02 ~ Ich treffe die Mannschaft
⫷●◉✿✿◉●⫸
Es war ein kühler Morgen, als die ersten Sonnenstrahlen durch die Vorhänge meines Zimmers fielen.
Die Stille wurde jäh unterbrochen, als mein Vater an meine Tür klopfte und mich aus dem Schlaf riss.
Mit einer Mischung aus Aufregung und Autorität in seiner Stimme verkündete er, dass wir uns in genau dreißig Minuten am Auto treffen würden.
Noch im Halbschlaf, erhob ich mich mühsam aus dem Bett.
Die Nacht war unruhig gewesen, voller wirrer Träume, die mich wach hielt.
Ich schlurfte ins Badezimmer, um mich fertig zu machen.
Das kalte Wasser im Gesicht half, die Reste des Schlafes abzuschütteln.
Ich band meine Haare zu einem Dutt zusammen, der zwar nicht perfekt war, aber für den bevorstehenden Tag genügen musste.
In frischer Kleidung griff ich nach meinem Koffer, den ich am Vorabend gepackt hatte, während ich mit Lisa am Telefon über alles Mögliche geplaudert hatte.
Plötzlich durchzuckte mich der Gedanke, dass ich Tom noch gar nicht informiert hatte.
In einer schnellen Bewegung zog ich mein Handy hervor und tippte eine Nachricht, in der ich ihm erklärte, dass mein Vater mich kurzerhand zu den Weltmeisterschaften in Brasilien mitnahm.
Ich fügte einen Smiley hinzu, der meine gemischten Gefühle über diese spontane Reise ausdrücken sollte.
Unten angekommen, fand ich meine Mutter bereits an der Haustür, bereit, uns zu verabschieden.
Sie umarmte mich fest und wünschte mir eine gute Reise, ihre Augen voller mütterlicher Sorge und Stolz.
Am Flughafen herrschte bereits reges Treiben, als wir eintrafen.
Die Spieler der Nationalmannschaft, begleitet von Trainern, Betreuern, dem Mannschaftsarzt, dem Physiotherapeuten und weiteren wichtigen Mitgliedern des Teams, versammelten sich in einer beeindruckenden Gruppe.
Jeder der Spieler in schwarzem Hemd und Jeans.
Während ich auf die Ankunft der letzten Teammitglieder wartete, lenkte ich mich mit meinem Handy ab, scrollte durch Nachrichten und soziale Medien.
In einem Moment der Langeweile schickte ich Lisa eine scherzhafte Nachricht, in der ich sie bat, mich aus dieser Situation zu retten.
Zu meiner Überraschung antwortete sie sofort und forderte mich auf, durchzuhalten, bis ich ein Foto mit Müller, ihrem Lieblingsspieler, ergattern konnte.
Ich antwortete mit einer Reihe lachender Emojis und versprach, mich aus Brasilien zu melden.
Als schließlich alle eingetroffen waren, trat mein Vater, der Bundestrainer, vor die Gruppe und stellte mich vor.
"Also Jungs", begann er, "das ist meine Tochter Sara. Sie wird uns nach Brasilien begleiten und als Fitness- und zusätzlicher Trainingscoach fungieren."
Ich lächelte freundlich in die Runde, obwohl ich innerlich wenig Lust auf diese Rolle verspürte.
Gemeinsam bestiegen wir das Flugzeug, einen Privatjet, der nur für uns bereitstand.
Nachdem die Koffer abgegeben waren und jeder seinen Platz gefunden hatte, verstaute ich mein Handgepäck und ließ mich auf meinem Fensterplatz nieder.
Ich streckte die Beine aus und blickte hinaus, während wir uns auf den Weg nach Brasilien machten, in ein Abenteuer, das ich nun als eine Art Urlaub zu betrachten begann.
Als ich aus dem Fenster schaute, bemerkte ich, wie sich jemand sowohl vor als auch hinter mir setzte.
Neugierig drehte ich meinen Kopf um und erkannte, dass es sich bei den Personen hinter mir um Neuer und Müller handelte.
"Verdammt," murmelte ich leise, in der Hoffnung, dass niemand mein Fluchen gehört hatte.
Schnell beschloss ich, einfach so zu tun, als hätte ich die beiden Fußballstars nicht bemerkt, und starrte weiter aus dem Fenster.
Doch diese Strategie sollte nicht lange funktionieren.
"Hi, du bist also die Tochter von Jogi," stellte der Mann hinter mir fest. Überrascht drehte ich mich um und sah Thomas Müller, der sich über den Sitz zu mir lehnte und freundlich lächelte.
"Ja, offensichtlich," antwortete ich knapp, wobei ich versuchte, nicht allzu genervt zu klingen.
"Hey Thomas, setz dich wieder hin. Wir starten gleich," intervenierte sein Sitznachbar, der niemand anderes als Manuel Neuer war.
"Ach komm schon, Manu, ich unterhalte mich doch nur," erwiderte Thomas Müller unbekümmert.
Ich verdrehte die Augen und hoffte inständig, dass dieses Hin und Her nicht den ganzen Flug über andauern würde.
Gerade als ich dachte, es könnte nicht schlimmer kommen, tauchte Neuer plötzlich neben Müller auf und legte einen Arm über die Lehne meines Nachbarsitzes.
Ich seufzte innerlich.
Da hatte ich mich extra weit weg von meinem Vater gesetzt, um meine Ruhe zu haben, und jetzt saßen ausgerechnet diese beiden hinter mir.
Die beiden Fußballer diskutierten weiter über verschiedene Themen, bis schließlich alle ihre Plätze eingenommen hatten und die Flugbegleiter mit den Sicherheitsanweisungen begannen.
Endlich kehrte etwas Ruhe ein, und ich versuchte mich zu entspannen.
Kurz darauf startete der Flug nach Brasilien, unser Ziel für die bevorstehende Weltmeisterschaft.
Während das Flugzeug abhob, konnte ich nur hoffen, dass die nächsten Stunden nicht zu anstrengend werden würden.
Ich hatte keine genaue Vorstellung davon, wie lange der Flug dauerte.
Irgendwann war ich zwischendurch eingeschlafen, und die Zeitverschiebung bereitete mir schon immer Schwierigkeiten.
In Salvador legten wir eine Zwischenlandung ein, bei der wir uns im Flughafengebäude die Beine vertreten konnten.
Obwohl es mitten in der Nacht war, fühlte ich mich nicht wirklich müde. Ich saß auf einer abseits stehenden Bank und versuchte, mein Handy aufzuladen.
Die anderen Passagiere schliefen, hörten Musik oder unterhielten sich leise miteinander.
Plötzlich kam Thomas Müller auf mich zu und setzte sich ohne Einladung neben mich.
"Hey, Sara," sagte er.
Ich schaute ihn fragend an und legte den Kopf schief.
"Hey... ähm... was willst du?" fragte ich etwas genervt.
"Kann ich mich nicht einfach hierhin setzen und mich mit dir unterhalten?" entgegnete er mit einem breiten Grinsen.
Ich runzelte die Stirn und musterte ihn kurz.
Ich konnte nicht verstehen, was Lisa an ihm so toll fand.
Mich nervte er gerade einfach nur.
Eigentlich nervte mich in dieser Situation jeder.
Am liebsten wäre ich jetzt zu Hause bei meinem Pferd.
"Dein Vater hat nie viel über dich erzählt," fuhr Thomas fort. "Ich meine, Jogi hat schon manche über dich erzählt, aber... Was führt dich hierher? Warum begleitest du uns auf dieser WM-Reise?"
Er schwärmte von der Fußball-WM, als wäre es das Größte überhaupt.
"Genau genommen wurde ich von meinem Vater gezwungen mitzukommen. Es soll meinem Sportstudium gut tun," erklärte ich kurz, um mein Desinteresse deutlich zu machen. "Aber ich interessiere mich nicht für das, was er macht, genauso wenig wie er sich für das interessiert, was ich mache."
Thomas runzelte die Stirn. "Wenn du dich nicht für Fußball interessierst, wofür dann?"
"Pferde, Reitsport," antwortete ich knapp.
Bevor ich weiter ausführen konnte, rief Thomas begeistert: "Ich mag Pferde und den Reitsport auch! Das fand ich schon immer interessant."
Ich war verwirrt und überrascht von seiner Aussage.
Schließlich gab es oft eine große Kluft zwischen Fußballern und Reitern.
Plötzlich wurde unser Gespräch durch einen weiteren Spieler unterbrochen.
Manuel Neuer kam hinzu und sagte zu Thomas: "Hey, ich glaube, Jogi gefällt es nicht, dass du hier mit seiner Tochter flirtest."
"Haha, sehr lustig, Manu. Ich flirte doch gar nicht," erwiderte Thomas und stand auf. "Aber ich muss mal wieder zurück zu meinem Koffer."
Er lachte und verschwand schnell, als wollte er nicht erwischt werden.
Ich schaute zu Manuel hinüber, der seinen Teamkameraden hinterherblickte.
Ich nutzte die Gelegenheit, um seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken.
"Mein Vater steht da drüben und telefoniert", erklärte ich schnell und deutete in die Richtung. "Er sieht mich gar nicht."
Nach einer kurzen Pause fügte ich hinzu, "Und selbst wenn, wäre es ihm egal."
Manuel wandte seinen Blick mir zu und antwortete mit ruhiger Stimme: "Das glaube ich nicht. Es tut mir leid, aber du sahst so aus, als ob du schnell weg wolltest."
"Ja, aber das liegt an der gesamten Situation", erwiderte ich mit einem tiefen Seufzer und ließ den Kopf hängen.
Manuel hob eine Augenbraue und meinte dann nachdenklich: "Das habe ich mitbekommen. Du interessierst dich doch nicht für Fußball, aber musst mit zur WM fahren."
Schnell fragte ich zurück: "Hast du uns belauscht?" und hob ebenfalls die Augenbrauen, überrascht über sein Wissen.
Er lachte leicht und schüttelte den Kopf. "Nicht absichtlich, aber ich bin aufmerksam. Das muss man als Torwart sein."
Ein kurzes Schnauben entwich mir, während ich über seine Worte nachdachte.
Es war erstaunlich, wie viel er mitbekommen hatte, ohne es wirklich zu wollen.
"Hey, lass dich nicht von Thomas verschrecken", fügte Manuel hinzu, seine Stimme wurde weicher. "Er kann manchmal ziemlich aufdringlich sein, aber trotzdem ist er mein bester Freund."
"Ja, kann sein", erwiderte ich und schaute auf. "Aber Lisa, meine beste Freundin, ist noch schlimmer. Sie würde gut zu Thomas passen, vor allem weil sie ihn so toll findet."
"Oh, ein Fan?", fragte der blonde Torwart vor mir neugierig.
"Ja, ein riesengroßer", bestätigte ich.
"Und du? Wen findest du gut?", fragte er mich mit einem schelmischen Lächeln.
Ich musste lachen. "Ha, sehr witzig. Aber ich muss dich enttäuschen. Ich habe keinen Favoriten oder Lieblingsspieler. Ich kenne euch ja kaum."
"Naja, du hast ja ein paar Wochen Zeit, uns kennenzulernen. Lass dich einfach darauf ein", sagte Manuel, und in seiner Stimme lag ein Hauch von Hoffnung.
Ich zog ungläubig die Augenbrauen hoch, als er zu seinen Teamkollegen zurücklief.
Sein Optimismus war bewundernswert, aber ich war mir nicht sicher, ob ich seine Zuversicht teilen konnte.
Es dauerte nicht mehr lange, bis der Flug weiterging.
Die restliche Zeit verbrachte ich schlafend, da ich davon ausging, dass wir früh am Morgen am Flughafen ankommen würden.
⫷●◉✿✿◉●⫸
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top