15. Bruder?
Die Vergangenheit verschwindet nie.
Man vergisst sie mal.
Doch irgendwann holt sie uns ein.
Dann ist eine Flucht unmöglich.
"Ich habe keinen Bock auf diese scheiß Übung!"
"Dann stell dich nicht dumm an!"
"Ich stelle mich nicht dumm an!"
"Dann müsstest du diese Übung hinbekommen, du Hohlbirne!"
"Ich zerquetschte dich gleich!"
"Versuch es doch!"
Müde öffnete ich meine Augen und Blicke in die aufgehende Sonne. Völlig verschlafen rieb ich mir die Augen und sah mich orientierungslos um. Ich brauchte eine Weile, bis ich merkte, dass ich gestern Abend eingeschlafen war und immer noch auf dem Trainingsplatz lag.
"Aua!"
Ich stand langsam auf und drehte mich in die Richtung, aus dem die Geräusche kamen. Wer auch immer hier war, war definitiv viel zu laut. Langsam ging ich in die Richtung.
"Siehst du? So macht man das. Du machst nur deinen Affenzirkus!"
Während ich lief, rieselte Sand von mir herab. Ein Felsbrocken kam näher. Auf dem lief ich zu, während es still wurde. Als ich den Brocken erreichte, sprang ich hoch und konnte auf das Geschehen sehen. Unten hockte ein Mann mit schwarzen, schulterlangen Haare, die an der rechte Seite ab rasiert waren. Unter dem Mann lag ein gut gebräuntes Mädchen mit dunkelblauen, brustlagen Haaren. Etwas abseits stand ein Mädchen mit schwarzen, hüftlangen Haaren, welches ihr halbes Gesicht verdeckte und einer unnormal weißen Haut. Ich fand mich schon ziemlich blass, aber sie übertraf mich. Neben ihr stand ein Mädchen mit einer sehr dunklen Hautfarbe, dass sie dem Nachthimmel Konkurrenz machen könnte. Ihre Haare waren ebenfalls schwarz und gingen ihr bis zur Brust. Sie wirkte außerdem ängstlich.
Der Mann, der auf dem Mädchen saß, stand nun auf und zog das Mädchen grob auf die Füße. Er schien etwas zu sagen, aber es schien in einem normalen Ton zu sein und nicht das Geschrei von eben. Dann standen sie sich gegenüber. Der Mann griff das Mädchen an. Sie griff irgendwie nach seinem Arm und wollte ihn dann anschließend über die Schulter werden. Es funktionierte nicht. Sie versuchte es mehrere Male. Als der Mann sie als hoffnungsloser Fall abstempelte, sie sich gegenseitig alles böse wünschten, warf er sie kurzerhand über die Schulter und benutzte das Mädchen als Hocker. Fassungslos über die Dummheit des Mannes schüttelte ich den Kopf. Er wollte der Gruppe etwas beibringen und erreichte das Gegenteil. Wie kann er von einem Mädchen verlangen, das zwei Köpfe kleiner ist als er, ihn über ihre Schulter zu werfen? Das passte hinten und vorne nicht zusammen. Sie könnte noch so stark sein, aber dieser Weg ist einfach nicht effektiv. Er ist schlichtweg einfach zu groß und schwer für ihren Körper. Realistische Selbstverteidigung sieht anders aus.
"Hey, was machst du schlaulustiger Affe hier?", brüllte der Mann in meiner Richtung. Er hatte mich entdeckt. Allerdings ging ich nicht darauf ein. Ich sah ihn lediglich an. Wütend stapfte er in meiner Richtung und blieb unter dem Fels stehen. Die drei Mädchen folgten ihm.
"Ich habe dich was gefragt, du stummer Nichtsnutz!", brüllte er weiter, während ich emotionslos auf die Gruppe herab sah. Ich hatte keine Lust so ein Gespräch anzufangen. Das wäre unnötige Energieverbrauch.
Mein schweigen schien ihn allerdings zu stören. Er rannte plötzlich los und lief den Fels hoch. Ehe er bei mir oben angekommen war, sprang ich runter. Sofort folgte er mir. Ich ging zuerst auf Abstand und wich seinen Angriffe aus. Seine Haltung war miserabel und seine Technik ließ zu wünschen übrig. Als seine Faust auf mich zu kam, blockte ich diese ab, versperrte ihm seine Angriffmöglichkeiten und zog ihm meinen Ellbogen über das Gesicht. Anschließend trat ich ihn weg. Fluchend taumelte er zurück und fiel auf seinen Hintern. Unzufrieden sah ich mir das Ergebnis an. Meine Bewegungen fühlten sich nicht flüssig an und mein Treffer mit dem Ellenbogen erzielte ebenfalls keinen guten Treffer. Der Mann rieb sich unterhalb des Augen die Verletzung.
"Du... Du verfluchte Hure", fauchte er und erdolchte mich mit seinem Blick.
"Shin, nicht. Sie hat eine dunkle Aura", hörte ich eines der Mädchen sagen. Ihre Stimme zitterte. Ich sah zu den drei Mädchen. Ich musste wohl einen erschreckenden Blick haben, denn das nachtschwarze Mädchen hielt sich die Hand vor den Mund und ging einige Schritt zurück. Wahrscheinlich hatte sie diese Worte gesagt. Ihre kristallblauen Augen sahen mich verängstigt an. Das gebräunte Mädchen sah etwas verunsichert aus und das schneeweiße Mädchen sah mich mit einem Augen emotionslos an, während die anderen Hälfte des Gesichts von einem Vorgang von Haaren verdeckt wurde.
"Du trägst keine Schuld. Dein scheitern liegt an der Inkompetenz deines Lehrers", sprach ich kühl zu dem gebräunte Mädchen, ehe ich mich umdrehte und die Gruppe verließ. Hinter mir hörte ich nur noch diesen Shine hinter mir her Brüllen. Doch ich hörte ihm nicht zu. Wahrscheinlich war es sowieso nur dummes Zeug.
Auf direktem Weg ging ich von diesem Platz runter. Da es noch relativ früh war, lief ich etwas durchs Dorf. Es waren wenige Menschen unterwegs. Das beruhigte mich. So konnte ich ruhig durch die Straßen ziehen, ohne das viel Trubel los war. Ich bekam ein anderes Bild von Sunagakure. Auch wenn es abgelegen in der Wüste lag, fand ich diese ruhige Atmosphäre irgendwie heimisch, solange es noch kühl war und die Sonne nicht gnadenlos alles nieder brannte. Als es dann schneller wärmer wurde und die Menschen aus ihren Löcher krochen, schlug ich den Heimweg an. Kurz vor dem Gebäude kam mir ein Mann mit schwarzer, langen Kleidung, einer Kapuze über den Kopf und lila Geschichtsbemalung entgegen. Er hob grüßend die Hand und kam auf mich zu. Misstrauisch blieb ich zuerst stehen, bevor ich einige Schritte zurück ging.
"Hey, alles gut. Ich wollte nur kurz mit dir reden", blieb der Mann nun ebenfalls stehen und hob beide Hände vor seiner Brust. Sie waren leer. Auch wenn mir das Äußere unbekannt war, kam mir die Stimme irgendwie bekannt vor. Ich hatte sie vor ein paar Tagen gehört, aber wo? Ich dachte kurz nach, sah den Mann genau an und plötzlich dämmerte es mir. Das war die Begleitung des Kazekages, die ich dann auf der Toilette traf.
"Ich muss ja wirklich schlimm aussehen", witzelte er, als er merkte, dass sich meine Körperhaltung entspannte. Ein breites Grinsen kam mir entgegen, als er auf mich zukam.
"Schwarze Klamotten und Gesichtbemalung regen bei mir Misstrauen aus. Wirkt halt nicht wirklich vertrauenswürdig", meinte ich knapp und sah ihn dabei ausdruckslos an. Sein Grinsen wurde dabei noch etwas größer. Irgendwie ging mir dieses Grinsen auf die Nerven. Ich hatte das Bedürfnis es ihm aus dem Gesicht zu schlagen. Wer weiß, welche Hintergedanken er gerade hatte.
"Was geht dir gerade durch den Kopf?", sprach er.
"Nichts wichtiges. Über was wolltest du denn reden?", räumte ich dann ein, damit ich schnell wieder in die Wohnung kann, um mich vor der kommenden Hitze schützen kann.
"Hast du dich gut hier eingelebt?", sein Grinsen wurde kleiner während er sprach. Sein Gesicht nahm wieder seine normale Züge an.
"Du willst mit mir wirklich darüber reden?", hinterfragte ich seine Frage. Ich hatte nämlich das Gefühl, das er irgendwas anderes von mir will und das hatte nichts mit meiner Eingewöhnungsphase in diesem Dorf zu tun.
"Na, du bist aber sehr gesprächig. Da will man einmal höflich sein", gespielt beleidigt sah er mich an, während ich einen innerlichen Brechreiz bekam. Ich hatte auf sowas überhaupt keine Nerven und Lust. Ich möchte nur meine Ruhe haben
"Also?", räumte ich nun leicht genervt ein. Seine Miene veränderte sich wieder. Seine gespielte Traurigkeit verflog in Sekundenschnelle.
"Wie hast du herausgefunden das Mikoto log?"
Das Herz schlägt anders, wenn jemand lügt. Anhand von den Schwingungen, die der Körper dann aus strömt, kann ich das durch Erdbändigen feststellen. Aber wie soll ich das erklären? Ich darf ja nicht mal ich selbst sein.
"Ich spüre sowas. Ich muss aber trotzdem aufpassen. Denn ohne Beweise kann ich schlecht eine Anschuldigung machen. Sonst steht es Aussage gegen Aussage. Wenn dann noch jemand ein perfides Spiel spielt und man damit nicht rechnet... Nun, das hast du dann selbst mitbekommen", sprach ich schließlich und sah den jungen Mann kühl an. Er sah mich irgendwie enttäuscht an. Wahrscheinlich hatte er mit etwas anderes gerechnet. Da er so spezifisch nach dieser Fähigkeiten fragte, hatte er irgendwas davon erhofft. "Du willst etwas von mir. Deswegen wolltest du kurz mit dir reden, richtig?"
Der junge Mann nickte und sprach:" Es gab in letzter Zeit mehrere Einbrüche. Vielleicht hast du davon schon gehört. Wir haben jemanden gefangen genommen, die behauptet, sie war es nicht. Allerdings ist ihre Lage schlecht, da sie in der Vergangenheit schon mit Diebstahl und Einbruch zu tun hatte."
"Und jetzt soll ich mit dieser Dame reden? Gibt es niemand anderes, der das machen kann?", harkte ich nach.
Er seufzte:" Wir können jemanden aus Konoha anfordern. Allerdings würde die Reise drei Tage dauern und wenn sie Komplize hat, die sie deckt, geht diese Serie weiter. Du kannst mit ihr reden und wenn du nichts raus bekommst, kann ich immer noch meinen Bruder bitten, dass er Verstärkung holt."
"Bruder?"
"Der Kazekage."
Mit dieser Antwort hätte ich nicht gerechnet, aber er sprach die Wahrheit. Er war tatsächlich der Bruder des rothaarigen. Sein Anliegen schien im wichtig zu sein, sonst würde er mich nicht Fragen. Für ihn bin ich eine Fremde.
"Und du vertraust mir?"
"Ja."
Er log. Aber ich kann es verstehen. Er suchte jemanden und hat diesen jemanden mehr oder weniger gefunden. Trotzdem bin ich eine Fremde. Schon ein gefährliches Spiel. Ich könnte ihn auch ausnutzen. Nur habe ich davon nichts. Dann zeige ich mich eben von meiner tollen Seite und helfe ihm, obwohl ich dazu überhaupt keine Lust habe.
"Was springt für mich dabei heraus? Kostenlos will ich das nicht machen", mit einem ausdruckslosen Blick sah ich ihn an.
"Ja, damit habe ich schon gerechnet. Du wirst einen entsprechenden Lohn dafür bekommen", auch seine Stimme war ausdruckslos.
"Wie heißt du?"
"Kankuro."
"Gut, ich werde dir helfen, Kankuro. Das mit der Wahrheit musst du aber noch üben. Ich hasse nämlich Lügner wie die Pest. Jemanden um Hilfe zu bitten ist eine Sache. Jemanden zu vertrauen eine andere", sprach kalt und sah ihn dabei finster an. Er nickte nur, doch seine Haltung ging leicht in die Defensive.
Ich wusste nicht was dabei rauskam. Aber vielleicht hilft es mir, mich hier besser einzugewöhnen. Vielleicht finde ich dadurch neue Kontakte, die ich dann als meine Freunde bezeichnen kann. Schließlich kann ich nicht immer alleine mit Kyoko sein. Also eigentlich schon, aber das wird sich wahrscheinlich nicht positiv auf meine Art auswirken. Um wieder irgendwie die alte zu werden, muss ich wohl oder übel Kontakt zu anderen haben. Vielleicht soll ich einfach jetzt damit anfangen. Ich muss ihnen ja nicht sofort vertrauen, was ich zwar sowie nicht mache. Trotzdem muss ich mit irgendwas anfangen.
"Ach und noch was. Lüge mich nie wieder an."
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