21. Streiten
POV Max
„Max? Bist du soweit?", rief meine Mutter durch den Flur. „Jaaa!", rief ich als Antwort zurück. Mein Koffer und mein Rucksack standen gepackt neben der Tür, es konnte also losgehen. Geschwind schloss ich die Fenster und schlüpfte in meine Schuhe. Mit dem Rucksack auf und dem Koffer in der Hand stapfte ich aus meinem Zimmer und schloss die Tür hinter mir, während ich in meine Jacke schlüpfte. Schließlich nahm ich meine Sachen und ging aus der Wohnungstür, die meine Mutter hinter mir abschloss. Mit meinem Rucksack, meinem Koffer in der einen und dem Koffer meiner Mutter in der anderen Hand stieg ich die Treppen runter und strebte zum Parkplatz, wo unser Auto stand. Ich war froh, dass wir inzwischen ein Auto hatten, so mussten wir den Tag vor Weihnachten uns nicht in den überfüllten Zug quetschen. Am Auto angelangt wartete ich kurz, ehe das kurze Aufblinken der Lichter gemeinsam mit einem Klickgeräusch signalisierte, dass das Auto offen war und ich unser Gepäck einladen konnte. Die zwei Koffer passten perfekt in den Kofferraum, der Rucksack musste leider auf der Rückbank Platz nehmen. Ich schwang mich auf den Beifahrersitz, meine Mutter kurze Zeit später neben mich auf den Fahrersitz. Sie ließ den Motor an und ich dirigierte sie auf die Autobahn. Die zweieinhalb Stunden Fahrt nach Berlin vergingen wie im Flug, sodass wir sogar etwas zu früh da waren und noch auf den Vermieter der Ferienwohnung warten mussten. Meine Mutter und ich hatten für den Aufenthalt in Berlin eine Wohnung gemietet, da ich den Großteil der Ferien hier sein und neben meiner Familie auch viel Zeit mit meinen Freunden verbringen würde. Auch wenn es vielleicht wegen der Situation meiner Eltern seltsam werden könnte, war ich dennoch zuversichtlich, dass mir die Ferien gut tun würden und ich meinen Spaß hätte. Ehe ich weiter in meiner Gedankenwelt versank kam der Vermieter auch an und wir stiegen aus, um die Schlüsselübergabe zu vollziehen. Unsere Wohnung lag im obersten Stockwerk des Hauses, direkt unter dem Dach, hatte zwei Zimmer, Küche und ein Wohnzimmer. Super für die Ferien und auch gut, damit meine Mutter und ich nicht wie die Hühner auf der Stange hocken. Wir bezogen zuerst die Zimmer, ehe wir uns aufmachten, um einzukaufen. Nach einem großen Einkauf und einem spontanen Tannenbaumkauf kehrten wir nach Hause zurück und saßen bei einer Tasse Tee im Wohnzimmer. Es war schön, in Ruhe zu entspannen und die Zeit einfach fließen zu lassen, ohne Hektik oder irgendwelche Aufgaben. Abends kochten wir eine Kleinigkeit und sahen ein wenig fern. Nach dem Abendessen räumten wir auf und gingen auf unsere Zimmer. Meine Mutter wollte noch eine Kleinigkeit lesen, während ich noch ein paar Nachrichten beantwortete und etwas durch Social Media scrollte. Langsam überkam mich die Müdigkeit und ich legte mich schlafen.
Der Duft von frisch Gebackenem stieg schleichend in meine Nase und ließ mich aufwachen. Wie magisch angezogen stieg ich aus dem Bett und ging Richtung Küche, um dem Geheimnis auf den Grund zu gehen. Dort angekommen vernahm ich neben den leisen Klängen von Weihnachtsliedern auch die festliche Deko; meine Mutter ist wohl früher aufgestanden, um unsere Unterkunft etwas festlich zu gestalten. Lametta und Girlanden hingen an den Fenstern und Wänden, die kleine Tanne stand zwar etwas schief, aber gerade das machte den Charme des Baumes aus. Der wohlige Geruch von Zimt füllte inzwischen den Raum aus und brachte alte Erinnerungen zurück: Seit meiner Kindheit gab es am Weihnachtsmorgen frisch gebackene Zimtschnecken, es wurde irgendwann zur Tradition und war immer ein kleines Highlight für mich, selbst als ich älter wurde. Dass Mama gerade jetzt daran gedacht hat, fühlte sich schön an, doch zeitgleich merkte ich, dass etwas fehlte. Es war das erste Weihnachten, dass wir nicht als Familie verbrachten und durch den ganzen Kummer mit Dagi habe ich den Fakt komplett ausgeblendet. „Max?", fragte meine Mutter und berührte mich an der Schulter. Ich zuckte erschrocken zusammen, als ich aus meinen Gedanken geholt wurde. „Alles gut?", fragte sie besorgt. Ich hob die Schultern leicht. „Es geht. Ist das erste Weihnachten, was wir nicht mehr zusammen feiern.", murmelte ich. Sie legte den Arm um mich und drückte sich ein wenig an mich. „Ja, das stimmt, Großer. Und ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich nicht daran denke. Aber machen wir das Beste draus. Lass uns einen schönen Tag machen, auch wenn es ungewohnt ist." Ich nickte und lehnte mich leicht an sie an. ‚Machen wir das beste draus', sagte ich mir selbst und deckte den Tisch, während meine Mutter die Zimtschnecken aus dem Ofen holte. Gierig machten wir uns über das warme Gebäck her. Bereits der erste Bissen ließ mich all meinen Kummer vergessen und hinterließ eine gewisse Wärme in mir. Ohne großen Trubel verbrachten wir den restlichen Tag, bis wir uns abends ein einfaches Abendessen kochten und Geschenke auspackten. Meiner Mutter schenkte ich ein Buch von Nicholas Sparks und ich bekam von ihr ein neues Paar Bose-Kopfhörer. Das Modell hatte ich mir schon lange gewünscht, weswegen ich mich sehr über das Geschenk freute; meiner Mutter ging es ähnlich mit ihrem Geschenk. Gemütlich saßen wir auf dem Sofa und schauten auf die kleine schiefe Tanne, die durch ihre Unvollkommenheit perfekt beschrieb, wie die Situation war. „Weißt du, Max", sagte meine Mutter in die Stille hinein, „es ist schön, dass wir so miteinander Zeit verbringen. Schöner hätte es nicht sein können." Ich nickte zustimmend, denn sie hatte Recht. Schöner hätte dieses Fest nicht ausfallen können, in diesem friedlichen und vertrauten Moment.
Am nächsten Tag stand der Besuch bei meinem Vater und Jessica an. Das Auto ließen wir stehen und fuhren mit der U-Bahn. Auf dem ganzen Weg nach Charlottenburg hatte ich ein flaues Gefühl im Magen. Ja, mein Vater und ich kamen miteinander gut klar und ich verstand mich mit seiner neuen Freundin, aber ich konnte nicht einschätzen, wie meine Mutter und er sich begegnen würden. Immerhin hatten sie sich auf ein gemeinsamen Besuch einigen können. Eine Antwort auf meine Frage würde ich gleich bekommen, da wir gerade an der Wohnung meines Vaters ankamen. Zaghaft drückte ich die Klingel; das Surren der Tür signalisierte uns, dass wir eintreten konnten. Wir stiegen in den Fahrstuhl und fuhren in die oberste Etage, wo bereits die offene Wohnungstür mit meinem Vater, welcher in der Tür lehnte, wartete. „Schön, dass ihr da seid!", begrüßte er freudestrahlend und umarmte mich herzlich. „Frohe Weihnachten, Max.", murmelte mein Vater mir zu. „Frohe Weihnachten, Papa.", antwortete ich fröhlich. Wir lösten uns und ich trat in den Flur. Hinter mir bekam ich die erste persönliche Begegnung meiner Eltern seit fast fünf Monaten mit. „Gut schaust du aus." „Danke, du auch. Schicke Wohnung." Was ein Gespräch, dachte ich mir. Den Flur durch kamen wir ins große Wohnzimmer, wo uns bereits Jessica erwartete. „Max!", rief sie strahlend und zog mich stürmisch an sich. Ich lächelte und war jetzt noch gespannter, wie meine Mutter auf Jessica reagieren würde. Beide standen sich gegenüber und sahen sich an. „Du bist also Jessica.", sagte meine Mutter knapp. „Genau.", erwiderte Jessica genauso knapp. Ein Lächeln machte sich auf dem Gesicht meiner Mutter breit. „Freut mich dich kennenzulernen. Schön habt ihr es hier!", antwortete meine Mutter und ließ sich von Jessica die Wohnung zeigen. Während die beiden durch die Wohnung schritten und meine Mutter sich alles von Jessica erklären ließ, deckte ich mit meinem Vater den Esstisch und dekorierte diesen ein wenig, damit zumindest ein bisschen weihnachtliches Flair da war. „Und Max, wie läuft es bei dir?", fragte mich mein Vater beiläufig. Ich lächelte leicht. „Gut. Ich lebe mich Tag für Tag mehr ein und habe sehr gut Anschluss gefunden. Schule läuft auch, kann nicht klagen.", antwortete ich, während ich die Servietten ordentlich anrichtete. „Das freut mich.", sagte er. „Und selbst?", begann ich gerade zu fragen, als meine Mutter und Jessica ins Esszimmer kamen; lachend, als wären sie seit 20 Jahren beste Freundinnen und nicht erst seit knapp 30 Minuten miteinander bekannt. Wir setzten uns gemeinsam an den Tisch und mein Vater zündete alle Kerzen am Adventskranz an. „Pass bloß auf, dass du nicht wieder den Kranz abfackelst.", kommentierte meine Mutter zynisch. Stille erfüllte einen Moment den Raum und ich stellte mich bereits auf das schlimmste ein. Ewig zogen sich die Sekunden, ehe meine Eltern nahezu zeitgleich laut anfingen zu lachen. Jessica und ich wurden davon etwas angesteckt und grinsten. „Ach komm, es war nur ein einziges Mal. Ein Mal.", gluckste mein Vater, als er wieder auf seinem Platz saß und sich einen Happen vom Baumkuchen zu sich nahm. „Was ist denn passiert, dass du das jetzt so betonst?", fragte Jessica interessiert. Meine Eltern sahen sich verstohlen an und schmunzelten geheimniskrämerisch. „Das war vor fast 15 Jahren, an Weihnachten. Da wollte Klaus ebenfalls den Adventskranz anmachen, nur war die eine Kerze an der Seite bereits so runter gebrannt, dass keine zehn Minuten später der halbe Kranz anfing zu brennen.", schwelgte meine Mutter in Erinnerungen. „Na hör mal. Es hat nur ein kleiner Zweig etwas gekokelt.", erwiderte mein Vater lachend. „Ein kleiner Zweig? Dafür roch es ordentlich nach Brennholz.", konterte meine Mutter genauso lachend. Beide kamen aus dem Lachen nicht mehr raus. Und so lief es den Rest des Tages: Selbst beim Abendessen kamen meine Eltern erstaunlich gut miteinander aus. Sie tauschten viele Anekdoten über vergangene Feste aus, und es schien keine Spur von Groll zwischen ihnen zu geben. Als wir am späten Abend mit vollem Magen uns auf den Weg machten, verabschiedeten sich beide sehr herzlich. „Wenn ihr noch Zeit habt zwischen den Jahren, dann gebt ruhig Bescheid, dann können wir noch mal zusammen etwas essen gehen. Wenn ihr mögt.", bot mein Vater an. Meine Mutter sah lächelnd zu mir rüber und erwiderte: „Liebend gern. Wir schreiben euch. Danke für den tollen Abend!", ehe wir in den Fahrstuhl stiegen und uns auf dem Weg zur Unterkunft waren. „Schön, dass ihr euch so gut verstanden habt.", sagte ich, als wir gerade in der Wohnung ankamen. Meine Mutter nickte müde, aber zufrieden. „Das stimmt. Mich freut es auch, dass alles so gut lief.", entgegnete sie lächelnd. Und sie meinte es genau so.
Die Tage nach Weihnachten verliefen ruhig. Ich nutzte die Zeit zum Ausruhen und schlief viel, was man so in den Ferien macht. Wenn ich nicht gerade mit meiner Mutter, die ab und an mal Home Office machte, auf einige Spaziergänge ging, verbrachte ich die meiste Zeit von morgens bis abends mit meinen Jungs. Wir gingen stundenlang durch Spandau, spielten Videospiele oder chillten einfach nur. Genau das Richtige für mich – kein Drama, keine Verpflichtungen, einfach nur eine entspannte Gesellschaft. Umso mehr freute ich mich schon auf den Silvesterabend, welchen wir bei Christo zu Hause verbrachten. Seine Eltern waren woanders eingeladen und überließen uns das Haus. So verbrachten die Jungs, Christos Freundin und ich zusammen das Ende des Jahres. Je später es wurde, desto lauter wurde es, doch wir fühlten uns sehr wohl und hatten unseren Spaß. Ekstatisch stießen wir um Mitternacht auf das neue Jahr an und zündeten zur Feier des Tages ein paar Knaller, wenn auch nur ein paar wenige. In der Zwischenzeit schickte ich Neujahrsgrüße an ein paar Leute. Natürlich, meine Eltern durften da nicht fehlen, aber auch meine Freunde in Hannover bekamen welche. Während ich die einzelnen Kontakte anschrieb, blieb mein Blick immer wieder auf dem Chat mit Dagi hängen. Das letzte Mal haben wir vor zwei Wochen geschrieben, als ich noch voller Vorfreude auf die Weihnachtsfeier in der Schule war. Zögernd blieben meine Finger über dem Display schweben. Ewige Momente verharrte ich, ehe ich mir einen Ruck gab und ihr doch Neujahrsgrüße schrieb.
Dagi
zuletzt online um 00:23
16.12.
Gehe jetzt los und bin so in 10 Minuten da, freue
mich schon! 17:48
Bin auch dann ungefähr da! Freue mich auch
schon, das wird wild heute! 17:51
01.01.
Hey Dagi, frohes Neues 🎊 Hoffe, wir sehen uns
bald wieder! 😊 00:48
Mit mulmigem Gefühl schickte ich die Nachricht ab und umklammerte das Handy, so fest, als wäre es der Schlüssel zur Lösung aller Probleme. „Max? Kommst du mit rein? Ne Runde WWE zocken?", fragte Kalle laut und riss mich aus der Traumwelt. Erschrocken drehte ich mich um. „Was? Achso, ja, ich komme rein!", antwortete ich und folgte ihm. Auf dem Weg zum Fernseher warf ich einen Blick auf mein Handy, da ich eine Benachrichtigung bekommen hatte. Sofort spürte ich, dass etwas faul war, als ich ihre Antwort las.
Dagi
zuletzt online um 00:53
Hey Dagi, frohes Neues 🎊 hoffe, wir sehen uns
bald wieder! 😊 00:48
Danke, dir auch. 00:53
Kurz und distanziert. So als hätte sie einfach kein Interesse an meiner Anwesenheit. Das flaue Gefühl im Bauch machte sich bemerkbar, doch ich wollte mich nicht davon beirren lassen. Ich holte mir ein Getränk und zockte mit den Jungs. ‚Alles kommt mit der Zeit', dachte ich mir. Auch das hier.
POV Dagi
Eine Nachricht und schon war der ganze Abend dahin. Ich verbrachte den Jahreswechsel bei Bianca, zusammen mit ihr, Julian, Melina und Ju. Zu fünft machten wir es uns im Partykeller bequem, quatschten viel und spielten ein paar Spiele. Gegen Mitternacht gingen wir in den Garten, stießen mit Biancas Eltern auf den Jahreswechsel an und betrachteten das Feuerwerk in der Nachbarschaft. In der Zeit schickte ich Grüße an ein paar Bekannte und steckte gerade das Handy weg, als es doch noch zweimal vibrierte. Etwas genervt fummelte ich mein Handy aus meiner Jackentasche und schaute, wer schrieb. Eine Nachricht war von meinem Bruder, die andere von einer Person, die ich heute Abend vermeiden wollte: Max. ‚Na großartig', dachte ich mir. Mit nun schlechter Laune öffnete ich den Chat. „Hey Dagi, frohes Neues, hoffe wir sehen uns bald wieder!" Das ist alles? Mehr nicht? Ich war irgendwie enttäuscht von seiner Antwort. Keine Ahnung, ich hatte ein wenig Hoffnung, dass es etwas persönlicher ist. Vielleicht auch etwas im Bezug auf unseren Streit. Doch stattdessen schreibt er nur diesen oberflächlichen Mist, austauschbar und unpersönlich. Ich schüttelte den Kopf und erwiderte genauso knapp und unpersönlich. Nach der Antwort legte ich mein Handy beiseite und ging zurück zu den anderen. Ich hatte keine Lust, weiter darüber nachzudenken. Er hat was zu sagen, dann soll er auch den ersten Schritt machen und auf mich zukommen. Bis dahin waren aber noch ein paar Tage Ferien, die ich in Ruhe genießen wollte.
Eher als es mir lieb war, waren die Ferien auch bereits wieder vorbei und ich trottete am ersten Schultag müde durch die Gänge. Auch wenn ich die ersten beiden Stunden frei hatte, war ich doch sehr erledigt und freute mich umso mehr über den ersten Schluck Kaffee aus meinem Becher. Ich machte es mir im Aufenthaltsraum gemütlich, sah einige Leute und nippte am Kaffee, als die Tür aufging und Max gemeinsam mit einem anderen Jungen den Raum betrat. Unsere Blicke trafen sich kurz, aber es war nichts besonderes dahinter. Ich wandte mich wieder meinem Kaffee zu und stellte gerade den Becher auf den Tisch neben mir, als ein leicht schüchternes, ruhiges „Hey" ertönte. Mein Blick wanderte in die Richtung der Stimme. Es war Max, der etwas schüchtern und unsicher vor mir stand. „Hey Max", antwortete ich ebenso ruhig. „Wie waren deine Ferien?", fragte ich ihn. Er lächelte und setzte sich neben mich. „Sehr gut, ich war mit meiner Mutter in Berlin, habe meinen Vater besucht und viel mit meinen Freunden gemacht. Und selbst?" „Ich habe viel Zeit mit meiner Familie verbracht, meist im Food-Koma und hauptsächlich blaugemacht. Silvester war ich bei Bianca, aber abseits davon halt wirklich nichts. Aber freut mich zu hören, dass du schöne Ferien hattest.", antwortete ich versöhnlich. Ein Lächeln ging über seine Lippen. Es war fast wie vor unserem Streit. Der Streit, da war wieder dieses schwere Gefühl in der Magengegend, so als hätte ich Steine gegessen. Die Glocke verkündete das Ende der Pause, was mir gelegen kam. Hastig packte ich meine Sachen zusammen und ging zum nächsten Unterricht. Auch wenn mein Abgang etwas hektisch und vielleicht etwas übertrieben war, war es gut, jetzt zu gehen, bevor es zu unangenehm wird. Auf ein Gespräch jetzt hätte ich keine Lust gehabt, aber etwas gutes hatte es: Wir haben uns wieder angenähert und die Grundstimmung ist positiv.
Diese Stimmung hielt auch den Rest der Woche an. Max und ich unterhielten uns, machten Witze, als sei nie etwas passiert. Vielleicht brauchte es einfach nur ein paar Tage Abstand, um die Gemüter abzukühlen, um wieder klar geradeaus zu gucken. Alles lief gut – bis zur zweiten Pause am Freitag. Der Deutschunterricht war gerade vorbei und wir packten unsere Taschen, als Max mich auf dem Gang ansprach. „Können wir irgendwo kurz ungestört reden?" Ich runzelte leicht die Stirn. „Was ist los?", fragte ich skeptisch, als wir weitergingen. „Na ja, ich wollte mal über das reden, was passiert ist. Auf der Feier.", begann er vorsichtig. Doch ich wollte es nicht hören. Musste er jetzt wieder damit anfangen? Ich grummelte laut und schritt energisch weg von ihm, doch das hielt ihn nicht auf. „Dagi, warte doch. Lass uns reden!", rief er mir hinterher und holte mich in der Eingangshalle ein. Schwungvoll blieb ich stehen und stellte mich vor ihn mit verschränkten Armen hin. „Reden, aha. Worüber genau willst du reden, Max? Dass du nichts kapierst?", knurrte ich wütend. Meine Augen funkelten ihn wütend an, ich war echt geladen. Er atmete laut aus. „Wollen wir das nicht in Ruhe klären? Ich will dir alles erklären. Bitte.", sagte er leicht flehend. Ich schnaubte auf. „In Ruhe? Immer muss es in Ruhe sein! So läuft das nicht!", erwiderte ich mit bebender Stimme. Perplex sah er mich an, als würde er nicht verstehen, was ich will. Sein Blick stachelte mich mehr an, ihm mal richtig die Meinung zu sagen. „Fangen wir doch einfach damit an, dass du einfach nichts raffst, Max, aber so gar nicht. Selbst wenn es so offen auf der Hand liegt! Und dann bist du dazu nicht nur dumm, nein, du bist auch noch ein Feigling, der immer wegrennt, wenn es brenzlig wird! Und anstatt aufrichtig zu sein ziehst du noch eine Show ab und verletzt damit noch die, denen du viel bedeutest!", brüllte ich ihn an. Während ich ihn anschrie, wurde meine Stimme mit jedem Satz lauter und schritt immer näher an ihn ran, bis ich mit geballten Fäusten vor ihm stand. Dabei gruben sich meine Fingernägel tief und schmerzhaft in das Fleisch meiner Handfläche ein, doch ich stand den Schmerz durch. Ehe ich wieder ansetzen konnte, griff jemand beherzt von der Seite ein und erwiderte fast genauso lautstark wie ich vorher „Hey, beruhigt euch!". Melina zog mich kräftig aber bestimmend zur Seite und stellte sich zwischen Max und mich, Rücken an Rücken mit Ju, der Max zur Seite schob. „Das bringt so nichts, Leute.", beschwichtigte Ju erst Max, ehe er mich ansah. „Setzt euch zusammen und klärt das vernünftig.", fuhr er gereizt fort. Max und ich sahen uns wütend an, seine Augen funkelten erregt und erzürnt. Schließlich nickte er. „Okay.", sagte er. „Aber dann will ich, dass wir alles auf den Tisch legen und ehrlich zueinander sind.", forderte er mich auf. Ich nickte. „Ehe ihr euch wieder an die Gurgel geht, regeln wir für euch, wann ihr euch trefft. Und dann geht ihr euch bis zum Treffen so gut wie es geht aus dem Weg, verstanden?", vermittelte Melina. Wir nickten zur Bestätigung. Auch wenn das Läuten der Glocke wieder Erlösung war, fing der spaßige Teil jetzt erst an: Den nächsten Unterricht hatten wir zusammen. Das fiel auch Ju auf, der erst Max und dann mich losschickte, damit wir bloß nicht auf dumme Gedanken kommen. Es war alles unangenehm, doch eine Sache wurde mir mit jedem Moment klarer: Max und ich werden wohl getrennte Wege gehen.
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Lange ist es her und ich entschuldige mich sehr, dass ich mich nicht gemeldet habe. Es war so viel Ärger und Stress in letzter Zeit, dass ich nicht mehr zum Schreiben gekommen bin. Aber jetzt in der (Vor-)Weihnachtszeit habe ich genügend Kapazitäten fürs Schreiben und werde wieder regelmäßiger Updates posten! Wie gefällt euch die rasante Entwicklung in diesem XXL-Kapitel? Lasst es mich in den Kommentaren wissen! Würde mich über ein Upvote und ein Kommentar freuen! Fühlt euch gedrückt und einen fabelhaften zweiten Advent euch!
LG
Eure Julia Melania
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