9. Das ist ein Schal
Es fühlt sich seltsam an.
Ich weiß nicht was ich fühlen soll.
Soll ich glücklich sein?
Soll ich traurig sein?
Alles scheint so unendlich.
Der Besuch auf dem Friedhof verlief ganz gut. Es waren kaum Menschen zu sehen, da sie wohl die Hitze mieden. Ich musste eine Weile nach dem Grab suchen und musste feststellen, dass Kushina ebenfalls verstorben war. Mit einem mulmigem Gefühl legte ich die Lilien ab und sprach ein Gebet. Zu gerne hätte ich die beiden besser kennenlernen. Allerdings ist der Tod entgültig. Vor ihm gab es kein entkommen.
Warum bin ich dann hier? Mein erster Tod war nicht entgültig, dafür wird es irgwann der zweite sein.
Unbehagen bereitete sich in mir aus. Der Gedanke wieder zu sterben zerriss meine ohnehin schon verletzte Seele. Auf einmal fühlte ich mich unwohl auf dem Friedhof. Ich konnte deutlich die Auren von Tod spüren, die mir meinen Verstand raubten. Lautlos schlich sie sich an mir heran und umarmte mich mit einer kalten Umarmung. Meine Atmung wurde schneller und mein Körper fing an zu zittern. Ich merkte, wie meine Kehle zugeschnürt wurde. Ohne mich zu verabschieden, rannte ich schnell weg von Grab und ließ den Friedhof so schnell es ging hinter mich, um keinen Zusammenbruch zu bekommen. Keuchend blieb ich an einer Hauswand stehen und sah mich wie eine gejagte Beute panisch um. Nur langsam verschwand das Gefühl. Als ich mich halbwegs beruhigt hatte, ging ich auf direktem Weg zur Unterkunft. Zittrig saß ich in einer Ecke. Totales Unwohlsein bereitete sich in mir aus. Auch wenn ich die ganzen Informationen von Yuki bekam und registrierte, fing mein Kopf langsam an das alles zu verstehen und zu verarbeiten.
Meine Mutter hatte mich umgebracht, mein bester Freund war tot. Der Hokage, mit dem ich das Blut teilte ebenfalls und Yuki log für mich die Welt zurecht, damit ich ein neues Leben leben kann.
Sämtliche Emotionen rasten durch meinen Körper und ich spürte, wie der Boden unter meinen Füßen nachgab. Schreiend, weinend und lachend lag ich auf dem Boden. All meine Gefühle rasten herum, bis sie schlussendlich in einem Keller eingeschlossen wurden und die Tür von einer dicken Mauer verschlossen wurde.
Am nächsten Morgen wurde ich kurz nach Sonnenaufgang wach. All meine Gefühle waren weg. Innere Leere war zu spüren, falls man diese überhaupt spüren konnte.
Ich ging ins Badezimmer, duschte mich und zog mir frische Klamotten an. Danach durchsuchte ich den Inhalt meiner Tasche. Es waren Kleider drinnen, ein Geldbeutel mit viel Geld, ein selbstgeschriebenes Buch, Pflegeutensilien, eine falsche und eine Essensbox. Das Buch wurde von Ayric und Yuki geschrieben. Das erkannte ich an den Schriften. Ich durchflog es kurz. Mit diesem Buch konnte ich meine Bildungslücke auffüllen. Außerdem lagen in dem Buch mehrere lose Zetteln. Der Inhalt dieser Zetteln gefiel mir nicht.
Liebe Sarah,
Mir ist bewusst, dass dein Neustart schwierig ist. Doch es gibt da ein kleines Problemchen, welches du noch bewältigen musst. Da du eine neue Identität hast, kannst du deine bisherigen Fähigkeiten so wie früher nicht anwenden. Im Buch findest du mehrere Zetteln, die Justus beinhalten und eine Erklärung, wie das Justu aussieht. Allerdings beinhalten diese Justus nur die Elemente Erde, Feuer und Wind. Für Wasser habe ich kein Justu gefunden, mit der du das Wasser unauffällig bändigen kannst. Bei den anderen Elementen kannst du dies verwenden, aber NUR, wenn du vorher die Fingerzeichen machst. Mir ist bewusst, dass das für dich eine große Einschränkung ist. Doch wir wollen nur das Beste für dich. Wahrscheinlich bist du jetzt wütend. Ich kann das verstehen, aber ich hoffe, das du uns das verzeihen wirst.
Ich hoffe, das du dein neues Leben genießen wirst und diese Chance auch nutzen wirst. Mit Yuki konntest du bereits reden. Ich kann dir nur diesen Zettel schreiben.
Ich wünsche dir alles Glück der Welt für dich. Finde Freunde, einen Partner und Gründe eine Familie. Wo auch immer ich sein werde, ich werde immer bei dir sein.
Ayric
Mit starren Blick sah ich den Zettel an, ehe ich ihn in Flammen steckte und die Asche zu Boden fiel.
Das Element, mit dem ich am besten umgehen kann, wird mir gestrichen. Alle anderen Elementen darf ich nur durch eine Täuschung verwenden.
Meine Freunde, die mir eigentlich nur helfen wollen, schränkten mich so ein. Entweder ich halte mich daran oder rebellierte dagegen.
Um meine Zeit noch sinnvoll zu nutzen, besorgte ich mir noch etwas zu Essen und zu Trinken und lernte vorbildlich die unnötigen Fingerzeichen auswendig. Als es an der Tür klopfte, packte ich schnell alles in die Tasche und ging zur Tür. Als ich diese öffnete, stand ein älterer Mann mit kurzen schwarzen Haaren vor. Er hatte braune Augen und eine Narbe über der Oberlippe. Seine Kleidung waren in Brauntöne. Wahrscheinlich die perfekten Wüstenkleider und einen langen weißen Schal.
"Hallo, bist du Sara Kuroyuri?", fragte er freundlich. Sein Blick strahlte eine Wärme aus, die an mir abprallt und keinerlei Wirkung zeigte. Auf seine Antwort nickte ich nur. "Ah, sehr gut. Ich freue mich dich kennenzulernen", hob er an und verbeugte sich kurz, bevor er weiter sprach. " Dein Onkel schickt mich. Ich sollte dich abholen, aber das weißt du ja schicher schon. Unsere kleine Gemeinschaft freut sich schon, dich endlich kennenzulernen", sprach er fröhlich weiter, während ich ihn mit einer emotionslosen Miene musterte.
Natürlich freute sich diese kleine Gemeinschaft über mich. Ich sollte sie ja von ihrem Leid erlösen. Da würde jeder mit einer Umarmung begrüßt werden.
"Ah wie ich sehe hatte dein Onkel Recht, als er meinte, dass du nicht sehr gesprächig seist. Das ist in Ordnung. Nicht jeder ist so redeselig wie ich", redete der Mann fröhlich weiter und strahlte weiterhin diese Wärme aus, die völlig an mir abprallte und ohne Hoffnung auf Wiederkehr zu Boden fiel.
"Ich hoffe du hast schon gepackt. Unsere Reise dauert ungefähr drei Tage und ich bin dein Reiseführer. Mein Name ist Taki Yarama, aber du kannst mich Taki nennen. Schließlich bist du eine von uns", sprach er ohne Punkt und Komma weiter. Irgendwie fand ich seine Art anstrengend. Doch für die nächsten drei Tagen wird der selbsternannten Reiseführer Taki mein bester Freund sein.
Eine von uns.
Ich gehöre nicht zu ihnen. Wenn er wüsste. Vielleicht wäre er dann nicht so nervend redeselig und würde seine Klappe einfach halten. Bei seinem Verhalten stelle ich mir ein unruhiges Kind vor und kein Mann, der ungefähr fünfzig Jahre alt ist.
"Ich hole mein Sachen", erhob ich zum ersten Mal kurz das Wort, ging kurz rein. Obwohl ich alles schon in der Tasche, brauchte ich einen kurzen Moment zum Durchatmen. Wie sehr wünschte ich mir eine bekannte Person her, die mir freundlich gesinnt ist. Stattdessen musste ich meine Zeit mit dieser Nervensäge verbringen.
Oh, hätte ich doch nur Kontakt zu Kyoko. Dann könnte sie ihn in ein Spinnennetz wickeln, damit er endlich seine Klappe hält. Stattdessen ist unsere Verbindung gebrochen, weil der Tod mich holte.
Ich muss dich finden!
Als ich wieder raus ging, streckte er mir etwas entgegen. Skeptisch betrachtete ich den weißen Stoff, dann sein Gesicht, welches weiterhin diese nervige Wärme und Fröhlichkeit ausstrahlte.
"Das ist ein Schal. Der schützt dich gegen die Hitze, damit du nicht kollabierst oder einen heftigen Sonnenbrand bekommst", sprach er fröhlich weiter und wartete darauf, dass ich ihn entgegen nahm. Ich zögerte, griff dann nach dem weißen Stoff, der dann mehr oder weniger zum größten Teil zu Boden fiel.
Hätte ein Umgang nicht gereicht? Jetzt habe ich dieses extrem lange und unpraktische Teil und habe keine Ahnung, wie ich das binden soll oder wickelt man das?
"Komm, ich binde ihn dir. Du siehst irgendwie überfordert aus", sprach Taki nun weiter und wollte nach meinem Schal greifen. Schnell blockte ich seinen ausgestreckten Arm weg und ging schnell zwei Schritte nach links. Überrascht sah mich der Mann an. Er zog seinen Armen wieder zu sich und wirkte etwas verunsichert. Ich hingegen versuchte meine Atmung wieder zu beruhigen, da ich schnell atmete.
Er schien zwar nett zu sein, doch anfassen sollte und durfte er mich nicht. Generell möchte ich nicht, dass mich jemand fremdes anfasst. Schließlich weiß man nie, welche Hintergedanken diese Menschen haben.
"Es tut mir leid. Das wollte ich nicht. Komm, ich zeige es dir.", sprach Taki nun vorsichtig aus als sich meine Atmung beruhigt hatte. Dabei zog er seinem Schal aus. Schritt für Schritt erklärte und zeigte er mir, wie man diesen Schal bindet, während ich ihm zuhörte und seine Bewegungen nachmachte. Mein Schal sah auf den ersten Blick wahrscheinlich nicht so ordentlich gewickelt aus wie bei ihm, aber schlussendlich musste er nur seine Aufgabe erfüllen. Sobald ich einen geeigneten Umhang herbekomme, wird dieser den Schal ersetzen. Zum Schluss gingen wir los.
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