18. Auf & Ab

POV Max

So schnell, wie die Herbstferien kamen, gingen sie auch wieder und auch ein erneuter Abschied von Spandau stand an. Aber auch nur für ein paar Wochen, da ich bereits für die nächsten Ferien verabredet bin. Und kaum wieder da, ging auch die Schule wieder los. Doch zumindest heute stand etwas Ablenkung an, denn wir waren als etwas größere Gruppe zum Lasertag verabredet. Ich wusste bereits, wer alles kommt, also war ich auf alles gefasst – gerade was das Thema Palle und Dagi anging. Ich werde einfach nicht schlau aus dem Kerl, es schien, als hätte er einfach aus Prinzip Hass auf mich, weil ich neu bin. Und gerade jetzt, wo ich mir bewusst bin, was ich von Dagi möchte, könnte das alles zu einem Pulverfass werden. Ich versuchte, mich von all dem nicht beirren zu lassen und bereitete mich geistig auf die Runde Lasertag vor. Wir spielten in einem Teammodus gegeneinander, das Team mit den meisten Punkten nach drei Runden gewinnt. Ich würde nicht sagen, dass ich ein Profi bin, was Lasertag angeht, aber gut war ich schon. Ehe wir unsere erste Runde starteten, mussten noch die Teams gelost werden. Wir entschieden uns, die Gruppe gerecht aufzuteilen, doch wer zu wem gehörte, musste noch bestimmt werden. Während sich bereits Bibi, Paola und Julian zusammentaten, standen bereits Dagi und Melina auf der anderen Seite. Ich spürte ein Ziehen an meinem Ärmel und hörte Ju ein „Komm mit" murmeln, ehe er mich zu Dagi und Melina zog und dabei verkündete, dass wir ein Team bilden würden. Ich war etwas perplex, aber nahm es so hin. Im Vorbeigehen konnte ich einen kurzen Blick auf Palle erhaschen, der sehr wütend dreinblickte. ‚Da lässt sich aber jemand schnell triggern', dachte ich mir und legte meine Weste an. Nach dem Signal ging es los und wir verteilten uns in der Halle. Es machte viel Spaß, auch wenn es sehr auf ein Duell zwischen Palle und mir hinauslief, doch das stachelte mich für die nächsten zwei Runden noch mehr an. Die erste Runde ging zwar mit leichtem Vorsprung an das andere Team, aber der Spaß soll ja im Vordergrund stehen. Nach einer kurzen Verschnaufspause ging es mit Runde zwei weiter und wir stürmten wieder in die Halle. Ich hatte gerade eine gute Position, als ich ein leichtes Zischen hörte. Ich drehte mich in die Richtung, wo das Geräusch herkam und sah Dagi an der Ecke kauern. Mit leisen Schritten ging ich zu ihrer Position rüber und kauerte mich neben sie. „Was los?", fragte ich flüsternd. „Ich komme null mit dem Spiel klar, das ist so hektisch. Irgendwie habe ich das Gefühl, kaum wen zu treffen und außerdem trifft Palle mich andauernd.", erklärte sie. Ich nickte und sah mich dabei um. Julian schlich gerade um die Ecke, also taggte ich ihn schnell und gab Dagi ein Zeichen, sich hinter der nächsten Ecke zu verstecken. Wir watschelten in der Hocke zur nächsten Ecke und warteten. „Okay, pass auf", flüsterte ich. „So schlimm ist es nicht, du musst dich immer umgucken und auf die Schritte achten. Immer beide Hände am Phaser haben und wachsam sein.", erklärte ich ihr die Taktik. Sie nickte. Ich tippte ihr kurz auf die Schulter und signalisierte ihr mit einem „Folg mir", sich dicht hinter mir zu halten und zu gucken. So gingen wir als Duo umher und landeten einige Treffer. So ging die zweite Runde an unser Team und die letzte Runde bildete daher die „Entscheidungsrunde". Wir schlugen uns wacker und mir gelang es sehr oft, Palle zu taggen. Jeder Treffer machte ihn hektischer und unkontrollierter, was uns dazu einlud, ihn immer zu taggen. Der Sieg war somit ein Spaziergang. Nach der dritten Runde war unser Spiel vorbei und wir sahen uns das Endergebnis auf der Tafel an. Während sich Dagi und Melina feierten, als hätten sie gerade die Weltmeisterschaft gewonnen, freuten Ju und ich uns dezent.

Während Bibi, Julian und Paola sich schon verabschiedeten, warten Ju, Palle und ich noch auf Dagi und Melina, die gerade auf Toilette waren. Palle saß da und starrte zornig ins Nichts. „Palle, alles gut?", fragte ich. Die Frage war ernst gemeint, ich bin zwar bei solchen Spielen manchmal etwas heißblütig und ehrgeizig, aber ich will auch nicht, dass sich jemand unwohl fühlt. Palle sah mit einem Lächeln auf. „Nett, dass du fragst, Max. Mir geht es nicht gut.", kommentierte er bissig. Ich spürte die Ironie in seinem Tonfall und hatte bereits jetzt schon keine Lust mehr, auf ihn weiter einzugehen, doch er ließ nicht ab. „Warum so still? Fällt dir nicht mehr so ein neunmalkluger Spruch ein oder was?", fragte er und stand auf. Ich sah zu ihm rüber und blieb weiter still. „Der Klügere gibt nach, Patrick.", antwortete ich mit einem Achselzucken. Auf Stress hatte ich echt keine Lust gerade. Ich hörte ihn laut schnauben und spürte einen schnellen Luftzug, der mich striff. „Palle, ist gut. Komm mal runter.", beschwichtigte Ju ihn und stellte sich vor mich. Jetzt erhob ich mich auch und baute mich auf. „Nee, Ju, lass mal. Ich bin mal gespannt, was da noch so kommt.", sagte ich frech und zwinkerte Ju dabei zu. Ju trat zwei Schritte zur Seite und sah abwechselnd zu uns beiden. „Du raffst es nicht, Max. Dagi nimmt dich nicht ernst, für sie bist du nur irgendein Otto, mit dem sie sich gerade ganz okay versteht. Kein Kumpel, bester Freund, fester Freund, einfach ein Niemand.", provozierte Palle. Seine Worte trafen mich schon, aber ich merkte, wie sehr die Verzweiflung aus ihm sprach. „Spricht da vielleicht wer aus Erfahrung?", antwortete ich ihm mit einem Lächeln auf den Lippen. „Du bist sehr eifersüchtig auf mich, weil ich mich mit Dagi sehr gut verstehe und ich mit ihr das habe, was ihr nie haben werdet: Eine Freundschaft auf Augenhöhe." „Jungs, bitte! Haut euch nicht hier die Köpfe ein.", sagte Ju beruhigend und stellte sich zwischen uns. Doch ich war gerade in Fahrt. Ich konnte und wollte mir diese Beleidigungen von Palle nicht mehr bieten lassen. „Du bist in sie verknallt, Palle, aber sie erwidert diese Gefühle nicht. Ihr kennt euch lange, aber du bist und bleibst der nette Junge von nebenan. Und deswegen projizierst du deinen Frust, dass Dagi deine Gefühle nicht erwidert, auf den nächstbesten, den du siehst. Mich. Unsere erste Unterhaltung war direkt von Hass und Verbitterung geprägt, weil ich mich mit Dagi sehr gut verstehe und sogar besser als mit dir, der sich nach ihrer Aufmerksamkeit sehnt, doch nicht bekommt.", fuhr ich fort. Ich war gerade sehr in Rage. In Palles Augen sah ich Wut aufblitzen. Meine Worte saßen und führten zu einer Gegenreaktion. „Wer bist du denn? Warst du da, als sie verlassen wurde und Timo ihr ein zweites Mal das Herz brach? Nein, also hast du kein Recht, so mit mir zu reden!", bellte er. „EY! Jungs, bitte! Lasst es, es nervt!", schritt Ju entscheidend ein und drückte Palle und mich, die sich gerade annäherten, voneinander weg. Ich sah mich um und sah aus der Ferne bereits den Mitarbeiter der Halle sehen, der sich annäherte. Während Ju mit einem Nicken ihn anwies, dass alles gut ist, ließ er uns los und für einen Moment war alles ruhig. Totenstille. Just in dem Moment hörte ich hinter mir ein „Was geht denn hier ab?". Ich drehte mich um und sah Melina schnellen Schrittes auf uns zugehen, Dagi dicht dahinter. Fuck, wie viel haben die beiden wohl mitbekommen?

POV Dagi

Was geht denn da gerade ab? Max und Palle streiten sich, Ju schreitet ein. Aber warum? Palle ist eigentlich kein schlechter Verlierer, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass es um Lasertag ging. In meinen Gedanken gefangen bemerkte ich gerade noch so, dass Melina auf die Jungs zulief, also folgte ich ihr schnellen Schrittes. Melina konfrontierte das Trio und blieb mit verschränkten Armen stehen, ich stand mit leichtem Abstand dahinter. Drei fragende, ertappte Gesichter blickten umher und suchten krampfhaft nach einer Antwort. „Palle, ich glaube du solltest mal mit Dagi was bereden.", grummelte Melina. Palle rührte sich nicht und sah betroffen zu Boden. „Draußen!", betonte sie beharrlich. Palle nickte und ging auf mich zu. „Lass mal ein Stück gehen.", murmelte er mir zu und ging auf den Flur. Ich folgte ihm und stellte mich ihm gegenüber.

„Was ist passiert?", fragte ich. Palle sah sich um und atmete laut aus. „Patrick. Ich rede mit dir.", sagte ich forsch und nannte ihn dabei bei seinem echten Namen, damit er merkt, dass ich gerade nicht wirklich gut gelaunt war. Ich meine, warum sollte ich denn gut drauf sein, wenn sich drei meiner Freunde in die Haare kriegen und keiner den Mut hat, auszusprechen was ist. Er stöhnte kurz auf und murmelte „Also gut". Er kratzte sich am Kopf und sah mich schüchtern an. „Max und ich... wir haben uns gestritten...wegen...öhm, wegen dir.", stammelte er. Ich zog eine Augenbraue hoch. „Wegen mir? Seid ihr beide doof oder so?", fragte ich entrüstet. „Ja, wegen dir. Lass mich erklären!", bettelte er und ich ließ ihn ausreden: „Ich habe ein Problem mit Max, weil ich nicht das Gefühl habe, dass er ein guter Mensch ist und viel labert. Ihn mit dir zu sehen... macht mich fertig, weil ich finde, dass er ein Idiot ist und dir nicht gut tut. Und ich weiß, dass du das sehr wohl selbst entscheiden kannst, aber vielleicht bin ich diesbezüglich blind, weil...", er brach wieder ab und schaute wieder zu Boden. Nach einem kurzen Schnaufen sah er mir in die Augen und sagte: „Weil ich dich liebe, Dagi. Ich weiß nicht, aber seitdem Timo weg ist, hatte ich gehofft, dass du siehst, dass da wer ist, der wirklich für dich da ist und dich so behandelt, wie du es dir verdient hast!" Ich löste mich aus meiner Starre. Was geht gerade hier ab? Vor sechs Wochen will mein Ex-Freund wieder was von mir, jetzt der Freund, den ich seit immer kenne und ich selbst stehe auf einen Freund, von dem ich nicht mal weiß, ob er was für mich erwidert. Ich musste schlucken. Damit habe ich nicht gerechnet. „Palle...ich...", begann ich, doch brach sofort wieder ab. Ich konnte gerade nichts sagen. Palle sah mich traurig an. „Sag nichts, ich glaube, ich weiß, was die Antwort ist.", sagte er leise. Ich nickte. „Es tut mir leid, Palle. Du bist mir wichtig und ich mag dich, aber ich bin nicht in dich verliebt.", erklärte ich ihm. Er nickte. „Stehst du auf Max?", fragte er. Ich sah betroffen zu Boden. „Das reicht als Antwort.", murmelte er. „Mach's gut, Dagi. Wir sehen uns in der Schule." sagte er und ging an mir vorbei zum Spind, in dem seine Sachen waren. Er griff sich seine Sachen und ging aus der Halle raus. Verdammt.

POV Max

Während Dagi und Palle sich verzogen, konfrontierte mich Melina: „So, und jetzt zu dir! Was hast du damit zu tun?" Ich zuckte kurz mit den Achseln. „Keine Ahnung, Palle hatte ein Eifersuchtsanfall und mich mit Vorwürfen zugetextet. Aber alles Quatsch, er schiebt halt irgendeinen Film.", spielte ich den Vorfall runter. Ich hatte keine Lust, weiter drüber zu reden. Melina lachte heiser auf. „Ach komm Max! Glaubst du echt, du kannst mich so verarschen?", fragte sie erzürnt. „Komm, Max. Sag es doch einfach.", raunte mir Ju zu. Ich sah ihn fragend an. „Naja, was soll ich denn schon sagen?", brabbelte ich. „Die Wahrheit?", entgegnete Melina. „Ähm.", antwortete ich kurz und musste schlucken. „Ich kürze das mal alles ab: Du stehst auf Dagi und weißt nicht, was los ist. Du bist zu schüchtern, den nächsten Schritt zu machen und willst auf Nummer sicher gehen. Das hat Palle mitbekommen und dich konfrontiert, weil er ebenfalls auf Dagi steht. Und die beiden reden darüber. Während er zurückgewiesen wird, hast du noch eine Chance. Kommt das so gut hin?", analysierte Melina schnell. Ich wog den Kopf hin und her und presste ein gequältes „Ja du hast Recht" raus. Melina lächelte triumphierend. Eine Weile standen wir stumm dort, ehe ich wieder was sagen konnte. „Habe ich eine Chance bei ihr?", fragte ich die beiden. Die beiden sahen sich kurz an, ehe Ju was sagte: „Prinzipiell ja, aber du musst den ersten Schritt machen, wenn du dir sicher bist, was du für sie empfindest. Ansonsten ist der Zug ganz schnell abgefahren." Melina stimmte ihm zu: „Isso. Du musst dich so langsam entscheiden, was du von ihr willst. Und eine perfekte Gelegenheit wäre, mit ihr zur Weihnachtsfeier zu gehen, bisschen zu tanzen und dich ins Spiel zu bringen." Ich verstand. „Ja, ich weiß. Ich bin aber sehr schüchtern und will sie halt nicht überrumpeln.", erwiderte ich, doch Melina schüttelte direkt den Kopf. „So wird das nie was, Max. Du überrumpelst sie nicht, du fragst, sie sagt Ja und dann mal sehen, was so passiert.", konterte sie meinen Einwand. „Der beste Weg ist echt, bei der Weihnachtsfeier was zu machen. Aber bis dahin solltest du dich in Spiel bringen und dezent zeigen, was Sache ist.", erklärte Ju. Ich nickte und wusste, was zu tun war. Jetzt gilt es, Dagi näherzukommen. „Übrigens: Du solltest aber vielleicht vorher klären, was hier los war, bevor du so tust, als wäre nichts gewesen.", flüsterte Ju mir zu und riss mich aus meinen Gedanken. Ehe ich was sagen konnte, ging Palle erst grußlos an uns vorbei, dann folgte ihm Dagi und holte ebenfalls wortlos ihre Sachen. Wir taten es ihr gleich und verließen die Lasertaghalle.

Als ich zu Hause ankam, schrieb ich Dagi. Je eher ich mich entschuldigte, desto schneller kam ich meinem Ziel näher.

POV Dagi

Max
zuletzt online um 18:40

Hey :) Ich wollte mich wegen heute entschuldigen,
Palle und ich haben uns gestritten und die
Situation ist etwas eskaliert, es hat sich etwas
hochgeschaukelt... Es tut mir leid, dass es dazu
gekommen ist und ich hoffe einfach, dass ich
dich nicht verletzt habe, du bist mir wichtig und mein   
Verhalten war echt nicht in Ordnung                                       17:28

                                                   Hey du :) Alles gut, Palle hat es mir so grob erklärt,
                                                    was passiert ist. Ich nehme deine Entschuldigung
                                                    an und nein, du hast mich nicht verletzt :) Lieb von dir,
                                                    dass du mir das erklärst, du bist mir ja auch wichtig
                                                    und jetzt ist ja alles wieder gut. Hoffe trotzdem, dass
                                                    du immer noch Lust auf ein weiteres Mal Lasertag hast
                                                     haha                                                      17:41

                                                     Übrigens auch noch mal danke für deine Tipps beim
                                                     Spiel, du Profi 😂                           17:41

Freut mich zu hören 🙌🏻 Und ja safe, Lasertag hat
echt gebockt heute! Haha, Profi, übertreib halt 😅
Aber danke dir                                                                                       18:40

Was ein wilder Tag. Und auch wenn der Vorfall mit Palle wehtat, so gut war es jetzt, dass Max und ich uns da vertragen haben. Ich war zwar nie wirklich sauer auf ihn, aber Ehrlichkeit zahlt sich aus. Und ab jetzt kann ich auch meine Gedanken sortieren und schauen, wie es zwischen uns weiter geht. Mal schauen, was wird.

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Was wird! :D Mal wieder ein etwas längeres Kapitel, ich hoffe, euch gefallen die Entwicklungen der Geschichte! Lasst es mich mit einem Kommentar und einem Upvote wissen. Ansonsten lesen wir uns am Montag zu Kapitel 19 wieder! Bis dahin wünsche ich euch einen schönen Tag und fühlt euch gedrückt!
Eure Julia Melania

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