7. Das soll wohl ein schlechter Witz sein

Es ist etwas seltsam zu erklären, aber diese Welt ist seltsam.
Wir besitzen zu viel Macht.
Doch...
Wer ist wir?
Dazu gibt es zu viele Beschreibungen.
Welche Beschreibung passt zu mir?
Ich bin anders.
Ich kann mich nicht mit ihnen identifizieren.
Ich gehe nur durch diese Zeit.
Es ist anstrengend.
Es kostet so viel Kraft.

Es ist seltsam. Die ganze Zeit war der Tod mein bester Freund. Nahm mich in seine Arme, als der Trost am größten war und ließ mich los, als meine Seele sich mit dem Schicksal mehr oder weniger abgefunden hatte. Immer und immer wieder kam er, während ich in der unendlichen Finsternis herum irrte. Doch nie kam eine zweite Seele zu mir. Nur der Tod spendete meiner gebrochenen Seele etwas Gesellschaft, damit sie in der Einsamkeit nicht unter ging. In den vergangenen Jahren sah ich kein Licht, sah keinen Schöpfer, noch irgendeine Hoffnung.
Nie sah ich den Tod. Wusste nicht, wie er aussah, ob er wirklich mit einer Sense wandert. Nie sah ich sein Gesicht oder wusste, welches Geschlecht er hatte. Ich spürte nur seine Umarmung, seine Liebe und seinen stillen Trost. Er kam und ging. Machte seine Arbeit. Es war nicht Beneidenswert und doch wünschte ich mir, einmal seinen Platz einnehmen zu können, nur um einmal aus diesem Loch entkommen zu können. Doch dies geschah nie und wird niemals passieren.
Oft fragte ich mich, was aus den anderen wurde. Wie es ihnen geht, was sie erreicht haben oder ob sie noch am Leben waren. Das wusste ich nicht. Werde ich es je erfahren? Wollte ich das erfahren? Denn ich hatte viel Zeit zum überlegen und als ich starb, kam ein fremde Person rein, die meinte, dass wir schon angefangen hätte uns zu töten. Wurden wir angegriffen? Sind jetzt alle tot? Lebte meine Familie?
Familie...
Kann ich sie wirklich als meine Familie nennen? Sind meine Schwestern jetzt immer noch meine Schwestern und meine Eltern meine Eltern? Ich wusste es nicht.
Mutter...
Nein, sie war nicht mehr meine Mutter. Eiskalt stach sie auf mich ein, als wäre ich ein Mehlsack. Ich konnte ihr glückliches Gesicht nicht mehr sehen. Stattdessen sah ich nur diese furchtbare Fratze.
Yuki und Ayric, die immer hinter mir standen, mussten, wenn sie diesen wahrscheinlichen Angriff überlebt hatten, dem Oberhaupt erklären, warum der Drache doch nicht bei ihnen war. Ich bin mir sicher, dass der Oberhaupt überlebte. Unkraut vergeht so einfach nicht. Es tut mir einfach so Leid.
Und während der Tod nicht bei mir war, versank ich in Selbstmitleid, weil Menschen, die mir wichtig sind, so leiden musste. Auch wenn ich keine Beziehung zu dem Drachen hatte, tat sie mir einfach leid. Oh und meine geliebte Spinne, die stehst an meiner Seite gekämpft hatte. Ich habe einfach versagt.
Wieder kam der Tod nach einer Weile zu mir, schenkte mir eine Umarmung, doch dieses mal war es irgendwie anders. Als schien er sich zu freuen. Vielleicht hatte er sich entschieden, mich zu seiner Geliebten zu machen, denn er führte mich zu einer bestimmten Richtung. Es war nicht mein gewohnter Weg, den ich immer ging. Denn dieser führte nur im Kreis herum. Dieses Mal schien er diesen Kreislauf zu durchbrechen.
Irgendwie fragte ich mich jetzt, ob es immer wieder der gleiche Tod war. Denn auf der Welt sterben so oft Menschen und er ist immer bei mir. Vielleicht kann er Doppelthänger erschaffen.
Ich spürte, wie wir schneller wurden und eine Wand durchbrachen. In diesem Moment erstrahlte ein helles, warmes und blendentes Licht und obwohl dieses so schön war, musste ich meine Augen zukneifen. Doch dann geschah es. Der Tod ließ mich los, warf mich in das Licht. In diesem Moment drehte ich mich um und sah in die Finsternis. Ich sah meinen Freund nicht, doch ich hatte das Gefühl, das er mir winkte.
Nun werde ich endlich meinen Schöpfer gegenüber, damit er über mich richten kann.

Kraftlos öffnete ich die Augen. Langsam durchsuchte ich mit meinen Augen die Umgebung ab. Wie das Himmelreich sah dies nicht aus und die Hölle hatte ich mir auch anders vorgestellt. Es war düstern und felsig. Vielleicht war ich in einer Höhle, denn rechts von mir war ein Ausgang und links wurde es dunkel. Ebenfalls kraftlos und voller Schmerzen stand ich auf. Ein starker Schmerz durchfuhr meinen Bauch und meinem Rücken und ein quälendes Stöhnen entkam meiner Kehle. Langsam taumelte ich zum Ausgang, hielt mich dabei an der Wand fest. Die Schmerzen wurden bei jedem Schritt unerträglicher.
Woher kommen denn diese ganze Schmerzen? Die ganze Zeit hatte ich keinen körperlichen Schmerz. Doch jetzt ist er urplötzlich da und raubt mir all meine Sinne.
Ich erreichte den Ausgang und lief hinaus. Mit meiner Hand verdeckte ich zuerst meine Sicht, bevor ich mich vorsichtig umsah. Völlig überfordert stand ich nun dar. Ich stand nun in einem Wald. Vögel zwitschern und eine leichte Briese wehte mir durch das offene Haar.
Was ist hier los?
Eine Frau mit schwarzen, wilden Haaren kam auf mich zu. Je näher sie kam, desto glücklicher wurde sie. Doch ihre Schritte wurden langsamer und unsicherer als sie näher kam und ich sie misstrauisch ansah. Doch mein Blick veränderte sich als ich diese Frau genauer ansah. Sie sah aus wie Yuki, nur etwas älter.
"Sarah, ich bin's Yuki", zittrig sprach die Stimme von Yuki, während eine Träne ihr Gesicht herunter lief. Es war Yukis Stimme. Sie ist es wirklich, nur etwas älter.
Jetzt verstand ich die Welt nicht mehr. Ich bin doch Tod. Wie ist das möglich? Ist das eine Prüfung? Doch dieser Schmerz. Was ist passiert?
Stocksteif stand ich vor ihr, während sie mich vorsichtig in ihre Arme nahm. Meine Augen weiteten sich, als ich spürte, dass ihr Körper warm war, sie atmete und ihr Herz schlug.
Bin ich wieder lebendig?
Yuki ließ ihre Umarmung locker und hielt mein Gesicht in ihre Hände fest. Sie sah extrem erleichtert aus. Ich hatte so viele Fragen.
"Lebe ich wieder?", mit einer rauen und trockene Stimme sprach ich diese Frage aus. Yuki kämpfte stark mit den Tränen, während sie einfach nur nickte. Dann nahm sie mich fester in ihre Arme. Doch diese Umarmung schmerzte extrem. Trotzdem konnte ich dies aus irgend einem Grund nicht zeigen. Während sie mich umarmte, weinte sie bitterlich. Ich dagegen stand nur wir ein Brett dar und war einfach mit der ganzen Situation überfordert. Ich konnte kein einziges Gefühl zeigen. Alles in mir drinnen lag in Chaos und musste erst wieder sortiert werden.
Als sich Yuki beruhigt hatte, saßen wir uns auf einem Baumstamm hin. Sie gab mir etwas zum Trinken und zum Essen. Doch irgendwie hatte ich keinen großes Hunger. Ich zwang mich, das Essen zu essen.
"Kurz nach unserer Ankunft wurden wir angegriffen. Viele Menschen starben bei diesem Angriff. Ayric, deine Familie und leider auch der Oberhaupt haben überlebt. Deine Mutter meinte, du hättest versucht sie zu beschützen und wurdest dabei überwältigt. Die Überlebenden zogen ans andere Ende des Blitzreich. Ayric und ich kamen erst später nach, so wie viele andere auch. Wir sind nämlich nach dem Angriff nochmal zurück gegangen und haben deine Leiche geborgen und hier her gebracht. Sag, wer hat dich umgebracht. Ich werde ihn finden und töten!", Yukis Tonlage war am Anfang relativ ruhig, doch gegen Ende war sie wütend. Ich hörte ihr stillschweigend zu und wusste nicht, wie ich die ganzen Informationen verarbeiten sollte, noch wie ich ihr sagen sollte, dass meine Mutter mich niedergestochen hatte. Ich schwieg, während mein ganzer Körper leicht zitterte. "Hey, was ist denn los?"
Kraftlos sah ich sie an und sprach zittrig:" Ich konfrontierte meine Eltern mit der Situation. Mutter war einfach nur seltsam, wollte es nicht zugeben, obwohl ich spürte, das sie log. Als ich gehen wollte, stach sie zu. Immer und immer wieder."
"Das soll wohl ein schlechter Witz sein", Yuki schluckte schwer. Das Entsetzen stand ihr buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Sie konnte es nicht glauben, stand wütend auf und lief im Kreis.
"Mit was hatte sie dich denn abgestochen? Oh Gott, sie war die ganze Zeit über völliges normal und hatte so um dich getrauert."
"Vater hatte sein Kurzschwert geschärft. Sie musste es ihm weggenommen haben und dann, naja...", meine Stimme brach ab. Ich konnte kein Wort mehr sagen, doch Yuki konnte sich den Rest denken. Diese Tatsache war für mich unbegreiflich. Ich lebte dort mein ganzes Leben und als die Wahrheit ans Licht kam, wurde ich hinterrücks von denen abgestochen, die mir so so viel bedeuteten.
Ja, in gewissermaßen hatte Mutter getrauert. Sie hatte mich verloren. Als ihre Lüge aufflog, wusste sie, dass sie mich nicht mehr so halten konnte wie zuvor. Sie trauerts wahrscheinlich ihrer Lüge nach.
"Wo ist Ayric?", wechselte ich Thema, damit ich vorerst nicht mehr darüber nachdenken musste. Doch Yuki schwieg und sah dabei auf den Boden. Dies signalisierte mir, das irgendwas mit Ayric passiert war.
"Er starb vor zwei Wochen an einer Lungenkrankheiten. Von deiner Wiederbelebung wussten nur er, ich und ein alter Bekannter von ihm. Dieser hatte dich wiederbelebt. Allerdings sah ich ihn nie. Ich kam heute sogar extra früh. Ich wusste allerdings nicht, wie er das gemacht hatte. Bei dir lag nur deine alte Tasche, die ich zuvor für dich gepackt hatte", Yukis Miene war traurig. Unruhig spielte sie mit ihren Fingern und sah dabei auf dem Boden. Diese Nachricht war ein Stich ins Herz. Ayric zu verlieren war hart. Er war so ein guter Freund, war für mich da, brachte uns zum Lachen. Er war ein herzensguter Mensch. Womit hatte er diese Krankheit verdient, die ihm das Leben nahm? Warum war die Welt nur so grausam? Oh du schöne Welt, warum lässt du Messer auf uns regnen?
"Was ist mit dem Drachen?"
"Nachdem wir dich gefunden hatten, hatten wir gesehen, dass du an den Armen Schuppen hattest. Wir gingen davon aus, dass der Drachen um irgendwas kämpfte. Dein Körper war kalt, aber hatte nie eine Leichenstarre, noch zeigte er Anzeichen für eine Verwesung. Mir ist nur aufgefallen, dass sie Schuppen mit den Jahren weniger wurde. Ich weiß nicht ob der Drache noch lebt, aber er hatte uns sehr geholfen. Allerdings weiß ich nicht, warum Ayric so lange darauf gewartet hat dich wiederzubeleben", erklärte meine beste Freundin. Dabei wirkte sie nicht mehr so traurig. Doch die ganze Situation war einfach erdrückend und schlecht. In gewissermaßen bin ich in der Zukunft gelandet. Diese Zukunft gefiel mir aber ganz und gar nicht. Mein Leben ist ein Scherbenhaufen. Ayric ist tot, mein altes ich ist tot und Yuki sahtso gebrochen aus. Wie sehr würde ich wieder nach Hause gehen. Doch ich bezweifle stark, dass ich mich jemals wieder bei den Clan blicken lassen kann. Irgendwie möchte ich das auch nicht. Aber Yuki ist alles was ich noch habe. Ich will sie nicht alleine lassen. Sie braucht mich und ich brauche sie.
"Wie geht es jetzt weiter?
"Du wirst unter dem Namen Sara Kurojuri im Windreich leben."
"Was?"
"Du kannst nicht mehr zurück. Das wäre nicht gut für dich und auf mich hätte es auch Konsequenzen. Ich bin froh, dass der Oberhaupt endlich Ruhe gegeben hatte, dass ich den Drachen nicht kontrollieren kann. Deine Existenz würde unsere Lüge auffliegen lassen. Das Windreich ist für dich perfekt. Keiner von uns würde freiwillig in die Wüste gehen. Viele von uns verlassen immer noch nicht das Zuhause und die die an der Oberfläche gehen, sind nur in benachbarten Dörfer. Das hat sich nicht geändert und die Wüste ist ein absoluter Albtraum für uns. Die meisten von uns bekommen schon bei wenig Sonneneinstrahlungen einen heftigen Sonnenbrand", versuchte sie es mir zu erklären, allerdings war ich einfach nur entsetzt, obwohl ich wusste, dass ich nicht zurück kann. Fassungslos schüttelte ich kurz den Kopf und stöhnte dabei gequält auf.
"Sarah, ich kann nicht mehr für dich machen. Ich bin genauso überfordert wie du und habe genauso viele Fragen. Ich weiß nur, dass ich dich nach Konohagakure bringen soll, weil du von dort mit einem Ninja des Windreich weiterreisen wirst. Ich will dir so gerne helfen, mehr helfen. Habe aber keine Ahnung wie ich das machen soll oder kann. Es tut mir einfach unfassbar leid", Tränen liefen ihre Wangen herab. Plötzlich quälte mich die Frage, ob es wirklich eine gute Idee war mich wiederzubeleben. Ich sorgte für Kummer und Sorgen. So viele neue Probleme tauchten auf. Auf einmal vermisste ich die tröstliche und liebevolle Umarmung des Todes.

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