Y/N


Am nächsten Tag saß ich einfach nur da und starrte ins Nichts. Ich hatte mich in den Schlaf geheult und nun hatte ich Augenringe des Todes.

»Miss Y/N« hörte ich meine persönliche Angestellte oder eher aus alten Tagen mein Kindermädchen, Madam Rosell.

Ich nannte sie einfach nur Rosell. Sie war schon seit meiner Kindheit an meiner Seite und ich liebte sie mehr als meine eigene Mutter. Naja, wen wundert es? Sie war auch mehr Mutter für mich als meine eigene Mutter.

»Komm rein«, sagte ich erschöpft und stieg aus dem Bett. Ich streifte mir den Seidenmorgenmantel über und setzte mich an meinen Tisch. Rosell deckte den Tisch ein mit meinem üblichen Frühstück, Salat, Obst und ein gesunder Smoothie. Auch wenn wir keine Adligen vom höheren Rang waren, so wurde ich dennoch entsprechend erzogen und somit wurde auch bei mir sehr auf meine Ernährung geachtet. Eine Dame hatte schlank und elegant zu sein, sie hatte den Mund zu halten und Kinder zu gebären. Zumindest war es früher so, im Mittelalter.

»Geht es ihnen nicht gut, Miss Y/N?«, fragte Rosell besorgt.

Ich seufzte. »Wie soll es mir denn bitte schön gehen?! Rosell, ich will nicht heiraten!«, sagte ich und wieder kamen mir die Tränen, als ich darüber nachdachte.

Rosell legte ihre Hand auf meinen Kopf, weshalb ich meine Arme um sie legte und mein Gesicht in ihr Kleid drückte.

»Shhh... Miss Y/N. Lernen sie Lord Gojo doch erst einmal kennen. Vielleicht stimmen die Gerüchte über ihn gar nicht. Sie kennen es doch selbst aus ihrer Schulzeit«, versuchte, mich Rosell zu beruhigen, und strich mir sanft über den Kopf. Sie hatte nicht unrecht. In meiner Schulzeit wurden öfter Gerüchte über mich verbreitet. Auch als niedrige Adlige besuchte ich eine private Schule mit anderen Adligen von jeglichem Rang. Die meisten Gerüchte über mich waren gelogen und trotzdem glaubten alle sie.

»Vielleicht hast du recht«, gab ich schmollend zu und schaute zu ihr auf. Sie lächelte mich an und strich mir mit ihren Daumen die Tränen aus dem Gesicht.

»Sehr gut und nun esst«, sagte sie und nahm wieder Abstand.

Nachdem Essen zog ich mich um und entschied mich, meine Haare offenzulassen. Am liebsten wäre ich mit einem Jogginganzug da aufgetaucht, um einen möglichst beschissenen Eindruck zu hinterlassen, aber ich wusste, dass meine Mutter mich so nie rausgehen lassen würde. Also hatte ich einen neuen Plan. Ich zog eine schwarze Jeans an und eine weiße Bluse, beides von Gucci. Diese Bluse stopfte ich in meine Jeans und schmückte das Outfit noch mit 10 cm High Heels und einem Louis-Vuitton-Gürtel aus. Rosell reichte mir meine kleine Tasche und wir verließen mein Zimmer. Unten am Eingang angekommen stand meine Mutter, die mich abwartend ansah.

»Da bist du ja endlich«, kommentierte sie leicht gereizt und sah mich prüfend an.

»Mutter«, begrüßte ich sie nur und sah sie emotionslos an. Ihr Blick schweifte über meinen Körper, hoch zu meinem Gesicht.

»Denk daran, sei höflich und respektvoll. Er wird dein Mann werden, egal ob du es willst oder nicht«, ermahnte sie mich streng und ich nickte nur. Ich hatte gerade nicht die Kraft, mit ihr zu diskutieren, und ich wusste, ich würde eh verlieren. Zumindest dieses Thema scheint für meine Eltern wichtiger zu sein als mein Glück.

»Deine strenge Diät hat Wirkung gezeigt. Nur deinen Po kann ich wirklich nicht ausstehen. Meine Güte, von wem hast du nur diese Figur?«, fragte meine Mutter sichtlich verärgert, dass ich leider Gottes weibliche Rundungen besaß.

»Ich werde meinen Diätplan anpassen lassen«, versprach ich ihr, obwohl ich am liebsten Mal zu MacDonalds fahren würde.

»Passen sie auf sich auf, Miss Y/N«, verabschiedete sich Rosell.

Ich lächelte sie leicht an und verließ das Haus. Ich stieg in mein Auto und schaltete mein Navi an. Danach fuhr ich los und überlegte, ob ich nicht doch einfach gegen den nächstbesten Baum fahren sollte. Doch bevor ich diesen wundervollen Gedanken ausleben konnte, stand ich schon vor dem Gojo-Anwesen.

Ich starrte es eine ganze Weile an und konnte mich einfach nicht dazu durchringen aus dem Auto zu steigen. Ich atmete tief ein und sah an mir runter, mit einem Grinsen öffnete ich die Bluse und zog sie aus, danach schmiss ich sie auf die Rücksitze. Jetzt hatte ich ein albernes T-Shirt an mit der Aufschrift < Hoe >.

Dieses T-Shirt hatte ich mir einfach aus Spaß gekauft und nie gedacht, dass es für diesen Moment perfekt zum Einsatz kommt. Wenn er nicht dumm war, würde er hoffentlich die Andeutung verstehen.

Zufrieden stieg ich aus dem Auto und schmiss die Tür zu. Das T-Shirt war etwas knapp, weshalb ich nun bauchfrei war, aber dennoch selbstbewusst auf die Tür des Anwesens zuging.

Wollen wir mal sehen, wer zuletzt lacht!

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