Ausgemustert?

Es war der dritte Tag in Folge, an dem ich „krank" im Zelt lag und langsam setzte mir selbst die Bettruhe zu. Ich aß wenig und bewegte mich nicht einmal nach draußen, um meine Mahlzeit zu holen. Mein Tag-Nacht-Rhythmus war komplett gestört. Meinen Mitbewohner hatte ich schon lange nicht mehr gesehen. Ich wurde mitten am Tag wach. Als erstes spürte ich meine Nachtkleidung, die schweißnass an meinem Körper klebte, und Jos Hand auf meiner Stirn. „Jo?" „Ich hole den Vorstand. Es ist okay." Ich machte mir nicht einmal die Mühe aufzustehen, geschweige denn für den Vorstand etwas anderes als Pyjama anzuziehen. Ich war psychisch komplett am Ende. Mein Zeitgefühl war wohl auch mit mir durchgegangen, denn Jo stand mitsamt Vorstand schon wieder im Zelt. „Jo hat mich geholt. Ich hatte eh vor, mal vorbeizuschauen. Du hast dich in letzter Zeit viele Tage krank melden lassen." „Ich weiß...Es tut mir Leid. Ich werde mich in Zukunft mehr anstrengen." „Nein, darum geht es mir nicht. Ich mache mir nur Sorgen. Irgendein Problem scheint es hier ja zu geben, oder?" Ich antwortete nicht. Familienprobleme waren hier fehl am Platz. Das hatte Jo mir doch klipp und klar gesagt. Der Vorstand war nett, aber irgendwo endete mit Sicherheit auch sein Verständnis. Ich, als erwachsener Mann, musste über mein Kindheitstrauma hinweg sein. Mein Vater hatte mich vor so langer Zeit verlassen, dass er mir egal sein musste. Der Vorstand sah mich noch immer erwartungsvoll an. Dann gab er auf. „Hmmm. Was machen wir mit dir? Ich würde sagen, wir warten einfach noch ein bisschen ab. Vorerst bist du vom Dienst freigestellt. Ich hoffe, dass bald Genesung eintritt. Du kannst dich melden, wenn du meinst, dass ein Arzt oder Psychologe zu Rate gezogen werden sollte." Er zwinkerte mir zu bevor er mit Jo nach draußen ging und ich versank weiter in meinem knittrigen Streifenhemd und dem Schlafsack. Du bist ausgemustert.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top