1. WTF, wo bin ich?!

Sam

Das Erste, was ich spürte, waren die beschissenen Kopfschmerzen, die ich in letzter Zeit so gut wie immer hatte. Das war nichts Neues.
Ich war schon fast wieder am Wegdämmern, als ich noch etwas wahrnahm. Das war eindeutig nicht mein Bett, noch überhaupt irgendeines.
Ich spürte etwas Raueres. Gras? War ich irgendwo im Graben gelandet oder was?
Oh Fuck, diese Kopfschmerzen erreichten echt ein neues Level. Stöhnend versuchte ich, meine Augen mit all meiner verbliebenen Kraft aufzuschlagen, was mir aber erst nach mehreren Versuchen gelang.
Okay..., es war eindeutig später Vormittag oder Mittag. Ich lag in einem Wald. In einem Flecken Gras.
Wie war ich bitte hier hergekommen?! Der Club hatte mitten in der Stadt gelegen, weit und breit kein Wald! Was war passiert?
Ich versuchte mehr über meine jetzige Situation in Erfahrung zu bringen und drehte den Kopf nach rechts.
Etwas stimmte hier eindeutig nicht. Es sah aus wie im Frühling, alles blühte und die Blätter waren noch von einem kräftigen, fast schon stechenden Grün.
Wie war das möglich?! Letzte Nacht war es noch Herbst!
Blinzelnd sah ich in die von Sonne durchfluteten Baumkronen. Die Blätter tänzelten im Wind und hinterließen zuckende Schatten am Waldboden.
Merkwürdig, so einen Baum hatte ich noch nie gesehen. Er sah wirklich seltsam aus. Als hätte er Efeublätter, nur etwas heller, mit roten Punkten. Hatte der komische Baum eine Krankheit oder so?
Ich beschloss, mir später darüber Gedanken zu machen und drehte meinen Kopf nach links.
"Woah, scheiße!", zuckte ich zurück.
Ich blickte direkt in eine Pfeilspitze, die zu einem Bogen führte, der wiederum von einem Mädchen gespannt wurde. Das hatte ich echt nicht erwartet. Sie sah hübsch aus, unnahbar und kühl - und sie hatte spitze Ohren!
Es loderte ein so abgrundtiefes Misstrauen in ihren Augen, dass ich echt Schiss bekam, nicht zuletzt wegen des spitzen Pfeils, der auf mich gerichtet war.
Die Eiskönigin fragte leise und bedrohlich: "Wer bist du und was willst du hier? Das Alte Volk hat nichts in den südlichen Landen verloren! Wir mischen uns nicht in eure Belange ein! Bist du ein Spion oder ein Ausgestoßener? Wir nehmen euch nicht auf, warum begreift ihr es nicht? Geh, du bist hier nicht willkommen!"
Ich war völlig verwirrt. Altes Volk? Südliche Lande? SPITZE OHREN?!
"Ok, ich weiß nicht, wo ich bin. Ich weiß nicht mal, WIE ich hierher gekommen bin!"
"Du befindest dich in den südlichen Landen, im Reich von König Iromil und Königin Taíra. Vielleicht bist du ein Spion des Herrn von Arenn! Ich werde dich zu meinem Vater bringen. Er wird wissen, was mit dir zu tun ist."
"Warte, warte, warte! Ich komm nicht ganz mit! Was ist hier los? Ich verstehe nur Bahnhof! Verarscht mich hier jemand? Träume ich?"
"Du verstehst nur ... was? Bahnhof? Was ist das? Du redest wirr, hast dir bestimmt den Kopf angeschlagen."
Sie pfiff einmal in einer Tonhöhe, die ebenfalls, wie so vieles hier, nicht normal war. Daraufhin vibrierten die Äste über uns wie unter starkem Wind. Was war das?
Als etwas Großes durch die Baumkronen brach, erschrak ich fast zu Tode!
Das Ding da sah aus, wie ein Drache! Nur etwas zu klein für das, was ich mir unter den Fabelwesen immer vorgestellt hatte.
Oh Gott, das Vieh würde uns trotzdem noch fressen können, groß genug dafür war es allemal!
In einem Anflug von Heldenmut stand ich rasch aus meiner immer noch liegenden Position auf und wollte mich vor das komische Mädchen stellen.
Wäre mir nicht schwarz vor Augen geworden, hätte ich es vielleicht geschafft.
Blöd nur, dass ich einen Kater hatte und dazu noch schöne Rückenschmerzen vom meinem Gras-Bett. Ein toller Held war ich.
Kurz verlor ich das Bewusstsein und als ich wieder aufwachte, kniete die Fremde schon wieder über mir. Mann, das nervte!
Moment mal... Müssten wir nicht schon gefressen worden sein?
Nein, der Drache saß ganz friedlich neben Spitzöhrchen und musterte mich aus vorsichtigen, weisen Augen.
Ich hatte immer noch Angst und kroch langsam rückwärts. Bloß nicht zu schnell bewegen und das Vieh nicht erschrecken.
Plötzlich fing die Fremde an, herzhaft und laut zu lachen. Als ich sie daraufhin ansah, als sei sie vollkommen irre, lachte sie nur noch mehr.
Nach gefühlten Ewigkeiten kriegte sie sich wieder ein und sagte immer noch leise kichernd: "Keine Sorge, Frámil wird dir nichts tun! Er ist doch bloß ein Nidhorr, völlig harmlos für Lebewesen unserer Größe. Außerdem ist er zahm und wird uns nach Hause bringen."
"Ein was?!"
Ihr Lächeln schwand. "Es kann nicht sein, dass du noch nie einen Nidhorr gesehen hast! Sie helfen uns fast überall! Wir können sie reiten, aber sie transportieren auch Lasten für uns. Sag mir nun, woher du kommst! Es gibt in dieser Welt sicher keinen Flecken Erde, auf dem es jemanden gibt, der nicht mit Nidhorrs aufwuchs!"
Ich glaubte jeden Moment, dass mein Kopf explodieren würde. Ich musste doch träumen!
Verunsichert brabbelte ich: "Sam ... ich heiße Sam und ich komme aus Hamburg. Wer bist du?"
"Mein Name ist Irin.", meinte sie stolz. "Da du keine Waffen bei dir trägst, bist du meines Erachtens nicht allzu gefährlich und auch ziemlich dumm. Des Nachts sollte man in diesen Walden besser auf der Hut sein. Besonders so allein, wie du es bist. Außerdem ist es fast schon beleidigend, als einer des Alten Volkes gänzlich wehrlos in das Reich der Alben vorzudringen."
Mann, war die eine hochnäsige Zicke...

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