Satoru
Ich nahm Y/N wortlos entgegen und betrachtete sie.
Sie sah ... lächerlich aus. Ich hasste diese pompöse Scheiße, die immer aufgefahren wurde, wenn jemand heiratete.
Meine Aufmerksamkeit glitt von ihrem, hinter einem schleierverborgenen Gesicht, das nur Konturen erahnen ließ, das Kleid hinab. Waren das verdammte Diamanten in dem Stoff? Ich suchte meine Mutter in der Menge und kniff die Augen zusammen, als ich sie fand. Nach einem Augenblick ließ ich meine Aufmerksamkeit jedoch abschweifen und sah zurück zu Y/N. Der Priester brabbelte schon irgendwas, aber es kümmerte mich nicht. Ich sah nur sie an.
Erst als er sagte: »Sie dürfen der Braut jetzt den Schleier vom Gesicht nehmen«, reagierte ich. Ich hob automatisiert die Hände, entblößte ihr Gesicht und runzelte die Stirn.
»Hast du geweint?«, flüsterte ich, während der Priester weiter Mist vor sich hin rezitierte.
Für eine kleine Sekunde verpufft meine Wut.
Wut darüber, dass ich hier war. Wut darüber, dass sie hier sein musste. Ich war einfach Scheiße wütend. Dass und übelst verkatert.
Was diese Sache nur so viel ätzender machte.
Sie sah mir traurig entgegen. »Und was, wenn es so wäre? Beendest du das hier dann alles?«
Ich kniff die Augen leicht zusammen. »Egal wie sehr wir das wollen, Kleines. Es gibt kein Zurück mehr. Verstehst du das denn nicht? Weder für dich, noch für mich.«
Traurig schweifte ihr Blick durch die Menge.
»Aber ... ich bin keine ...«, stotterte sie flüsternd, stoppte sich dann aber selbst. Selbst. Als sie dann kurz verspannte und schnell wieder zu mir sah, wusste ich, wen sie gesucht dort hatte.
»Was? Du bist keine Jungfrau mehr? Schockierend!« Ich lachte trocken auf und der Priester unterbrach kurz sein Gefasel. Mit jedem Wort von diesem wurde ich reizbarer. Mein Blick folgte Y/N's und ob wohl ich mir vorgenommen hatte, es für uns beide nicht noch schlimmer zu machen, als es schon war, beugte ich mich etwas zu ihr. Kaum merklich. Ich flüsterte so leise, dass sie eigentlich Lippenlesen können musste, um mich zu verstehen. »Das interessiert mich nicht, Kleines. Kein bisschen. Was mich aber interessiert, ist das derjenige, der sich so dreist einen Tag vor unserer Hochzeit gevögelt hat, damit hausieren geht.«
Geschockt drehte sie den Kopf und mehrere Sekunden starrte sie ihn die Menge, bevor sie offensichtlich Fassungslosigkeit überrannte.
Langsam sah sie wieder zu mir und flüsterte zischend: »Du lügst doch.«
»Tue ich das?«, reizte ich sie im überheblichen Ton. Obwohl alle uns ansahen, beugte ich mich zu ihr. Mit der Hand gestikulierte ich dem Bastard von Pfarrer, er solle weiter in seiner endlosen Rede versinken. Dann sagte ich, dicht an ihre Ohrmuschel: »Ich zitiere: Sie hat mich nicht nur rangelassen, sondern auch flehend zugelassen, dass ich ihr Erster bin. Dein Kumpel hatte auch viele Fragen an mich. Zum Beispiel, ob ich wüsste du, wie gut es war, dich zu berühren? Wie tolle es war, dich zu schmecken. Er hat ich gefragt, ob ich wüsste, wie geil es war, dich zu lecken und dir den ersten verdammten Orgasmus deines Lebens verschaffen. Yuji hat mir regelrecht unter die Nase gerieben, wie heiß er es fand, dass du seinen Namen gestöhnt hat, als er dich entjungfert hat. Der Wichser hat davon geschwärmt, wie eng deine kleine Pussy war, als er seinen Schwanz in dich geschoben hat. Und Fuck, er hat sehr schön beschreiben, wie feucht du bei deinem ersten Ausritt geworden bist.« Ich lehnte mich zurück und sah ihr in die Augen. »Großes Kino, huh? Und das hast du alles nur für ihn geopfert. Einen Wichser, der am nächsten Tag, am Tag deiner Hochzeit, alles herumposaunt. Denkst du immer noch, es war eine gute Entscheidung, die Beine breitzumachen?«
Es kam härter rüber, als ich es wollte. Ich verstand sie. Wusste, warum sie es gemacht hatte, aber ... mein Gott, es war einfach naiv zu glauben, es würde etwas ändern.
Sie starrte mich mit offenem Mund an und krallte sich in dem Albtraum von Kleid fest. »Dann-«, setzte sie an und ich erahnte, wie gedemütigt sie sein musste. »Hast du ja das, was du wolltest.« Plötzlich völlig kraftlos, hauchte sie: »Du hast gewonnen.«
Gewonnen? Ich? Fuck nein!
Ich sah, wie tief meine Worte saßen und ... bereute sie. Wirklich. Ich seufzte, doch als ich über meine verkaterten, nur halb nüchternen Schatten springen wollte. Bemerkte ich etwas. Direkt über dem Schnitt von gestern.
Ich runzelte die Stirn. »Wer hat dich so angepackt?«
»Das-«, begann sie, stoppte sich dann aber, als ihr Blick wieder in die Menge flog. Es war zu schnell, als das ich hätte folgen können. Sie legte ihre zitternden Finger auf den Druckpunkt. »Ich ... ich habe mich nur gestoßen, nichts weiter.«
»Gestoßen?«, wiederholte ich angepisst, weil mich offensichtlich anlog. »Die Kommode, die einen verdammten Hand Abdruck hinterlässt, würde ich gerne mal sehen.« Bevor ich mehr dazu sagen, oder ausrasten konnte, räusperte sich der Pfarrer und ich fuhr ihn an: »Was?!«
»Die Gelübde«, sagte er unsicher und ziemlich überrascht, weil ich ihn so angefahren hatte. »Sie sind jetzt an der Reihe, also ...«
Er zeigt auf mich und ich fluchte innerlich. Ich sah Y/N an, bedeutete ihr mit Blicken, dass das Thema noch nicht fallen gelassen war, und richtete mich auf. Ich sah auf diese kleine Frau vor mir, und ... warf meinen Plan über Bord, ein reißen Arschloch zu sein. Stattdessen hielt ich mich kurz und folgte einem Instinkt.
»Y/N, ich weiß, dass das alles ... schwierig ist. Es kommt schnell und unerwartet, aber ... wir sitzen hier beide in einem Boot. Einem Boot mit vielen Löchern.« Ich sah ihr entgegen und blendete möglichst alles aus. Die Leute, den Pfarrer, Toji als meinen Trauzeugen rechts hinter mir und vor allem diesen blöden Wichser, der seine Augen nicht von Y/N nehmen konnte. Ja, besonders den. »Du warst niemals Teil meines Plans. Und ich nie Teil deines. Es hat uns keiner nach unserer Meinung gefragt und niemanden hier kümmert es, was wir wollen. Das hier, das wird von uns erwartet und wir tun es. So einfach ist das. So simpel und so beschissen.« Ich straffte die Schultern und räusperte mich. »Ich kann dir den ganzen Scheiß nicht versprechen, den ich eigentlich geloben sollte, aber ich kann dir sagen, das ich nicht zulasse, das dir wehgetan wird. Egal von wem.«
Stille legte sich über den Saal und erdrückte mich fast.
»Lady«, erklärte der Pfarrer, »Jetzt sie.«
Sie sah zur Seite, als wolle sie nicht antworten und ich verspannte mich etwas. Wenn sie nichts sagte, wäre das für mich okay, doch ich wusste, dass unsere Eltern das so nicht durchgehen lassen würden. Meine Rede war schon eine Schande, wenn sie jetzt schwieg, könnten wir das genauso gut abbrechen. Als sie jedoch wieder zu mir sah, schmunzelte sie und ein kleiner Faden zupfte an meinem Herzen. Und aus dem verdammten Faden wurde ein drei Meter dickes Seil, als sie kicherte.
Es klang köstlich und ehrlich und wunderschön.
Ich blinzelte.
Scheiße.
Das war richtig große Scheiße.
Ich konnte doch nicht wirklich anfangen, das Mädchen zu mögen, dass man mich zwang zu heiraten.
»Satoru, ich-«, fing sie an und stoppte dann kurz. Ihr Lächeln verschwand und ich musste die Finger ballen, um ihre Lippen nicht wieder nach oben zu schieben. »...ich gelobe dir ... eine gute Ehefrau zu sein und dir einen Erben zu schenken. Ich gelobe dir ...... dir ..... treu ergeben zu sein und meine Pflicht zu erfüllen. Und ... ich bin froh, dass du mir keine Scheiße versprichst, und bin froh, dass wir zumindest einmal gleicher Meinung sind.«
Ich sah sie an und ... lachte. Ich lachte herzhaft und von ganzem Herzen. Nicht über diesen Schwachsinn mit dem Erben und dem anderen Bullshit, sondern wegen dieses einen Satzes, der von ihr alleine kam.
Ich leckte meine Lippen, grinste sie an und sagt gerade Laut genug, dass sie es hören konnte: »Oh, Kleines, du hast ja keine Ahnung, wie gerne ich sehen würde, dass du mir ergeben bist und deine Pflicht erfüllst.« Ich betonte die Worte extra verführerisch und sah auf ihre Lippen. »Aber ich habe so das Gefühl, dass ich es viel öfter mit deiner scharfen Zunge zu tun bekomme.«
Ich schnippte ihr an die Nasenspitze.
»Träum weiter«, flüsterte sie bockig und rieb sich die Nase. »Darauf kannst du wetten. Sobald dieser verschissene Tag vorbei ist, wirst du jeden Tag in den Genuss meiner scharfen Zunge kommen.«
Ich hob eine Braue und mein Grinsen würde wölfisch. »Ist das eine Drohung?«
»Richtig erkannt.«
Ich grinste breiter, aber ehe wir weiter in dem durchaus interessanten Geplänkel versinken konnte, riss der Pfarrer uns aus unserer kleinen Welt. Er fordert einen breit grinsenden Toji auf uns die Ringe zu geben und wie beide schoben sie uns unkommentiert über die Finger. Dabei beantworteten wir beide etwa unwillig die Frage, ob wir uns zum jeweils anderen Ehepartner nehmen wollten, mit einem ›Ja‹. Ich sah zu Y/N, als der Pfarrer verkündete: »Sie dürfen die Braut jetzt küssen.«
Ich sah ihr entgegen, fragte sie still um Zustimmung. Warum auch immer.
Der schlichte Diamantring glänzte an ihrem Finger und als sie den Blick davon löste und scheinbar verdrängte, was er bedeutet, nickte sie.
Ich hob die Hand, legte sie in ihren Nacken und beugte ihren Kopf. Sie sah mir entgegen, als ich einen Schritt näher kam und mich langsam zu ihr beugte. Kurz vor ihren Lippen hielt ich inne. Ich zögerte ...
Ganze fünf Sekunden passierte nichts, außer das sich unser Atem mischte. Kaum ein verdammtes Blatt hätte zwischen unsere Lippen gepasst, so nahe war ich ihr! Ich starrte sie an und flüsterte ihr fairerweise etwas zu: »Das ist das erst und das Letzte mal, dass ich dich SO küssen werde, Kleines. Zärtlich und liebevoll sind nämlich nicht mein Spezialgebiet.«
Ich schloss den Abstand, legte meine Lippen auf Y/N's und küsste sie. Vorsichtig und so, wie sich eine Frau ihren ersten Kuss wahrscheinlich erträumte, bewegte mein Mund sich auf ihrem. Keine Zunge, kein wildes Rumgemache. Nur diese sachte, hauchzarte Berührung.
Und Fuck, ich mochte es mehr, als ich mir eingestehen konnte.
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