Kapitel 3

"Sie schläft nun schon ziemlich lange, findest du nicht?"

Die sanfte, aber tiefe Stimme drang zu ihr, aber Lisa weigerte sich, ihre Augen zu öffnen.

"Lisa ist erschöpft, Nicolas. Und du hast ihr nicht gerade sanft erklärt, was du von ihr willst. Ehrlich! Was hast du dir denn dabei gedacht, ihr an den Kopf zu knallen, dass du Santa bist und sie dich zu begleiten hat?"

Er knurrte leise.

"Ich bin nur dieses eine Jahr Santa. Und ich werde mich bestimmt nicht verwandeln wie Dad es jedes Jahr macht. Wehe, ich bekomme einen fetten Bauch und einen weißen Vollbart."

Die weibliche Stimme kicherte.

"Nein! Das würde dir auch nicht stehen, Nicolas. Und ich denke, es ist auch nicht notwendig. Nick hat ja schon alles vorbereitet. Du brauchst im Prinzip nur die Geschenke einwerfen.", erklärte die weibliche Stimme.

"Und wozu brauche ich da Lisa?"

Einen Moment war es still, dann hörte Lisa ihre eigene Stimme.

"Ganz ehrlich, Santa! Ich war dieses Jahr doch wirklich artig! Kannst du nicht irgendwie was drehen, dass ich nur einmal Spaß an Weihnachten habe? Ich weiß, es klingt selbstsüchtig, aber ich will, dass sich jemand auch mal um mich kümmert und nicht immer umgekehrt. Und ich will einfach nicht alleine sein."

Eine Weile herrschte Ruhe, dann räusperte sich Nicolas.

"Warum ist sie immer alleine? Sie ist doch so ein nettes Mädchen! Verdammte Scheiße, woher weiß ich das?"

Die Frau oder das Mädchen kicherte. Lisa konnte wirklich nicht mit Sicherheit sagen, was da bei ihr war.

"Die Gabe, Nicolas. Jetzt weißt du, mit was sich Nick das ganze Jahr über beschäftigt."

Er seufzte.

"Das ist ja schrecklich."

Lisa öffnete die Augen und starrte gegen eine Wand. Sie war bestimmt nicht mehr zu Hause, denn sie war bestimmt nicht so dem Dekowahn befallen, dass sie eine Tapete mit Lebkuchenmännern an die Wand klatschen würde. Außerdem roch es hier so angenehm nach Weihnachten. Da würde sie nie so hinbekommen. Zimt, Nelken, Orange und Tannenzweige.

Wow, da hatte sich einer wirklich viel Mühe gegeben.

Vorsichtig richtete sie sich auf und spürte sofort eine starke Hand, die sie stützte.

"Vorsicht, Lisa. Du hast dir ziemlich böse den Kopf angehauen!"

Sie starrte Nicolas an.

"Das glaube ich auch. Wo bin ich?"

Er hatte wenigstens den Anstand zerknirscht zu schauen.

"Ich habe dir doch gesagt, dass ich wieder zum Nordpol muss."

Sie schnappte nach Luft.

"Du hast mich entführt! An den Nordpol!"

Sie pumpte Luft in ihre Lungen und spürte, wie sie so langsam hyperventilierte.

Nicolas hob seine hohle Hand auf ihre Nase.

"Langsam, Lisa. Beruhige dich doch. Versuche normal zu atmen. So schlimm ist es am Nordpol nicht. Du wirst sehen, dass man hier auch Spaß haben kann."

Lisa starrte ihn an.

Wollte er sie auf den Arm nehmen?

Hinter ihr hörte man ein leises Schnauben.

"Ach deswegen bist du nach Los Angeles abgehauen, sobald du konntest! Weil man hier so viel Spaß hat?"

Er verzog böse das Gesicht.

"Ach, halt die Klappe, Emmi. Das tut nichts zur Sache."

Lisa drehte ihren Kopf und sah ein kleines Mädchen, dass eine dampfende Tasse in den Händen hielt. Mehrmals blinzelnd vergewisserte sie sich, dass sie nicht träumte. Das war doch kein Mädchen. Oder doch?

Fassungslos schaute sie zu Nicolas.

"Ist das..."

Er nickte.

"Emii ist eine Weihnachtselfe. Richtig!...Moment! Nein, du fällst mir nicht mehr in Ohnmacht. Hoch mit dir!"

Er packte sie unter den Armen, als sie gerade wieder die Augen schließen wollte und hob sie vom Bett hoch.

"Du wirst jetzt etwas von der heißen Schokolade trinken und dann werden wir einen Spaziergang machen."

Lisa schnaubte, nahm aber der Elfe doch die Tasse ab und trank einen Schluck.

Genüsslich leckte sie sich über die Lippen.

"Das ist wirklich lecker."

Emmi strahlte Lisa an.

"Danke schön! Möchtest du noch Kekse haben?"

Lisa schüttelte lachend den Kopf.

"Ich denke nicht, aber danke schön."

Nicolas lächelte endlich auch und reichte ihr seinen Arm.

"Dann lass uns mal an die frische Luft gehen."

Lisa blieb einen Moment stehen.

"Aber was ist mir Eddy?"

Er tätschelte ihre Hand, als ob sie eine senile alte Frau wäre. Das gefiel ihr gar nicht.

"Eddy geht es gut. Emmi passt auf ihn auf."

Emmi nickte begeistert.

"Oh ja. Ich liebe mollige Katzen. Er wird es sehr gut bei mir haben!"

Das glaubte Lisa sofort. Nicolas reichte ihr einen Mantel und setzte ihr eine Mütze auf.

"Es ist wirklich kalt, Lisa. Es ist besser..."

Sie starrte ihn an.

So fürsorglich war schon lange niemand mehr zu ihr gewesen. Aber sie hatte ja ihren eigenen Weihnachtswunsch gehört. Wahrscheinlich hielt er sich einfach nur daran.

Er öffnet die Tür und trat mit ihr nach draußen. Kaum hatte er die Tür geschlossen, stellte er sich vor sie und breitete seine Arme aus.

"Das ist also das Reich meines Dads."

Er zeigte auf ein fabrikähnliches Gebäude.

"Wie du dir denken kannst, stellt er dort Spielsachen her. Im Moment ist da Hochbetrieb, deswegen lassen wir die Elfen lieber in Ruhe. Du willst keine Weihnachtselfe verärgern, glaube mir."

Sie sah ihn erstaunt an.

"Sprichst du aus Erfahrung?"

Er nickte und wirkte einen Moment zerknirscht.

"Ich dachte, es wäre eine gute Idee, wenn ich das Band etwas schneller einstellen würde. Ich habe keine Ahnung, wer wütender war. Dad oder die Elfen!"

Nachdenklich schaute er in den klaren Himmel.

"Die Elfen. Dad ist eigentlich so gut wie nie wütend."

Lisa zuckte mit den Schultern.

"Er ist der Weihnachtsmann."

Nicolas hob einen Finger.

"Das heißt nicht, dass er nicht auch wütend sein kann. Gleichgültigkeit kotzt ihn an. Vernachlässigung würde er am liebsten mit den Fäusten austreiben und Misshandlungen, egal welcher Art, hasst er. Wir können froh um Mum sein. Sie beruhigt ihn immer wieder. Sie verbietet ihm sogar, während der Weihnachtszeit Nachrichten zuschauen. Einmal hat sie es nicht getan und es lag sehr viel Kohle unter den Weihnachtsbäumen."

Lisa kicherte.

Nicolas erzählte ihr das so lebhaft, dass sie ihm beinahe glaubte. Aber alles sprach irgendwie auch dagegen. Sie liefen durch eine kleine Stadt. Sie hatte noch nie von einer kleinen Stadt am Nordpol gehört.

Er war ein Lügner. Zwar ein charmanter Lügner, aber eben ein Lügner.

Er seufzte, als er ihren Blick bemerkte.

"Du glaubst mir immer noch nicht."

Sie schüttelte lächelnd den Kopf.

"Nein. Aber das macht nichts. Auch wenn ich von dir entführt wurde, gefällt es mir ganz gut. Ich habe leckere Schokolade bekommen, mein Kater ist hier und ich höre dir gerne zu. es ist also eine sehr angenehme Entführung."

Er lachte und legte ihr einen Arm um die Schulter.

"Ich denke, ich weiß. wie ich dich überzeugen kann. Komm mit! Das wird dir noch mehr gefallen."

Er nahm ihre Hand und zog sie mit sich.

Vor einem weiteren Gebäude hielten sie an. Sie traten ein und sofort wurde es Lisa warm. Nicolas half ihr aus dem Mantel und zog seinen ebenfalls aus.

Man hörte ein leises Schnauben.

"Ich bin es, Comet. Und ich habe Lisa mitgebracht. Ist es okay, wenn wir reinkommen?"

Lisa starrte ihn an und zeigte auf das offene Tor.

"Da...da...du meinst, da sind die Rentiere? Comet? Donner? Blitzen?"

Er lachte.

"Ja. Und Dasher, Dancer, Prancer, Vixen, Cupid und natürlich nicht zu vergessen Rudolph. Sie ruhen sich aus vor der großen Nacht. Aber Comet hat gerade gesagt, er würde dich gerne kennen lernen."

Sie sah ihn an.

"Ich habe nur ein Schnauben gehört."

Nicolas nahm ihre Hand und führte sie in den Stall der Rentiere.

"Das klingt manchmal wirklich unhöflich, aber mit dem Schnauben unterhalten sie sich."

Er führte sie zu einer Box, ließ sie dann los und streichelte das Rentier, dass neugierig seinen Kopf hervor streckte.

"Dad mag Donner sehr gerne, aber Comet und ich sind alte Kumpels. Er hat mich früher immer auf sich reiten lassen."

Er strich den Rentier über die Schnauze und legte seine Stirn auf den Kopf des Tieres.

"Dieses Mal bin ich am Zug. Meinst du, wir schaffen das? Bei euch habe ich keine Zweifel, aber ich...ich habe keine Ahnung, was sich Dad dabei dachte."

Comet schnaubte wieder leise und Nicolas lächelte.

"Dein Vertrauen hätte ich gerne! Aber nun lasse ich euch in Ruhe.Ich zeige Lisa den Schlitten. Meinst du, das beeindruckt sie?"

Lisa kicherte leise.

"Lass es uns herausfinden."



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So.Morgen geht es weiter! Mehr habe ich noch nicht!

Wie gesagt, das war wieder ein sehr kurzfristiger Einfall!

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