiekte ich und freute mich jetzt schon darauf. »Das ist so süß«, wiederholte ich glücklich und wollte ihn am liebsten sofort sehen. »Wir müssen los! Ich will ihn sehen.«
»Ja, genau so reagierst du bitte, wenn er dir das sagt. Denn nichts anderes wird er glauben. Der Mistkerl ist nämlich echt gut darin, Leute zu lesen. So ... fertig. Mein Gott du siehst ... HEIß aus!«, sagte sie und betrachtete mich von oben bis unten. Dann runzelte sie die Stirn und grinste mich an. »Also wenn Yuki dich so sieht, wird sie heulen den Schwanz einziehen und sich davon machen«, merkte sie an und lächelte. »Und ich glaube, eine andere Person, wird auch sehr viel fühlen, wenn er dich so sieht«, Meinte sie dann auf einmal ernst.
»Ich gib mein bestes«, grinste ich sie glücklich an und sah mich noch einmal im Spiegel an. »Ich habe kein Problem ihr heute noch einmal eine zugeben«, sagte ich zwar, aber dachte darüber nach, dass das wahrscheinlich nicht gut ankommen würde bei den Adligen. Ich erhob mich und zog passende High Heels an. »Oh nein, du meinst jetzt nicht ernsthaft Yuji, oder? Wer hat dir davon erzählt?«, fragte ich sie und nahm meine kleine Tasche.
»Von was erzählt?«, fragte sie und blinzelte. »Oh, du meinst, dass er auf dich steht? Das weiß jeder, Y/N. Seit Ewigkeiten. Es ist nicht zu übersehen.«
Sprachlos sah ich sie an. Alle wussten davon?!
»Nicht dein Ernst!«, brachte ich nur heraus.
Sie sah mich ernsthaft verdattert an. »Nein, warte ... DU hast das nicht gewusst? Echt?«
»Nein! Natürlich nicht ... also ... also nicht das alle davon wussten! Man, ich habe jetzt schon keine Lust auf dieses Sommerfest«, stöhnte ich genervt und sah dann auf mein Handy, Satoru hatte geschrieben, dass sie auf dem Weg zu Location sind, das ließ zumindest wieder meine Lust auf das Sommerfest steigern, weil ich ihn sehen wollte. Bei dem Gedanken klopfte mein Herz wieder wie verrückt. »Unsere Boys sind schon auf dem Weg, lass uns einfach nicht mehr darüber reden und gehen. Ich bleibe einfach an Satorus Seite, damit keine weiteren Gerüchte entstehen«, sagte ich an Riko gerichtet.
Sie hob eine Braue. »Wenn du meinst, dass das hilft. Ich könnte mir nur zu gut vorstellen, dass der Sohn des Gastgebenden, dem – wie du ja weißt – der erste Tanz steht, und der sich demnach seine Partnerin auswählen darf, jemanden in diesem Raum aussucht. Und das werde nicht ICH sein. Aber gut, komm, lass uns die Männer nicht warten. Vielleicht hat sich das Problem ja auch gelöst, wenn Satoru und Toji zuerst da sind. Kann sein, dass der hübsche Pinkschopf dann schon 3 Meter unter der Erde liegt.«
Riko schaffte es, mich in wenigen Minuten zwei Mal sprachlos zu machen, das war ein neuer Rekord, nicht einmal Satoru hatte das geschafft. Erster Tanz? Daran habe ich gar nicht gedacht.
»Vielleicht sollte ich zu Hause bleiben« meinte ich zwar, aber folgte Riko trotzdem nach draußen und trotzdem stiegen wir in den Wagen und fuhren los. Ich glaube nicht, dass Satoru irgendetwas machen wird, immerhin hatte er mir letztens sogar noch vorgeschlagen, mit Yuji zu reden, weil er mir wichtig ist. Trotzdem war reden oder den ersten Tanz zu tanzen, was anderes, aber meine Gedanken stoppten.
»Warte Mal, mit wem hat Satoru dann letztes Jahr getanzt?«, fragte ich Riko mit großen Augen. Wenn die jetzt Yuki sagt, dann wird jemand anderes heute unter der Erde liegen.
»Ich glaube, das weißt du.«
Ich bring diese Schlampe um!
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