3. Küssen auf Probe

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"Du willst mir also ernsthaft verkaufen, dass dein Cousin und dein immer verklemmter Bruder gemeinsame Sache machen, in Form von...", wird der Rest verschluckt, von einem glucksenden Kichern, einem erstickten Lachen, nur um belustigt fortzufahren:
"...knutschen."

"Ja."

"So richtig Mund auf Mund?"

"Hab ich doch gesagt, Idiot!"

"Echt jetzt?"

"Zwing mich nicht es zu wiederholen!", knurrt Sasuke und schaudert, als das ganze Pornoreife Szenario nochmals durch sein geschätztes Hirn zirkuliert, während er auf Narutos unordentlichen Bett hockt und versucht etwas in Worte zu fassen, was er verdammt nochmal nicht in Worte fassen will!

Naruto runzelt skeptisch die Stirn, lässt sich ebenfalls auf sein Bett plumpsen, bis er Sasuke im Schneidersitzt gegenüber hockt und sagt:
"Oder du erfindest das alles nur, um von dem Festival abzulenken, was ich mit dir besuchen will?"

Sasuke reibt sich über die Stirn.
Er kann die Kopfschmerzen praktisch schon anrollen spüren und erklärt langsam, klar und deutlich, wie für einen Dreijährigen, für den er Naruto maximal hält:
"Erstens mag ich keine Feste, zweitens bist du lächerlich und drittens...;
denkst du, mir würde dann nichts Besseres einfallen als wie; Mein Cousin zielt mit Sprühsahne auf das Gesicht meines Bruders, nur um es von dort wieder abzulecken?!"

Aus vollen Hals, bricht Naruto in Gelächter aus, fällt mit dem Rücken nach hinten in die Kissen und lacht:
"Sei froh, dass er nicht mit was anderen auf sein Gesicht gezielt hat!"

"Hol deine Gedanken aus der Gosse, Idiot!
Und könntest du die Situation bitte ernst nehmen! Ich kann deswegen wahrscheinlich nie wieder eine Dose Sprühsahne sehen!"

"Ja, ja, Teme", kichert Naruto immer noch, geschüttelt vor Lachen und wischt sich die Lachtränen aus dem Gesicht, während er sich wieder aufgesetzt:
"Also dann...", beginnt er jetzt sachlicher.

"Nehmen wir an, das ist nicht alles aus irgendeiner deiner heimlichen Fantasien entsprungen und dein Bruder steht wirklich auf versaute Sahnespielchen, was ich mir nicht vorstellen kann, weil der Typ einfach der Inbegriff von Asexualität ist..."

"Ich fantasiere nicht! Und komm gefälligst zur Sache!", zischt Sasuke ungeduldig, der immer noch Shisuis perverses Grinsen vor sich sehen kann.

"...äh, sollte er dann nicht als euer Clan-Prinz, oder so, unberührt bleiben? Sich zurückhalten?
Bis er heiratet? Um damit ausversehen gezeugte Kinder aus dem Weg zu gehen?"

"Anscheinend hat er da seine ganz eigene Lösung gefunden.", kommentiert Sasuke trocken und wischt einen imaginären Fussel von seiner Schulter.

"Okay, aber was genau stört dich jetzt daran, außer dass dein armer Alter, zugunsten von Itachis Liebesleben, auf seine Sahne im Kaffee verzichten musste?", kichert der blonde Idiot wieder und erntet erneut einen Todesblick.

Ja, was genau stört Sasuke eigentlich jetzt?
Außer dass er immer dachte, sein Bruder sei ein fehlerfreies Vorbild, tadellos, makellos, zu dem er immer aufgesehen hat.
Der einmal eine langweilige Frau heiraten wird, um mit ihr nervige Kinder zu bekommen,
ein Haus, einen Hund und so weiter...
Aber jetzt ist da Shisui, der alles durcheinander wirft und irgendwie schon immer da war.
Deswegen hat er sich auch nie Gedanken darüber gemacht, wenn ihr Cousin die Nächte in Itachis Zimmer verbrachte.
Die sich das Bett teilten.
Das Badezimmer. Dusche, Essen...
Sahne?

Auf einmal kommt Sasuke sich unheimlich dumm vor.

"Und?", bohrt Naruto nach.

"Ich weiß es nicht", antwortet Sasuke ehrlich.
Es ist ihm eigentlich egal, wer wen mag, solange er in Ruhe gelassen wird.
Aber Fakt ist, dass die ganze schmutzige Szenerie ihn verwirrt und neugierig gleichermaßen macht, was sich wohl auf seinem Gesicht abzeichnet,
oder was auch immer Naruto dazu bringt,
ihm eine Frage zu stellen, die man unter normalen Umständen niemals stellt.

Aber hier ist er und der Dobe fragt einfach:
"Willst du es ausprobieren?"

Sasuke blinzelt.
"Was? Du wirst mich auf keinen Fall mit Sahne vollspritzen!"

"Nein Teme, ich meinte, das küssen!"

Schweigen.

"Du... Mich?", stottert Sasuke ganz langsam und erwartet halb, dass die Blondine gleich ruft; verarscht!

"Ist ja sonst Niemand hier, der sich opfert, oder?", lacht Naruto nervös und kratzt sich hilflos im Nacken, dessen selbstsicheres Gesicht heute zum ersten Mal ins Wanken gerät.
"Dann weißt du vielleicht, was dein Bruder dabei gefühlt hat? Und ich habe nichts dagegen.
Nur ein kurzer Kuss. Unter Freunden.
Nichts dabei?"

"Ja", bestätigt Sasuke neutral, obwohl sein Inneres gerade zu Brei wird.
"Nur kurz. Nichts dabei."
Er wird es später auf die Pubertät schieben.

Also spitzt Naruto seine Lippen und kommt langsam näher, berührt vorsichtig Sasukes Mund, nicht viel, nur ein ganz klein wenig und
fast keusch, um es wirklich einen Kuss zu nennen, geschweige etwas zu fühlen.
Dann zieht sich Naruto wieder zurück und fragt stirnrunzelnd:
"Und?"

"Nichts", antwortet Sasuke, immer noch verwirrt darüber, was hier gerade passiert und warum Naruto ihm das anbietet.

"Vielleicht war es zu kurz?
Oder, hast du nicht gesagt, sie hatten dabei die Augen zu? Die Zunge benutzt?
Vielleicht ist es dann aufregender?"

Es klingt total unschuldig, wenn es aus Narutos Mund kommt, aber in Wahrheit ist es durch und durch verdorben und Sasuke spürt, wie sich leichte Spannung zwischen ihnen aufbaut.
Und noch woanders.
"Dann mach es nochmals.
Mit Augen zu, aber lass die Zunge weg, sonst hau ich dir eine rein.", sagt Sasuke möglichst passiv, was besser ist, als bedürftig, oder?
Weil er sich gerade so fühlt. Bedürftig.

Naruto rollt mit den Augen und murmelt sarkastisch:
"Wieso nicht einfach Danke sagen, zu dem Typen, der so nett zu dir war."

"Willst du mich jetzt nochmals küssen, oder nicht?"

"Ja, ja eure Hoheit. Einmal Kuss zum Mitnehmen, kommt sofort."
Dann beugt sich Naruto erneut vor, schließt diesmal die Augen, genauso wie Sasuke.
Ihre Lippen treffen auf halbem Weg zusammen.
Diesmal fester und ohne Raffinesse, weswegen es auch nicht lange dauert, bis sie wieder auseinanderbrechen und Naruto ratlos fragt:
"War das jetzt besser?"

"Nein", wiederholt Sasuke und rätselt:
"Bei Shisui sah das irgendwie inniger... Gefühlvoller aus?"

"Vielleicht fragst du dann einfach deinen Cousin, ob er dich küsst! Wenn er es viel besser kann, Teme!", verschränkt Naruto beleidigt seine Arme und schmollt.

"Gute Idee.
Vielleicht mach ich das auch, wenn du keine Lust hast dir mehr Mühe zu geben!", schießt er hitzig zurück und öffnet nochmals den Mund, um noch einer seiner gewohnten Beleidigungen hinterherzuschieben.
Aber dann stirbt jeder weitere Protest einen schnellen Tod, als Naruto einfach mit beiden Händen sein Hemd packt, ihn herzieht und ohne Vorwarnung küsst.

Und Sasuke lässt ihn.

Weil es jetzt sanfter, zarter und weicher ist.
Sehr viel weicher. Und Sasuke merkt, wie er beginnt unter dem leichten Druck von samtig-warmen Lippen zu schmelzen, wie verdammtes Softeis in der Sonne,
dass er nicht mag.

Naruto küsst ihn weiter.

Und Sasuke verflucht sich selbst.
Schließt die Augen, weil es besser ist als erwartet. Fast angenehm und er überlegt, dem Drang nachzugeben, seine Lippen unter dem Kuss zu öffnen, zu stöhnen, irgendwas!
Dann finden Narutos Hände auch noch seine Arme, die Schultern, streichen darüber, halten sein Gesicht, umfassen es und Sasuke stöhnt jetzt wirklich in den Kuss.

Aber dann...
Löst Naruto sich von ihm, löst den Kuss auf, während Sasuke paralysiert an Ort und Stelle bleibt. Der zieht sich zurück, grinst wie ein Trottel und fragt wissend:
"Und? War das jetzt mehr nach deinen Ansprüchen?"

"Hn."

"Hn, du kannst es ruhig zugeben!", grinst Naruto breiter und wagt auch noch zu zwinkern.
"Du hast gestöhnt."

"Ach, halt doch die Klappe!", grummelt Sasuke über seine eigene Schwäche und wischt sich mit dem Handrücken über seine geschwollenen Lippen.
"Und besorg dir mal Lippenbalsam.
Dein Mund ist wie Schmirgelpapier was schon an Körperverletzung grenzt."

Naruto fängt an zu lachen, legt kühn einen Arm um Sasukes beleidigte Schultern und sagt:
"Gern geschehen."

Diesmal hat Sasuke nichts schlaues auf Lager. Schlichtweg, weil ihm einfach nichts dazu einfällt. Aber trotzdem weiß er eines ganz genau:
Das muss wiederholt werden.

Und sollten seine Eltern es am Abend irgendwie seltsam finden, dass er mit geröteten Wangen und einem kleinen Lächeln auf den Lippen an ihnen vorbeihuscht, kommentieren sie es nicht, sondern schauen ihm nur verwirrt hinterher.
Amen.

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