14. Ich brauche einen halben Liter Blut

Wie kämpfen täglich.
Nicht gegen Männer,
sondern gegen sich selbst.

Die neue Wohnung war tatsächlich sehr klein, hatte aber alles was man brauchte. Ein kleines Badezimmer mit Dusche, ein kleines Schlafzimmer mit Bett und Schrank und eine kleine überschaubare Küche mit einem kleinen Küchentisch für zwei Personen. Irgendwie war mir diese kleine Wohnung sogar lieber als die größer Übergangswohnung.
Nachdem ich den Schlüssel abgab, ging mein Weg zur Schmiede. Ob dieser nun auf hatte oder nicht, war mir inzwischen egal. So konnte ich mir das Dorf genauer ansehen. Die neu gewonnene Freiheit fühlt sich auf eine seltsame Art und Weise gut an. Trotzdem fühlte ich mich unwohl und irgendwie einsam. Niemand den ich kannte stand mir bei. Ich war alleine in einer fremden Welt, in der ich mich nun zurecht finden musste. Das war der bittere Nebengeschmack der neuen Freiheit.
Schon verging meine halbwegs gute Laune und ich hatte keine Lust mehr Sunagakure genauer anzusehen. Mein direkter Weg ging zum Schmied, welcher tatsächlich noch offen hatte. Ich ging rein. Hinter einer Theke stand ein alter Mann, mit langen, zusammengebunden, grauen Haaren und einem grauen Drei-Tage-Bart. Mürrisch sah er mich an und sagte:" Wir schließen gleich. Ich nehme keine Bestellungen auf."
"Ich möchte nichts bestellen, nur abholen", ausdruckslos sah ich den mürrischen alten Mann an, der mich mit einem genervten Blick ansah.
"Und das muss kurz vor Ladenschluss sein?", pampte er mich an, während er in einem Buch blätterte. "Ich habe für heute keine Abholung mehr."
"Es wird bei mir wahrscheinlich auch kein spezifischer Abholtermin geben."
Der Mann sah mich grimmig und blättert wieder im Buch herum.
"Name?"
"Sara Kuroyuri", antwortete ich kühl auf seine mürrische Frage. Es fühlte sich seltsam an, diesen Namen laut auszusprechen. Doch er gehörte nun zu mir. Dieser falsche Name, der mein neues Leben bestimmte.
"Ah, da habe ich dich. Du lässt mich ganze zwei verdammte Monate warten. Ich dachte ich hätte meine Zeit mit dieser Waffe verschwendet, weil du persönlich noch nicht mal aufgetaucht bist und dein Bote mich förmlich anbettelte und das dreifache für diese Waffe gezahlt hatte", fauchte er mich an und sah mich dabei giftig an. "Wie weltfremd muss man eigentlich sein, um seine Bestellung nicht selbst zu machen?", als er diese Worte sprach, ging er in einem Hinterzimmer und kam kurz darauf mit einem Armband raus, welches er auf den Tresen ablegte. Das Armband bestand aus Leder. Als ich es in meine Hand hielt, konnte ich feststellen, dass unter dem Leder irgendwas metallisches war. Am Leder selbst konnte man die Umrisse einer Lilie erkennen. Trotzdem wusste ich nicht, warum meine Freunde mir ein Armband als Waffe vermachtet hatten.
"Was kann dieses Armband besonderes?", fragte ich kühl.
Der Mann seufzte und sprach dann in einer etwas ruhigere Stimme:" Zieh das Armband an und und berühre es dann mit deiner anderen Hand. Am besten mit Chakra.
Ich zog das zu große Armband über meine linke Hand und folgte seiner Anweisung. Die Größe des Armbands passte sich der Form meines Arms an. Erstaunt sah ich das Armband an. Es faszinierte mich, obwohl ich der Sache nicht wirklich traute.
"Und jetzt berührst du wieder mit deiner Hand daa Armband. Im besten Fall müsste eine Waffe rauskommen", ausdruckslos sah mich der bärtige alte Mann an.
"Und im schlechten Fall?", skeptisch sah ich ihn an. Ich hatte absolut keine Lust, das dieses Ding vor meiner Nase irgendwie hoch ging.
"Dann kommt eben keine Waffe raus. Das wäre aber kontraproduktiv für mich. Dann hätte ich ja noch mehr Arbeit. Keine Angst, das Ding fliegt dir schon nicht um die Ohren."
Ich konnte seinen Worten zwar nicht hundertprozentig glauben, aber ich spürte, dass er die Wahrheit sprach. Also folgte ich wieder seiner Anweisung, nur ohne Chakra. Da passiert nichts. Als ich ein wenig Chakra in meiner Hand konzentrierte, kam aus dem Armband eine Waffe, welches ich gerade noch so auffing. In meinen Hände umklammerte ich den Stab einer großen und schweren Sense. Die lange Klinge war rabenschwarz und definitiv etwas länger als bei meiner alten Waffe. Gegenüber der langen Klinge war noch eine kleine Klinge, die mich an einem Beil erinnerte. Nur das er ziemlich in die Länge  ging und Spitz war. Der Stab wurde an den Stellen mit weichen Leder umbunden, an dem man die Waffe am meisten führt. Am Ende des Stabs war noch eine kleine Klinge.
So faszinierend ich diese Waffe auch fand, so fragte ich mich, wie ich den Umgang mit dieser Waffe lernen sollte. Sie war größer und schwerer. Selbst wenn sie nicht so groß wäre, müsste ich mich an diese Größe gewöhnen.
"Seltsam, sie dürfte eigentlich nicht so schwer sein und solch eine langweilige Klinge habe ich auch noch nie gesehen. Sicher, dass es dein Blut war, welches mir dein Bote gebracht hatte? Wobei, eigentlich schon. Sonst hättest du die Waffe erst gar nicht beschwören können. Dann liegt es doch am Blut", überlegte der Mann laut vor sich hin. Bei dem Wort Blut wurde mir ganz übel.
"Blut?", fragte ich nochmals nach.
"Ja, Blut. Ich brauche einen halben Liter Blut, damit ich die Eigenschaften der Waffen bestimmen kann und das nur der Besitzer mit dieser Waffe umgehen kann. Nur ich bin neben dem Besitzer in der Lage, mit der Waffe umgehen zu können, falls etwas mit der Waffe passiert. In deinem Fall müsste die Waffe robust und hitzefest sein. Nur sehe ich davon nichts", erklärte er und ich konnte mir langsam denken, woran das lag. Ich wusste nicht, wie Yuki und Ayric in der Lage waren, aus meinem Toten Körper einen halben Liter Blut zu zapfen, aber das wird wahrscheinlich der Grund gewesen sein. Ich war zu diesem Zeit nicht am Leben. Ich lehnte die Sense an den Tresen und sah mir die Waffe genau an. Die Klinge war definitiv scharf. Mit meiner rechten Hand Schnitt ich in die Handfläche. Anschließend schmierte ich großzügig mein Blut über die lange Klinge. Ich hörte erst auf, als es mir selbst nicht gut ging. Der Schwindel drohte und mein Kreislauf ging in den Keller. Gerade noch so, konnte ich mich noch irgendwie stützen. Mein Blick war starr auf meine Waffe gerichtet. Zuerst passierte gar nichts. Doch langsam konnte man erkennen, wie sich rote Musterungen an der Klinge zeichneten. Als die Musterungen nach einer Weile kräftig waren, erinnerten sie mich an einem Lavastrom eines Vulkans. Am Anfang der Klinge, die Stelle, die am breitesten war, konnte man mehrere Lilien erkennen. Die Waffe sah unglaublich schön aus. Völlig berührt nahm ich die Waffe wieder in die Hand und sie fühlte sich auf einmal so federleicht an.
"Hm, da habe ich mich wohl wieder selbst übertroffen", lobte sich der Schmied und badete in seinem Eigenlob. "Irgendwie passt die Waffe du dir, Kuroyuri Mädchen."
Ja, er hatte Recht. Sie passte zu meinem Nachnamen. Aber das war nicht die Absicht meiner Freunde. Nur sie wussten, dass Lilien meine Lieblingsblumen waren, während alle anderen aus dem Clan dachten, dass es die Rosen waren. Nur beiläufig hatte ich ihnen das erwähnte. In einem kleinen Nebensatz. Doch sie erinnerten sich daran. Das war die Absicht und nicht der Nachname. Tränen standen in meinem Augen, doch ich beherrschte mich und kämpfte gegen den Drang an.
"Du musst Chakra verwenden, damit die Sense wieder in das Armband versiegelt wird", sprach der Mann und ich folgte seiner Worten. "So, es ist alles bezahlt. Hier sind noch Pflegeartikel für die Waffe. Pass gut darauf auf. Ich mache nur eine Waffe pro Besitzer, aber durch deine Ansprüche mache ich mir da weniger Sorgen. Trotzdem pass gut darauf auf. Du solltest zweimal im Jahr bei mir vorbeischauen, damit ich selbst auf die Waffe einen Blick werfen kann. Du kannst gehen", sprach er nun sehr ernst und teilweise sogar drohend und schmiss mich anschließend aus dem Laden.
Als ich Zuhause ankam, versogte ich meine Schnittverletzung und starrte mit einem Wirrwarr meiner Gefühlen gegen die Wand. Jetzt sitze ich hier, irgendwo mitten in der Wüste und lebte ein neues Leben. Ich war alleine, hatte niemand menschliches auf dem ich mich stützen könnte und musste versteckt leben, damit ich meine beste Freundin nicht gefährdete. Mein bester Freund starb an einer Lungenkrankheiten. Durch den Schutz meiner Liebsten werde ich weiterleben, mit einer dicken Lüge. Ich kann nicht ich sein und durch all diese Ereignisse werde ich es auch nicht mehr werden. Wie soll das nur alles weitergehen? Wie lange kann ich durch diese Lüge leben, ohne andere mit zu schädigen? Ich bringe so viele Menschen in Gefahr. Der Drache, Shotas Dorf, Sunagakure und mich.
Ich hatte das Bedürfnis zu weinen, zu schreien. Doch ich zwang mich, diese Gefühle nicht freien Lauf zu lassen. Sie machten mich nur schwach und Schwäche kann ich absolut nicht gebrauchen. Ich muss stark bleiben, obwohl ich es nicht bin. Ich muss es einfach.
A

uch wenn ich mit dem Tod wahrscheinlich schon bei per du war, ließ er sich nicht mehr bei mir blicken. Ich wurde für ihn uninteressant. Was im Angesicht der Tatsache wahrscheinlich gut für mich ist, aber dennoch fragte ich mich, warum ausgerechnet ich dieses Leben bekam. Lag es wirklich an dem Drachen? Könnte man stattdessen jemand anderes damit retten? Jemand, der es mehr verdient hatte? Ich bekam dieses Leben wahrscheinlich nur ,weil ich einen Drachen beherbergen.
Am Abend ging ich wieder durch die Straßen und suchte einen Trainingsplatz. Menschenmengen mied ich. Ich brauchte eine Weile, bis ich einen geeigneten Platz fand. Wegen dem Sand, konnte ich nicht feststellen, ob jemand in der Nähe war. Die Hitze ließ auch langsam nach. Ich war froh darüber. Ich mochte die Hitze nicht.
Ich lief mich warm und machte Dehnübungen. Anschließend übte ich meine Formen, bevor ich mich mit meiner neuen Waffe vertraut machte.
Ich hatte es mir leichter vorgestellt wie es eigentlich war. Ich musste sowohl mit dem Gewicht, als auch mit der Größe und Länge der Klinge klarkommen. Meine Bewegungen fühlten sich steif und holprig an. Nicht mehr so flüssig wie ein fließender Fluss. Auch musste ich aufpassen, dass ich mich nicht selbst mit der Waffe verletzte.
Naja, zumindest weiß ich schon mal, wie ich meine Zeit für einige Tagen oder Wochen verbringen kann. Trotzdem müsste ich mir irgendwann mal Gedanken machen, wie ich Geld verdienen könnte. Die Wohnung kostet Geld und Nahrung brauche ich auch. Zwar reicht mir momentan mein Geld, aber das wird nicht auf ewig frei verfügbar sein.
Während ich langsam und geduldig mit meiner Sense übte, merkte ich, wie meine Konzentration langsam verschwand und alles einfach nur noch schwer und holprig wurde. Ich hatte das Gefühl, dass alles in Zeitlupe lief. Völlig ausgelaugt beschwor ich meine Sense zurück und ließ mich einfach auf den Sand fallen. Vielleicht war es auch der Sand, der alles erschwerte? Er wird sicher einen Betrag dazu leisten, aber ich hatte Kopfschmerzen und der kann nicht vom Sand kommen.
Ich drehte mich auf den Rücken und sah den Sternenhimmel an, der mittlerweile deutlich zu sehen war. Hier in der Wüste wirkten die Sternen viel lebendiger und klarer. Ihr Anblick beruhigte mich. Irgendwie konnte ich mich entspannen.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top