Mauern
Es war ein Tag der Enttäuschung. In der nächsten Geschichtsstunde sah ich aus dem Fenster. Das Mädchen von gestern wurde dreckverschmiert von zwei Nonnen in das Heim zurückgeführt. Sie wehrte sich, schlug und trat, doch die Nonnen hatten einen Griff wie Handschellen. Und Schläge würden auch noch stattfinden, später, wenn keiner der Schandtat zusehen konnte. Ich hatte es gewusst. Niemand kam hier raus. Für mich war dieses Leben noch eine riesige Mauer, die selbst den Weg zum Himmel abschnitt. Den ganzen Tag wunderte ich mich, woher dieses Mädchen den Mut nahm, überhaupt auszubrechen und sich gegen die Nonnen aufzulehnen. Sie war ein Loch in dieser Mauer, zumindest hatte sie versucht, eines zu sein. Es ging mir nicht mehr aus dem Sinn. Im Schlafsaal konnte ich, wie so oft nicht schlafen. "Na, denkst du an sie? Schlaflose Nächte...", kicherten die Kleinen. "Haltet eure kleinen Fressen! Bald bin ich hier eh weg."
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