3. Dezember

„Es war so peinlich, Autumn" seufzte ich am nächsten Morgen verzweifelt. Selina war in der Schule und würde erst um drei Uhr nachmittags zurückkommen.

Meine beste Freundin kicherte während sie in ein Lebkuchenherz biss. Wir saßen an meinem Küchentisch, vor zwei dampfenden Tassen Tee und einer offenen Packung Schokoladelebkuchenherzen. Es hatte wieder begonnen zu schneien. Mir war das nur Recht. Hoffentlich schneite es so stark, dass die Straßen unpassierbar wurden.

„Du bist nur aus der Übung" stellte sie kauend fest. „Und sie hat ihn wirklich für heute Nachmittag herbestellt?" wollte sie wissen als sie den Mund wieder frei hatte.

Ich nickte, nahm einen Schluck von meiner Tasse und stellte sie wieder auf die Tischplatte. „Ich weiß wirklich nicht wie sie auf diese Idee kam" stöhnte ich. Mir war Selinas Benehmen immer noch unangenehm. Wie sollte ich diesen Mann heute Nachmittag nur in die Augen sehen?

Autumn lachte. „Die Kleine ist ein richtiger Flirtprofi"

Ich nickte unwirsch. „Das hat sie aber definitiv nicht von mir"

„Nein, definitiv nicht" pflichtet sie mir bei und nahm sich wieder ein Lebkuchen aus der Packung.

„Oh Gott, was soll ich nur machen?" jammerte ich verzweifelt als mir klar wurde was mich erwartete.

Meine beste Freundin zuckte nur mit den Achseln. „Was soll schon passieren? Es klingt so als würden die beiden sich gut verstehen"

„Ja aber..." begann ich, aber Autumn unterbrach mich sofort und wedelte mit einem Lebkuchen vor meiner Nase hin und her.

„Ich glaube das du dir umsonst den Kopf zerbrichst" stellte sie fest. „Es ist dein erstes Date seit sieben Jahren, ich weiß, aber er hat Selina doch schon kennengelernt..."

„Es ist kein Date" widersprach ich ihr vehement. Oder war es ein Date? Ich schüttelte den Gedanken sofort ab. „Er hilft uns den Laden zu dekorieren" antwortete ich starr.

Autumn winkte ab. „Nenn es wie du willst, aber irgendwann musst du dich wieder in den Sattel schwingen"

„Ein recht Zweideutiger Rat" stellte ich stirnrunzelnd fest. Autumn zuckte grinsend mit den Schultern.

„Was wünscht sich die Kleine eigentlich dieses Jahr von Santa?" wechselte sie schließlich das Thema, wovon ich im ersten Moment begeistert war. Doch dann fiel mir ein was mit Selinas Wunschzettel passiert ist.

Das hatte ich vollkommen vergessen! Siedend heiß kamen die Erinnerungen an das verschwundene Kästchen zurück. Schnell erzählte ich ihr von der kleinen Holztruhe, dem silbernen Glöckchen, das am nächsten Morgen ebenfalls verschwunden war und Selinas Erzählung sie hätte einen Elfen gesehen.

Meine beste Freundin betrachtete mich gedankenverloren.

„Was mach ich jetzt, Autumn?" stellte ich nach einigen Minuten der Stille die Frage aller Fragen. „Ohne ihren Brief an Santa weiß ich nicht was sie sich wünscht"

„Hast du keine Ahnung was sie sich wünschen könnte? Hat sie gar nichts erwähnt?"

Ich schüttelte den Kopf. „Hat sie dir gegenüber etwas erwähnt?" Hoffnungsvoll sah ich zu meiner Freundin. Sie schüttelte den Kopf.

„Ach komm. Wir lassen uns etwas einfallen. Das kann doch nicht so schwer sein. Sie ist doch erst sieben" Autumn klatschte enthusiastisch in die Hände. „Wie wäre es mit neuen Schlittschuhen oder ..." Sie brach ab. „Mir fällt sonst nichts mehr ein" stellte sie zerknirscht fest.

„Du hast Recht. Etwas werde ich schon finden. Hauptsache es ist kein Einhorn" lachte ich und schaute auf die Uhr. „Es ist Zeit das Geschäft zu öffnen" Auf unseren Weg hinunter in den Laden überlegten wir immer noch Laut was sich Selina wünschen konnte, doch so recht einschätzen konnten wir es nicht.

Der Vormittag verging schnell. Immer wieder fanden einige Kunden trotz Schneetreiben den Weg in unseren Laden, um die ersten Geschenke zu besorgen oder zu bestellen. Irgendwann rieselte es nur noch leicht.

„Was wünscht sich den ihre Kleine dieses Jahr von Santa Claus?" wollte eine Stammkundin wissen während ich ihr gekauftes Buch in rotes Geschenkpapier einpackte. Eine Frau, die ich nicht ausstehen konnte, da sie sich immer als Übermutter aufspielte.

„Oh das übliche" antwortete ich wage und hoffte das sie nicht weiter nachbohrte.

„Also Kinder haben schon sehr viel Fantasie, oder?" lachte die Frau und ich stockte in meiner Bewegung. Mit was würde dieses Unmögliche Frauenzimmer jetzt schon wiederkommen? „Selina hat in der Schule erzählt sie hätte einen Brief an Santa geschrieben" fuhr die Frau fort. Ich zog verständnislos die Augenbrauen hoch. Machten das Kinder heutzutage nicht mehr? „Ihre Kleine ist wirklich süß. Sie hat weiter in der Schule erzählt ein Elf vom Weihnachtsmann hätte ihren Brief geholt. Naja, sie ist eben erst sieben da kann man natürlich nichts anderes erwarten" sagte die Frau als wären das kindliche benehmen meiner Tochter meiner mangelnden Erziehung zuzuschreiben, nahm ihr Paket und verabschiedete sich von mir. Als die Tür endlich hinter der Frau in das Schloss viel, atmete ich bebend aus.

„Was für eine eingebildete Kuh" stellte Autumn eine Grimasse schneidend fest. Ich strafte sie mit einem bösen Blick.

„Bin ich zu früh?" ertönte eine Stimme direkt vor mir. Erschrocken fuhr ich herum. Vor mir stand Brian, immer noch in denselben Kleidern und mit denselben ozeanblauen Augen. Hitze stieg in mir hoch. Hatte er das peinliche Gespräch mit der Übermutti mitbekommen? Und wo kam er so schnell her? Aus den Augenwinkeln bemerkte ich wie Autumn Brian unverhohlen Betrachtete.

„Brian. Wie schön. Du hast uns gefunden" begrüßte ich ihn und Zwang mich zu einem Lächeln. Ich konnte nicht verhindern das meine Stimme ein paar Oktaven nach oben rutschte. Nervös strich ich mir eine Haarsträhne hinters Ohr.

„Komme ich ungelegen?" Er hatte wohl meine Unsicherheit bemerkt.

Ich schüttelte schnell den Kopf. „Nein, es ist nur so dass... naja, ich hatte dich später erwartet. Selina ist noch in der Schule" fügte ich zähneknirschend hinzu. „Sie hat erst in einer Stunde Schulschluss"

„Ich verstehe" Er nickte und lächelte. „Aber ich kann euch doch sicher bei etwas zur Hand gehen" Sein Blick wanderte durch unser kleines Geschäft.

Bevor ich mir etwas einfallen lassen konnte, meldete sich meine beste Freundin zu Wort.

„Das ist wirklich sehr nett" sagte sie und lächelte. „Du könntest mir im Magazin mit ein paar schweren Kisten zur Hand gehen" Sie streckte ihm ihre Hand entgegen. „Ich bin übrigens Autumn. Izzys beste Freundin"

Brian nahm lächelnd ihre Hand. „Freud mich sehr. Wo sind denn diese Kartons?" Also verschwanden die beiden im Magazin und mir blieb nichts anderes übrig als ihnen verwundert nachzuschauen.

Nach wenigen Minuten kam Autumn wieder zurück. „Also ich weiß nicht was dein Problem ist" murrte sie. „Das ist so ein süßer UND hübscher Kerl. Kein Wunder das Selly ihn anhimmelt. Also warum schnappst du ihn dir also nicht einfach?"

„Ich weiß doch gar nichts über ihn" erinnerte ich sie. „Vielleicht hat er schon eine Familie? Oder vielleicht bin ich nicht sein Typ, oder er ist ein Wahnsinniger. Ich kenne ihn doch erst seit ein paar Stunden. Wahrscheinlich bringt er die Nummer im Baumarkt jeden Tag"

„Dann frag ihn halt" Autumn rollte mit den Augen. „Warum stellst du dich so an? Er wird dich schon nicht auffressen. Mir zumindest kommt er nicht wie ein Kannibale vor"

„Aber..." begann ich zu protestieren, doch da kam Brian auch schon aus dem Magazin.

„Brian" rief Autumn schnell. „Du hast doch bestimmt Lust mit Isobel und Selina einen Weihnachtsbaum kaufen zu gehen"

„Klar, warum nicht" antwortete Brian. Sein Gesicht hellte sich schlagartig auf. „Ich bin zufällig Weihnachtsbaumspezialist"

Autumn reichte mir meine Jacke. „Na dann, viel Spaß" Sie zwinkerte mir verschwörerisch zu. Mir blieb nichts anderes übrig als zähneknirschend mit zu machen. Also nahm ich meine Jacke entgegen und zog sie mir lächelnd über.

„Gut, dann gehen wir also einen Baum holen" murmelte ich. „Das werde ich dir heimzahlen" flüsterte ich leise zu meiner Freundin gewandt.

Sie lächelte bloß. „Du wirst mir noch dankbar sein" lachte sie. Da war ich mir noch nicht so sicher. Ich folgte Brian aus dem Laden und hoffte einfach das Autumn recht behielt. Es schien so als hätten sich die drei gegen mich verschworen.

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