ROT (unkorrigiert, von ca. 2019)
(Morgan Laboratories -> Side story, die vor dem erstellen einer Timeline geschrieben wurde)
Auf einmal war alles rot. Seine Hände, die Wand, der Boden und der einst weisse Kittel, der sich wegen des Durchzugs leicht bewegte. Woher kam diese rote Farbe? War es Blut? Er wusste es nicht, aber als er sich umdrehte, öffnete sich sein Mund in einem plötzlichen Schub der Energie. Die schwere Metalltür, die ihn hier festgehalten hatte, war offen. Der junge Mann konnte sie förmlich spüren, die Freiheit, die ihm ins Gesicht lachte, ihn zu sich rief und ihm erzählte, wie schön sie war. Es dauerte erst einen Moment lang, dann bewegten sich seine Füsse von alleine,erst langsam, dann immer schneller, bis er die Tür passierte und sich auf dem Flur wiederfand. Sofort sah er nach Links und Rechts, unsicher, in welche Richtung er gehen sollte, aber er entschied sich schlussendlich einfach für links, den weissen- nein, jetzt roten- Raum hinter sich lassend. Schnell, so schnell wie noch nie trugen seine nackten Füsse ihn weiter, immer auf dem Weg zu absoluten Freiheit. Er freute sich, sein Herz schlug schneller als vor einer dieser Impfungen mit den grossen Spritzen und das Atmen wurde schwerer. Dennoch rannte er weiter, machte ab und an sogar Sprünge der Freude und Aufregung. Es fühlte sich so gut an, durch diese Gänge zu rennen, sich dem Ausgang nähernd und rufend nach der Freiheit, die ihn erwartete, bis auf einmal ein Spiegel seinen Weg versperrte. Abrupt blieb er stehen. Da, wieder dieses dunkle Rot, was er bereits in seiner Zelle gesehen hatte und welches noch immer seine blassen, schlanken Hände bedeckte. Jetzt war sie auch in seinem Gesicht, diese Farbe, die in ihm ein eigenartiges Gefühl auslöste. Verwirrung, Furcht und eine gewisse...Beruhigung. Die Farbe war in seinem ganzen Gesicht verteilt, auf den Wangen in ganzen Flächen, auf der Stirn in kleinen Spritzern. Langsam bewegten sich die braunen Augen des jungen Mannes, begannen, sein eigenes Gesicht in dieser Reflektion zu mustern. Langsam hoben sich seine rauen Hände, strichen ihm die Haare aus dem Gesicht und entblössten ein Auge auf seiner rot besprenkelten Stirn. Er hatte es noch nie gesehen, dieses dritte Auge und Tor zu einer Welt aus Visionen der Zukunft. Es war ein wunderschönes Auge, hatte eine leuchtende Iris, die ein dunkles Violett zeigte. Und rot. Da war sie wieder, diese Farbe, die er so wunderschön und zugleich furchteinflössend fand. Nach einigen Minuten drehte er sich langsam nach Rechts. Da war ein weiterer Flur. Sofort begann sein Herz wieder schnell zu schlagen und er beeilte sich, schnell loslaufend und erneut der Freiheit entgegen rennend. Der zuvor so hell und weiss erleuchtete Flur verlor nach und nach sein Licht, aber seine Beine bewegten sich weiter, trugen ihn unwissend in die vor ihm lauernde Dunkelheit. Sie stoppten erst, als seine Augen absolut blind waren. Nun stand er. Er stand da, in einem komplett dunklen Flur und langsam fühlte es sich so an, als drehe sich alles. Nein, er konnte sich jetzt nicht ablenken lassen oder Angst haben, musste weiter in Richtung der Freiheit! Schnell lief er weiter, blind aber geführt von seinem Gefühl. Und dann war es weg. Alles. Er spürte keinen Boden, keine Bewegung mehr, nichts. Und dann war alles wieder rot. Er war zurück in der zuvor weissen Zelle, die von roter Farbe beschmutzt war und starrte seine Hände an. Sofort hob er den Kopf, sah zur Tür. Sie war geschlossen. Und dann erinnerte er sich. Heute war niemand gekommen, um ihm seine Medikamente zu geben.
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