Im Parkhaus
Es war der Tag, an dem die Soldaten kamen. Mittlerweile waren schon viele Bomben gefallen. Viele Familien auf die Straße gesetzt, Menschen aus dem Leben gerissen worden. Ich hörte nur ferne Schüsse und wusste schon, was los war, was jetzt kommen würde. Ich rannte in ein Parkhaus und lehnte mich an die Wand. Das war eine schlechte Entscheidung gewesen. Sekunden später hörte ich es durch die leere Betonhalle knallen. Sie kamen durch das Parkhaus. Ich legte mich lang an die dreckige Kante zwischen Boden und Wand. Mein Gesicht sah Richtung Wand, ich war einfach zu feige, dem Tod ins Auge zu blicken. Ich hörte, wie die Geschosse sich in trockenen Beton bohrten. Die Zeit schien schier unendlich stehenzubleiben. Was waren das für Wahnsinnige, die selbst menschenleere Parkhäuser stürmten? Ich bekam nichts mehr mit, so ganz ohne Fernsehen oder Zeitung. In diesen zwanzig Minuten, in denen ich einfach still an der stinkenden Wand eines Parkhauses lag, wusste ich, warum Menschen an Gott glauben. Und ich wusste, dass es keinen Gott gibt. Niemals hätte er das zugelassen. Wir waren eine Stadt der Gottlosen. Die Gutmütigen waren gestorben oder würden bald sterben, an ihrem Glauben. Sie waren zu gut, machten so große Verluste, dass sie entweder verhungerten oder die Seite wechselten. Die Gottlosen waren sowieso schon verloren. Und ich? Seit diesem Tag glaubte ich an Wunder. Nicht an Gott, sondern an Wunder. Denn ich lag noch immer dort, meinen Herzschlag spürend, unfähig mich auch nur einen Millimeter zu rühren, während Ruhe einkehrte. Übersehen durch ein Wunder.
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