Mission umgangen

Der Tag war da. Und alles in mir sträubte sich nach wie vor, in ein Kritikerlager einzubrechen. Ich würde so kurz wie möglich bleiben. Keine unnötige Sekunde würde ich da drin verbringen. Meine Gedanken drehten sich seit dem Aufwachen nur um eins: Wie konnte ich diese Mission umgehen? Wahrscheinlich gar nicht. Ich hockte nur im Zelt, obwohl es total stickig wurde. Das war Strategie. Mir etwas Glück würde ich in meinem Versteck übersehen werden und müsste nicht mitkommen. Noch immer versuchte ich, meine Angst zu ergründen. Ich hatte schon viel gesehen und war ein erwachsener Mann, noch dazu Soldat. Wann zum Teufel noch mal war ich ein Weichei geworden? Plötzlich wurde das Zelt aufgerissen. „Na wo bleibst du denn?" Mein Mitbewohner... „Komme gleich" murmelte ich und zog meine Schuhe an. Und da dämmerte es mir. Ich rechnete im Kopf ein bisschen rum... ja, das konnte durchaus sein. Mein Vater hatte, den Andeutungen der Blondine aus dem Jeep nach zu schließen, vor kurzem noch gelebt. Er müsste inzwischen um die 50 sein, also zu alt um weiter als Soldat oder DV zu kämpfen. Gut möglich, dass er, falls er nach all den Jahren noch im Dienst war, mittlerweile einen hohen Rang als Leiter im Kritikerlager angenommen hatte. Vielleicht war er auch schon länger kein DV mehr, denn die lebten selten lange. Ich hatte keine Angst vor meinem Vater. Dass er auf der anderen Seite war, war mir immer klar gewesen. Aber ich war zu feige, die Wahrheit zu sehen, dass mein eigener Vater dieses System unterstützte und Menschen quälte. „Wir gehen gleich los. Ist alles ok? Du siehst so blass aus und hast dich heute den ganzen Tag ausgeruht." Mein Kopf drehte sich zum Zelteingang und ich sagte: „Ich kann nicht mitkommen, fürchte ich... Mir geht es nicht gut..." nicht gut dabei, wollte ich hinzufügen. Aber es blieb mir im Halse stecken. Genauso wie in den letzten Jahren jedes Wort über meine Familie.

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