8. Ich wollte ihr etwas besonderes schenken
Es ist die Unwissenheit, die uns quält.
Niemand kann ihr entkommen.
Man muss den Weg zu Wahrheit selbst finden.
Es ist nicht leicht.
Es zerreißt einem.
Doch wir haben alle eine Hoffnung.
Es war seltsam mein Spiegelbild im Wasser zu sehen. Schwarze Ringe umrundete meine Augen, als hätte ich sie geschminkt. Durch reiben gingen sie ebenfalls nicht. Sie waren nun ein Bestandteil meines neues Leben, genauso wie das schwarz, welches nun die Innenseite meiner Haare gefärbt hatte. Wahrscheinlich eine Pigmentstörung, aber müsste es dann nicht weiß sein? Mein altes ich starb. Ich werde mich an diesem Anblick gewöhnen müssen. An diesezm leeren und kalten Blick, den meine Augen zeigten. Man sagte, die Augen seien das Tor zu Seele. Was sieht man durch meine Augen? Eine tote Seele? Eine sterbende? Sieht man überhaupt noch irgendwas?
"Sara, kommst du?", hörte ich Yuki im Hintergrund, doch bei dem Klang meines Namens fuhr es mir eiskalt durch den Rücken.
Sara.
Die neue Aussprache meines Namens. Eine schnellere Aussprache der ersten Silbe. Yuki meinte, man hätte bei den Striftzeichen noch irgendwas dazusetzen können. Das die ersten Silbe langsamer ausgesprochen wird, aber da meine eigentliche Schreibweise so bei denen nicht existierte, wurde es eben so entschieden. Trotzdem hasste ich es. Ich hasste alles daran. Yuki meinte ebenfalls, dass ich so weniger Aufmerksamkeit errege. Dabei bin ich mir allerdings nicht sicher. Alleine schon, wenn ich mir meine Haare und Augenringe ansehe. Aber jeder Zuhause wusste, dass ich Schminke hasste.
Zuhause.
Wo ist jetzt mein Zuhause? Ich bin doch nur ein Fremdkörper in dieser Welt. Ich gehöre nicht mehr hier hin.
Ich musste zwar ins Windreich, aber das ist nun mal nicht mein Zuhause. In ein kleines Dörfchen werde ich abgesetzt und kann dafür sorgen, dass es in Sunagakure aufgenommen wird, weil die anderen Dörfer die ganze Ressourcen stahlen. Natürlich gaben das die anderen Dörfer nicht zu. Kurz gesagt, der Arbeitsmarkt gingt flöten und ich kann dafür Sorgen, dass die paar Menschen in Sunagakure aufgenommen werden. Als ich Yuki fragte, warum ausgerechnet ich das machen soll, meinte sie, weil ich eine Lüge herausfinden kann und den anderen somit die Stirn bieten kann. Als Gegenzug nimmt mich das kleine Dorf als Mitglied auf. Nur der Oberhaupt weiß davon. Zu meinem Glück nimmt er mich in seine Familie auf. Ich werde die Tochter seiner verstorbene Schwester sein.
Mein neues Leben hatte leider die gleiche Gemeinsamkeit mit meinem alten Leben. Es baute auf einer Lüge auf.
Ich schnappte meine Tasche und ging zu Yuki, die mich verunsichert ansah. Mein Leben kostete sie alles. Wenn das auffliegt, wird Yuki mit Sicherheit sterben.
"War es wirklich die richtige Entscheidung?", fragte ich beim Vorbeigehen und blieb stehen.
"Ja, weil du das genauso gemacht hättest", war ihre einfache Antwort, bei der ich seufzen musste.
Ja, ich hätte es wahrscheinlich genauso gemacht. Trotzdem ist das alles eine unsichere Angelegenheit, bei der die Angst der ständige Begleiter ist.
Ich sagte dazu nichts mehr, wollte dazu auch nichts mehr sagen. Jedes Wort wäre überflüssig, weil ich jetzt wieder am Leben bin. Vielleicht sollte ich einfach nicht mehr darüber nachdenken und die zweite Chance einfach nutzen. Doch irgendwie fällt es mir schwer.
Schweigend folgte ich meiner besten Freundin. Es war ein lautes, unangenehmes Schweigen. Ich hasste es. Doch ich hatte irgendwie keine Lust zum Reden. Es war irgendwie anstrengend.
"Ich habe noch Neuigkeiten für dich. Allerdings kannst du selbst entscheiden, ob die gut sind oder nicht", brach Yuki irgendwann die Stille. Ich sah sie neutral an. "Durch einen DNA Test haben wir herausgefunden, dass der Hokage mit dir verwandt war. Allerdings ist er kurz nach deinem Tod ebenfalls gestorben. Die DNA haben wir von seinem Sohn irgendwie bekommen. Er lebt noch und..."
"Es reicht. Ich will nichts mehr darüber Wissen und dein irgendwie hinterfrage ich jetzt auch nicht", unterbrach ich sie scharf. Meine Frage woher ich herkomme war somit geklärt. Allerdings war dies mein geringstes Problem. Ich wusste auch nicht, warum mir Yuki das jetzt erzählte. Soll ich jetzt bei meiner leiblichen Familie vor der Tür stehen und mich dort einquartieren oder ins Windreich gehen?
Es ist ein schlechter Zeitpunkt und passte absolut nicht mit der Situation zusammen. Sie entschuldigte sich leise. Schweigend liefen wir weiter. Der Wind wehte durch die Blätter, von der Ferne hörte ich die Vögel singen, nur von der Nähe konnte ich nichts sehen und hören. Als würden uns die Tiere meiden.
Es machte mich irgendwie traurig. Das Leben im Wald mochte ich schon immer und jetzt fand ich ihn nicht mehr so lebendig.
Yuki blieb stehen. Ich dann auch. Sie sah mich beunruhigt an. Irgendwas bedrückte sie.
"Was ist los?", fragte ich sie ruhig, während mein Blick alles andere als ruhig war. Ich hatte eine böse Vorahnung.
"Wenn du diesen Weg folgst, kommst du nach Konohagakure. Ich werde dich nicht begleiten", diese Worte waren ein Stich ins Herz und doch hatte ich es irgendwie gewusst. Diese Wahrheit jetzt zu hören war die schmerzhafte Bestätigung.
"Du musst zurück bevor sie fragen stellen?", ich versuchte stark zu wirken, allerdings wurde meine Stimme gegen Ende leicht brüchig. Sie nickte, holte aus ihrer Hosentasche einem Schlüssel und drei Zettel.
"Das ist die Haustürschlüssel. Einer der Zettel zeigst du am Tor, der andere ist die Adresse deiner Unterkunft und der dritte eine Adresse die du aufsuchen sollst, wenn du in Sunagakure bist. Morgen Mittag wird jemand kommen, der dich abholt und dich ins Windreich begleitet. Ich würde so gerne mehr für dich machen. Es tut mir leid, Sarah", auch sie versuchte stark zu bleiben, doch ihre Stimme brach gegen Ende ab und wusch sich mit dem Arm einige Tränen aus dem Gesicht. Mit glasigen Augen sah sie mich, bevor sie mich zum Abschied umarmte und dann schnell verschwand. Ich blieb einige Sekunden reglos stehen. Sie verschwand so schnell. Es war ein kurzer, aber schmerzvoller Abschied. Vielleicht war er besser als ein langer schmerzhafter. Nachdem ich mich gesammelt hatte, ging ich.
Der Weg zur Unterkunft verlief unspektakulär. Der Wald war merkwürdig still, an der Pforte ließen sie mich Dank des Zettel durch und die Unterkunft fand ich durch Yukis Wegbeschreibung auch schnell. Unterwegs stellte ich fest, dass sich Konohagakure sehr verändert hatte. Alles schien befremdlich. Als hätte Konohagakure eine totale Zerstörung erlebt und musste wieder neu aufgebaut werden. Auch an den Steingesichter hatten sich zwei neue Personen dazugesellt. Wenn ich die Gesichter richtig einordnete, müsste der jetzige Hokage ein Mann mit wilden Haaren und einer Maske, die bis zur Nase ging sein.
Von meiner Unterkunft hatte ich einen perfekten Blick auf die Gesichter. Mein Blick blieb auf das vierte Gesicht hängen. Wenn er wirklich ein Verwandter von mir war, hätte ich ihn gerne besser kennengelernt. Vielleicht sollte ich ihn an seinem Grab besuchen. Ein paar Blumen könnte ich ebenfalls mitbringen. Ja, das hört sich nach einem guten Plan an.
Ich verließ die Unterkunft, die Ähnlichkeiten mit unserer damaligen Unterkunft hatte und lief durch die Straßen. Es waren viele Menschen unterwegs. Oft musste ich mich umdrehen, wenn eine Person an mir vorbei ging. Ich traute ihnen nicht. Jeder von ihnen könnte gefährlich sein und mir einen Dolch durch den Körper jagen. Die belebte Straße war für mich einfach nur grauenhaft. Mein Körper war angespannt und meine Atmung war schneller. Misstrauisch glitten meine Augen von Person zu Person. Die meisten lachen und sahen fröhlich aus, andere fühlten sich durch meinen Blick unwohl und sahen schnell weg und Rest bemerkte mich nicht. Als ich einen Blumenladen erreichte, entspannte sich mein Körper leicht. Es waren nur zwei Menschen zu sehen. Eine junge Frau mit langen, blonden Haare, dessen langen Pony ihr rechtes Auge bedeckt und ein Mann mit kurzen, blonden Haaren der sich konzentriert umsah. Vielleicht war er auch überfordert. Es war mir egal. Es sah nicht so aus, als wären noch mehr Menschen hier. Aber ich blieb wachsam. Die Frau, welcher hinter einer Theke stand, begrüßte mich freundlich mit einem Lächeln. Sie schien keine Absicht zu haben, mich zu attackieren. Ich begrüßt sie knapp zurück und sah mich flüchtig die Blumen an, bevor ich zu ihr ging. Den blonden Mann ließ ich allerdings nicht aus den Augen.
"Wie kann ich ihnen helfen?", fragte sie mich freundlich und lächelte mir zu. Meine Miene blieb zwar kühl, aber nicht einschüchternd.
"Ich hätte gerne zwei weiße Lilien und acht schwarze Rosen."
Die Verkäuferin musterte mich kurz, bevor sie etwas sagte. "Bei den Rosen muss ich kurz nachsehen."
Nachdem sie diese Worte gesprochen hatte, verschwand sie nach hinten. Meine Augen huschten nun zwischen den blonden Mann und dem Lagereingang. Bei dem Mann konnte ich deutlich erkennen, dass er überfordert war und wahrscheinlich nicht oft in einem Blumenladen stand. Er fasste die Blumen an, roch an ihnen und sah sie skeptisch an. Die Verkäuferin kam aus dem Lager und zeigte mir die Blumen.
"Die sind nicht ganz schwarz", sprach sie dann, während ich die Blumen ansah. Es war ein sehr dunkles rot, welches bei den Blumen als schwarz durchging. Diese wurden nicht extra gefärbt. Sie sind von Natur aus so dunkel.
"Ich nehme sie", sprach ich knapp. In der Zwischenzeit stand auch der blonde Mann neben mir, der mit großen, blauen Augen die Rosen ansah. In seinem Gesicht hatte er auf jeder Wange drei Striche. Irgendwie erinnerte er mich an eine Katze.
"Ino, diese Rosen möchte ich für Hinata", sprach der Mann die Verkäuferin an.
Die Verkäuferin Ino und ich sahen uns wahrscheinlich mit den gleichen Blick an. Ein Einfallspinsel, der von absolut nichts eine Ahnung hatte und irgendwas kauft, ohne die Bedeutung zu wissen.
"Sind sie sich sicher?"
"Ja, natürlich!", beantwortete er meine Frage sofort.
"Wenn sie Hinata lieben, dann schenken sie ihr rote oder rosane Rosen, Nelken oder Veilchen. Es sei denn, sie hassen sie, wollen ihr drohen oder wünschen ihr den Tod. Dann würde ich die schwarzen Rosen empfehlen", meinte ich trocken. Währenddessen verlor der Mann ein wenig Gesichtsfarbe und sah nun überfordert zu Ino, die dem Ganzen zustimmte.
"Ich wollte ihr etwas besonderes schenken", stammelte er unbeholfen vor sich hin und spielte mit seinen Fingern.
"Das macht man nicht mit schwarzen Blumen. Nehmen sie dahin die Nelken. Darüber wird sie sich freuen", erlöste ich ihn von seinem Leid und deutete auf den rosa Nelkenstrauß. Wahrscheinlich hätte diese Ino ihm auch helfen können, aber irgendwie fand ich diese Situation amüsant, obwohl sie nur gut gemeint war. Allerdings hatte ich das Bedürfnis, so schnell es geht zu bezahlen, weil ich das Gefühl hatte, im Vordergrund zu stehen. Da mein Aussehen schon auffällig genug war, musste ich es nicht auf die Spitze treiben. Wahrscheinlich war es aber dafür schon zu spät, als ich die Rosen haben wollte.
Ino kassierte mich ab und ich verließ anschließend das Geschäft.
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