Part 5
"Norm ist erkrankt"
Jake sah mich ernst an und nach ein paar Sekunden realisierte ich auch endlich was er gesagt hatte. Norm hatte sich angesteckt! Die Menschen traf es zwar nie so schlimm, aber trotzdem! Panik stieg in mir auf.
"Was!? Ich muss zu ihm!" Ich wollte mich an Jake vorbei quetschen, doch er nahm mich am Arm und hielt mich auf. "Nein!", sagte er deutlich genug, um mich inne halten zu lassen.
"Er braucht dich hier draußen. Du musst seine Forschungen zu Ende bringen, damit ein Heilmittel erfunden werden kann."
"Aber ich-"
"Willst du dass alle sterben?", fragte Neytiri gereizt. Ich sah sie an und wurde mir der ganzen kranken Na'vi bewusst, die es wahrscheinlich viel schlimmer getroffen hatte, als Norm. Jake hatte Recht, wenn ich jetzt zurück ging, um nach Norm zu sehen und mich um ihn zu kümmern, würden immer mehr Na'vi erkranken. Und ich musste die richtige Pflanze finden.
Norm kam schon iegendwie zurecht.
Ich seufzte. "Na schön"
"Danke", Jake drückte sacht meinen Arm. "Ich habe mit dem Labor-Team gesprochen. Ihm geht es verhältnismäßig gut. Die Leute dort kümmern sich um ihn. Aber er ist wichtig, dass du die Forschungen beendest."
Ich nickte.
"Komm", sagte Jake und führte mich zu den anderen. "Wir haben Essen mitgebracht."
Wir setzten uns alle zusammen auf die Lichtung und entzündeten ein Feuer. Jake und die anderen hatten Fische gefangen, die mit Kräutern gewürzt wurden. Spider und ich durften mit essen, was ich als Riesen-Ehre empfand. Der Fisch schmeckte köstlich, aber ich konnte mich gar nicht richtig auf das Essen konzentrieren. Ich dachte immer noch an Norm. Nach dem Essen machte Jake sich auf, um nach Mo'at zu sehen, Neytiri begleitete ihn.
Tuk deutete plötzlich auf Neteyam. "Wie lange musst du das noch tragen?"
Wir sahen auf, sie deutet auf den Verband. Neteyam sah zu mir. "Öh, ähm..." Er hob leicht fragend die Schultern. "Ich kanns mir ja mal ansehen.", schlug ich vor und setzte mich schräg neben ihm. Es war nichts durchgedrückt, der Verband war immer noch weiß. Vorsichtig nahm ich ihn ab, Neteyam hatte die Arme leicht gehoben.
Plötzlich wurde mir der geringe Abstand zwischen und bewusst. Mir wurde warm und mir fiel auf, wie gut er aussah. Er war schlank und muskulös, aber eher wie ein Ausdauersportler, nicht wie jemand der Gewichte stemmte. Wahrscheinlich kam das vom Training und Bogenschießen. Ich sah kurz auf und bemerkte, dass er mein Gesicht musterte. Er blinzelte schnell, als sich unsere Blicke trafen und ich gab ein kleines Lächeln von mir. Er senkte den Blick. Da hörte ich hinter mir ein Kichern.
"Als hättest du noch nie ein Mädchen gesehen, Nete!", zog Lo'ak seinen Bruder auf. Kiri lachte auf.
"Sei still, Skxawng!", zischte Neteyam und vermied es in meine Richtung zu sehen."
Um ihn abzulenken, wickelte ich den Verband zusammen und deutete auf die vernähte Wunde. Sie hatte gut zu heilen begonnen.
"Alles wieder gut. Der Verband kann ab bleiben. Du solltest darauf achten, keinen Dreck an die Stelle zu bekommen. In ein paar Tagen kann ich die Fäden entfernen."
Neteyam senkte leicht den Kopf, seine Ohren legten sich etwas zurück.
"Danke"
...
Den nächsten Tag verbrachte ich damit, den ersten Teil der Proben auszuwerten und zu untersuchen. Ich hatte tatsächlich in der Hängematte geschlafen, Spider hatte mir gezeigt wie man dort hoch kam.
Neteyam und ich hatten in der Nacht neue Proben gesammelt. Er war genauso schweigsam gewesen, wie die Nacht zuvor. Ich hatte versucht, nicht darauf einzugehen und es einfach zu ignorieren.
Auf der Lichtung, unter dem Hängematten-Baum, hatte ich inzwischen ein kleines provisorisches Labor aufgebaut. Norm hatte mir alle Geräte und Ausrüstung kommen lassen, die ich hier brauchte.
Gerade zerschnitt ich ein Blatt der ersten Pflanze und legte es unter das tragbare Mikroskop, das mittels Photovoltaik funktionierte. Da hörte ich bekannte Stimmen zu mir herüberschallen. Ich sah auf. Die Sully-Kids kamen über die Lichtung auf mich zu. Spider war natürlich auch dabei. Ich sprang auf und winkte.
"Na, gut geschlafen in deiner Hängematte?", zog Spider mich auf. Lo'ak kicherte. Ich rollte gespielt genervt mit den Augen. "Es war tatsächlich ziemlich gemütlich", gab ich zu. Kiri deutete auf die Ausrüstung hinter mir. "Hast du schon etwas herausgefunden?"
Ich schüttelte verneinend den Kopf. "Nein, bisher emthält keine der Pflanzen das richtige Protein. Ich hab ein bisschen Angst, dass wie nie die richtige finden werden."
"Keine Sorge", sagte Neteyam. "Wir haben noch einige Pflanzen übrig." Seine Worte beruhigten mich ein wenig.
"Hast du noch viel vor?" fragte Lo'ak und sagte geheimnisvoll: "Wir haben uns nämlich was ausgedacht. Kann schließlich nicht sein, dass du endlich im Omatikaya Volk bist und dann nur das Dorf siehst."
"Wir haben eine Überraschung für dich! Wir ziegen dir den Baum der Seelen!", platze Spider aufgeregt raus.
Lo'ak stieß ihm in die Seite und Spider taumelte etwas zu Seite.
"Mann, Bro! Das wollte ich ihr erzählen!"
"Hättest schneller sein müssen!", Spider zog eine Grimasse. Lo'ak fauchte ihn an.
"Jungs!", Kiri rollte die Augen.
Ich staunte ihre über Ausdrucksweise. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie moderne menschliche Wörter benutzten. Aber da sah man ganz deutlich den Einfluss den Jake und seine frühere Kultur auf die Na'vi und besonders seine eigenen Kinder hatte. Ich fand Lo'ak war sowieso Jake am ähnlichsten. Nicht nur, weil er aussah wie ein Avatar, auch sein Verhalten erinnerte mich an Jake.
Neteyam erinnerte mich eher an Neytiri, Tuk sowieso und Kiri war irgendwas ganz anderes. Sie war mit ihren Gedanken oft irgendwo anders hatte ich da Gefühl. Manchmal beobachtete ich sie, wie sie einfach nur da saß und in die Natur schaute. Ich wusste, dass sie Eywa spüren konnte und dieses Verständnis für das große Ganze, dieses Gleichgewicht zwischen Na'vi und Natur lebte sie voll aus.
"Der Baum der Seelen!?", staunte ich. Ich hatte tausende Bilder und Videos gesehen, selbst da gewesen war ich jedoch noch nie. Der berühmte Baum lag etwas entfernt vom Dorf unter unglaublichen ringförmigen Felsen gelegen. Ich wurde ganz aufgeregt. "Wann geht es los?"
Sie grinsten. "Vorher haben wir noch eine andere Überraschung.", sagte Kiri. Ich hob verblüfft die Augenbrauen. Was denn noch?
"Wir sollten dir vernünftige Kleider besorgen", löste sie das Geheimnis. Ich sah an mir herunter. Ich trug immer noch die großen Menschensachen. Und sie gefielen mir ganz gut. "Ist das unbedingt nötig?" Ich zweifelte etwas. Ich war keine von ihnen, ich konnte doch nicht in Na'vi Kleidung rumlaufen. "Ja keine Sorge, komm!"
Sie zogen mich mit durch das Dorf. "Was hält Jake von der Idee?", fragte ich in die Runde. Lo'ak zuckte die Schultern. "Dad weiß nichts davon, ihn würde es aber bestimmt nicht stören."
Okay dachte ich, wenn er das sagte.
Wir liefen durch den Dschungel. Neteyam hatte immer noch kein Wort gesagt. Er lief hinter mir und ich fragte mich, ob er irgendwie sauer war oder sowas. Dabei kannte ich ihn eigentlich überhaupt gar nicht, vielleicht war das einfach seine Art? Ich ließ mich etwas zurück fallen, sodass ich neben ihm lief.
"Bist du sauer auf mich dass ich die Pflanzen angeschnitten hab? Du wirktest gestern Nacht so reserviert.", fragte ich vorsichtig. Er sah erstaunt auf. "Ich war nur müde. Dad's Training ist manchmal ziemlich anstrengend. Und ja, ich finde es nicht gut, dass wir die Pflanzen abschneiden. Aber wenn wir damit die Leute heilen können, ist das in Ordnung. So kann das Gleichgewicht wieder hergestellt werden."
Ich atmete erleichtert aus. Ich verstand den letzten Satz zwar nur so halb, aber immerhin. Okay. Gut" Ich lächelte ihn halb von der Seite an und er grinste. Dann lief ich in Kiri hinein.
"Wir sind da"
Sie gab mir Na'vi Kleidung, einen Lendenschurz und eine Art Top, das aus Bändern geflochten war. Tuk gab mir eine selbstgebastelte Kette. Ich verschwand hinter einem Baum und zog alles an. Es war zuerst unbequem, und ich fühlte mich irgendwie nackt, dabei liefen alle so rum.
Als ich wieder hervor kam, strahlte Kiri mich an. "Du siehst toll aus! Richtig wie eine von uns!" Sie nahm meine Hand und wirbelte mich im Kreis. Mein Schwanz schlug aufgeregt hin und her. Ich fühlte mich seltsam, aber auch irgendwie geborgen, wie ein Teil von ihnen.
Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Neteyam misch mustere. Mir wurde mit einem Mal ganz warm und ich hörte auf mich zu drehen.
Spider grinste und deutete auf meine Stiefel. "Die auch"
Seufzend sog ich sie aus, sodass ich barfuß laufen musste. Ich machte ein paar Schritte und plötzlich war es, als würde sich mein Bewusstsein erweitern. Ich spürte das weiche Gras und den Boden unter meinen nackten Füßen. Eine sanfte Brise strich über meinen Bauch und die Sonne, die durch das dichte Blätterdach fiel, warf Muster auf meine blaue Haut. Ich fühlte mich tatsächlich plötzlich wie eine von ihnen.
...
Der Baum der Seelen war leicht zu Fuß zu erreichen. Wir liefen durch den Wald, über Baumwurzeln, Hügel und dicke Äste, bis wir auf Höhe der Baumkronen waren. Die Bäume waren so riesig, dass man bequem von einem zum anderen springen konnte. Ich hatte Schwierigkeiten mit den anderen mitzuhalten, ja sogar mit Spider. Aber sie warteten geduldig auf mich, wenn ich zurückfiel.
Ich lief über das dichte Moos eines breiten Astes und lachte auf vor Freude. Noch nie hatte Laufen und Rennen mir so viel Spaß gemacht! Ich hüpfte über Pilze und Farne hinweg und drehte mich im Kreis. Die aussicht war atemberaubend. Über uns war dichtes Blätterdach und unter uns in einigem Abstand weiter kleine Bäume.
Von in der Ferne konnte man schon die Ringe der Felsformationen aus machen, die über dem Baum der Seelen aufragten.
Es war so schön, dass ich nicht mehr auf den Weg achtete. Ich setzte meinen Fuß auf und rutschte ab. Panisch ruderte ich mit den Armen, unter mir die Leere des Himmels und tief darunter die Baumkronen.
Plötzlich packte mich jemand am Handgelenk. Neteyam! Er zog mich zurück in die Mitte des breiten Astes. "Mawey! (ganz ruhig)"
Die anderen waren stehen geblieben. "Ist dir etwas passiert?", fragte Spider. Ich schüttelte nur voller Schock den Kopf. Ich wäre beinahe vom Baum gefallen und gestorben! Ich blinzelte und atmete tief ein.
"Skxawng!", lachte Lo'ak spaßeshalber. Kiri zog an seinen Braids. "Das ist nicht witzig!"
"Aua! Man ich weiß, war nur Spaß okay!?"
Kiri verdrehte die Augen und Tuk trat ihm vors Schienbein. "Hey! Ist ja schon gut, tut mir Leid Eva"
"Alles gut", sagte ich, aber meine Stimme zitterte leicht.
"Wollen wir weiter?", fragte Neteyam und ich nickte.
Wir setzten unseren Weg fort, dieses Mal achtete ich mehr auf meine Füße. Ich würde keinen Zentimeter näher zum Rand gehen, schwor ich mir. Plötzlich lief Neteyam neben mir. "Wirklich alles in Ordnung?"
Ich nickte. "Ja, ich hätte besser aufpassen müssen." Ich lachte verlegen.
Er schmunzelte. "Du musst mehr deinen Schwanz benutzen. Den haben wir nicht umsonst, weißt du."
Ich sah ihn fragend an. Er grinste leicht. "Du musst dein Gewicht damit austarieren. Du kannst das Gleichgewicht besser halten, wenn du mit dem Schwanz gegensteuerst."
Er lief ein paar Schritte vor und machte irgendwelche Figuren auf einem Bein. Je nach dem, in welche Richtung er sich lehnte, wirbelte sein Schwanz hin und her. Es sah so witzig aus, dass ich anfing zu lachen. "Ohje, tut mir Leid! Aber danke"
Er hielt inne und stieg in mein Lachen mit ein. "Gern geschehen!"
Wir sahen uns einen Moment an. Dann nickte er mit dem Kopf weiter nach vorne. Die anderen hatten ein gutes Stück Vorsprung. "Komm, lass uns die anderen einholen.", sagte Neteyam und wir liefen los.
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