Der Hund
Es war ein sonniger Tag. Sonnig, obwohl es bitterkalt war. Ich lief durch die Straßen, ziellos und ermüdet. Das Einzige, was ich noch spürte war der Asphalt unter meinen Sohlen. Als es gerade anfing zu dämmern, es war erst kurz nach Mittag, bog ich um eine Häuserecke und da stand er. Er schaute mich genau so verwirrt an, wie ich ihn und es sah so aus, als wäre er eben ruckartig stehengeblieben. Ein Hund. Bevor ich meine Hand ausstrecken konnte, kam er langsam, mit gebogenem Rücken auf mich zu. Er betrachtete mich vorsichtig, so wie er in all seinen Bewegungen wirkte. Eine seiner weißen Pfoten hob sich dabei an, seine braune Nase sog hektisch die kühle Winterluft ein, so dass man sehen konnte, wie sich die Rippen hoben und senkten. Das Tier war unglaublich dünn und abgemagert, sein Rücken an der dünnsten Stelle vielleicht eine Hand breit. Wieder streckte ich die Hand aus. Erst wich er zurück, doch dann stupste er mich mit seiner braunen Nase an. Ich erkannte einen kleinen herzförmigen Fleck darauf. Und dann tat er etwas, was ich noch nie bei einem Hund erlebt hatte: Er stellte sich ganz langsam auf die Hinterbeine und legte die Vorderpfoten auf meinen Bauch. Die Bewegung war sanft und als würde er mich in Zeitlupe anspringen. Jetzt konnte ich auch erkennen, dass es eine Sie war. Eine Hündin. Als ich ihr über den Kopf streichelte, schloss sie kurz die braunen Augen. Das Fell war weich wie das einer Katze. Weiß und hellbraun. Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie unsagbar traurig aus. Sie hielt noch immer die Pfoten auf meinen Körper, als würde sie sich festhalten. Ich fuhr mit den Fingern durch ihr Fell. weich... Hinter uns knackte etwas, wie ein zerbrechender Stock. Ihr Kopf drehte sich. Als es nocheinmal knackte, rannte die Hündin davon. Erst hastete sie über den Asphalt, dann sprang sie ins hohe Gras und hüpfte wie ein großes Kaninchen zwischen den Halmen her. Irgendwann konnte ich sie nicht mehr sehen. Also lief ich weiter, nicht ganz so schnell wie sie.
Vielen Dank für eure 1000 reads! Ihr seid die besten Leser, die man haben kann ;-). Als Dankeschön habe ich dieses Kapitel dazugeschrieben.
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