Wenn Baumhäuser lieben I - Erinnerungen
Geschichte in drei Teilen
Der Geruch von brennendem Holz stieg bis in die Äste der alten Buche hinter dem Haus.
Die Menschen unterhielten sich, lachten und trugen Teller und Getränke zur Grillstelle nach draußen.
Kinder tobten herum, lärmten und füllten diesen Spätsommernachmittag mit Unbekümmertheit.
Seine hellgrüne Farbe war frisch und hatte noch nicht unter Regen und Winter gelitten. Die Sonne erreichte es ohnehin nur spärlich und würde ihm noch einige Zeit nichts anhaben können.
Am Morgen milderten die Zweige ihre hitzigen Strahlen und gegen Nachmittag fiel der Schatten des hohen Berges über den Garten.
Das Baumhaus knarrte träge und genoß die Berührungen der Blätter, die der Wind sanft gegen sein Holz streichelte.
Es war ein einfaches Haus; aus unprätentiösen Fichtenbrettern und verzinkten Eisennägeln zusammengefügt und mit einem leicht schrägen Dach ausgestattet, das mit Bitumen-Pappe belegt worden war.
Man hatte es für die Kinder der Familie, der das Wohnhaus, der Garten und auch die Buche darin gehörten, gebaut.
Für eine kurze Zeit würde es schön sein und seine Farben leuchten. Aber es gehörte zu jenen Baumhäusern, die nach einer kurzen Blüte schnell zu verwittern begannen.
Seine Bretter würden sich verziehen, die Farbe würde ausbleichen und es früh grau werden lassen und der Rost der Nägel würde braune Altersflecken auf sein Holz malen.
Aber das waren für das Haus ferne Visionen, die es nur durch den Nebel der zukünftigen Jahreszeiten erahnen konnte und an die es lieber nicht dachte.
Jetzt war es schön und jung und sorglos. Nichts wackelte, nichts knirschte.
Das einzig bemerkenswerte an ihm war seine Konstruktion. Vom Boden führte eine naturbelassene Treppe aus dem gleichen Holz, aus dem auch es selbst gebaut war, zu einer schmalen Plattform hinauf. Von dort gelangten die Kinder über eine zweite, kürzere Treppe durch seinen Boden ins Innere. Eine Tür gab es nicht, aber einige ganz gerade Fenster in seinen Seiten, durch die bei Tag manchmal Insekten herein geschwirrt kamen und durch die bei Nacht seine Bodenbretter hinauf zu den Sternen sehen konnten.
Das Baumhaus döste in der Nachmittagssonne davon. Es träumte von der Zeit, als es gebaut worden war.
Seine Bestandteile waren im Garten unter der Buche aufgeschichtet gewesen. Raue Hölzer und Kisten mit dünneren und dickeren Nägeln und Schrauben.
Das war auch der Tag, an dem das Haus den Baum zum ersten mal erblickt hatte.
Sein Stamm ragte mächtig aus dem feuchten Boden. Kurze Grasstoppeln bedeckten seine Wurzeln und seine Rinde wand sich wie Adern um ihn. Das Licht, das durch die langen Äste fiel, und über den hoch aufgeschossenen Schaft zu tropfen schien, ließ es wirken, als würden die Knoten und Linien des Holzes pulsieren.
Weiter oben spreizte dieses starke Geschöpf sein hartes Holz in alle Richtungen und würde das Haus mit Leichtigkeit aufnehmen können.
So begann es.
Die Plattform wurde gebaut und schmiegte sich eng an eine etwas breitere Stelle des Stammes.
Sie war, wie auch das Baumhaus später, mit langen, glatten Garnierschrauben, die erbarmungslos durch die Rinde getrieben und jetzt im weichen, feuchten Fasernbett zur Ruhe gekommen waren, befestigt.
Der Bohrer hatte einen hohen Ton hervor gepresst, als er in das lebendige Holz eingedrungen war, um den Weg für die noch breiteren Schrauben zu dehnen.
Schließlich hob man das Haus Brett für Brett nach oben und fügte alles zusammen.
Es hatte hin und wieder ein kleines Ächzen hervorgebracht, wenn die Nägel immer tiefer in seine Bretter gehämmert worden waren.
Dabei wurde es von den Zweigen leicht berührt. Sie hatten seine hintere Wand liebkost und waren über seine Öffnungen gestrichen, bis sich sein Holz ganz rau anfühlte.
Zu Beginn hatten sich schwere Äste heftig gegen sein Bitumendach gelehnt, waren dann aber gepackt und zurückgerissen worden.
Sie waren so angespannt gewesen, daß ein heißeres Knistern aus ihrem Inneren gedrungen war.
Die kraftvolle Auflehnung gegen den Zug steigerte sich immer weiter, bis sie sich schließlich in einem lauten Krachen entlud, über das weder die Buche, noch das Haus, eine Kontrolle hatten.
Danach ruhten beide, aneinander geheftet und ließen ihre erste Begegnung einsinken und sich festigen.
Die Reste des Baums wurden später beiseite geräumt und von diesem Tag an, waren sie immer zusammen gewesen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top