17. Und warum sitzt du noch?
Wohin führt unser Weg?
Werden wir immer im Schatten bleiben
oder das Licht erblicken?
Es vergingen einige Tagen. Der Kuroyuriclan kam ebenfalls in Sunagakure an. Das Haus wurde voller und belebter. Einige Mitglieder standen einen Tag nach ihrer Ankunft vor meiner Haustür und überreichten mir ein Geschenk. Es war ein Lilienstrauß. Es war ein schönes Geschenk und berührte mich schon. Die Dankbarkeit der Menschen war deutlich zu sehen. Der Kontakt zu Shota war sehr beschränkt. Zwar war seine Dankbarkeit deutlich zu sehen, dennoch misstraute er mir. Doch mir war es eigentlich egal solange ich in Ruhe leben konnte. Nur machte mir Ayame einen Strich durch die Rechnung. Ständig stand sie vor meiner Haustür und möchte irgendwas mit mir machen. Als sie ihren Kumpel dabei hatte, konnte ich nur fassungslos die Tür vor der Nase zu schmeißen. Denn es war die nervige Plaudertasche, die mich damals in die Wüste begleitet hatte. Sie ließen beide nicht locker. Irgendeine Mission hatten sie sich in den Kopf gesetzt.
Ich ging nicht raus. Ich hatte kaum Motivation und Kraft. Alles war unerträglich schwer. Egal, ob es die Hitze war, die Menschen oder das aufstehen. Mir war alles zu viel. Ich aß kaum was, weil ich keinen Appetit hatte. Ich schlief kaum, weil mich jedes Mal Albträume heimsuchten und ich es mied, meine Augen zu schließen. Oft fragte ich über den Sinn des Lebens nach. Nur fand ich keine Antwort.
Nun war es wieder mitten in der Nacht. Mit offenen Augen sah ich aus dem Fenster. Den Mond konnte ich nicht sehen. Stattdessen war der Himmel voll mit Sternen. Ein beruhigender Anblick. Einen Anblick, den ich seit einigen Tagen immer und immer wieder ansehe. Von dem Moment an dem der Tag stirbt und die Nacht geboren wird. Bis zu dem Moment, in dem die Nacht stirbt und der Tag geboren wird. Den Sonnenuntergang und den Aufgang hatte ich allerdings nicht gesehen. Dieses Privileg wurde mir missgönnt, wie der Mond auch.
Müde und schlapp sah ich die Sternen an, während mein Körper innerlich nach Wasser schrie. Ich wollte nicht aufstehen. Heftige Kopfschmerzen waren ebenfalls Schuld daran. Dennoch ist mir bewusst, dass die Kopfschmerzen meine Schuld war. Schließlich trank ich zu wenig und frische Luft kam auch nur kurz in die Wohnung, wenn jemand vor der Haustür stand. Wenn Shota nicht heute morgen vor der Haustür gestanden hätte, würde ich noch in den Kleidern vegetieren, die ich an hatte, als Ayame mich nach Hause eskortierte. Als er mich wieder in diesem verwahrlosten Zustand sah, zwang er mich förmlich, dass ich mich umzog. Er blieb so lange vor der Tür, bis ich duschte und was anderes anzog. Trotzdem waren meine Haare zerzaust und mein Blick im Spiegel erschreckend. Mein Spiegelbild sah nicht von dieser Welt aus. Ich wurde zu einem Geist. Leblos und einsam.
Der Schrei nach Wasser siegte über meine Lustlosigkeit. Ich stieg langsam und mit steifen Gliedmaßen auf und schleppte mich in die Küche. Dort drehte ich den Wasserhahn auf und trank in großen schlücken Wasser aus dem Wasserhahn. Gierig verlangte mein Körper nach dieser Flüssigkeit und als er für's erste genug hatte, drehte ich den Wasserhahn wieder zu. Als ich mich umdrehte, um wieder in mein Schlafzimmer zu gehen, blieb ich stocksteif stehen. Gegenüber von mir, am anderen Ende es kleinen Raumes, erkannte ich eine Silhouette. Verunsichert sah ich diese an. Die Statur war ein paar Zentimeter kleiner als ich und hatte in der rechte Hand ein Waffe. Mit meiner rechten Hand erzeugte ich eine kleine Flamme. Als ich in das blutverschmierte, verzerrte Gesicht meiner Mutter sah, drückte ich mich instinktiv gegen das Waschbecken. Panik stieg in mir auf. Meine Atmung wurde schneller. Die Waffe meines Vaters lag in ihrer Hand. Blut tropfte von der Klinge.
Ich versuchte mir einzureden, dass dies nicht Real sei. Meine Mutter, die Frau die mich tötete, war nicht in Sunagakure. Sicherlich spielte mir mein Verstand einen Streich. Diese Frau alterte nämlich nicht. Nach über zwei Jahrzehnten kann sie unmöglich noch so jung aussehen. Es war nur eine Halluzinationen meines Kopfes und trotzdem verkrampfte sich die Hand, welches die Flamme erzeugte, während meine Panik immer größer wurde.
Die Gestalt kam einen Schritt auf mich zu. Das Gesicht verzog sich immer mehr. In ihren Augen lag der pure Wahnsinn. Ihr verstörtes Grinsen wurde größer. Sämtliche Alarmglocken schrillten in meinem Kopf. Ruckartig erlosch ich die Flamme und schleuderte den Esstisch mit Luftbändigen im die Richtung dieser Gestalt. Anschließend rannte ich ohne zurück zu sehen panisch aus der Wohnung und rannte blind durch Sunagakure. Die kühle Nachtluft peitschte mir ins Gesicht, doch ich ignorierte es und rannte barfuß um mein Leben.
Nach einer Weile blieb ich schwer atmend an der Dorfmauer stehen und rang nach Luft. Als ich einigermaßen wieder Luft bekam, lief ich wie ein gejagtes Kaninchen neben der Mauer entlang. Immer und immer wieder sah ich mich panisch um.
Als ich das Gefühl hatte, in einem Käfig eingesperrt zu sein, sprang ich die Mauer hoch und erblickte die endlose Wüste. Völlig fertig sah ich diese trostlose Leere. Dann blickte ich die hohe Mauer herunter.
Wenn ich hier und jetzt falle, verschlingt mich dann Wüste? Kann sie mich von all dem Leid erlösen? Wird sie mich auslöschen? Werde ich sterben, wenn ich jetzt springe, ohne meinen Fall abzufedern? Bin ich dann endlich frei von all der Last, die mich plagen und quälen? Eigentlich gibt es hier niemanden, der mich vermissen würde. Shota sieht nur nach mir, um seiner Aufgabe als Onkel nachzugehen. Ayric ist tot und Yuki konnte all die Jahren auch ohne mich weiterleben. Sie wird auch jetzt ohne mich weiterleben können, so wie Kyoko auch. Sie wird mich überleben und wahrscheinlich noch viele Jahrhunderte weiterleben. Ich bin da nur ein nutzloser, flüchtiger Wegbegleiter, den man wieder vergessen kann. Was soll ich hier in dieser fremden Welt? Ich hatte meine Mission erledigt und dem Kuroyuriclan geholfen. Ich gehörte nicht in die Zukunft, sondern in die Vergangenheit, die schon längst gestorben ist. Ich gehörte zu den vergessenen.
Nun stand ich an der Schwelle der Mauer, schloss für einen Moment die Augen. Doch als ich eine Gestalt näher kommen spürte, drehte ich mich sofort in die Richtung und ging in eine miserable Kampfstellung. Alles in mir stand unter Strom und ich war kurz davor diese Person anzugreifen. Als ich allerdings den Kazekage erblickte, der ruckartig stehen blieb und ebenfalls in Kampfstellung ging, beruhigte ich mich langsam wieder. Es war nicht diese verzerrte Gestalt in meiner Wohnung. Dies war keine Einbildung. Diese Person war real. Ich atmete tief ein und aus und entspannte mich anschließend. Anschließend drehte ich mich wieder Richtung Wüste und saß mich dreist auf die Mauer. Soll er mich doch von der Mauer werfen. Schließlich war ich kurz davor selbst zu springen. Der Mann kam näher und blieb neben mir stehen.
"Was machst du mitten in der Nacht auf der Mauer?", erhob er berechtigter weiße das Wort.
"Konnte nicht schlafen und ihr?", beantwortete ich seine Frage nüchtern und sah in diese trostlose Wüste. Wie konnte man sich damals entscheiden freiwillig in der Wüste ein Dorf aufzubauen? Hier ist absolut nichts und jeder Anbau von Pflanzen musste unheimlich viel Mühe, Zeit und Ausdauer kosten.
"Ich habe jemanden auf der Mauer gesehen. Du hast hier nichts zu suchen", war seine nüchterne Antwort auf meine Frage.
"Gut, dann gehe ich eben wieder zurück", meinte ich dann, machte allerdings keine Anstalten um aufzustehen.
"Und warum sitzt du noch?", er hatte absolut keine Lust auf dieses Gespräch. Wahrscheinlich war er müde von der Arbeit, wollte wahrscheinlich nur nach Hause und dann komme ich um die Ecke und hintere ihn daran. Zu allem Übermut sah ich aus wie ein Geist, welcher ihn fast angegriffen hatte.
"Aufstehen ist anstrengend", meinte ich dann ehrlich. Ich hörte den Kazekage etwas lauter Atmen. Er hatte absolut keine Lust auf diese Situation und ich eigentlich auch nicht. Ich sollte ihn nicht reizen. Um die Situation zu entschärfen, stand ich auf. Dennoch bewunderte ich seine Geduld und Kühnheit. Jemand anderes hätte sich da schon längst im Ton vergriffen.
Der gute Mann wollte etwas sagen. Als er jedoch seine Stimme erheben wollte, hörten wir beide einen schrillen Schrei. Da der Schrei nun wichtiger war als unsere kleine Diskussion, sprang er sofort von der Mauer. Da ich nicht wusste, was ich jetzt machen sollte und ich absolut keine Lust hatte, nach Hause zu gehen, sprang ich ebenfalls von der Mauer und folgte dem Kazekage. Er war flotter unterwegs und seine Bewegungen sahen definitiv eleganter aus als meine. Im Gegensatz zu ihm war ich ein unbeholfener Trampel ohne Eleganz und Anmut.
Vor einer weinender jungen Frau blieb er stehen. Während er sich um die Frau kümmert und versucht sie zu beruhigen, sah ich mich außer Atem um. Allerdings konnte ich nichts feststellen. Wir waren zwar noch an der Mauer, aber da die Mauer das ganze Dorf umgab, war sie riesig. Ein gutes Stück mussten wir rennen. Während ich mich umsah, kamen drei Ninjas dazu. Zwei Männer und eine Frau. Alle drei waren um die 30 Jahre alt. Der erste Mann hatte ein Kopftuch an und eine kleine Narbe am Kinn. Der zwei Mann war von kräftiger Statur und hatte eine Glatze. Die Frau war relativ klein und hatte kurze schwarze Haare. Von der aufgelösten Frau bekam ich nur Fetzen mit.
Freundin.
Feiern.
Angriff.
Freundin weg.
Mir tat die junge Frau Leid. So etwas sollte man nicht erleben. Der Kazekage unterhielt sich mit den Ninjas. Zwischenzeitlich sahen die drei zu mir. Wahrscheinlich weil meine geisterhafte Gestalt Aufmerksamkeit erregte.
Da ich nicht wusste, was ich machen sollte setzte ich mich etwas abseits von der Gruppe hin. Mit den Händen grub ich mich in dem Sand ein, welcher hier herum lag. Als ich den Boden berührte, wurde ich misstrauisch. Unter mir war ein unterirdischer Gang. Ich ging in die Hocke und schob den Sand zur Seite. Dann legte ich beide Hände auf den Boden und konzentrierte mich. Mit Hände und Füße versuchte ich das System unter mir zu verstehen. Allerdings konnte ich es nicht. Dieses System ergab für mich keinen Sinn.
"Ähm, Leute?", erhob ich müde die Stimme. Es hörte mich niemand. Der Frau stand resigniert herum, während der Kazekage mit den Ninjas sprach. Als ich erneut meine Stimme erhob und mich niemand hörte, schmiss eine Hand voll Sand in die Runde. Die junge Frau reagierte nicht. Von den anderen vier bekam ich unterschiedliche Blicke zugeworfen. Der Kazekage sah kühl in meine Richtung. Die Frau sah mich giftig an und die beiden Männer verzogen entgeistert ihr Gesicht.
"Da unten ist etwas. Irgendwas bewegt sich da", meinte ich müde und gähnte dabei ausgiebig.
"Ein Skorpion?", sprach die Frau leicht erzürnt.
"Nein, ein Gang."
"Die Kanalisation?", fragte der Mann mit dem Kopftuch.
Der Kazekage schüttelte leicht den Kopf und sprach:" Hier wurde alles stillgelegt."
Damit könnte er Recht haben. Hier waren keine Wohnhäuser. Die Häuser hier sahen sehr baufällig aus und es fühlte sich nicht wie Wasser an. Die ganze Situation war einfach nur seltsam.
"Was ist da unten?", fragte nun der kräftige Mann.
"Keine Ahnung. Ich denke nicht, dass es die Kanalisation ist. Das System ergibt für mich keinen Sinn", sprach ich müde und stand schließlich auf.
"Wir sollten dem nachgehen", sprach der Kazekage. Seine Tonlage war ruhig und bestimmend. Doch irgendwie empfand ich etwas Mitleid mit ihm. Wahrscheinlich wollte er nur Feierabend machen und musste jetzt Überstunden leisten.
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