Kapitel 1

Etwa eine Woche vor dem Heiligen Abend


Nicolas packte seine Tasche, während Lisa ihm zusah. Sie freute sich schon darauf, wieder mit ihm in den Schlitten zu steigen um die Geschenke an die Kinder zu verteilen.

Doch dieses Mal war es anders, als beim ersten Heiligen Abend, den sie zusammen verbracht hatten. Sie waren ein Paar und Nicolas hatte eingesehen, dass er ein besserer Santa als ein Werbetexter war. Seit dem Silvester, an denen sie zusammen gekommen waren, hatte er sich ein eigenes kleines Imperium aufgebaut. Natürlich arbeiteten bei ihm keine Elfen, was die Sache ungemein schwieriger machte, da die Menschen ein klein wenig anspruchsvoller waren als die Elfen, doch Nicolas meisterte alles sehr gut und Lisa war stolz auf ihn.

Doch nun kam auch die Zeit, in der er nervös und hektisch wurde. Lisa versuchte ihm allen Stress vom Hals zu halten. Sie fand, dass dies schließlich ihre Aufgabe war, auch wenn sie "nur" die Freundin von Santa und nicht die Frau war. Denn irgendwie schien sich Nicolas nicht dafür entscheiden zu können, Lisa zu heiraten, obwohl es bei Familie Clause in der Hinsicht jeder meinte, sehr schnell die Frau zu Mrs. Clause zu machen.

Er war schnell gewesen, dass sie ein Paar wurden, aber wahrscheinlich reichte ihm das was sie jetzt hatten. Und Lisa akzeptierte es. So wie sie auch die letzten Wochen akzeptiert hatte, in der er oft bei seinen Eltern war und sie zurückließ, weil sie ja schließlich arbeitete. Manchmal klang gerade dieser Satz wie ein Vorwurf von ihm. Im Gegensatz zu letztem Jahr, war er beschäftigter und ließ sie eben sehr oft alleine. Sie konnte nichts dafür, dass sie arbeiten musste und auch wollte. Irgendwie musste sie sich beschäftigen.

"Bist du sicher, dass du nicht mit willst, meine Süße? Du siehst in der letzten Zeit wirklich abgekämpft aus. Und du scheinst immer müde zu sein."

Er schloss die Tasche und nahm sie dann in seine Arme.

Lisa schüttelte lächelnd den Kopf und küsste ihn dann auf die Wange, die mittlerweile wieder von einem Bart überwuchert wurde. Sie würde es nie offen zugeben, aber sie liebte Nicolas Bart. Nur schade, dass er ihn nur zur Weihnachtszeit wachsen ließ und dann eben auch nur, wenn er die Geschenke verteilte. Ansonsten hatte er zu große Angst, dass er diesen weißen Vollbart bekam, was sein Vater immer lachend abtat.

Doch jetzt ließ er sich den Bart stehen und Lisa hätte am liebsten stundenlang ihre Hand darin vergraben.

"Ich kann noch nicht, Liebling. Da ich erst ab Heilig Abend Urlaub habe, muss ich die Tage noch aushalten. Außerdem muss ich meinen neuen Kollegen noch einweisen. Er ist zwar sehr gut, aber er kennt sich noch nicht in allen Bereichen aus und er war so nett, dass er die Weihnachtszeit freiwillig übernimmt. Da muss ich ihn vorher schon unter die Arme greifen."

Nicolas hob fragend eine Augenbraue.

"Eine männliche Krankenschwester? Das hast du mir gar nicht erzählt."

Sie lächelte und biss sich auf die Zunge, dass sie Nicolas nicht anmeckerte. Natürlich hatte sie ihm von Rob erzählt. Aber wie so oft hatte Nicolas ihr nicht zugehört oder er hatte es vergessen. Er hatte eben andere Dinge im Kopf.

Das war seine Standardausrede, wenn er Lisa nicht zuhörte. Sie wusste allerdings, dass Nicolas ihren Beruf einfach nicht interessant genug befand und es außerdem nicht verstand, warum sie immer so erschöpft nach Hause kam, obwohl er für beide sorgen könnte. Er verstand nicht, dass auch sie eine Aufgabe brauchte.

Sie lächelte ihn an und berichtigte ihn nicht.

Wie immer.

"Das macht nichts, Liebling. Du hast das Geschäft im Kopf und das ist nun mal wichtiger."

Er schnaubte leise.

"Nichts ist mir so wichtig wie du es bist."

Ihr Herz machte einen kleinen Sprung und beinahe hätte sie ihm auch geglaubt, wenn er nicht sie nur flüchtig auf die Stirn geküsst und dann seine Tasche geschnappt hätte.

"Ich muss mich beeilen, meine Süße. Am Heiligen Abend sind wir beide wieder zusammen am Geschenke verteilen."

Sie nickte und ihr Lächeln war sehr gezwungen, doch Nicolas merkte das nicht, denn er war schon aus dem Schlafzimmer heraus gelaufen.

"Denke aber bitte daran, meine Eltern und Brandon durch das Portal mit zu nehmen. Sie wollen wieder helfen und freuen sich schon auf die Elfen und die Feiern am Abend."

Nicolas seufzte, dann drehte er sich wieder zu ihr um und küsse sie.

"Wenn ich dich nicht hätte, Lisa! Ich rufe sie am besten an und sage ihnen, dass sie sich fertig machen sollen."

Lisa nickte und ließ ihn zum Telefon gehen.

Während er mit Brandon sprach, trommelte er nervös auf den kleinen Tisch vor ihm herum. Lisa kannte das schon. Es ging ihm alles nicht schnell genug. Dabei wusste sie von seinem Vater, dass alles genau nach Plan lief und Nicolas sich unnötig Sorgen machte.

Am Nordpol war alles in Ordnung.

Wo es wirklich Probleme gab, das erkannte Nicolas nicht.

Wie nannte man es es schön? Er war betriebsblind geworden, nur eben in seinem privaten Bereich.

Nachdem er aufgelegt hatte, nahm er wieder seine Tasche und schaute noch einmal zu Lisa.

"Nach Weihnachten gönnen wir uns ein paar Tage Urlaub, Liebes. Was hältst du von den Bahamas?"

Sie nickte, obwohl sie jetzt schon wusste, dass es diese paar Tage nicht geben würde. Er hatte es auch letztes Weihnachten vorgeschlagen und es danach einfach vergessen.

Ich muss dringend die neue Produktion einleiten, Liebling!

Im Gegensatz zum Nordpol geht die Arbeit hier weiter!

Ich tue das für uns!

Solche Sätze hörte sie schon lange und sie verstand ihn ja auch in gewisser Weise. Doch sie beschlich auch das Gefühl, dass sie Nicolas verlor. Der aufmerksame Mann, der alles für sie getan hätte, war einem Geschäftsmann gewichen, der nur an das nächste Weihnachten dachte.

Doch sie würde nichts sagen, denn sie liebte Nicolas und sie wusste, dass auch er sie liebte. Irgendwie eben. Wenn er gerade nichts anderes zu tun hatte.

"Kannst du wirklich nicht jetzt schon frei machen? Ich denke, unsere Mütter könnten dich aufpäppeln. Du bist wirklich sehr blass."

Sie lächelte.

"Auch ich habe Stress. Wenn ich frei habe, werde ich mich ausruhen und du dich auch. Einverstanden?"

Er nickte und gerade, als er sie küssen wollte, vibrierte ihr Handy, was Nicolas genervt aufseufzen ließ.

"Das Krankenhaus. Wie immer!", knurrte er.

Lisa sah ihn so freundlich an, wie es ihr im Moment möglich war.

Er tat gerade so, als ob er nicht jeden Tag angerufen werden würde. Selbst mitten in der Nacht vibrierte sein Handy und auch wenn Nicolas aus dem Schlafzimmer ging, war sie wach.

Es war ungerecht, dass er gerade ihr Vorwürfe machte.

"Vielleicht ist es ein Notfall."

Er schnaubte unwirsch und packte seine Tasche.

"Ich gehe jetzt, Lisa. Die Notfälle kenne ich. Du wirst in die Klinik eilen und für Stunden weg bleiben."

Sie schloss einen Moment die Augen und zählte bis zehn.

Sollte das jetzt immer so ablaufen? Würde er ihr vor Weihnachten immer Vorwürfe machen?

Sie nahm seine freie Hand und schmiegte ihre Wange daran.

"Ich begleite dich noch und gehe erst ans Handy, wenn du weg bist. Einverstanden?"

Er zog sie an sich.

"Es tut mir leid, Lisa. Ich war wohl ungerecht."

Sie lächelte ihn an.

Dieses Mal war die Entschuldigung echt.

"Nun ja, Santa. Dafür erwarte ich ein besonders tolles Geschenk von dir!"

Er grinste sie an.

"Ich habe da schon etwas ganz Bestimmtes im Kopf."




Nicolas winkte Lisa noch einmal zu, bevor er sich in Richtung des Portals aufmachte, dass er und sein Dad im Keller seines Hauses erstellt hatten, um unnötige Wege zu vermeiden.

Er wusste nicht genau, was zur Zeit mit Lisa los war.

Sie war launisch und immer müde.

Das konnte nicht nur an ihrem Dienst liegen.

Er nahm sich vor, nach Weihnachten mit ihr zu reden. Gerade jetzt konnte er es nicht gebrauchen, dass er sich noch Sorgen um Lisa machen musste.

Er wischte sich fahrig durch das Haar.

Nun ja, es war schon einige Zeit nicht mehr die das harmonische Beisammensein, dass am Anfang noch zwischen ihnen geherrscht hatte.

Der letzte Sex war auch schon eine Weile her.

Nun gut, da war er auch nicht ganz unschuldig. Bis er von der Fabrik kam, schlief Lisa meist schon und er wollte sie nicht wecken.

Er knurrte leise.

Dieser neue Kollege von Lisa passte ihm auch nicht besonders und er befürchtete schon, dass sich Lisa heimlich in diesen Rob verliebt hatte. Er log, wenn er behauptete, er wüsste ncihts von der männlichen Krankenschwester.

Er wusste es genau und der Kerl passte Nicolas nicht.

Er hatte Lisas Kollegen einmal von Weitem gesehen. Rob war ein ganz anderer Typ als er.

Er hatte überall Tätowierungen und langes Haar, dass er im Dienst immer zu einem seltsamen Knoten hoch steckte. Er hatte Ohrringe und sein Körper war muskelbepackt.

Er trug auch einen Bart und Lisa bat Nicolas immer wieder, dass auch er sich wieder einen Bart stehen ließ.

Nicolas schluckte hart, während er durch das Portal lief.

Er verlor Lisa.

Das spürte er.

"Nur noch dieses Weihnachten. Ich werde alles in Ordnung bringen, aber lasst mir noch dieses Weihnachten.", bat er.

Er hatte keine Ahnung, wen er da bat, aber es war ihm Ernst. Er wollte Lisa nicht verlieren. Und das würde er, wenn es so weiterging.

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