diese Fragerei

Es war Montag. Ich dachte schon beim Aufwachen nur an das Ende der Woche. Meine Arbeit hier war ja grundsätzlich durchaus ehrenhaft, aber mein Herz wurde immer schwerer. Meine Familie lag wie ein Fluch auf meiner Seele. Schon als ich aufwachte, zog ein Bleigewicht meine Laune herunter. Mühsam quälte ich mich durch den Tag. Als es zum Einsatz ging schlurfte ich hinter der Menge her. Ich wollte es nicht. Ich wollte nicht mit dem Wissen leben, meinen Vater umgebracht zu haben. Ich wollte nicht meinen Vater umbringen. Eine Hand legte sich auf meine Schulter. „Hey, alles in Ordnung?" Ich zuckte zusammen. „Ach, Jo...Sehe ich etwa so aus?" Jo sah mir besorgt ins Gesicht. „Wo drückt der Schuh?" „Überall und nirgends." „Raus mit der Sprache, irgendwas ist doch los." „Nicht jetzt..." „Du willst nicht drüber reden? Na gut. Aber lass mich wissen, wenn dir doch danach ist. Du kannst mir vertrauen." Den nächsten Teil des Weges versuchte ich mit aufgesetzter Miene glücklich zu wirken während Jo still neben mir her trottete, wie ein Hund. Dass sie meiner fröhlichen Maske nicht glaubte, war mal wieder typisch. Irgendwann platzte mir eine Frage raus. „Sag mal Jo, hast du eigentlich eine Familie?" „Wie jetzt? Also Kinder hab ich keine, wenn du das meinst." „Und Eltern?" „Jeder Mensch hat Eltern." Manche Eltern sind Engel. „Leben die noch, meine ich?", verbesserte ich mich. „Meine Mutter nicht, mein Vater schon.". Genauso wie bei dir. „Und siehst du den noch manchmal?" „Nein" „Würdest du ihn gerne sehen?" „Nein." „Und warum?" „Jetzt lass die Fragerei doch mal, sowas macht mich ganz kirre." Ich ließ die Fragerei und konzentrierte mich auf meine Schritte und meine Atmung. Ich würde mich durch den Einsatz quälen, mich zwingen zu funktionieren. Das hatte bisher auch geklappt.

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