3. Best Day
POV Dagi
Ring-Ring-Ring. Ring-Ring-Ring. Das penetrante Klingeln meines Weckers erinnerte mich daran, dass heute der Ernst des Lebens wieder beginnt. Ich drehte mich zur Seite, stellte den Wecker aus und richtete mich auf. Das leichte Hellrot schlich sich durch die Jalousien und füllte den dunklen Raum mit etwas Licht. Ich rieb mir über meine Augen, um zumindest etwas wacher zu werden. Heute geht es wieder los und wohlmöglich die spannendste Phase der Schule: Ab heute geht die Vorbereitung auf das Abi los, vier Semester voller Lernen, Lernen und Lernen. Oberstufe heißt aber auch: Keine Klassen mehr, nur noch Kurse. Eine krasse Umstellung für mich, da ich nicht jeden Kurs mit meiner besten Freundin, Bianca, haben werde. Aber andererseits muss ich IHN nicht wiedersehen. Warum ist dieser Mistkerl namens Timo immer noch da? Hätte er nicht die Schule wechseln können, ein Jahr ins Ausland gehen können, etwas in der Art, damit ich seine belastende Anwesenheit nicht nahezu täglich ertragen muss. Und dazu noch seine Neue. Wenn ich alleine schon daran denke... Bevor ich mich aber diesen negativen Gedanken hingab, warf ich die Decke zur Seite, schwang mich aus dem Bett und ging einen Stock nach unten in die große Küche. Mein Vater saß bereits am Tisch und las Zeitung. Kaum als ich durch die offene Tür getreten bin, kam mir ein „Guten Morgen! Gut geschlafen, Dagmara?" durch die Zeitung entgegen. Ich erwiderte ein halbgares und müdes „Morgen", ehe ich mir einen Teller aus dem Geschirrschrank griff und mir zwei Scheiben Toast nahm, mit Erdnussbutter und Erdbeermarmelade bestrich und schließlich zusammenklappte. Nach einer nicht so schönen Nacht brauche ich immer ein Erdnussbutter-Erdbeermarmelade-Sandwich, um fit für den Tag zu werden. Während ich einen Bissen meines Lieblingsfrühstücks nehmen wollte, merkte ich, wie mir jemand von hinten durch die Haare wuschelte. Das konnte ja nur mein Lieblingsbruder, Stephan, sein. „GuMo Schwesterherz", sprach er mit seinem typischen frechen Unterton, wenn er es wieder geschafft hat, mich zu necken. „Du mich auch", gab ich leicht entnervt zurück. Mit seinem Frühstück setzte er sich breit grinsend neben mich. Ich versuchte, meine Konzentration auf mein Frühstück zu lenken, doch ich konnte mich einfach nicht wirklich darauf konzentrieren. Mein Blick fiel zu meiner Rechten, wo mein Bruder zwar auch gerade mit seinem Frühstück beschäftigt war, aber so ein seltsames Lächeln drauf hatte. „Was ist?", fragte ich ihn. Stephan kaute kurz hinter und sagte – nein, jubelte: „Weißt du, was heute für mich ist? Das letzte Jahr in der Schule!" Ich nickte nur stumm, aß die letzten Bissen meines Sandwiches, räumte meinen Teller weg und machte mich dann auf den Weg ins Badezimmer, um mich für die Schule fertig zu machen.
Nachdem ich mir die Zähne putzte und mich wusch, machte ich noch einen kurzen Abstecher in mein Zimmer. Was ziehe ich nur heute an? Heute sollte ein warmer Tag, aber leicht bewölkter Tag werden. Ich entschied mich dazu, ein knielanges marineblaues Kleid mit hellem Paisleymuster zu tragen, kombiniert mit weißen Nikes. Gesagt, getan, zog ich mich an und schminkte mich noch ein bisschen. Ich fühle mich mit Make-Up zwar etwas sicherer, bin aber nicht so der große Fan von zu viel und zu deutlicher Schminke. Deswegen tuschte ich meine Wimpern leicht und trug etwas Concealer auf den Wangen auf, damit mein Sonnenbrand, den ich vor paar Tagen bekommen habe, nicht zu sehr zu Vorschein kommt. Ich schnappte mir meinen Rucksack, warf mir noch einen hellen Cardigan über die Schultern und machte mich auf den Weg zur Haustür, um auf meinen Bruder zu warten, denn wir fuhren mit seinem Auto gemeinsam zur Schule. Kurz darauf kam Stephan auch die Treppe runter und wir gingen zum Auto. Stephan startete den Motor, fuhr los und ließ die Fenster leicht runter. Mit dem leichten Fahrtwind in den Haaren machte ich es mir auf dem Beifahrersitz bequem und dachte viel nach. Immer wieder gelangte das Gesicht von Timo vor mein inneres Auge. Wieso konnte ich ihn einfach nicht vergessen? Klar, er ist mein erster gewesen – in jedweder Hinsicht. Aber warum spukt er immer noch in meinem Kopf herum, obwohl er eindeutig nichts mehr von mir wissen will? Ein sanftes Streicheln über meinen linken Arm riss mich aus der Gedankenwelt: Mein Bruder muss wohl realisiert haben, dass ich nicht bei mir selbst war. Ich sah kurz zu ihm rüber und er lächelte leicht. Er tippte kurz etwas auf seinem Handy, ehe er es wieder weglegte. Ehe ich fragen konnte, was er gemacht hatte – er ist schließlich der Fahrer – hörte ich schon die ersten Takte von „Trostpreis". Meine schlechte Laune begann nach und nach sich zu verziehen, was meinem Bruder gefiel. Ehe ich mich versah, waren wir auch an der Schule angekommen. Wir parkten ein, drückten uns kurz und gingen getrennte Wege, da ich vor dem Haupteingang mit Bianca verabredet war. Ich ging gerade die paar Stufen hoch und sah Bianca schon von Weitem, als ich plötzlich einen leichten Stoß spürte und mich auf dem Boden wiederfand...
POV Max
Hätte man mir nicht sagen können, WIE groß diese Schule ist? Wo und wie soll ich mich hier zurecht finden? Ich stand vor der Schule und versuchte herauszufinden, welches jetzt der Haupteingang war. Links schon mal nicht, dort gingen die Lehrer ein und aus. Die Tür rechts war abgeschlossen, das sah ich von hier. Heißt also... logisch, es muss die Mitte sein. Augen auf beim nächsten Mal, dachte ich mir, und strebte schnellen Schrittes in Richtung Haupteingang. Ich war bereits fast da, als aus dem Nichts mir jemand vor die Füße lief. Ausweichen konnte ich nicht mehr und so war dieser Zusammenprall unvermeidbar. Ich stolperte leicht, fing mich aber gerade so. Mein Blick fiel nach links und ich sah, wie sich ein blondes Mädchen auf dem Hosenboden wiederfand. Das konnte auch nur mir passieren. Maximilian Paul Karl-Heinz Knabe, der Vollpfosten vom Dienst.
POV Dagi
„Shit, alles gut? Sorry, ich hab dich wohl nicht gesehen", sagte eine Stimme etwas hektisch. Eine Hand kam auf mich zu. Ich griff nach der Hand und wurde hochgezogen. Als ich wieder aufrecht stand, sah ich in braune Augen... oder waren es grüne Augen? So klar konnte ich es nicht erkennen. „Hey, hallo? Alles gut?", sprach die Stimme wieder. Erst jetzt habe ich gecheckt, dass der Typ mit mir sprach. Ich schüttelte mich kurz und antwortete knapp „Ja, alles gut, sorry." Mein Blick suchte meine Kleidung nach Dreck ab. Ich klopfte kurz meinen Rücken und meine Beine ab, nickte dem Jungen kurz zu und wollte gerade weitergehen, als er mir was hinterherrief. Ich drehte mich um und blieb stehen. Er kam auf mich zugelaufen und blieb vor mir stehen. „Hi. Ich wollte fragen, ob du weißt, wo sich der 12. Jahrgang trifft. Ist wohl ne Veranstaltung oder sowas.", sagte er. Ich nickte und sagte: „Ja, ich weiß das. Folg mir, ich muss da auch hin." Er nickte und ging neben mir her. Am Eingang angekommen, sah ich Bianca. Wir freuten uns beide sehr, uns wiederzusehen, denn wir fanden uns in einer stürmischen Umarmung wieder. „Ich hab dich vermisst, Süße!", schrie sie mir fast ins Ohr. Ich lachte und erwiderte: „Ich dich auch, Süße!" Als der Jubelsturm vorbei war, schaute ich meinen Begleiter an. Mit einem verschmitzten Lächeln hob er leicht die Augenbrauen. Bianca und ich sahen uns kurz an und grinsten beide. „Na los, auf nach oben, die anderen warten schon auf uns!", sagte Bianca schnell und hielt uns die Tür auf, damit wir reingehen konnten. Wir schlüpften durch die Tür und machten uns auf den Weg zum 2. Stock. „Sorry für den ganzen Trubel, ist halt einfach der erste Tag.", sagte ich zu dem Jungen, der still neben mir herlief. Er lächelte und gab nur ein schüchternes „Kein Problem" zurück. Ich nickte stumm. „Ich bin übrigens Max", sagte er. „Dagi", erwiderte ich mit einem kurzen Lächeln.
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Uh ja, Cliffhanger! Wie es weitergeht, seht ihr erst im nächsten Kapitel.
Ich hoffe, euch gefällt die Geschichte bis hierhin und unterstützt den ReWrite mit einem Upvote oder Kommentar.
Bis dahin, fühlt euch gedrückt!
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