9. Ein Wochenende in Spandau (Teil 2/2)

Am nächsten Morgen wurde ich durch den gleißenden Sonnenschein, welcher durch die großen Fenster fiel, geweckt. Tatsächlich fühlte ich mich sehr ausgeschlafen, es ist schon sehr lange her, dass ich so ruhig geschlafen habe. Ich fischte mein Handy vom Nachtschrank, um auf die Uhr zu schauen. Es war viertel nach 9. In etwas mehr als einer Stunde waren wir mit Papas Freundin zum Frühstück verabredet. Ich hatte also noch ein bisschen Zeit, bevor ich mich blicken lassen konnte und beschloss, meine Nachrichten zu checken und etwas Zeit auf Social Media totzuschlagen. Es muss wohl etwas viel Zeit vergangen sein, denn ich schreckte durch das Klopfen an der Tür hoch. Die Stimme meines Vaters drang durch das Holz. „Max? Bist du schon wach?", fragte er. „Ja!", rief ich zurück, rollte mich aus dem Bett und öffnete die Zimmertür. Mein Vater stand bereits fertig angezogen und gestyled da. „Na dann, mach dich mal so langsam frisch, wir sollten in gut 15 Minuten los.", kommentierte er und ging zurück ins Wohnzimmer. Ich ging zurück ins Zimmer, schloss die Tür und suchte mir etwas zum Anziehen raus. Mit neuen Klamotten auf dem Arm ging ich ins Badezimmer, putzte mir die Zähne, wusch mich kurz und zog mich an. Fertig angezogen ging ich ins Wohnzimmer, wo mein Vater bereits auf mich wartete. Er sah auf, nickte mir zu und so machten wir uns auf den Weg zum Café, um zu frühstücken. Nach einem kurzen Fußmarsch kamen wir an und warteten vorm Eingang. „Ah, da kommt sie schon.", sagte mein Vater nach kurzer Zeit und blickte nach rechts. Mein Blick wanderte in seine Richtung und ich sah eine Frau mit langen dunkelblonden Haaren. Sie trug einen rosafarbenen Pullover, eine petrolfarbene Stoffhose und weiße Sneaker. Er ging ihr ein Stück entgegen und beide begrüßten sich mit einer kurzen Umarmung und einem Kuss auf die Wange. Beide kamen wieder auf mich zurück, sie mit einem breiten Lächeln. „Du musst Max sein", sagte sie fröhlich. Ich nickte ihr zur Begrüßung zu. Was ein Start. „Ich habe schon viel von dir gehört. Ich bin Jessica.", fuhr sie fort und lächelte dabei weiterhin. Ich lächelte freundlich zurück und antwortete: „Hallo Jessica. Freut mich dich kennenzulernen." Nach der Begrüßungsarie begaben wir uns in den Laden, der sehr gemütlich wirkte. Wir fanden einen Tisch für drei, setzten uns hin und warfen einen Blick in die Karte. Ich war sehr froh darüber, dass es nicht nur Sachen mit Fleisch, sondern auch vegetarische Optionen gab. Wir bestellten uns Frühstück und Kaffee. Während wir warteten, wollte sich Jessica mit uns unterhalten. „Und, wie war der erste Tag?" „Ganz gut soweit. Ist halt alles ungewohnt, nicht mehr hier zu wohnen und zu Besuch zu sein.", antwortete ich mit einem Schulterzucken. Es stimmt ja auch, es ist ungewohnt, in einer Stadt, die 17 Jahre lang meine Heimat war, nur noch Gast zu sein. Sie nickte leicht. „Verstehe ich. Ich bin ja auch nicht gebürtige Berlinerin, ich bin ja auch zugezogen. Auch wenn ich hier bereits seit einem Jahr hier wohne habe ich manchmal auch dieses beklemmende Gefühl.", erwiderte sie. Sie sprach mir aus der Seele. Ich lächelte als Antwort und wir unterhielten uns viel und lange. So konnte ich die neue Freundin meines Vaters besser kennenlernen und ich muss sagen, dass ich sie sympathisch finde.

Nach dem Frühstück gingen wir zu dritt wieder nach Hause und ich machte mich schnell frisch, da ich heute Nachmittag mit meinen Jungs verabredet war. Ich freute mich schon sehr drauf, die alle wiederzusehen. Wir kennen uns schon seit der Grundschule und wir sind ungefähr seitdem auch befreundet. Jedenfalls zog ich mich um, putzte mir kurz die Zähne und war gerade auf dem Sprung zur U-Bahn, als ich kurz noch mal innehielt, um mich von meinem Vater und Jessica zu verabschieden. Wir drückten uns kurz und ich nahm mir noch den Zweitschlüssel mit, da ich nicht wusste, wie lange ich heute unterwegs bin. Während ich auf die U-Bahn wartete, schaute ich kurz bei WhatsApp rein und sah, dass Dagi mir geschrieben hatte. Ich antwortete ihr kurz, da gerade die Bahn einfuhr. 

Nachdem ich die Nachricht abgeschickt hatte, stieg ich in die U7 ein und fuhr 20 Minuten, bis ich am Rathaus Spandau ausstieg und die Straße runter zum Kino ging. Bereits aus der Ferne erkannte ich die rötlichen Locken von Maxim. Auch er sah mich bereits aus der Ferne und sofort verbesserte sich meine Laune schlagartig. „SPANDAUER, WAS IST EUER HANDWERK?!", schrie er durch die belebte Straße. „AHU!", erwiderte ich mindestens genauso lautstark. Wir beide fingen sofort an zu lachen und fielen uns um den Hals. „Alter ich hab dich vermisst.", sagte er. „Ich dich auch, Mann!" Wir waren gerade aus der Umarmung raus, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte. „Und wo bleibt meine Umarmung?", raunte mir mein bester Freund ins Ohr. Ich drehte mich um und sah freudestrahlend in das ebenso freudestrahlende Gesicht von Christo. „Papo!", rief ich enthusiastisch und umarmte ihn mindestens genauso stürmisch wie Maxim. Ich war echt glücklich, die beiden wieder zu sehen, da Christo und Maxim die beiden Freunde sind, die ich am längsten kenne. „Lasst noch mal kurz zum Späti gehen, ne Cola trinken. Kalle und Niklas kommen auch dahin.", sagte Maxim. Wir machten uns auf den Weg und gingen um die Ecke zum Späti, um dort Kalle und Niklas zu treffen. Da wir noch ein bisschen Zeit hatten, bis wir ins Kino gingen, trafen wir uns dort, um noch mal eine Cola zu trinken. Wie auf Kommando standen Kalle und Niklas bereits am Späti. Ich freute mich sehr, die beiden wieder zu sehen, da ich diese Gruppe echt am meisten vermisse. Uns kann einfach nichts trennen, wir verstehen uns blind und unsere Chemie ist nicht zu zerstören. Wir gingen in den Späti, holten uns eine Cola und setzten uns schräg gegenüber vom Kiosk auf eine Bank. „Und, wie ist es so, wieder hier zu sein?", fragte Kalle. „Komisch. Ich bin halt in meiner Heimat zu Gast irgendwie.", antwortete ich. „Und wie ist der Nachbarbezirk so?", fragte Niklas. Ich lachte kurz. „Ganz ehrlich: Spandau auf die Eins.", erwiderte ich mit einem Lachen. Wie auf Kommando stießen wir mit unseren Flaschen an und riefen ein lautes „AHU!". Wir tranken unsere Cola und machten uns auf den Weg ins Kino, um uns „Bullet Train" anzuschauen. Der Film war ganz spannend und interessant. Nach dem Kino gingen wir Burger essen. Nachdem wir bestellt hatten, schaute ich kurz auf mein Handy und sah, dass Dagi geantwortet hatte. Ich beschloss also, kurz mal zu schauen, was sie geschrieben hatte.

Ich war gerade dabei, ihr zu antworten, als Christo auf mein Handy schaute und anfing zu kichern. „Naaaaa, wem schreibst du denn so heimlich? Etwa einem Mädchen?", fragte er frech und hörbar für alle am Tisch. Ich sah ihn etwas entnervt an, weil jetzt die ganze Aufmerksamkeit auf mir lag. Mir fiel keine gescheite Antwort ein, was meine Jungs nur noch mehr dazu anstachelte, mich zu ärgern. „Wie heißt sie? Woher kennt ihr euch? Und vor allem: WANN LERNEN WIR SIE KENNEN?", fragte Maxim fast schon ekstatisch. Ich rollte mit den Augen, mir war das ganze unangenehm. „Also, sie heißt Dagi und sie ist mit mir auf der selben Schule. Wir haben paar Kurse zusammen.", grummelte ich. „Uuuuuund?", fragte Christo provozierend. Verdammt, er kennt mich halt zu gut. „Ich mag sie. Und wir verstehen uns gut.", fuhr ich fort. „Und wie lange stehst du schon auf sie?", führte Kalle die Fragen der anderen fort. Das hat gesessen. Ich sagte hastig „Tu ich nicht", doch ich wusste, dass ich log. Auch meine Jungs wussten, dass das gelogen war. Erwartungsfroh sahen sie mich an. „Na gut. Also ich würde nicht sagen, dass ich auf sie stehe. Ich mag sie, wir verstehen uns gut. Haben letztens sogar zusammen gelernt. Und ja... sie hat mich gestern nach der Schule gefragt, ob wir uns jetzt dieses Wochenende treffen können...", sagte ich. Schweigen schlug mir entgegen. Mir war nicht klar, was sie von mir noch wollten. „Ja, das ist alles. Keine Ahnung ob sie mich auch mag.", fuhr ich angenervt fort. Maxim lachte. „Keine Ahnung, ob sie dich mag?! HÖLLE JA! Sie findet dich auch sympathisch und will jetzt feststellen, wie du dich fühlst. Wie man sieht, beruht das ja wohl auf Gegenseitigkeit.", erwiderte Maxim. Ich zuckte mit den Schultern. „Und wie mache ich da weiter? Ich meine, ich kenne sie ja erst seit 3 Wochen.", meinte ich. „Ja, erst mal ruhig machen, lernt euch noch ein bisschen kennen und schaut dann mal weiter, was wird. Nicht überstürzen, aber auch nicht trödeln.", schlug Niklas mir vor. Die anderen stimmten ihm zu. „Eben, erst mal was gutes aufbauen und dann mal schauen. Wenn mehr daraus wird, wird mehr daraus und wenn ihr es nicht verbockt, dann wird das was.", fuhr Christo fort. Das klang alles logisch. Ich war sehr glücklich darüber, dass ich mich öffnen konnte, denn so sehr ich auch Leute in Hannover kenne, so einen Kreis, dem ich so sehr vertraue, habe ich bisher noch nicht. „Danke Jungs.", sagte ich. „Kein Ding, Max. Dafür sind wir da.", gaben sie zurück. Schließlich kamen unsere Burger und wir unterhielten uns lange, bis wir aufbrachen und in eine Billardhalle gingen, um noch etwas Billard zu spielen. Gegen Mitternacht brachen wir auf und fuhren alle nach Hause. Bereits in der U-Bahn begann ich meine Freunde zu vermissen. Immerhin bin ich einmal pro Monat hier und wer weiß, was nach dem Abitur noch kommt. Vielleicht kehre ich hier wieder zurück, vielleicht treffen wir uns in der Mitte und sind wieder wie damals. Vielleicht, vielleicht. Müde kam ich in Charlottenburg an, lief nach Hause und ging sofort schlafen.

Am nächsten Morgen stand ich auf und frühstückte zusammen mit meinem Vater und Jessica. Nach dem Frühstück gingen wir zu dritt noch etwas durch Charlottenburg spazieren und ich packte danach meine Tasche. Die beiden fuhren mich zum Bahnhof nach Spandau. „In dem Sinne, danke für das tolle Wochenende, Papa.", sagte ich zum Abschied. Wir umarmten uns. „Ich habe mich auch sehr gefreut, Max. Und du bist ja auch bald wieder da.", erwiderte er. Ich lächelte. Bald waren Herbstferien und ich war für ein paar Tage dann bei ihm. Nach der Umarmung stand ich vor Jessica. „Hat mich gefreut, dich kennenzulernen.", sprach ich mit einem Lächeln. Sie lächelte zurück. „Hat mich auch sehr gefreut, dich kennenzulernen.", antwortete sie freudestrahlend. Auch wir umarmten uns kurz, ehe mein Zug kam und mich nach Hause bringen sollte. „Tschüss, melde dich, wenn du daheim bist, und grüß Mama!", rief mein Vater mir zu, als ich zum Zug strebte. Ich drehte mich um, rief „Danke, mache ich!" zurück und stieg in den Zug. Im Zug ließ ich mich auf einen freien Platz fallen, stellte mir einen Wecker und machte ein Nickerchen. Vom Klingeln meines Weckers wurde ich wach und sah mich um. Wir waren gerade auf Anfahrt Hannover Hauptbahnhof, wie die Zugführerin auch gerade ankündigte. Ich erhob mich von meinem Platz, nahm meine Tasche und strebte zum Ausstieg. Während ich am Ausstieg stand, ließ ich im Kopf das Wochenende Revue passieren. Das war ein emotionaler Ritt, aber ich verbinde positive Gefühle mit dem Wochenende. Mein Vater und ich haben uns ausgesprochen, ich habe meine Jungs wiedergesehen und ich habe Tipps bekommen. Hoffentlich kann ich diese Tipps bald umsetzen.

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Teil 2 des Wochenendes ist da :D Sagt mir gerne mal, wie ihr das Layout mit den „Chatverläufen" findet, ich arbeite gerade daran, ob ich es vielleicht doch im alten Format schaffe :) In dem Sinne wünsche ich euch noch einen schönen Tag und würde mich über jeden Upvote und Kommentar freuen!
Fühlt euch gedrückt, eure Julia Melania

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