Kapitel 2
Rob rollte mit dem Bürostuhl nach hinten und goss sich eine Tasse Kaffee ein. Fröhlich wedelte er mit einer leeren Tasse in Lisas Richtung.
"Willst du auch eine Tasse?"
Lisa wurde es übel, wenn sie nur an Kaffee dachte. Eine heiße Schokolade wäre ihr nun lieber. Mit dieser gewissen Zimtnote und dem leichten Orangengeschmack und viel Sahne. Aber dieses spezielle Getränk konnte sie erst in ein paar Tagen genießen. Dennoch lief ihr beinahe das Wasser im Mund zusammen, wenn sie nur daran dachte.
Sie seufzte leise.
"Nein, danke. Für mich nicht. Ich mache mir einen Tee."
Rob hatte die Tasse angesetzt, hielt nun aber inne und sah sie mit großen Augen an.
"Geht es dir nicht gut?", fragte er besorgt. "Ich will ja nicht komisch klingen, aber mir ist aufgefallen, dass du in der letzten Zeit immer sehr blass bist."
Sie lächelte ihren Kollegen an.
Im Gegensatz zu Georg, der ihr das Arbeitsleben zur Hölle gemacht hatte, war Rob ein Engel. Er nahm ihr sehr viel Arbeit ab, verstand sich super mit allen Patienten und war sich auch für Arbeiten nicht zu schade, die andere nie im Leben machen würden. Er war der geborene Pfleger und Lisa arbeitete gerne mit ihm zusammen.
"Mach dir keine Gedanken, Rob. Ich denke, ich brauche einfach nur Urlaub und Ruhe. Mein Freund hat mir versprochen, dass er nach Weihnachten mit mir Urlaub macht."
Rob lächelte, aber es war nicht das herzliche Lächeln, dass man sonst von ihm gewohnt war.
"Ah, der Spielzeugfabrikant, nicht wahr."
Lisa hob eine Augenbraue.
"Sag das nicht so schnippisch, Rob. Du kennst Nicolas doch gar nicht!"
Er lehnte sich zurück und kreuzte seine Arme hinter den Kopf.
"Das kann sein. Aber ganz ehrlich, wenn ich so eine hübsche Freundin hätte, der es nicht gut geht, wäre mir das ganze Spielzeug egal. Aber er muss es selbst wissen!"
Lisa seufzte leise.
Das war nicht das erste Mal, dass Rob sich in dieser Weise äußerte.
"Nicolas hat an Heiligabend und auch Wochen davor immer viel zu tun. Danach machen wir Urlaub. Er hat es mir versprochen!"
Rob zuckte mit den Schultern.
"Wie letztes Jahr?", murmelte er mehr zu sich selbst, als zu Lisa.
Sie starrte ihn einen Moment an.
"Wie meinst du das?"
Einen Moment meinte sie, dass er sein Gesicht verzog, doch dann lächelte er wieder so liebenswürdig wie sonst auch.
"Ich habe nur ins Blaue geraten, Lisa. Mach dir keinen Kopf. Manchmal rede ich Blödsinn."
Er drehte sich mit dem Stuhl zu ihr, nahm sie auf seinen Schoß und rollte mit ihr durch den Flur, bis er vor dem Medikamentenraum anhielt.
"Mademoiselle wollte gerade Medikamente sortieren? Bitte schön. Eine kostenlose Fahrt mit Rob, der auch als Chauffeur eine gute Figur macht."
Lisa lachte.
"Du bist ein Spinner!"
Er wackelte mit den Augenbrauen.
"Aber ein liebenswerter Spinner."
In dem Moment blinkte ein Lämpchen.
"Oh, Mrs. Harris verlangt nach mir! Du wirst jetzt die Medikamenten sortieren und dich langweilen, während ich Mrs. Harris vom Leib halten muss. Das alte Mädchen hat es noch faustdick hinter den Ohren."
Lisa lachte wieder.
"Ich wünsche dir viel Spaß dabei, Rob. Wenn ich hier fertig bin, werde ich dich retten."
Er tippte mit zwei Fingern an seine Stirn und rollte wieder zurück.
Lisa seufzte.
Wenigstens hatte sie mal wieder was zum Lachen gehabt.
Sie schloss den Raum auf und machte sich an die Arbeit.
UND? Habt ihr eine Ahnung, wer Rob sein könnte? Das erfahrt ihr gleich! 😁
"Ich weiß genau, wer du bist!"
Rob schüttelte das Kissen auf und versuchte zu lächeln, was ihm etwas schwer fiel.
"So? Wer bin ich denn?"
Er wusste, dass Mrs. Harris ahnte, wer er in Wirklichkeit war. Immerhin kam die alte Frau aus seiner eigentlichen Heimat.
"Du bist Väterchen Frost!"
Er lachte leise, um zu überspielen, dass sie gerade die Wahrheit gesprochen hatte.
Rob war wirklich Väterchen Frost, obwohl er Jack Frost bevorzugte. Oder eben Rob. Sein Vater war Väterchen Frost gewesen, aber Rob hatte nun wirklich keine Ähnlichkeit mit seinem alten Herrn.
Er war noch jung, obwohl er schon einige Jahre im Geschäft war. Er trug seine Haare lang, war überall tätowiert und hatte auch einige Piercings. Sein Vater war damals verzweifelt gewesen, als Rob sein Geschäft übernahm. Er hatte ihn immer mit einem Wikinger verglichen, aber nachdem er Rob beim ersten Weihnachten beobachtet hatte, war er zufrieden in den Ruhestand gegangen.
"Sehe ich aus wie ein Väterchen?", fragte er belustigt.
Mrs. Harris schnaubte.
"Ich komme aus Russland. Ich kenne dich! Was machst du hier?"
Rob deckte sie sorgfältig zu und setzte sich dann zu ihr ans Bett.
"Ich weiß, dass du aus Russland kommst, Jekaterina. Ich kenne dich ebenfalls. Aber du musst mir versprechen, dass du mich nicht verrätst."
Sie nickte ernst.
"Es ist also deine Arbeit, die dich hierher führt?"
Rob nickte.
"Sozusagen. Eine Frau, die nicht an ihre Herkunft denkt und die sich wünscht, dass ihr Mann etwas mehr Zeit mit ihr verbringt. Du siehst, ich habe nichts Böses im Sinn."
Jekaterina Harris lächelte.
"Ich verstehe. Willst du mir verraten, um welchen Mann es sich handelt?"
Rob lachte.
"Das wirst du mir nie glauben!"
Sie kicherte wie ein kleines Mädchen.
"Ich glaube an dich, Väterchen. Also sag schon."
Sie sprach leise in Russisch auf ihn, so dass ihre Bettnachbarin schon vor einer Weile aufgegeben hatte sie zu belauschen.
Dennoch beugte sich Rob verschwörerisch nach vorne.
"Es geht um meinen Cousin. Santa Clause! Aber der junge Santa."
Jekaterina kicherte erneut und klatschte in die Hände.
"Oh, das gefällt mir! Wirst du mir davon erzählen?"
Er beugte sich vor und küsste sie sanft auf die Stirn.
"Ich bin nicht nur wegen ihm hier, Jekaterina. Sondern auch für dich. Auch deinen Wunsch habe ich vernommen und werde ihn zur gegebenen Zeit erfüllen."
Ihre Augen füllten sich mit Tränen und sie tätschelte leicht seine Wange.
"Du bist ein gutes Väterchen Frost, wenn du sogar den Wunsch einer alten Frau erfüllst!"
Er lächelte.
"Natürlich. Du hast es dir gewünscht. Aber du musst mir versprechen, dass du Lisa nichts erzählst. Sonst geht mein Plan nicht auf."
Jekaterina riss die Augen auf.
"Lisa? Unsere kleine Lisa? Sie ist die Frau des jungen Santas?"
Rob setzte sich wieder hin.
"Sie ist seine Freundin. Ich habe vor, das zu ändern."
Sie hob warnend einen Finger.
"Bringe sie nicht zum Weinen."
Er schüttelte den Kopf.
"Nein! Das werde ich nicht. Ich mag sie. Aber ich muss meinen Cousin etwas auf die Sprünge helfen."
Sie seufzte und schloss die Augen.
"Das schaffst du schon. Ich glaube an dich!"
Er stand auf und richtete noch einmal die Decke.
"Bis es aber soweit ist, muss ich vielleicht etwas böse sein."
Sie seufzte, aber man merkte, dass sie schon am einschlafen war. Die starken Schmerzmedikamente und Robs Kuss halfen ihr dabei, einen Moment schmerzfrei zu sein und so wenigstens etwas zu schlafen.
"Nur etwas, Väterchen. Das ist in Ordnung..."
Rob nickte der Bettnachbarin zu, aber auch sie schlief schon.
Lächelnd ging er zur Tür.
"Schlafe, Jekaterina. Bald darfst du mich begleiten und mit mir in der Troika fahren, bis ich dich in den Himmel begleite."
Er seufzte.
Das wurde ein schönes, aber auch trauriges Weihnachten. Aber ein Schritt nach den anderen. Erst einmal kam Lisa dran.
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