17. Du Lässt Mich Fühlen
🔸🔹🔶🔹🔸
"Erinnere mich bitte nochmals daran...
Autsch! Warum ich dir erlaubt hab... Au!
Mich in den ganzen Wahnsinn mit hineinzuziehen... Aua!
Um Mitternacht, in Shisuis Haus... Autsch! Einzubrechen, dass offensichtlich in einem verdammten Urwald liegt!", zischt Naruto schmerzhaft durch die Zähne,
der hinter Sasuke herstapft durch tödliche Brennnesseln, Disteln und Brombeerbüsche, immer schön im Dunkeln, an der kaputte Hauswand entlang.
"Weil du immer jeden Blödsinn mitmachst,
den ich von dir verlange und wir brechen nicht ein.
Wir suchen nach einem offenen Fenster.
Es ist praktisch eine unausgesprochene Einladung. Fast wie durch die Haustüre", erklärt Sasuke jetzt schon zum zehnten Mal, um das ganze verruckte Vorhaben, harmloser klingen zu lassen, als es ist, während er sich selbst durch mörderisches Buschwerk kämpft, was an Haut und Haar zerrt und Shisui seinen Garten nennt.
"Dann ist es immer noch Hausfriedensbruch und... Aua!", schreit Naruto auf,
als er von Sasuke einen dünnen Zweig ins Gesicht gepeitscht bekommt.
"Bist du irre, oder was! Pass doch auf!", kreischt er und reibt sich über sein brennendes Gesicht.
"Sei leise, verdammt!
Sonst weckst du noch die ganze Nachbarschaft auf mit deinem Wolfsgeheul auf", zischt Sasuke reuelos zurück.
Warum muss der Dobe auch ausgerechnet heute seine Vernunft entdecken?
"Stell dir einfach vor, es ist mein Fenster, durch das du deinen dicken Hintern hievst und jetzt komm! Shisui wird nicht ewig weg sein!"
"Oh ja, danke, jetzt fühl ich mich gleich viel weniger kriminell!", bringt Naruto leise hervor und befreit sich hastig von Disteln und Brombeergestrüpp.
Währenddessen hat Sasuke endlich ein offenes Fenster gefunden, er schiebt es ganz auf, stellt sich auf Zehenspitzen und blickt hinein.
Im Dunkeln erkennt er, dass es die Küche ist. Perfekt. Er dreht sich wieder um und schaut in ein verärgertes Gesicht:
"Beruhige dich, es ist nur Shisuis Haus.
Schon vergessen?
Mein Cousin zweiten oder dritten Grades?
Wer weiß das schon?
Wahrscheinlich eh nur eine Erfindung irgendwelcher verdrehter Leute, die es heißer fanden aus uns Cousins zu machen."
"Und inwiefern soll mich das jetzt beruhigen?", fragt Naruto stirnrunzelnd und beobachtet kritisch, wie Sasuke hineinklettert und ringt mit sich selbst.
Aber am Ende siegt die Angst, erwischt zu werden und er klettert selbst schnell nach, bleibt mit einem Fuß am Fensterbrett hängen,
landet graziös wie ein Sack Reis auf dem Boden und jammert, während er sich den schmerzenden Hintern reibt:
"Dafür schuldest du mir aber mehr, als nur den Schwanz zu blasen.
Das schwöre ich, echt jetzt!"
"Wenn du nett bitte sagst, bekommst du vielleicht sogar mehr als das", antwortet Sasuke schelmisch und beobachtet zufrieden, wie Narutos Kiefer runterfällt.
Sasuke lacht leise und beschließt schon mal vorzugehen.
Der alte Holzboden knarzt unter jedem seiner Schritte und er achtet sorgfältig darauf, nirgends drüber zu stolpern.
Aber als sich seine Augen an die allgegenwärtige Dunkelheit gewöhnt haben, muss er sehr zu seiner Überraschung feststellen:
Es ist aufgeräumt?
Kurz bleibt er stehen und überlegt ratlos:
Bin ich im falschen Haus, oder was?
Nur an der zusammengebastelten Küche erkennt Sasuke, richtig zu sein und muss annerkennend zugeben,
man könnte hier jetzt fast kochen,
Wenn der Bewohner dieser Ruine,
keine absolute Bedrohung im Kochen wäre.
Danach findet er sich im Wohnzimmer wieder, das still und starr, im dürftigen Schein der Straßenlaternen, was durch die Fenster fällt,
richtig verlassen wirkt.
Auch hier ist alles aufgeräumten und er kommt zu dem hilflosen Entschluss,
während er sich mitten im Raum umsieht.
"Ich habe keine Ahnung, wann Shisui,
seine Liebe zum Putzen entdeckt hat,
aber das wirft meinen ganzen Plan durcheinander.
Vielleicht sollten wir den Fetzen dann lieber ins Bad werfen?
Oder ins Schlafzimmer?", schlägt Sasuke vor, als er Naruto im Augenwinkel wahrnimmt und bei dem Gedanken schaudert, diesen grauenhaften Tatort, von körperlicher Vereinigung, wo er einst unfreiwillig Zeuge wurde, zu betreten.
Aber anstatt zu antworten, macht der Idiot einfach das Licht an, für alle Nachbarn draußen ersichtlich, wie ein verdammtes Leuchtfeuer!
Und als Sasuke ihn deswegen schon anschreien will, stirbt jegliches Schimpfwort auf seinen Lippen, bei dem Anblick, Naruto,
der eingefroren am Lichtschalter steht,
die Hand noch dran und sich betroffen umsieht.
Natürlich weiß Sasuke sofort warum und Mitgefühl stellt sich ein.
Shisuis Haus ist nicht unbedingt das, was man von den Uchihas gewöhnt ist.
Hier gibt es weder aufwändige Kirschholzvertäfelungen an den Wänden,
noch einen Boden aus hochwertigen Teak, oder arschteures Porzellan.
Hier dominieren rissige Wände, abgewohnte Möbel, zugige Fenster und Wasserflecken an der Decke, die auf ein undichtes Dach hinweisen.
Alles in einem, ein wirklich bemitleidenswerter Zustand, aber er ist den Anblick gewohnt und kennt es nicht anders.
Naruto hingegen nicht,
der noch nie vorher hier war.
Sasukes Gesicht wird etwas weicher, als er die dringende Frage in Narutos Gesicht erkennt und erklärt:
"Früher sah es hier nicht so aus.
Zumindest erzählte mir das mal mein Bruder."
"... Und hier dachte ich immer alle Uchihas sind scheiß-reich.", sagt Naruto bedrückt und lässt die Hand sinken. Dann entdeckt er wohl etwas auf einer alten Kommode.
Sasuke beobachtet wie die Blondine den spartanisch eingerichteten Raum durchquert, davor stehen bleibt und nach einem kleinen eingerahmten Bild greift, was ein lächelndes junges Paar zeigt. Er fragt:
"Wer ist das?"
Sasuke folgt ihm,
blickt über Narutos Schulter hinweg und antwortet:
"Ich glaube, dass sind Shisuis Eltern.
Sie starben nach langer Krankheit, als mein Cousin dreizehn war.
Er redet nicht gerne darüber.
Nur, wenn er betrunken ist.
Und dann auch nur, dass er ihre Krankenhausrechnungen abstottern muss,
bis er dieselbe Haarfarbe wie Sensei Kakashi hat."
"Das ist... Furchtbar traurig", schluckt Naruto, der das Bild ehrfürchtig zurückstellt und leise sagt:
"Ich will mir nicht mal vorstellen, wie es ist,
ohne Paps und Mum aufzuwachsen,
auch wenn sie mich ständig am Ohr zieht und anschreit, weil ich immer nur einen Socken in die Wäsche schaff und den andere irgendwo verbummel. Trotzdem liebe ich sie."
Narutos Gefühl, der Traurigkeit ist ansteckend und ohne es zu wollen, denkt Sasuke an seine eigene Familie.
Den strengen, aber trotzdem geduldigen Vater, der stoisch immer alle seine Starallüren erträgt.
Die sanftmütige Mutter, die ihm zu jeder Mission eine liebevolle Bento Box schnürrt.
Und Itachi, der ihn allzeit beschützt hat.
Plötzlich hat er eine ganz neue Sichtweise auf die Dinge und erkennt, dass es ein Privileg ist,
eine Familie zu haben und gibt leise zu:
"Ja... Ich kann mir das auch nicht vorstellen."
"Ein Waisenkind zu sein, muss schlimm sein", murmelt Naruto und dreht sich um, damit er in Sasukes Gesicht sehen kann.
"Man kann zu niemanden bei Gewitter ins Bett kriechen. Niemand klebt dir ein Pflaster auf, wenn du dich verletzt.
Keiner kocht dir eine Suppe wenn du krank bist.
Oder tröstet dich und trocknet deine Tränen wenn du einen Albtraum hast."
Dazu weiß Sasuke nichts zu sagen.
Er hat sich nie Gedanken darum gemacht,
ob Shisui unter einem fehlenden Elternhaus leiden könnte?
Hat sich nie die Mühe gemacht, ob hinter dessen ständigen lächeln und lachen, etwas Trauriges lauert?
Bei niemandem.
Allgemein schert er sich nicht um die Gefühle anderer. Sasuke ist es schlichtweg egal.
Vielmehr empfindet er Mitgefühl und Sentimentalität als Schwäche, die schnell ausgenutzt werden kann.
Aber jetzt macht sich Narutos Einfluss bemerkbar und bringt Sasukes vereistes Herz zum tauen.
"Weißt du...", beginnt Naruto mit belegter Stimme und glasigen blauen Augen, in denen Sasuke sich sehen kann.
"Ich kann mir nicht einmal ein Leben ohne dich vorstellen."
Es kommt fast einem Liebesgeständnis gleich.
Und ja. Wenn Sasuke ehrlich ist, geht es ihm genauso.
Aber er hat trotz all seiner Shinobi Talente, keine Ahnung, wie man mit tiefer gehenden Gefühlen umgeht, weswegen er Naruto nur anstarrt, als hätte man seine Haare in Brand gesteckt.
Aber, weil Naruto nunmal Naruto ist.
Und der Dobe, nie viel über sein Handeln nachdenkt, nimmt der einfach seine Hände.
Sasuke schaut nach unten und beobachtet mit klopfenden Herzen, wie die Blondine mit beiden Daumen seinen Handrücken streichelt und verlegen murmelt, während eine süße Röte dessen Gesicht überzieht:
"Das wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, mich zu küssen. Also... Nur, wenn du magst.
Ohne das du denkst, ich sei zu aufdringlich, aber ich dachte vielleicht...", verstummt er.
Sasuke kann nicht anders, als in ein sanftes Lächeln auszubrechen, als er Narutos vorsichtige Worte der Zuneigung hört und sagt.
"Idiot, als ob ich das nicht wollen würde."
Er umfasst dessen Gesicht, beugt sich vor und
zieht ihn in einen festen Kuss, ohne darüber nachzudenken, wo sie gerade sind und was sie hier eigentlich wollten.
Und Naruto?
Der macht natürlich eifrig mit.
Also schiebt Sasuke jegliche Vorsicht beiseite.
Vor allem wenn die Blondine so Dinge tut,
wie in den Kuss zu stöhnen, oder an seinem Haar zu reißen, damit sie sich noch näher sind.
Sasuke drängt Naruto nach hinten, mit dem Rücken gegen die Kommode und küsst ihn,
als stünden sie am Abgrund.
Es ist gut. Viel zu gut.
Und es wird noch besser, als sich unangemessene Hitze, in seinem innerem zu etwas großen aufstaut, weil ihre Körper so fest zusammengepresst sind, dass es schon fast schmerzt, während er Naruto küsst und küsst,
bis das Blut in Sasukes Ohren rauscht.
"Mehr", stöhnt Naruto.
"Ich geb dir mehr, wenn wir zu Hause sind", stöhnt Sasuke zurück und leckt hinter dessen Ohr.
"Nein. Jetzt!", bringt Naruto bedürftig hervor und schiebt sein Bein zwischen Sasukes und reibt!
Heilige Scheiße.
Der Dobe meint es ernst.
Aber weil das Schicksal ein mieser Verräter ist, schwingt auf einmal die Haustür auf,
Sasuke und Naruto erstarren,
die Augen groß, dass Haar wild und immer noch Mund an Mund, während jemand aus dem Flur erschöpft seufzt:
"Tachi, bitte sag mir nicht, dass ich heute morgen vergessen hab, das Licht auszumachen."
Scheiße.
Jetzt kann sie nur noch ein plötzlicher Tod,
vor dieser monströsen Peinlichkeit retten.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top